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Autistische Bibliothekare

Schon seit den Anfangstagen im Jahr 1996, als sich aus den Ruinen von At The Gates eine neue Macht namens The Haunted erhob, zählen die Schweden zur absoluten Speerspitze des modernen Thrashs. Ein schlechtes Album haben sie nie gemacht, aber ihr letztes Werk „The Dead Eye“ war mal definitiv anders und hat viele überrascht – positiv wie negativ. Mit „Versus“ zeigen sie sich dieser Tage wieder eher traditionell, und wenn man das folgende Interview liest, weiß man auch, warum „The Dead Eye“ die Ausnahme im The Haunted-Oeuvre ist. Gitarrist Jensen hatte einiges an Überraschungen im Ärmel und war ein sehr gut aufgelegter und erstaunlich humorvoller Gesprächspartner, aber lest selbst!

H: Hallo Jensen. Vor ein paar Tagen habt ihr das Wacken-Festival gespielt, wie war’s denn, habt ihr ordentlich gefeiert?

J: Naja, viel feiern war gar nicht drin. Die Reiserei etc., und dann hatten wir ja auch noch die Listeningsession mit dem neuen Album da. Außerdem ging ja auch noch das At The Gates-Reunion-Ding ab. Wir hatten aber auf jeden Fall ´ne Menge Spaß.

H: Ich nehme mal an, vor so vielen Leuten zu spielen muss ziemlich cool sein – war das denn die größte The Haunted-Show, die ihr je gespielt habt?

J: Das ist schwer zu sagen, denn wir haben nicht auf einer der Hauptbühnen gespielt. Wir haben auf einer der Kleineren gespielt, die aber in unmittelbarer Nähe zu den Großen sind. Und es war rappelvoll, ich schätze mal so 20.000 – 25.000 Leute. Aber ich glaube, als wir in Los Angeles beim Ozzfest gespielt haben, waren sogar noch mehr Leute am Start.

H: OK, ich wusste nicht, auf welcher Bühne ihr gespielt habt. Ich hab´ nur in den Nachrichten gehört, dass da wohl über 75.000 Leute am Start waren und das klingt ja schon gigantisch... Du hast es grad schon angesprochen, die Björler-Büder haben da ja sogar zwei Shows gespielt. War das stressig, gab´s Probleme die Shows zu arrangieren?

J: Ach nein, gar nicht. Wir sind es gewohnt, mehrere Shows am Tag zu spielen, haben das ja auch schon auf Tour gemacht und wir benutzen zudem auch die gleiche Backline. Das war also recht cool, wir hatten auch die gleiche Crew usw.. Ich hab´ ja auch noch ´ne andere Band, Witchery. Und wir haben mit The Haunted eine komplette US-Tour gespielt, ich hab´ also 60 Shows in 30 Tagen gespielt, und wenn ich das hinkriege, dann sollten die das auch auf die Reihe bekommen!

H: Wart ihr mehr als einen Tag in Wacken, habt ihr euch also auch andere Bands angeschaut?

J: Ich habe natürlich Exodus gesehen, ein bisschen was von Nightwish, Obituary... ein paar Bands hab´ ich also schon gesehen.

H: Wie ist das bei dir, spielst du gerne auf Festivals, oder ist dir ´ne Clubshow lieber?

J: Oh, Festivals sind viel spaßiger! Da trifft man immer so viele Leute mit denen man vorher schon auf Tour war usw., zudem ist das Wetter im Bestfall prima und alles ist einfach nur cool. Im Club ist es auch nicht schlecht, aber die sind üblicherweise kleiner, stinkiger usw.

H: Ich find´s manchmal halt nur etwas seltsam, ´ne Band am helllichten Tag oder sogar bei Sonnenschein zu sehen. Einige Bands sollten eben einfach im Dunkeln spielen.

J: Da bin ich völlig deiner Meinung.

H: OK, dann kommt’s also wohl schon auch auf die Zeit an, zu der man auf die Bühne muss.

J: Klar, beim Ozzfest gab´s so ein Rotationsprinzip und manchmal mussten wir da tatsächlich um 9 Uhr morgens (!) auf die Bühne! Das war derbe früh...

H: Mitten in der Nacht UND vor dem Frühstück!

J: Naja, Ozzy muss sich halt erholen, d.h. er spielt ein Konzert und braucht dann zwei Tage zum Regenerieren, in denen wir dann eigene Shows spielen konnten. Ozzys Frau Sharon ist da aber sehr darauf bedacht, dass man sehr weit weg von den Ozzfest-Städten spielt, damit´s da keine Konkurrenz und somit geringere Kartenverkäufe gibt. Man spielt dann also abends um elf oder zwölf ´ne Show, fährt dann eeeewig lang, damit man es gerade noch so rechtzeitig morgens um neun Uhr auf die Ozzfestbühne schafft! Ziemlich frustrierend ist das...

H: Klingt auf jeden Fall heftig.
H: Das neue Album kommt Mitte September raus, die ganzen Interviews mussten aber schon Wochen vorher über die Bühne gehen – wieso denn so hektisch?

J: Naja, die Plattenfirma arrangiert das alles immer sehr zeitig vorher, oft schon bis zu drei Monate vor der Veröffentlichung. Printmagazine haben teilweise recht langen Vorlauf, wenn man also in dem Heft landen will, in dem auch das Album besprochen wird, kann´s schon sein, dass man Wochen vorher Interviews gibt.

H: Und ich dachte, ihr habt noch irgendwelche wichtigen Termine vorher und wollt deswegen schon jetzt alle Gespräche führen. Also kein Urlaub oder keine Japan-Tour dieser Tage...

J: Die letzte Japan-Tour war erst im Februar  – und im November fliegen wir wieder hin.

H: Cool...

J: Ich war noch nie zweimal in einem Jahr auf Tour in Japan!

H: Na, das klingt doch so, als ob es ganz gut laufen würde für The Haunted!?

J: Auf jeden Fall in Japan und auch in anderen Ländern. Aber merkwürdigerweise ist ausgerechnet Deutschland recht schwierig für uns. Und ich hab´ keine Ahnung, warum das so ist! Wir haben recht coole Touren gespielt, waren z.B. mit Killswitch Engage unterwegs und haben da jeden Abend vor 1000-2000 Leuten gespielt. Und wir haben an sich auch ganz gut zusammengepasst, wir haben ja auch hier und da Clean Vocals usw.. Als wir dann aber später für Headlinershows zurückgekommen sind, war´s echt schwer für uns. Mag sein, dass es daran liegt, dass wir mit den ersten Alben auf ´nem britischen Label, Earache, waren. Die haben den deutschen Markt irgendwie nicht geknackt. In Flames wiederum sind auf ´nem deutschen Label und hatten anfangs echte Probleme auf dem englischen Markt. Es hat also womöglich mit verschiedenen Kulturen zu tun! (lacht) Wir können in Deutschland also jede Hilfe brauchen, vielleicht sind wir aber auch einfach nicht Viking genug, wir sollten mehr wie Amon Amarth sein...

H: Ah ja, Drachenboote und Wikingerhelme auf der Bühne!

J: Ja, und wir müssen unbedingt mehr Bier aus Hörnern trinken!

H: Das Album heißt “Versus”, wer ist denn nun gegen wen?

J: Naja, in den Texten geht’s auf jeden Fall mal um Macht. Und zwar um verschiedenste Arten, ob nun militärische, politische, persönliche Macht oder etwa auch Macht in der Schule oder Daheim zwischen Ehemann und -frau. Es ist ja eigentlich auch immer so, dass man für irgendetwas kämpft oder sich abmüht. Bezogen auf uns mag das auch heißen „The Haunted gegen eine harte Tour“ oder „The Haunted kämpfen um das beste Album, das je gemacht wurde“ usw. Das wäre die eine Seite des Titels, die andere ist die gesprochene: „Versus“ spricht sich wie „Verses“, als wie Strophen in einem Song. Es ist also auch sone Art Geschichte.

H: Als allererstes hab´ ich mich bei dem Titel gefragt, ob ihr wohl Pearl Jam mögt, denn die hatten auch mal ein Album mit fast dem gleichen Titel...

J: Echt?

H: Ja, ich glaub es war ihr zweites Album...

J: Ah, ok, aber das schreibt sich glaube ich nur „Vs.“? Wir schreiben es immerhin aus! Wir hatten ja auch dieses Album namens „rEVOLVEr“ und da gibt es doch diese kleine, britische Band, die auch ein Album mit dem Titel hatten.

H: Ahhh, ich weiß, wen du meinst, diese Newcomer aus Liverpool? Ja, die gehen ziemlich ab, aus denen könnte was werden! (Lachen auf beiden Seiten)

J: Ja, die sind aber echt noch winzig!

H: Soweit ich weiß, habt ihr die eigentlichen Aufnahmen in nur zehn Tagen abgeschlossen. Hört sich an, als ob ihr richtig gut vorbereitet gewesen wärt!

J: Nö, wir haben sogar nur sieben Tage gebraucht!

H: 15 Songs in sieben Tagen?

J: 22 Songs!

H: Oh? Aber ihr wollt uns dieser Tage nur 15 davon hören lassen.

J: Genau, elf auf dem normalen Album und vier Bonustracks obendrauf auf der Limited Edition.

H: Hey, aber 22 Songs in sieben Tagen...

J: Wir haben halt live aufgenommen, das ist das Beste, was du machen kannst! Bei unserem ersten Album haben wir das auch schon so gemacht und bei Witchery machen wir das schon immer so. Auf die Art fängt man sone Art Gefahr... nein, Adrenalin ein. Wenn man zuerst die Drums auf Klick einspielt und danach überexakt den Bass draufspielt und dann darauf wiederum diverse supertighte Gitarren draufpackt, dann wird das Resultat zwar sehr exakt, aber sonderlich überraschend oder lebendig ist das dann nicht mehr. Nimm beispielsweise Pete Sandoval (Drummer von Morbid Angel, Anmerk. d. Verf.), hör dir den an, wenn er sehr schnell spielt und hör dir im Vergleich dazu an, wie ein Drumcomputer sehr schnell spielt!

H: Das ist ein Unterschied!

J: Das ist ein RIESEN Unterschied, der Drumcomputer ist tot. Wenn du aber Sandoval hörst, dann weißt du, wer da spielt und was da geht! Und genau das wollten wir auch mit unserem Album. Du hörst eine Band – und keine Band, die zu einer Uhr spielt. Wir haben mit dem Puls der Songs und der Band gespielt und nicht im Takt eines Computers.

H: Und ich hab immer gedacht, live einspielen würde mehr Zeit kosten, denn wenn sich einer verspielt muss man ja alles noch mal von vorne machen...

J: Nein. Sagen wir mal, ein durchschnittlicher Song dauert vier Minuten, und wir brauchen mal mehr mal weniger als sechs Takes, dann hat man also 24 Minuten um einen Song aufzunehmen – dann ist aber auch jeder durch, und das in gerade mal einer halben Stunde! Wir haben´s ja noch richtig ruhig angehen lassen und nur drei Songs am Tag aufgenommen, aber wenn man’s eilig hat, geht da deutlich mehr am Tag!

H: Und was passiert mit den sieben anderen Songs aus der Aufnahmesession, bringt ihr ne EP oder sowas raus?

J: Die „EP“ ist glaub ich ein Teil der Limited Edition, wie ich sagte, vier Bonustracks. Japan will dann auch noch ein bis zwei Bonustracks. Wir behalten noch ein bisschen was in der Hinterhand, vielleicht schaffen wir es ja auf einen Film- oder Videospiel-Soundtrack oder so... Die Songs, die wir nicht auf das Album gepackt haben, sind auch in keinster Weise zweitklassig oder irgendwie schlechter. Ein paar sind recht progressiv, ein paar ziemlich heavy und einer ist sogar der wohl schnellste Song, den wir je aufgenommen haben!

H: Und das sind alles eigenen Songs, oder habt ihr auch Coverversionen am Start?

J: Nein, alles eigenes Material!

H: Das ist interessant; seit ich gelesen habe, dass euer Album live aufgenommen wurde, hab ich noch von weiteren Bands gelesen, die das genauso machen wollen – Kreator z.B.! Da habt ihr dann wohl ´ne Art Trend gestartet...

J: Das wäre richtig, richtig cool. Denn so hat das ja alles auch mal angefangen. Bei Exodus, Metallica, Slayer und auch älteren Bands wie Judas Priest, Black Sabbath  und so weiter, da gab’s so was wie ´nen Klick ja gar nicht! Und diese Alben klingen meiner Meinung nach besser, als all die aktuellen „ProTooled“ Alben. Nix gegen ProTools, das kann man schon verwenden, aber eben zum Aufnehmen, und nicht um alles zu verändern. Du kennst doch Fredrik, bzw. das Studio Fredman?

H: Klar.

J: Ja, und was glaubst du, bei wie vielen Bands ist Frederik der tatsächliche Drummer? Und was meinst du, bei wie vielen Bands eigentlich Andy Sneap der Drummer ist? Es gibt so viele Bands, die Andy als ihren eigentlichen Drummer haben...

H: Ok...

J: Und das ist NICHT cool!

H: Aber mal im Ernst, nachdem du Metallica erwähnt hast. Ich glaube nicht, dass du ein Metallica-Album hören oder haben willst, bei dem Lars Ulrich live spielt!

J: Nein! Vielleicht wenn er sich mal richtig ausschläft und richtig lange in seinem Bademantel durch die Gegend gelaufen ist (lacht). Aber hey, ohne ihn wären Metallica nicht Metallica! Sie brauchten und brauchen seine Energie und sein großes Maul. Und die Band ist unerlässlich für die Musik an sich. Aber ich hab´ sie vor ein paar Wochen gesehen, wir haben zusammen ein Festival in Madrid gespielt. Und du kennst den Song „One“?

H: Ja, klar! Ich hab´ sie bei Rock Im Park in Nürnberg gesehen und er hat den Doublebass-Part total verkackt!

J: Das hat sich angehört, als würde jemand einen Sack Kartoffeln über seinem Schlagzeug ausschütten!

H: Das ist so unfassbar, der Mann macht das seit Jahren, und er macht ja nix nebenher! Es ist ja nicht so, dass der noch arbeiten gehen muss oder so, der hat alle Zeit der Welt zum Üben...

J: Das ist dem aber völlig egal!

H: Vielleicht ist er aber auch zu sehr damit beschäftigt, Kunst zu sammeln oder so...

J: Wer weiß!

H: Mal ganz abgesehen von offensichtlichen Sachen wie dem Aufnahmeprozess, wo siehst du die Hauptunterschiede zwischen “The Dead Eye” und dem neuen Album?

J: Ich bin auf dem neuen Album!

H: Wie war das?

J: Ich bin auf dem neuen Album! Auf “The Dead Eye” war ich nicht zu hören! Ich hab weder etwas für das Album geschrieben noch etwas aufgenommen!

H: Ok, und warum?

J: Naja, zu der Zeit war ich gerade wieder in meine Heimatstadt gezogen, die mehrere Stunden weit von Göteborg entfernt ist. Mein Vater war schwer krank und wir sind eineinhalb Jahre auf Tour gewesen. Das letzte, was ich zu der Zeit tun wollte, war wieder für längere Zeit von Daheim weg sein. Ich wollte Zeit mit meiner Familie und mit meiner Freundin verbringen. Ich war Daheim und hab´ auch Ideen und Songs mit dem Computer aufgenommen. Die Jungs in Göteborg wussten das auch, aber ich war halt nicht gerade der mitteilsamste Typ in dieser Zeit, ich wollte halt einfach nicht schon wieder weg. Ich hab´ aber auch nichts von den Jungs gehört. Als ich dann dreieinhalb Wochen vor dem Studiotermin nach Göteborg gefahren bin, haben sie mir gesagt, dass es eine neue Deadline gibt, und dass sie an diesem Tag ist! Normalerweise hab´ ich so drei bis vier Songs auf jedem Album, und ich hatte auch so ca. fünf bei mir als wir uns damals getroffen haben, aber ich hab sie ihnen nicht mal vorgespielt und bin wieder abgezogen. Und ich weiß ja nicht, wie vertraut du mit den The Haunted-Alben bist, aber „The Dead Eye“ ist ein bisschen dunkler...

H: Ich würde sagen, es ist dramatischer.

J: Ja, da ist was dran. Da sind mehr Gefühle drin und es ist auf seine Art auch progressiv. Ich bin irgendwie aber eher der Metal-Guy, ich bin der in der Band, der tatsächlich immer noch Saxon und Accept mag. Per steht total auf Jazz und die Zwillinge hören viel progressives Zeugs wie Rush oder so. Der größte Unterschied zwischen den beiden Alben ist also, dass das neue mehr positive Energie hat. Und zwar direkt von Anfang an (singt das Anfangsriff von „Moronic Colossus“), das ist regelrecht dafür gemacht um es laut zu hören und dabei richtig schnell Auto zu fahren!

H: Wenn ich mir das so anhöre, was du gerade gesagt hast, dann klingt das, als ob ihr abgesehen von der Band nicht viel gemein habt?

J: Nein, aber wir sehen uns eben ständig. Und wenn wir dann mal Pause haben, dann machen wir auch Pause! Die gerade beschriebene Situation war aber auch außergewöhnlich. Ich war gerade umgezogen, hatte ´ne neue Freundin, meinem Dad ging´s richtig schlecht und die Ärzte hatten ihm eigentlich nur noch ein paar Monate gegeben. Als ich dann also nach der langen Tour endlich wieder in Schweden war, wollte ich nicht gleich als nächstes wieder in den Proberaum. Wundersamerweise geht es meinem Vater mittlerweile wieder besser, und dieses Mal war ich auch vom Beginn an, im Januar, bis dann im April alles fertig aufgenommen war, beteiligt.

H: Die meisten Songtitel auf dem neuen Album sind recht kurz geraten, der letzte Track hat dann aber gleich drei Wörter spendiert bekommen: „Imperial Death March“ der Titel klang gleich beim ersten Lesen schwer nach... Star Wars!

J: Genau das hab´ ich den anderen Jungs in der Band auch gesagt, aber die sind da irgendwie autistisch unterwegs. Die haben von nichts eine Ahnung. Das ist, wie du natürlich erkannt hast, ein recht bekannter Star Wars-Begriff. Die Jungs meinten aber, dass das nicht so sei, sie hätten noch nie davon gehört und dann kann das ja wohl nicht bekannt sein! Ich hab´ ihnen sogar die Melodie vorgesummt, da hat dann jemand gestanden, dass es ihm bekannt vorkommt. Andere meinten aber nach wie vor, dass sie den Scheiß noch nie gehört hätten! Und ich habe gleich gesagt, dass das Fragen aufwerfen würde, aber ihnen war’s egal – die geben ja auch keine Interviews!

H: Dann wird’s jetzt also jeden Moment bei dir klingeln und draußen steht eine Armee von George Lucas-Anwälten um euch zu verklagen...

J: Mag sein, ich rechne jede Sekunde damit, dass C3PO vorbeischaut! Aber wenn ich das recht verstehe, was Peter da singt, dann geht’s um Kaiser Caligula oder so was. Und da es ja um Macht geht, ist hier wohl der durchgedrehte Regent dran.

H: Was hast du eigentlich getrieben, als sich Teile der Band mit den Reunion-Shows von At The Gates beschäftigt haben?

J: Was ich in der Zeit getan habe? Ich hab´ das nächste Witchery-Album geschrieben! Wir bräuchten nur zwei Wochen um es auch aufzunehmen. Du hast vielleicht gehört, dass Martin jetzt auch bei Opeth spielt und die sind wirklich ständig am Touren, die hören einfach nicht auf... Geplant ist also das Ding aufzunehmen, eine Woche würde an sich reichen.

H: Ich vermute auch 22 Songs, oder?

J: Nein (lacht), bisher haben wir 12 Songs fertig. Wir haben aber auch nur von Montag bis Freitag Zeit, weil Opeth am Wochenende Festivals spielen.

H: Gibt’s denn dann auch schon Pläne in Richtung Veröffentlichungstermin?

J: Ja, ich denke mal, es wird im nächsten Jahr rauskommen. Wir haben richtig coole Gitarristen-Gäste am Start und der letzte von denen, der seine Parts einspielen wird, macht das Ende Oktober. (im Hintergrund fängt’s mächtig an zu Rumpeln)

H: Und jetzt bist du grad in der U-Bahn oder was?

J: Nee, da ist gerade ein Panzer vorbeigekommen (lacht), nee, ich hab hier das Fenster offen und es ist grade ein Zug vorbeigefahren!

H: Na dann... Wenn die Gitarristen-Gäste so toll sind, dann lass doch mal raus, um wen es sich dreht!

J: Das kann ich echt nicht! Der Plan ist, dass die Jungs, wenn sie auf Tour in Schweden sind, im Studio vorbeischauen und ihre Parts einspielen, wenn aber im Vorfeld irgendwas nicht klappt, dann wird das nichts und wer weiß, wann ich die dann wieder in ein Studio kriege. Sind aber richtig bekannte Namen, ich denke, die Leute werden überrascht sein!

H: Große Namen...

J: Es gibt ´ne Menge heimliche Witchery-Fans!

H: Jetzt bin ich richtig gespannt!
H: Für den Herbst habt ihr schon Termine für Skandinavien angesetzt, gibt’s denn auch schon Pläne für eine deutsche Tour?

J: Nach Deutschland kommen wir wohl irgendwann Anfang 2009.

H: Als Headliner oder im Vorprogramm von ´ner anderen Band?

J: Wie ich vorher schon gesagt habe, Deutschland ist nicht ganz so einfach für uns. Wir würden es also wohl vorziehen vor einer größeren Band zu spielen, denn wenn wir selbst headlinen würden, wären da nur Leute im Publikum, die uns eh schon kennen und mögen. Wir hätten gerne jemand, der jeden Abend 1000 Leute zieht, die wir dann überzeugen können!

H: So, jetzt mal ne Frage zu deinen Endorsements. Auf der Homepage hab ich gelesen, dass du von ESP unterstützt wirst, du spielst aber wohl auch andere Gitarren, z.B. Gibson oder Fender – erwartet ESP nicht, dass du exklusiv ihre Instrumente spielst?

J: Mhhh... ahhhh... Ich habe ewig Gibson gespielt, aber das war so in der „The Haunted Made Me Do It“ und „One Kill Wonder“. Und die Fender hab ich nur auf der Tour zum ersten Album gespielt. Aber ich hab´ die Gitarren natürlich noch, denn das sind sehr schöne Instrumente. Kann schon sein, dass ich im Studio mal etwas herumprobiere. Denn all die Gitarren, die ich so habe, sind Metalgitarren. Wenn wir dann also mal einen etwas anderen Sound wollen, dann kann’s schon sein, dass ich zu einer anderen Gitarre greife. ESP sind aber richtig coole Gitarren und deswegen bleibe ich auch bei denen.

H: Ja, aber die Frage war ja, ob ESP dich exklusiv unter Vertrag genommen hat, hast du da etwas unterschreiben müssen?

J: ´Nen Vertrag haben wir natürlich schon unterschrieben, aber da steht nicht drin, dass ich jetzt nur noch ESP-Gitarren spielen darf. Der Deal ist eher, dass sie mir Gitarren stellen und ich die öffentlich präsentiere.

H: Ich habe gelesen, dass ihr Mitte August ein Festival in Israel spielen werdet. Das ist für ´ne Metal-Band ja immer noch ein recht exotischer Ort, habt ihr schon mal da gespielt, oder ist das eure erste Show da?

J: Nein, wir haben da noch nie gespielt und ich war auch noch nie dort. Aber ich reise richtig gerne. Wenn ich kann, reise ich im Winter auch immer einen Monat nach Asien, um der Kälte in Schweden zu entkommen. Ich war kürzlich in Kambodscha und das war echt cool – man nennt mich in der Band nicht umsonst „Der Tourist“! Ich steh´ auf Tour auch immer um neun Uhr morgens auf und gucke mir dann Kirchen, den Eifelturm, Stierkampfarenen und sowas an. Das gefällt mir sehr, ich erlebe gerne Neues und schließlich bin ich ja eh in der Stadt. Israel wird bestimmt interessant, da gibt’s jede Menge Kultur – und Tonnen zu sehen...

H: Ich hab ja keine Ahnung, wie groß die Szene da ist, aber hast du ne Ahnung, wie viele Leute zu der Show kommen werden?

J: Nein, überhaupt nicht. Ich weiß noch ein paar andere Bands, die spielen und das sind recht große Namen, Opeth, Satyricon, wir, Dark Tranquility usw. Wird wohl recht groß werden. (Das Festival wurde von The Haunted dann im Vorfeld abgesagt, es gab wohl Probleme mit dem Veranstalter – Anmerk. d. Verf.)

H: Ich hab vor ein paar Jahren schonmal ein The Haunted-Interview gemacht, damals noch mit dem zwischenzeitlichen Sänger Marco Aro. Wir haben da auch über seine persönliche Situation gesprochen, seine Arbeit usw. Ich glaub wir sprachen auch davon, dass er Kinder hat und dass das nicht einfach ist und dass er geschieden ist. Und dann hab´ ich vor diesem Interview einen Blogpost von Dolving gelesen, dass er jetzt auch die Papiere unterschrieben hat und geschieden ist. Es scheint nicht gut für deine Beziehung zu sein, wenn du Sänger bei The Haunted bist...

J: Nein, anders: in einer Band zu spielen, die auf Tour geht, ist schlecht für deine Beziehung! Das ständige unterwegs sein ist es, denn was bringt es ´ne Beziehung zu haben, wenn man sich eh nie sieht? Das ist schon recht hart. Du wartest auf Tour im Prinzip ja 23 Stunden um eine Stunde Gas zu geben und Spaß zu haben. Touren kann einem echt ganz schön auf den Zeiger gehen. Ich freu mich echt auf den Tag, wenn sie den Transporder, oder wie das Ding heißt erfinden...

H: Teleporter! “Beam Me Up, Scotty!”

J: Ja, genau! Man spielt die Show und ist danach wieder daheim oder wenigstens schon in der Stadt der nächsten Show. Man verschwendet so viel Zeit, und das ist auch der Grund, warum Musiker so oft Drogen nehmen oder ständig Alkohol saufen. Da geht’s weniger um den Druck, jeden Abend ne gute Show hinzulegen, eher darum, die Langeweile zu bekämpfen. Ständig in stinkigen Bussen rumzuhängen, oft ist das Essen auch echt schäbig und es gibt nicht mal Duschen. Was macht man an ´nem kalten Dienstagnachmittag im Januar? Viele Leute saufen um die Zeit totzuschlagen und schlafen dann bis fünf Uhr nachmittags zum Soundcheck.

H: Und ich dachte immer, dass eine Frau, die wissentlich einen Musiker heiratet, weiß was sie erwartet. Dass sie eben in Kauf nimmt, dass er viel unterwegs ist; auf Tour, im Studio und für Promo.

J: Marco ist übrigens immer noch mit derselben Frau verheiratet und er hat mittlerweile drei Kinder. Aber Peter hat zwei Kinder und zieht tatsächlich gerade seine Scheidung durch. Sie waren aber beide schon verheiratet, bevor sie zu The Haunted kamen. Sie wussten also offensichtlich nicht so wirklich, was sie erwartet.

H: Wo du Marco gerade ansprichst, ihr habt also immer noch Kontakt zu ihm und wisst, was er so treibt?

J: Ja, sogar sehr.

H: Cool, der war total freundlich damals. Ich hab ihn sogar schon vor seiner The Haunted-Zeit mit seiner anderen Band Face Down gesehen. Da waren sie Vorgruppe von Napalm Death und Crowbar.

J: Marco ist auch ein total freundlicher und lustiger Typ.

H: Genau, und die Tour damals war auch total cool. Ihr ward Headliner und Hatesphere haben angefangen, bevor dann Mastodon auf die Bühne sind.

J: Das war ne coole Tour!

H: Das war noch bevor Mastodon dann so abgegangen sind.

H: In dem Dolving-Blog, den ich vorhin schon erwähnt habe, hat er auch einen Film erwähnt, der wohl über euch als Kultband auf Tour gemacht wurde. Wann kann man den denn sehen?

J: Ich hab´ keine Ahnung! Anders spricht da schon eine ganze Zeit von, denn er ist der Mann dahinter. Der Film ist an sich fertig und das sagt er jetzt auch schon seit einem Jahr. Ich vermute mal, er wartet einfach noch auf ein paar weitere Clips oder sowas. Denn das Material ist an sich schon geschnitten und ich hab’s schon gesehen.

H: Dann hoffe ich mal, dass das bald was wird, denn das klingt echt interessant. Eben nicht einfach ne weitere coole Live-DVD mit ein paar Bonus-Schnipseln, sondern eher den Fokus aufs Abseits der Bühne und das Reisen.

J: Naja, wenn du jetzt mal bedenkst, was ich so seither über’s Touren gesagt habe, dann kannst du dir ja vorstellen, dass das kein Pantera-Video wird. Das wird jede Menge gequatscht und der Welt erzählt, wie langweilig und nervig das alles ist. Denn bei uns in der Band ist keiner ein Party-Animal. Nach einer Show wird geduscht, vielleicht ein Bierchen getrunken und dann geht’s ab ins Bett. Unser Busfahrer beim Ozzfest hat seinen Kollegen erzählt, dass er dachte, dass er Bibliothekare durch die Gegend kutschiert hat!

H: Hey, jetzt mal ohne Scheiß, rate mal, womit ich mein Geld verdiene!

J: Wenn du so fragst, bist du wahrscheinlich Bibliothekar!

H: Treffer! (Lachen auf beiden Seiten!)

J: Dann sind das wahrscheinlich Vorurteile gegenüber Bibliothekaren – wahrscheinlich lebt ihr wie die Rockstars und die leben wie die vermeintlich langweiligen Bibliothekare!

H: Auf eurer Homepage werden alle bisherigen Shows aufgeführt und sie sind sogar durchnummeriert!

J: Yeah.

H: Und wenn ich mir das so anschaue, dann steht ihr kurz vor der “Number Of The Beast”-Show - mit den Dates im Herbst sinds 658 Konzerte. Habt ihr euch schon was besonderes für die Show einfallen lassen?

J: Das ist mal eine richtig gute Frage! Und da muss natürlich was Spezielles passieren, wir müssen auf jeden Fall was satanisches abziehen an dem Abend! Mal sehen... gut dass du das angesprochen hast, ich werd das mit den Jungs besprechen. Wir werden auf jeden Fall Bilder davon schießen und auf die Homepage packen!

H: So, Jensen, das waren meine Fragen – wolltest du noch was anmerken?

J: Nö, das war mal ein richtig interessantes Interview, verglichen mit vielen anderen Gesprächspartnern hast du einen richtig guten Job gemacht!

H: Na, vielen Dank, hat Spaß gemacht! Dann weiterhin alles Gute und hoffentlich bis bald bei ´ner Show in Deutschland!

J: Genau, mach’s gut!

Thomas Jentsch

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Interview: Interview mit Sänger Marco Aro (2003)
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Review: Versus, 2008 (tj)
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