Aus der Asche der NYHC-Band Visions Of Disorder auferstanden und mit Schützenhilfe vom Mudvayne-Sänger auf den Weg gebracht, legen die Amerikaner dieser Tage mit „Red Harvest“ nach. Sänger Tim Williams stand uns – zwar kurz und knapp, aber immerhin - Rede und Antwort.
HD: Hallo Tim. Ich weiß, das klingt jetzt wie eine x-beliebige Standardfrage, aber aus gegebenem Anlass, denn ich finde, es hat sich schon einiges getan: wo siehst du die Unterschiede zwischen eurem Debut „A Cruel World“ und jetzt „Red Harvest“?
TW: „Red Harvest“ ist viel lebendiger und organischer als „A Cruel World“. Außerdem sind die Songs vom Wesen und dem Feeling her wesentlich erwachsener.
HD: Das erste Album wurde von Gggarth Richardson produziert, das neue aber von Machine. Wieso habt ihr euch für einen Produzentenwechsel entschieden und wo liegen die Unterschiede zwischen den beiden?
TW: Wir waren das viele Herumreisen einfach leid und wollten deswegen zu Hause aufnehmen. Gggarth ist ein außerordentlicher Produzent und kriegt alles immer so hin, wie er es haben will. Bei Machine dreht sich alles mehr um Feeling und Gefühle. Sie sind beide immens talentiert und wir haben sehr gerne mit ihnen gearbeitet.
HD: Den Text des ersten Songs „Ride With Me“ kenne ich von einem alten The Doors-Album, warum habt ihr euch gerade für den Song als Opener entschieden?
TW: Wir brauchten etwas um Aufmerksamkeit zu erregen und ins Gespräch zu kommen. Wir wollten, dass sich die Leute das anhören und dann darüber reden. Wir spielen ihn mittlerweile sogar live und probieren einfach gerne mal was neues aus. Den Leuten scheints zu gefallen...
HD: Eure Doors-Coverversion von „5 To 1“ hat es aber nicht aufs Album geschafft. Hebt ihr euch die als B-Seite oder etwas in der Richtung auf?
TW: Ach, die Coverversion haben wir nur für Myspace aufgenommen, das war nur so zum Spaß.
HD: Habt ihr denn zusätzliches Material für B-Seiten, Soundtrackbeiträge etc. aufgenommen?
TW: Jein. Wir sind im Studio in Verzug geraten und mussten die Sache so schnell wie möglich zu Ende bringen. Also haben wir elf Songs und zwei weitere aufgenommen. Diese zwei findet aber keiner von uns cool und somit wird sie auch niemals jemand zu hören bekommen!
HD: Der letzte Song heißt „Numina Infuscata“ – ist das lateinisch und wenn ja: was heisst das denn?
TW: Genau, das ist lateinisch und bedeutet ‘dunkle Mächte’. So wollten wir das Album ursprünglich auch nennen und der Song sollte der Opener sein. Wir haben uns dann aber doch umentschieden.
HD: Mit eurem Debut wart ihr viel unterwegs, und zwar mit recht verschiedenen Bands wie etwa Slayer, Six Feet Under, Candiria, Soulfly, Disturbed, Stone Sour und Sevendust. Das hat man ja selten, dass ein und die selbe Band mit derart unterschiedlichen Acts unterwegs ist. Mal abgesehen von Slayer, bei denen ja ja Supportband ne harte Zeit hat, weil das Volk nur auf den Headliner wartet, wie habt ihr es erlebt mit so unterschiedlichen Bands zu spielen?
TW: Wir hatten riesiges Glück und haben mit ein paar außergewöhnlichen Menschen Freundschaft geschlossen.
HD: Ihr habt auch ein paar Konzerte mit den reaktivierten Alice In Chains (AIC) gespielt. Was hälst du von den „neuen“ AIC und ihrem Plan ein neues Album zu veröffentlichen?
TW: AIC können in meinen Augen gar nichts falsch machen. Meine Liebe zu ihnen ist grenzenlos und ich kanns kaum erwarten, bis ich das neue Album endlich habe!
HD: Vor kurzem habt ihr die Family Values-Tour gespielt, wie wars denn so?
TW: Family Values war unglaublich und hat uns vor ganz unterschiedlichem Publikum ermöglicht mal zu zeigen, was in uns steckt. Wir haben uns mit einem Haufen cooler Bands die zweite Bühne geteilt, während auf der Hauptbühne die üblichen Sommer-Großkaliber zu sehen waren. Alles in allem aber schon ne gute Tour.
HD: „Red Harvest“ wird in Europa am 7. Dezember veröffentlicht, gibt es denn schon bestätigte Tourdates für Europa oder kommt ihr wieder im Sommer rüber um ein paar Festivals zu spielen?
TW: Bisher ist noch nichts bestätigt, aber ich bin mir sicher, dass wir vielleicht sogar im Januar wieder ein paar Shows bei euch spielen werden. Wahrscheinlich kommen wir dann im Sommer noch mal für ein paar Festivals vorbei.
HD: Sowohl der Titel des neuen Albums als auch euer Bandname geht auf Dashiel Hammett zurück. Es ist eher ungewöhnlich, dass sich Bands auf Literatur beziehen (mal abgesehen von den ganzen Fantasy Metal-Bands mit Herr-der-Ringe-Namen und –Themen!), lest ihr denn so viel, oder was ist das besondere an Dashiel Hammett?
TW: Wir trinken vor allem ne Menge und ja, ich lese auch viel, wenn wir unterwegs sind! In der Story „Red Harvest“ gabs eine sehr coole Definition des Worts „bloodsimple“ und dadurch sind wir aufmerksam geworden.
HD: Eure Homepage verwirrt mich etwas. Ich hab auf jedem Bandfoto vier Gesichter gezählt, unter Biographie werden aber fünf Bandmitglieder gelistet, hat der fünfte die Fotos gemacht, oder was?
TW: Wir sind zur Zeit offiziell zu viert, bis wir wieder einen Schlagzeuger finden der optimal zu uns passt. Im Moment ist Beven mit dabei und der hat so einiges auf dem Kasten. Ich weiss nicht genau, aber vielleicht ist er sogar schon unser neuer fünfter Mann.
HD: Na, dann mal alles Gute bei der Entscheidung. Danke fürs Interview, ich wünsch dir und deiner Band alles gute und hoffe, dass wir uns dann bald in Deutschland sehen!
TW: Danke dir und bis bald dann!
Thomas Jentsch
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Review: A Cruel World, 2005 (tj)
Review: Red Harvest, 2007 (tj)