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Interview mit Sänger Scott Wade / Comeback Kid am 21.12.2004

Ich hab` mir eben Euer „Die Tonight“ Video auf der Facedown Records Homepage angeschaut und musste daran denken, was für tolle Konzerte ihr hier in Europa gespielt habt. Die Konzerte waren sicher kleiner als in den Staaten, aber die Atmosphäre scheint überall dieselbe zu sein: jeder liebt Comeback Kid, jeder ist total fasziniert von dieser Band. Nach 4 Wochen Europatour, wie fühlst Du Dich? War es gut wieder hierher zu kommen?

Ja, es war großartig wieder zurück zu kommen. Das erste Mal, als wir nach Europa kamen, waren wir noch eine neue Band. Es war toll wieder zu kommen, und zu sehen, dass es hier Leute gibt, die unsere Songs jetzt viel besser kennen. Was „größer sein in den Vereinigten Staaten“ angeht - das stimmt so nicht ganz. Das „Die Tonight“ Video wurde überall in Florida und Kalifornien aufgenommen, mit Filmmaterial vom Facedown Fest. Es erweckt somit den Eindruck, dass wir größer sind, als wir es in Wirklichkeit sind. Aber Kalifornien und Florida sind in der Tat erfolgreiche Gebiete für uns.

Was hat Dir am besten an Europa gefallen? Hattest Du Gelegenheit etwas zu sehen, ich meine all diesen Touristenkram?

Ja. Ich habe dieses Jahr viel mehr gesehen aufgrund von Motivation und Geld. Ich war letztes Jahr so pleite, da konnte ich mir überhaupt nichts leisten. Aber dieses Jahr habe ich den Eiffelturm, den schiefen Turm von Pisa, die Sixtinische Kapelle, das Anne Frank Haus, ein Konzentrationslager gesehen und bin in Österreich zum „Himmel“ Gondel gefahren. Das war so fantastisch! Ich hatte eine so gute Zeit!

Europa das zweite Mal mit Champion zusammen - ihr passt ganz gut zueinander. Mögt ihr und schätzt ihr Euch sehr? Wird es weitere gemeinsame Tourpläne geben? Eines Tages ein Nebenprojekt mit Leuten aus beiden Bands?

Ich liebe diese Jungs ohne Ende. Wir haben im Sommer mit ihnen gemeinsam in den USA getourt und dann haben wir in Europa zusammen getourt, somit haben wir uns ganz gut kennen gelernt. Was unsere Zukunftspläne angeht hoffen wir, dass wir eine 7“ zusammen veröffentlichen können and vielleicht starten wir eine Familie ...wie ist das?

Was war das lustigste Ereignis auf Tour mit den Champion Jungs?

Verdammt, das ist schwer. In einer Nacht sind wird total verrückt unterwegs gewesen und durch den Club gestreift, in dem wir über Nacht bleiben sollten. Als wir gerade durch die Tür rennen wollten, haben wir sie geöffnet und die Clubbesitzer standen dann dort. Andrew war der einzige, der noch die Unterwäsche runtergezogen hat und durchgerannt ist, während der Rest von uns, zusammen mit unserem Fahrer Balazs, zurück nach oben gerannt ist. Es war wahnsinnig komisch.

Zurück zu Europa. Was hat dir am besten an Europa gefallen? Was hat Dir im Vergleich zu Kanada gefehlt?

Mir hat es wirklich gefallen, dass es keine Prügeleien auf den Konzerten gab. In Kanada ist das auch nicht so das Problem, aber es wird schlimmer in den USA. Es war sehr schön zu sehen, dass hier jeder mit jedem klar kommt. Ich vermisse die kleinen Dinge wie z.B. Essen, das großartige vegane Essen, das wir so oft bekommen. In Europa behandeln sie Bands viel besser was Essen und solche Sachen angeht.

Bist du vegan? Was war das schockierendste, aggressivste, was Du auf einem Konzert erlebt hast? Eine kleine Bemerkung am Rande: ich bin wirklich erstaunt darüber, dass du das Thema “Prügeleien” angesprochen hast, denn das, was ich hier in Deutschland beobachte ist, dass es auf Konzerten immer aggressiver zugeht und „violent dancing“ auf dem Vormarsch ist.

Das überrascht mich nicht, denn ich denke, dass Europa eine Menge an US Trends aufschnappt, wie es viele andere Szenen außerhalb den USA machen. Übrigens, ich bin nicht vegan, aber ich liebe das Essen, haha. Aber was das Sehen schrecklicher Dinge angeht, habe ich Leute gesehen, die mit Stühlen verprügelt worden sind und so was in der Art letzten Sommer auf einem Festival ebenso. Das ist so ausgeartet.

Scheint so, als würden mehr und mehr Wut und Hass auf den Shows regieren. Was denkst du: warum hat sich das verändert?

Ich habe keine Ahnung. Ich denke die Dinge entwickeln sich auf eine oder andere Art und versuchen extremer zu werden. Wenn es so weitergeht, wird es eine Gegenbewegung geben und die Leute werden dagegen angehen. Es ist immer so. Die Dinge drehen sich im Kreis.

Das ist wahr. Denkst Du, dass die Hardcoreszene wie jede Subkultur ist: Aufstieg und Fall? Und wenn ja, an welchem Punkt sind wir jetzt genau?

Ich denke wir sind an einem Punkt, an dem es auseinandergeht. Ich hasse es, dass bereits in einer solchen kleinen Szene eine Trennung ist. Aber wir sind ebenso aufgrund des gegenwärtigen Trends am Aufsteigen. Es sind immer mehr Leute am Untergrund der Musik interessiert, Jugendliche kommen zum Hardcore, denn sie wollen von all dem „Pop Nonsens“ da draußen nichts wissen.

Was wünschst Du Dir? Möchtest Du, dass Hardcore klein und Im Untergrund bleibt oder soll Hardcore größer und als Lebensstil von jedem anerkannt werden?

Ich weiß nicht so recht. Ich mag das nicht. Ich möchte in erster Linie Musik machen und sie für alle zugänglich machen, die sie hören möchten. Ich bin nicht größenwahnsinnig, so in der Art groß und berühmt zu sein. Ich denke, dass diese Mentalität nicht zu Hardcore passt

Themawechsel: Du hast erwähnt, dass Europa einige der US - Trends aufschnappt. Hast Du europäische Bands getroffen, die einen Unterschied für Dich gemacht haben, ihren eigenen Stil haben?

Nicht auf dieser Tour. Aber allgemein ist es ja so, dass man mit Hardcore nicht so weit kommen kann. Refused war die letzte Band, welche die Messlatte höher gesetzt hat.

Lass uns über Euer demnächst erscheinendes Album “Wake the Dead” reden, das ab 22.02.05 erhältlich sein wird (dasselbe gilt für Europa). Was dürfen wir erwarten? Um was geht es? Wie war der Songwritingprozess? Habt ihr es, während ihr auf Tour gewesen seid geschrieben , denn ihr seid ja eine Menge auf Tour gewesen in den letzten zwei Jahren. Um was geht es bei dem Titel? Wer ist tot? Wen möchtet Ihr aufwecken? Ist das ein sehr persönliches Album?

Ich denke meine Erwartung an dieses Album war, das alte zu toppen. Es war ein schwerer Prozess, denn wir hatten die Bürde, dass unser letztes Album so gut angekommen ist. Wir waren uns nicht sicher, was die Leute von unserem neuen Album wollen oder erwarten. Dennoch hat es nur mit dem Resultat geendet, dass wir das Album geschrieben haben, dass wir schreiben wollten. Und wir hoffen nun, dass die Leute es mögen. Grundsätzlich ist „Wake The Dead“ ein Aufschrei an unsere Generation, an die Leute, von denen ich weiß, dass sie nicht wissen, welche Richtung sie einschlagen sollen, und sie wie die lebenden Toten sind, Zombies in ihren Jobs. Unsere Platten werden immer persönlich sein.

Keine Richtung? Hast Du Deine Richtung schon gefunden? Was ist die Botschaft? Wie wird man diesen „Zombielebensstil“ los?

Es ist schwer das herauszufinden. Ich denke wir alle fühlen diese Sinnlosigkeit. Ich fühle mich immer noch so, aber ich werde nicht einfach aufgeben. Ich suche nach meiner eigenen persönlichen Wahrheit, nach dem Sinn und Zweck von allem.

Also bist Du immer noch auf der Suche?

Absolut.

Ich denke, es ist fantastisch, dass Ihr eure neue Platte auf Victory Records veröffentlicht. Gibt es eigentlich etwas Größeres? Ich denke nicht. Was kommt als nächstes?

Wir gehen nach Australien und Japan im Jan uar und wir gehen in den USA auf Tour zusammen mit Bane, um unsere neue Platte zu supporten.

Freust Du Dich darauf? Gibt es weitere Pläne für 2005? Ihr seid die ganze Zeit auf Tour, vermisst Du nicht Deine Familie und Freunde?

Ich vermisse meine Familie und Freunde sehr, aber ich bin mir bewusst, dass ich das Glück habe, das jetzt tun zu können, was ich tue, und es nicht immer so bleiben wird.

Was wirst Du tun, wenn das hier vorbei ist? Hast Du jemals darüber nachgedacht oder ist das einfach noch zu weit weg und Du entspannst Dich und genießt die guten Zeiten, die Dir im Moment gegönnt sind?

Ich habe daran gedacht zurück in die Schule zu gehen, sogar während der Zeit, in der ich in der Band bin. Ich habe eine Leidenschaft für Kunst und ich würde dem gerne nachgehen, möglicherweise auch graphische Kunst.

Wie bist Du zur Musik gekommen? Wann hat das angefangen?

Comeback Kid begann um 2001 rum, aber ich bin seit ich 16 war auf Konzerte gegangen, heimlich in die „Über 18 Jahre-Clubs“ geschlichen, um all die Bands sehen zu können, die ich zu der Zeit mochte. Ich liebe einfach Musik, nicht nur Hardcore.

Wer inspiriert Dich?

Ich weiß nicht. Das ist schwer zu sagen. Ich habe gerade eben auf dem neuen Album einen Song zum Thema „Idole“ geschrieben und wie wir Menschen aufbauen und diese riesigen Erwartungen in sie hineinlegen und kurz danach fallen sie. Grundsätzlich sind Menschen einfach Menschen, ob sie in einer Band sind oder nicht, und Du kannst von Ihnen nicht erwarten, dass sie Dein Leben verändern. Das liegt an Dir selbst. Wir bauen Menschen nur auf, um zuschauen zu können, wie sie fallen. Ich denke meine Helden und Idole sind tot.

Ich sehe das genauso. Menschen bleiben Menschen. Aber gibt es da Bands oder Sänger/innen, die Dich inspiriert haben bei dem, was Du nun bei Combeack Kid machst?

Hmm. Ich liebe Nas and Morrissey. Sie haben mir geholfen, mich inspiriert.

Textlich?

Ja.

Was ist Dein Lieblingssong von Morrissey? Angel, angel down we go together?

Ich liebe diesen Song. Das ist möglicherweise mein Lieblingssongs von Morrissey...ah Du liebst Myspace!

Ich hab das auf Deinem Profil gelesen und ganz nebenbei bemerkt liebe ich Morrissey auch.

Fantastisch.

Bevor ihr nach Australien rüberfliegt ist Weihnachten. Wirst Du bei Deiner Familie sein? Hat die Weihnachtszeit irgendeine Bedeutung für Dich oder geht es nur darum, Geschenke zu kaufen, gestresst zu sein und mit der Familie Zeit zu verbringen?

Im Grunde genommen ist es alles von dem. Ich werde mit meiner Familie Zeit verbringen und gemeinsam Essen, nur meine nächste Verwandtschaft wohnt in Winnipeg, deshalb wird das kein großes Ding, nur meine Schwestern, meine Mutter und mein Stiefvater und ich.

Jetzt lass uns ein paar Wortassoziationen machen. Kennst Du das?

Ja, lass uns das machen!

Ich sage ein Wort und Du sagst mir, was Dir dazu einfällt!

Hate (Hass)

Viva.

Liebe

Hass.

VOID (Leere)

Voivod.

Bier

Kirschen.

BANE

Wahrscheinlich die wichtigste Hardcoreband unserer Zeit.

BUSH

Bündnis.

PURITY (Reinheit)

Oft falsch geschrieben.

Ist das die Antwort?

Ja, ich weiß nicht warum, aber es ist das erste, was mir in den Sinn kam.

Okay, noch eins: Deutschland

Rauchen.

MEH

Meh.

CHAMPION

Die besten Typen aller Zeiten.

Und ein letztes: Titten

Echt oder falsch? Was?

Kannst Du Deine Band kurz charakterisieren: wer ist der “Bandhitler”, der sogenannte „Bandnazi“?

Kommt ganz auf die Thematik an.

Lass uns das mal vom Temperament abhängig machen...

Ich weiß nicht, was Du meinst?

Zum Beispiel, wer ist der Cholerische, wer ist der Clown, wer ist der …blablabla…weißt Du was ich meine? In jeder Band gibt es bestimmte Rollen.

Hm, Jeremy ist der Meister, was Politik angeht, Andrew mag Mädchen, Kyle mag junge Mädchen und ich bin ein Idiot. Kevin, unser neuer Bassist liebt es sich abzudichten.

Also ist Kevin jetzt permanentes Bandmitglied bei Comeback Kid.

Ja.

Gut.

Sehr gut.

Danke, dass Du Dir Zeit genommen hast für dieses Interview. Noch ein paar abschließende Worte, Grüße?

Grüße an Dich, Guideline Records und alle unsere Freunde in Europa.

Danke. Viele Grüße und Küsse an alle Comeback Kid Mitglieder, ich liebe Euch Jungs.

Danke.

Das Interview wurde von Cornelia Schmitt geführt.

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