Pro Pain / Nuclear Assault / Death Angel / Testament /
Nomen est
omen… Keine Gnade eben, und schon gar nicht für die Vorbands. Entgegen
der Vorankündigung auf der Homepage der RoFa war weder der angegeben Beginn
um 17 Uhr noch die Reihenfolge korrekt. Darkane mussten also schon gegen
16.30 Uhr auf die Bretter, danach waren dann Malevolent Creation an der
Reihe auf die dann schon Pro Pain folgten! Wir waren laut Ankündigung
davon ausgegangen, dass die Herren nach Nuclear Assault und den Apokalyptischen
Reitern rocken würden... was dazu führte, dass wir gerade noch 2 Songs
erleben durften. Auffallend war aber, dass nur zu dritt agiert wurde, da fehlte
nämlich der zweite Gitarrist. Scheinbar hat ihn zwei Tage vor dem Abflug
gen Europa ein dringendes gesundheitliches Problem zum daheim bleiben gezwungen.
Dadurch fehlte etwas der Druck bei den Solo-Passagen, dem Publikum hats offensichtlich
trotzdem gefallen.
Es folgten wiederum nicht die erwarteten Apokalyptischen Reiter, sondern die
reformierten Nuclear Assault. Ich weiss, dass ich damals ne LP von den
Mannen um Danny Lilker hatte. Den Kaufanreiz hatte damals ein cooles Video gegeben,
das ich bei Headbangers Ball gesehen hatte. "Critical Mass" hiess
der Song und das Album glaube ich "Handle with care". Es war aber
nie ne Lieblingsband von mir uns so hat mich der Gig auch nicht wirklich umgehauen,
sahen irgendwie alt und krank aus (besonders in Anbetracht der später folgenden
Death Angel Darbietung) - aber besonders bei Bass-Kalkleiste und Hungerhaken
Lilker gehört das ja schon seit jeher dazu...
Tja, die Apokalyptischen Reiter... Ich find sie nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Eher anstrengend vielfältig und manchmal etwas (unfreiwillig?) amüsant; "Metal will never die!" und so... Ihre Fans entfachten aber ein weiteres Mal die sogenannte Reitermania und hatten viel Spaß. Ich hab den Auftritt jedenfalls hauptsächlich genutzt um frische Luft zu schnappen und das ein oder andere Schwätzchen zu halten. Ausserdem galt es ja die Kräfte zu sammeln für
Death Angel. Für alle, die es nicht schon ohnehin geahnt hatten, sie waren mein Hauptgrund für den Besuch des Konzerts. Pro Pain und Testament haben Daueraufenthaltserlaubnis in meinem CD-Regal, ich hab sie aber in den letzten Jahren so oft gesehen, dass da keine wahre Vorfreude mehr aufkommt. Ganz anders bei Death Angel. "The Ultra Violence" und "Act III" gehören zu meinen absoluten Faves, hatte aber leider seither noch nie die Gelegenheit sie in der Originalbesetzung live zu erleben. Und ein Erlebnis war es, wenn das nicht sogar noch untertrieben ist... Sprühend vor Energie eröffneten die vier Musiker das Set mit einem "The Ultra Violence"-Intro und feuerten danach eine Granate nach der anderen in die dankbare Menge. Über die etwa 45 Minuten ihres Auftritts woben sie Songs aller drei Alben in die Setlist und gingen bis an die Grenze der körperlichen Belastbarkeit. Besonders Sänger Mark Oseguada gab den Bilderbuch-Frontman, sogar die klischee-mässige Gin-Flasche die er zu Anfang des Sets noch mit sich herumtrug, konnte den überragenden Eindruck nicht trüben....Wenn ich mich recht erinnere dann wurden u.a. "Seemingly Endless Time", "Discontinued", "Bored"‚ "Mistress Of Pain", "Voracious Souls", "Stop" angestimmt und zum krönenden Abschluss bog die Band mit einer frenetisch bejubelten und abgefeierten Darbietung von "Kill as one" auf die Zielgerade ein bevor erneut das "The Ultra Violence"-Riff erklang und der Kreis sich schloss. Die Kalifonier hinterliessen offene Münder und glückliche Gesichter. Selten hab ich eine Band gesehen, die so sehr alles gab und zu jeder Sekunde zeigte, dass sie es unendlich geniesst auf der Bühne zu stehen. Der Fünfer wirkte als hätte man ihn vor zehn Jahren eingefroren und ohne sichtbare Alterung ein halbe Stunde vor dem Gig aus dem Kühlfach gezogen - unfassbar! Das sahen Nuclear Assault im direkten Vergleich mal richtig alt aus... Zwei Sahenhäubchen zum Schluss: 1. hatte der Basser auf der Rückseite seines Bass einen Nummernschild-grossen Refused Aufkleber und 2. verriet mir der Sänger später am Abend, dass sie gerade an neuen Songs arbeiten und es eine neue Platte geben wird! Jau!
Heftiger hätte der Kontrast wohl kaum sein können, nach der Umbaupause machten sich die nordischen Marduk daran den Hörgeräteakkustikern dieses Landes die Arbeitsplätze zu sichern und machten alles platt was sich ihnen in den Weg stellte. Um eins klar zu stellen, ich besitze nicht eine CD, die man als Black Metal bezeichnen würde. Ich schätze allerdings den Unterhaltungswert mancher Bands (Stichwort Panda-Bären), es gibt nur wenig Witzigeres als Black Metal-Videos (da gibt's so ein kultiges Immortal-Video in dem sie schick geschminkt gar furchteinflössend irgendwelche Berge runterrennen...) - aber jetzt mal im Ernst: Marduk sind imposant. Punkt. Die schiere Wucht der Soundwand konnte einem schon den Atem rauben und die Musiker waren überraschend kompetent am Werk, besonders der Basser und der Drummer waren outstanding. Der Basser vernichtete aber jeden Pluspunkt den er durch sein Spiel erlangt hatte durch das mit Abstand dümmste Shirt des Abends: "Legalize Murder", na das nenn ich mal ein gutes Motto. Wer weiss, vielleicht hat das ja manch einem Pubertären imponiert und er hat somit wieder ein Mittel um die arme Mutti zu schocken, was will man auch machen in Zeiten, in denen die Eltern auf Slayer und Metallica abfahren...
Über Testament braucht man eigentlich nichts schreiben. Sie haben auf ewig ihren festen Platz in der Metal-History und so hat mich auch nichts an diesem Abend wirklich überrascht. Ärgerlich war schon eher die über 45 minütige Umbaupause und das alte, nichtsdestotrotz super dumme, "Wir sind der Headliner und bekommen deswegen mehr Sound und Licht als alle anderen Bands im Billing"-Spiel. Dabei hat die Band das gar nicht nötig. Der neue Drummer Asgeir Mickelson (ansonsten knüppelt er für Borknagar, Vintersorg) konnte natürlich zu keiner Zeit Onkel Hoglan vergessen machen, der einst auf diesem Hocker sass, verrichtete aber solide seine Arbeit. Chuck Billy scheint glücklicherweise völlig vom Krebs genesen und war wie eh und je mit seinem Stummel-Mikro-Ständer auf der ganzen Bühne unterwegs und war stimmlich absolut auf der Höhe.
Fazit: Sieg
auf der ganzen Linie für die Todesengel und alles in allem ein schöner
Abend, 25 Euro an der Abendkasse waren aber ganz schön happig...
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