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Keith Caputo - Yoga und Bücher verbrennen

Wie so oft im Showbusiness sind ja gerade die charismatischen Leute gerne mal etwas „untergroß”. So hat auch der US-amerikanische Sänger Keith Caputo bestes Prince-Maß, überzeugt aber mit einer umso größeren, einzigartigen Stimme. Die hörte man zuerst bei der Life Of Agony, die durch ihn und seine Stimme etwas einzigartiges war (und seit der Reunion auch wieder ist). Caputo fühlte sich aber in diesem Metalumfeld irgendwann zunehmend unwohl, man sah ihm bei den Shows auch mehr und mehr an, dass er unglücklich war und so stieg er konsequenterweise aus und startete bald seine Solokarriere. 2003 kam es dann überraschend zur Reunion, Life Of Agony schien ihm also doch irgendwie zu fehlen. Und auch in diesem Sommer beehren sie wieder das ein oder andere Festival in Europa. Am Telefon klingt der Mann keineswegs unfreundlich, aber irgendwie auch fast etwas schüchtern und traurig – dass er sich auch ausgiebig mit seiner Gefühlswelt beschäftigt, kann man ja an so manchem Text aus seiner Feder ablesen...

Hallo Keith, gerade bist Du mit Life Of Agony auf Europatour und im September bist Du dann für Soloshows hier...

Ja, ich bin mal wieder ziemlich beschäftigt dieser Tage.

Wenn Du zwischendrin mal einen Tag keine Show hast, bleibst Du dann im Hotel und spannst aus, oder wirst Du anderweitig aktiv?

Das ist ganz unterschiedlich. Ich lese viel, höre aber natürlich auch viel Musik und versuche wo immer es geht, etwas von der Stadt zu sehen, in der die Show stattfindet.

Ich hab gehört, dass Ihr vor einiger Zeit auch ein paar Shows gespielt habt, bei denen Ihr Euer komplettes Debüt „River Runs Red“ am Stück gespielt habt?

Ja, das ist richtig. Das war aber vor der jetzigen Festivaltour. Irgendwie kam diese Idee auf und es konnten sich offensichtlich auch eine Menge Fans dafür begeistern. Wir haben da dann auch eine Live-DVD und –CD mitgeschnitten, die kürzlich veröffentlicht wurden.

Dieses Album wurde bereits 1993 veröffentlicht; war schon bei den Aufnahmen absehbar, dass da ein “Klassiker” entstehen würde?

Ob ich damals wusste, dass das ein Klassiker wird?

Ja, ob Du ein besonderes Gefühl im Studio hattest...

Nein.

1997 hast Du die Band dann verlassen und Whitfield Crane (Ugly Kid Joe) wurde als Dein Nachfolger in die Band geholt – hast Du Life Of Agony je mit ihm am Mikro gesehen?

Nein (lacht).

Das stell‘ ich mir auch ganz schön merkwürdig vor...

Naja... das wär dann wohl eher in Richtung Comedy gegangen.

2003 gab‘s die Reunion in der Originalbesetzung und 2005 mit “Broken Valley” sogar wieder ein neues Album. Arbeitet Ihr denn dieser Tage an neuem Material?

Nein.

Im September bist Du dann zusammen mit Zoli Teglas, den man ja als Sänger von Ignite und mittlerweile auch Pennywise kennt, auf Tour. Wie kam es zu dieser Kombination?

Die Idee kam von meinem Booker Jan. Ich hab mir dann ein paar Sachen von Zoli bei Youtube angeschaut. Er ist ein cooler Typ und ich denke, das werden tolle und interessante Wochen.

Habt Ihr Euch denn vorher schon gekannt?

Nein, nicht so richtig. Wir sind uns ein paar Mal über den Weg gelaufen, aber von kennen kann nicht die Rede sein.

Auf Deinem letzten Soloalbum “A Fondness For Hometown Scars” gab es einen Gastauftritt von Flea, den man ja von den Red Hot Chili Peppers kennt. Wie kam es denn dazu?

Mein Drummer kennt ein paar von den Jungs ganz gut und zudem auch noch der Produzent des Albums, der schon seit Jahren mit ihnen bekannt ist. Und bei diesem Song „Bleed For Something Beautiful“ hatte ich mir ein Outro mit einem Saxophon vorgestellt. Als der Produzent also den Part gehört hat, schlug er vor, Flea zu fragen, den man zwar als Bassisten kennt, der aber auch Trompete spielen kann. Und so hat dann eins zum anderen geführt, dank einer Menge Glück und gutem Timing hat es dann tatsächlich hingehauen. Da standen wir also plötzlich in einem Studio in Malibu mit Flea, der Song hat ihm sehr gut gefallen und los ging‘s...

Hast Du den Song je zusammen mit ihm live gespielt?

Nein, leider nicht, für so was ist er einfach zu beschäftigt.

Als ich Dich vor etwa zwei Jahren in Stuttgart an einem Montag Abend vor ca. 100 Leuten live gesehen habe, war das eines der intensivsten Konzerte, die ich je gesehen habe. Ich kannte Deine Solosachen vorher schon und hatte Dich oft mit Life Of Agony gesehen, aber ich hatte nicht erwartet, dass das so perfekt werden würde. Danach war mir dann auch irgendwie klar, warum Du Dich von Life Of Agony abwenden musstest...

Ja, es war zur damaligen Zeit die einzige Möglichkeit und hatte schon fast etwas Erlösendes da auszubrechen und meinen eigenen Weg zu gehen.

Ein paar Jahre später kam es dann aber zur Reunion und sogar zu einem neuen Album...

Ja. Zu diesem Zeitpunkt meines Lebens wollte ich einfach allem eine Chance geben und zu allem „Ja!“ sagen. Denn, weißt Du, das Leben ist kurz und ich wollte irgendwie einfach nur Spaß haben. Wenn man den ganzen Mist mal hinter sich lässt, dann kann man den Rest mit offenen Armen empfangen. Denn wie auch immer, nichts wird ewig halten, da kann man also genauso gut Spaß dabei haben. Machen wir also noch mal was daraus, bevor der ganze Mist den Bach runtergeht.

Ihr habt ja auch letztes Jahr beim Summer Breeze gespielt und da sahen Du und auch die anderen Jungs recht glücklich und zufrieden aus...

Ja, ist ja auch so, wir haben wieder Spaß zusammen.

OK, dann gibt’s also zwar kein neues Album, aber Ihr werdet auch zukünftig hier und da Shows spielen und touren?

Naja, sooo lange werden wir das auch nicht mehr machen. Ist aber auch schwer, in die Zukunft zu blicken.

Was mich bei Deiner Soloshow auch sehr beeindruckt hat, war dass Du so fit ausgesehen hast und so… biegsam warst. Machst Du Yoga oder etwas anderes in der Art?

Ja, stimmt, ich mache Yoga.

Ist das eine gute Methode um unterwegs fit zu bleiben?

Ja, das hat aber auch mentale und spirituelle Gründe. Man muss auf seinen Körper acht geben, denn wenn man das nicht tut, dann rächt sich das schnell. Mit Yoga ist das wie ein Aufwecken der Sinne.

Dann machst Du also jeden Tag Deine Übungen?

Nein, nicht jeden Tag. Das kommt halt ganz stark auf die Umgebung an.

Deine Begleitband bei den Soloshows sind immer noch The Sad Eyed Ladies aus den Niederlanden?

Ja genau, die stehen im September wieder mit mir auf der Bühne.

Aber Du lebst nicht mehr in den Niederlanden?

Nein, nicht ständig jedenfalls. Ich hab eine neue Wohnung in New York und möchte eigentlich noch mal neu in New York anfangen und nicht mehr ganz so viel Zeit in Europa verbringen wie zuletzt.

Wo liegen für Dich denn die Hauptunterschiede zwischen diesen beiden Polen in Deinem Leben?

Hmmm... (überlegt) die Kultur, die Leute, die ganze Lebensart, das ist alles anders. Auch der Rhythmus, in New York ist alles wesentlich schneller.

Bist Du genau deswegen dann damals nach Amsterdam gezogen?

Nein. Weißt Du, im Leben, da gibt es immer wieder Sachen, die man gar nicht genau erklären kann, man macht das einfach ohne es zu sehr zu hinterfragen. Manchmal muss man einfach seinen Instinkten folgen, denn wenn man das nicht tut, dann stirbt man irgendwie. Hör auf Dein Herz, oder sei unglücklich.

Wo wir gerade von New York und Sterben reden... Ich war ziemlich betroffen, als ich vor ein paar Wochen vom Tod von Pete Steel gehört habe. Willst Du darüber reden, oder sollen wir das Thema lieber ausklammern?

Ja, das ist schon ok.

Du kanntest Ihn persönlich, Ihr seid aus derselben Gegend und habt oft zusammen Shows gespielt. Und an sich war er noch nicht in einem Alter, in dem man mit dem Tod rechnet. Wann hast Du ihn das letzte Mal gesehen?

Ich glaub ich hab ihn vor ein, zwei Jahren mit Carnivore live gesehen, und das war dann wohl das letzte Mal, dass ich ihn getroffen habe.

Hast Du an dem Abend mit ihm gesprochen?

Nur ganz kurz. Er hat sich ziemlich betrunken, ich saß bei ihm auf dem Schoß und wir haben uns kurz unterhalten. Aber bei Shows ist es eh immer recht schwierig sich zu unterhalten, weil da immer sehr viele Leute um einen rumschwirren.

Ich hab so einiges über die Todesursache gehört, weißt Du da Näheres?

Klar, Du wirst irgendwas mit Herzversagen gelesen haben, aber es waren definitiv die Drogen. All die Jahre des Alkohol- und Drogenmissbrauchs. Und es ist an sich auch keine große Überraschung, wenn man sein ganzes Leben lang mit Drogen rummacht.

Ich hatte zuvor gehört, dass er erfolgreich einen Entzug hinter sich hatte.

Ja, er hat es wohl doch nicht geschafft, es ist eine Schande.

Ich nehme mal an, dass sich an Deinen Lieblingsbands Led Zeppelin, Queen, Pink Floyd und The Doors nichts geändert hat, aber wie sieht‘s mit aktuellen Veröffentlichungen und Bands aus?

Klar die genannten Bands gehören nach wie vor zu meinen Faves. Aktuelles wäre The Dead Weather, The Raconteurs… im Prinzip alles was Jack White oder auch die Mars Volta-Jungs machen. Auch Radiohead sind immer ganz Vorne mit dabei. Kürzlich hab ich auch einen sehr seltsamen Soundtrack gekauft, den Shaun Lennon gemacht hat. Für so abseitige Sachen bin ich immer zu haben. Auch PJ Harvey, bei der verfolge ich eigentlich alles was sie so macht. Genauso auch Mark Lanegan.

Über die Jahre tauchten auch mehr und mehr Tattoos auf Deinem Körper auf. Kannst Du Dich noch an Dein erstes Tattoo erinnern?

Mein erstes Tattoo hab ich mir direkt mit 18 stechen lassen. Ich war damals auf einem Acidtrip in Arkansas und hab mir „Sid Loves Nancy“ aufs Bein tätowieren lassen.

Hast Du ein Lieblingstattoo?

Ja, ich hab eins von Rimbaud, dem französischen Dichter. Erst kürzlich hab ich mir in Berlin auch noch ein großes Tattoo eines Gedichts von Jim Morrison aufs Bein stechen lassen.

Stichwort Gedichte. Du wirst wohl demnächst zusammen mit Michael Alago einen Gedichtband veröffentlichen, kannst Du dazu ein paar Details rauslassen?

Naja, es ist halt ein Gedichtband. Was soll man dazu groß sagen

Naja, wie kam es zu der Idee, woher kennt Ihr Euch usw.?

Die Idee steht schon seit ca. 10 Jahren im Raum. Und hey, Michael Alago, der Mann hat damals Metallica unter Vertrag genommen, genau wie Nina Simone, Cindy Lauper und so. Zudem war er auch als Executive Producer bei meinem Solodebüt „Died Laughing“ dabei und deswegen kennen wir uns jetzt eben auch schon über 10 Jahre. An sich schon seit dem „Soul Searching Sun“-Album von Life Of Agony. Ich bin ein großer Bücher-Fan und liebe es zu lesen. Michael ist da genauso drauf und wir haben beide große Bücher- und Gedichtsammlungen. Ich selbst bin mit den ganzen Beat-Autoren wie Bukowski, Kerouac, Ginsbergh und Borroughs aufgewachsen. Bücher sind auf jeden Fall ein wichtiger Teil meines Lebens.

OK, dann geht’s Dir wohl auch so, dass Umzüge eher ätzend sind?

Oh ja, das nervt auf jeden Fall. Irgendwann werd ich einfach alle meine Bücher verbrennen und nach Hawaii ziehen! Dann steig ich auch aus dem ganzen Musikgeschäft aus.

Du hast vor, Dich irgendwann aus dem Musikgeschäft auszuklinken? Ich hoffe doch nicht allzu bald!

Irgendwann vielleicht tatsächlich. Ich komme mit den ganzen Idioten nicht klar, die um mich rum sind. Die Menschen werden sich nie ändern!

Meinst Du die finanziellen Aspekte des Business?

Ja, die Plattenfirmen und so. Die ganzen Leute und Anwälte, die sind voller Mist.

Das klingt jetzt nicht gerade glücklich...

Da geht’s auch nicht darum glücklich zu sein. Die lügen Dir allesamt frech ins Gesicht. Aber darüber möchte ich an sich gar nicht reden. Wichtig sind die Musik und die Leidenschaft!

Genau, so sieht’s aus. Wir sehen uns also in Stuttgart!

Genau, ich freu mich drauf!

Und ich erst!

Thomas Jentsch

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