Every Time I Die / Cancer Bats / Set Your Goals /
Als ich an diesem Freitagabend das Dynamo betrat, war ich erleichtert zu sehen, dass die Show im kleinen Raum stattfand. Der große Saal wäre sicherlich nicht einmal annährend gefüllt gewesen und so wäre kaum Stimmung aufgekommen. Der kleine Raum hingegen war fast zu klein. Die Show war mit gut 200 Anwesenden dann auch ausverkauft. Es hätte, wie sich später zeigen sollte, wirklich keiner mehr reingepasst.
Die Opener Make Do And Mend habe ich leider verpasst. Die Melodic-Hardcore Truppe Set Your Goals aus San Francisco war bereits in der zweiten Hälfte ihres Set. Der Saal war schon gut gefüllt und die Stimmung war, obwohl die Band eigentlich nicht so recht zu den Hauptbands passte, sehr ausgelassen. Die noch sehr junge Band gab sich spielfreudig. Die beiden Frontmänner wechselten sich an den Vocals ab, wobei Matt Wilson recht souverän agierte und mit dem Publikum interagierte. Sein Kollege Jordan Brown hingegen wirkte auf der Bühne sehr ungelenk und unsicher. Interessant war aber, dass er mitten im Song sein Mikro gegen eine Gitarre austauschte und der Gitarrist seinerseits die Vocals übernahm. Die Jungs spielten die Hits von ihren drei Alben, wobei einige Sing-alongs vom Publikum aufgegriffen wurden.
Als nächstes betraten die Cancer Bats die Bühne. Diese eröffneten die Show äußerst gewagt mit dem Beastie Boys Cover „Sabotage“ und zollten damit dem an diesem Tag verstobenen MCA ihren Tribut. Ab dann wurde ein Cancer Bats Best-Of geboten. Neue Kracher wie „Bricks And Mortar“, „Drunken Physics“ oder „R.A.T.S.“ trafen auf Hits wie „Hail Destroyer“ oder „Sleep This Away“. Im Publikum fühlte man sich inzwischen wie in einer Sardinendose. Die zum Quartett geschrumpfte Band machte live ordentlich Druck und Frontmann Liam Cormier hatte das Publikum fest im Griff, welches seinerseits trotz des begrenzten Platzangebots ordentlich feierte. Cancer Bats waren definitiv ein Höhepunkt des Abends.
Die eigentlichen Headliner waren aber Every Time I Die, die nach einer kurzen Umbaupause die Bühne betraten. Überraschenderweise war nun deutlich mehr Platz im Publikum, es schien, als ob viele nur wegen den Cancer Bats da waren. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Angesichts der schieren Wucht, die die Jungs aus Buffalo schon im Opener „Underwater Bimbos From Outer Space“ an den Tag legten, musste man überwältigt sein. „Wanderlust“ wurde als zweites abgefeuert, die Band war nicht zu bremsen. Gitarrist Jordan Buckley wütete über die kleine Bühne, ohne auch nur einen Ton zu versauen, sein Counterparts, der bullige Andrew Williams, war ein absoluter Blickfang auf der Bühne. Frontmann Keith Buckley gab sich recht freundlich und zeigte immer wieder seinen Sinn für Humor, indem ermit dem Publikum feixte. In den heftigen Momenten war die Band über alle Zweifel erhaben. Lediglich bei den melodischen Gesangsparts wurde klar, dass man hier wohl im Studio etwas nachhilft, um die Vocals gerade zu biegen. Sicher waren die Bedingungen auf der Bühne nicht so optimal, einige Parts waren aber auch mit viel Wohlwollen reichlich schräg. Das tat der Show aber keinen Abbruch. Das Publikum, gegen Ende dann doch wieder fast vollzählig, feierte die Band nach allen Regeln der Kunst ab. Insbesondere Partykracher wie „The New Black“ oder „We´rewolf“ ließen den Laden überkochen. Nach knapp 50 Minuten war die Show vorbei. Stilsicher gab es keine Zugabe. Ein paar Songs mehr hätte man sicher noch vertragen, doch auch so musste man den musikalischen Bus, der einen hier gerade gestreift hatte, erst einmal verarbeiten.
Rolf Gehring
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