Hell Within haben mich mit ihrem Debüt "Asylum Of The Human Predator" mächtig beeindruckt. Ihr Mix aus Death Metal und Hardcore kann auf ganzer Linie überzeugen und klingt dabei nicht abgedroschen. Grund genug um Sänger Matt per Email auf den Zahn zu fühlen.
Kannst du zuerst mal dich selbst und die Band vorstellen und etwas zu eurem Werdegang sagen?
Matt McChesney vocals, Tony Zimmerman and Isaias Martinez guitars, Joe Martinez bass, Brian Joyce drums.
Hell Within wurden vor ca. 3 Jahren gegründet als ich und Joe bei den anderen einstiegen. Ich habe zuvor in einer Pantera-Style Metalband gespielt. Nachdem diese Band aufgelöst wurde bin ich zu den anderen gestoßen. Sie hatten schon eine Weile unter dem Namen Twytch gespielt, den wir noch eine Weile behielten. Aber das ist eine andere Geschichte. Ihr Sänger hatte sie zur selben Zeit verlassen als sich meine Band aufgelöst hat. Es war also perfektes Timing. Wir sind letzten Juli unter Vertrag genommen worden und das Album erschien am 19. April.
Ich würde euren Sound als einen Mix aus Death Metal und Hardcore bezeichnen der zwar modern klingt aber nicht zu sehr nach typischem Metalcore. War es beabsichtigt nicht zu stark nach typischem Metalcore zu klingen und war das schwierig zu erreichen?
Zuerst mal vielen Dank für dieses Kompliment. Ich hasse die Bezeichnung Metalcore. Die meisten Metalcorebands sind in Wirklichkeit gar keine echten Metal/Hardcore Hybriden sondern eher so eine Pop-Punk-Hardcore-Sache, was absolut scheiße ist. In meinen Augen machen wir Metal. Wir wurden schon als Metalcore, Hardcore, Metal, melodic Death Metal und was weiß ich noch bezeichnet. Das ist doch egal, man kann direkt sagen ob etwas Integrität besitzt oder nicht. Wir schreiben sicherlich keine Songs um auf dem Trend mitschwimmen zu können. Wenn ich singe, ist das eher ein traditionelles singen. Ich klinge dabei nicht heulerisch. Wenn es in einem Song melodischen Gesang gibt, ist er da um den Song zu verfeinern, nicht um den Massen zu gefallen. Ich mache wonach der Song verlangt. Ich glaube wir hätten gar nicht trendy klingen können, selbst wenn wir gewollt hätten. Die meisten dieser Bands hören wir uns gar nicht an. Tony und ich sind eher die Metal Typen. Ich bin mit Sachen wie At The Gates und Carcass und dem klassischen Zeug wie Metallica oder Slayer aufgewachsen. Scheiß auf dieses ganze Revlon-Core Zeug.
Wie schreibt ihr eure Songs?
Das ist immer verschieden. Normalerweise bringt uns Isaias einen kompletten Song den er als Demo aufgenommen hat. Ich packe dann die Texte und Melodien drauf. Wir jammen darauf und werfen die überflüssigen Sachen raus. Oder aber ich oder Tony haben Ideen für Riffs und packen sie auf ein Type für Isaias. Er arrangiert es und gibt es uns zurück um die Vocals draufzumachen. Jeder leistet einen Input. Es gibt keinen Song zu dem wir alle unsere Zustimmung gegeben haben.
Ihr stammt aus Bosten, eine Stadt mit einem sehr starken Underground. Ist die Szene dort noch immer so lebendig? Wie passt ihr in diese Szene die von Bands wie Slapshot oder Blood For Blood geprägt ist?
Ohh, ja. Die Hardcore Szene in Boston ist noch immer sehr aktiv und lebendig. Nur, dass sie sich nicht mehr in Boston abspielt. Die ganzen Hardcore Shows finden nun in den Vororten statt, da so ziemlich alle Hardcore und Metal Shows aus der Stadt verbannt wurden. Das ist eine total faschistische Scheiße die da abgeht kann ich dir sagen. Im Grunde haben alle Clubs die früher Shows machten, dicht gemacht oder sie wollen uns nicht mehr haben. Warum weiß ich nicht genau. Viele Bands meiner Freunde können nicht mal mehr in der Stadt spielen. Das ist total bescheuert. Aber es ist egal, denn die Musik wird immer überleben es gibt immer eine Lagerhalle oder Jugendzentrum in dem man auftreten kann. Also scheiß auf die Clubs und ihre Betreiber. Wenn dieser ganze Emo, Retro garage rock und nu-metal scheiß vorbei ist wird es noch immer Metal und Hardcore im Underground geben. Es ist wie in den 90ern als Grunge das große Ding war und die ganzen Magazine den Tod des Metals verkündet haben. Jetzt ist er wieder auf dem Vormarsch. Ian Macfarland von Blood For Blood wird übrigens Regie zu unserem Video zu ?Bleeding Me Black? führen. Inwieweit wir zu denen passen? Die Grenze zwischen Metal und Hardcore war wohl noch nie so verschwommen wie heute. Wir können heute ohne Probleme Shows mit Blood For Blood spielen. Vor einigen Jahren war das Hardcore und Metal Publikum noch stärker voneinander getrennt. Isaias hat mir erst kürzlich erzählt, dass er eine Hardcore Band gesehen hat die ?The Trooper? von Iron Maiden gecovert hat und die ganzen Hardcorekids mitgesungen haben.
Ursprünglich hieß die Band ?TWYTCH?. Warum habt ihr den Namen geändert und wie seid ihr auf Hell Within gekommen?
Der Name Twytch klang zu normal während Hell Within zu unserem heftigen Sound wesentlich besser passt. Ich würde dem Namen allerdings keine allzutiefe Bedeutung zuweisen. Es kommt auf die Musik an. Twytch hatte seinen Namen von unserem alten Bassisten Phil. Damals, als lokale Band, war uns unser Name nicht besonders wichtig und es war der einzige Name der in den Augen der Band nicht völlig bescheuert war. Als wir dann den Plattenvertrag bekommen hatten, dachten wir uns, dass wir etwas mit unserem Namen machen mussten. Es war an der Zeit einen Namen zu suchen der wirklich zu uns passt und ich denke Hell Within passt wesentlich besser als unser alter Name. Jeder hat seine Dämonen, seine Kämpfe und seine eigene ?Hell Within?. Daher kommt der Name. Es bedeutet nicht, dass wir an schwarzen Messen teilnehmen oder Jungfrauen opfern. Obwohl sich das nach viel Spaß anhört...haha.
Wofür steht der Titel ?Asylum Of The Human Predator??
Menschen sind Raubtiere. Gegenüber den schwachen, den kranken, den armen, egal wem. Wir töten nicht nur um zu überleben sondern wegen Dingen wie Profit und Öl. Alles unter dem Deckmantel der organisierten Religion. Seit hunderten von Jahren vergewaltigen und töten die Menschen im Namen Gottes. Das ist allgegenwärtig....Katholische Priester, Jihad und unser Präsident führt einen modernen Kreuzzug an. Er hat diesen Begriff sogar einmal selbst benutzt. Da ist eine Zeile in ?A World To Murder? die sagt "When will the hand of God choke the life from this world of fools"? Diese Zeile bringt das Konzept der ganzen Platte auf den Punkt. Vielleicht wäre es besser wenn wir alle tot wären. Wir leben in einer seltsamen Zeit.
Wovon handeln die Texte?
Von einer Vielzahl verschiedener Dinge, jedoch ist das Hauptthema der Tod. Der Tod von Mitgefühl und Einfühlsamkeit. Der Tod der Täuschungen durch Religion. Die wurden definitiv durch die Sex Skandale zerschmettert. Der Tod dieser imaginären schützenden Schale welche die Staaten seit 9-11 umgeben hat. Der Tod meiner eigenen Jugend. Es ist im Grunde eine sehr positive Platte...haha.
Ist es euch wichtig eine bestimmte Message zu transportieren?
Nein. Ich bin der primäre Texter und ich habe keine festgelegte Agenda. Ich schreibe was ich schreiben will und du kannst es annehmen oder nicht. Ich versuche nicht jedermanns Augen zu öffnen. Ich kann jedoch nie etwas positives schreiben, das konnte ich nie. Es ist ein Ventil für mich. Wenn die Leute damit etwas anfangen können und es sie glücklicher macht dann finde ich das großartig. Wenn die Leute aber nur unsere Musik und das Geschrei hören, sich aber nicht für den textlichen Inhalt interessieren, dann ist das auch ok.
Wo liegen eure musikalischen Einflüsse?
Das ist lustig. In letzter Zeit habe ich mehr Einflüsse aus Dingen außerhalb der Musik, wie einem Film oder einem Buch, bezogen. Ich schreibe dann nicht über einen Film oder ein Buch aber ich versuch die Stimmungen darin aufzufangen und sie in meinen Texten zu transportieren. Ich habe den Text zu ?Open Eyes To Open Wounds? geschrieben nachdem ich einen Junkie sah wie er sich in aller Öffentlichkeit den Darm entleerte. Wie tief dieser Mensch gesunken war inspirierte mich. Die Tiefe der Hoffnungslosigkeit war unglaublich. Im Bezug auf Musik mag ich im Grunde von allem was. In letzter Zeit war das The Black Dahlia Murder und viel old school Zeug wie At The Gates oder Carcass. Nightrage gefällt mir außerdem sehr gut.
Was würdest du sagen ist der Aspekt von Hell Within der euch von anderen Bands abhebt?
Musikalisch? Wir haben einen Vorteil. Viele Bands sind heavy, aber sie haben nicht genüg Eier. Wir haben Eier. Ich denke außerdem, dass sich unser Songwriting von dem vieler Metalcore Bands unterscheidet. Die Strukturen sind nicht so typisch und vorhersehbar. Anstatt neue Breakdowns in einem Song zu haben, lassen wir unterschiedliche Parts ineinander fließen. Vom Gesang her klinge ich vielleicht etwas europäischer als einige meiner amerikanischen Kollegen. Ich mochte immer den Death Metal Style lieber als dieses straighte Hardcore Shouting. Ich bin ein großer Lindberg Fan.
Wie würdest du in einem Wort die Band zusammenfassen?
Ein Wort? Ich denke das wäre dann...scheiße, keine Ahnung...Wiedergeburt.
Wie seid ihr zum Vertrag bei Lifeforce gekommen?
Sie sind mit uns in Kontakt getreten um genau zu sein. Sie haben das alte Material online gehört und erkannten das Potential. Dann haben die Verhandlungen begonnen. Ich glaube sie sind sehr zufrieden mit dem Album.
Hast du eine besonders lustige oder beeindruckende Story von Tour oder aus dem Studio auf Lager?
Eigentlich nur Standardgeschichten. Saufgelage bis die Sonne aufgeht, coole Leute treffen, viele verschiedenen Bands sehen, jede Nacht rocken. Unsere Umgebung im Studio ist bei uns ziemlich steril. Dieses Album wurde im tiefsten Winter aufgenommen, was beschissen war. Der größte Teil der Vocals auf dem Album wurden aufgenommen als nur ich und der Techniker im Studio waren. Wir mögen es nicht Zeit im Studio zu verschwenden. Nächstes mal wollen wir aber in einem wärmeren Klima aufnehmen. Ich kann den verdammten Schnee nicht mehr ausstehen.
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Den Rest diesen und vielleicht Anfang nächsten Jahres wollen wir auf Tour verbringen um die Platte weiter zu bringen. Dann schauen wir mal was passiert.
Werdet ihr auch in Europa unterwegs sein?
Ja, natürlich. Wir können es kaum erwarten rüber zu kommen. Wir freuen uns sehr darauf. Ich kann dir versprechen, dass wir früher oder später dort sein werden. Das Feedback aus Europa war großartig. Ich wünschte wir hätten schon einen Tourplan vorliegen, aber soweit sind wir noch nicht.
Hast du noch letzte Worte?
Besorgt euch unser Album, ihr werdet sicher nicht enttäuscht sein. Wenn ihr uns auf einer Show trefft, sprecht uns an, wir würden gern euer Gras rauchen.
Das Interview wurde von Rolf Gehring geführt.
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Review: Asylum Of The Human Predator, 2005 (rg)
Review: Shadows Of Vanity, 2007 (rg)