Mastodon / Good Witch Of The South / Van Drunen /
In anderen Ländern hoch gehandelt und auch bestimmt nicht umsonst vom Major Warner von Relapse weggekauft, gelten Mastodon in Deutschland immer noch eher als Underground-Tip. Ihr letztes Album „Leviathan“ war grandios, der Nachfolger „Blood Mountain“ steht dem in nichts nach – erscheint aber erst ca. zwei Wochen nach diesem Konzert. Warum also jetzt schon drei Deutschlandshows? An sich egal, aber es waren wohl zwei europäische Festivals, die die Band (oder das Management bzw. das Label?) veranlasst hat, dann noch ein paar Clubshows anzuhängen.
Angesetzt war die Show zum fanfreundlichen Preis von 13 Euro im Vorverkauf für den Backstage Club, es wurde dann aber kurzfristig in die benachbarte, größere Halle gewechselt um den Anforderungen auf dem Technikrider zu genügen.
Pünktlich um 20 Uhr stapften die Herren von Van Drunen auf die Bühne, die man wohl getrost als Lokalmatadoren bezeichnen kann. Am Bass steht Martin von Droon, die Gitarre bedient der etatmässige Bassist der Emil Bulls und hinter dem Schlagzeug sitzt ein alter Bekannter, nämlich Fini, der Ex-Drummer der Bulls. Gehört hatte ich schon so einiges über dieses Projekt (?), so genau beschreiben konnte es mir allerdings niemand, auf CDs ist nichts zu kriegen und so war ich schon ordentlich gespannt, was das denn nun werden würde. Einen Superlativ kann sich die Band schon mal im virtuellen Musik-Guinessbuch sichern, nämlich den für die mit Abstand größte Setlist ever. Neben der Gitarrenbox prangte ein A1 Plakat mit den gelisteten Songs, also entweder ist da jemand kurzsichtig in der Band, oder es ist einfach ne fixe Idee... Ganz oben auf diesem Zettel stand jedenfalls „Van Drunen Are Fuckin God!“ und so hiess dann wohl auch der erste Song, später gabs auch noch einen Track namens „Mallory Knox“ (das gibt dann nen Extrapunkt für erlesenen Filmgeschmack). Derbe wars, straighte Gitarrenarbeit ohne Schnörkel, zwei Gesänge zwischen Growls (Jamie) und Schreien/Keifen (Martin) und immer wieder coole Tempowechsel. Ich würds als coole, eigene Mischung zwischen Kyuss, Helmet und Eye Hate God bezeichnen. Wobei das abschließende „Bastard“ völlig aus dem Rahmen fiel und deutlich in Richtung Cult Of Luna tendierte. Coole Show und die Band erntete verdientermaßen einiges an Applaus.
Nach zügiger Umbaupause gings gegen 20.45 Uhr schon mit dem Hauptsupport weiter. Good Witch Of The South waren bei den kompletten Deutschlanddates im Vorprogramm von Mastodon zu sehen und machten ihre Sache auch wirklich nicht schlecht. Nachdem bei Van Drunen durch den Lokalbonus schon ein paar Interessierte vor der Bühne standen, kamen jetzt weitere hinzu. Fünf Leute auf der Bühne in klassischer Besetzung, zwei Gitarristen, ein Basser, ein Drummer und ein Mann am Mikro. Bei dem hab ich mich ne ganze Zeit gefragt, ob er seine Hände vor der Show in schwarze Farbe getaucht hat, aber ich glaub es waren einfach nur dunkle Gummihandschuhe. Es ist nicht so, dass die Band mit ihrem Stonerrock gar nicht ins Vorprogramm gepasst hätte, aber aus den Stiefeln ähh Sneakers haben sie mich nicht gehauen. Einfach nur ne tight rockende Stoner-Band, die souverän auftrat, nen coolen Sänger hat und sich wirklich nicht verstecken braucht.
Nachdem die Backline der Vorband zur Seite geräumt und alles für den Hauptact bereit war, gings dann gegen 21.45 Uhr auch schon mit Mastodon weiter. Vom Band kam ein atmosphärische Intro mit Filmdialogen, zu dessen Klängen sich nach und nach die Band auf die Bühne bewegte. „Hallo, wir sind Mastodon aus Atlanta, Georgia“ und dann bretterten sie auch direkt „Iron Tusk“ vom 2004er „Leviathan“-Album in die ca. 300 Anwesenden, und schoben den Hit ihres Debuts nach. „March Of The Fire Ants“ vom „Remission“-Album hat der Band damals viele Türen geöffnet und auch die Münchner Fans bieten der Band einen mehr als warmen Empfang und sind, soweit die vertrackten Songs das zulassen, enthusiastisch bei der Sache. Dann spielt die Band den ersten von insgesamt fünf neuen Songs in diesem Set. Mit “Circle Of Cysquatch” ist das sogar gleich einer, der noch nicht auf der Homepage vorgestellt wurde, somit dürften eigentlich nur die anwesenden Journalisten (vom Metal Hammer war ein ganzes Rudel anwesend) den Song gekannt haben – oder es hat sich jemand die arg schlechte im Internet kursierende Version gezogen, die Reaktionen auf den eigentlich unbekannten Song waren in jedem Fall sehr gut. Die Vocal-Verzerrer, die auf dem Album bei dem Song zum Einsatz kommen, fehlen live, was aber nicht dramatisch ist. Die vier auf der Bühne halten sich nicht mit Pausen und nur selten mit Ansagen auf, zwischen den Songs spielt meist einer der Gitarristen einen Part auf der Gitarre, dann zählt Drummer Brann Dailor ein und weiter geht's mit dem nächsten Track. So schwitzen die Hauptdarsteller auf der Bühne schnell, weil sich nämlich auch ordentlich bewegt wird, Sänger Troy und Gitarrist Bill Kelliher (der eine Art seitlich versetzten Iro trug) sind mit ihren Sendern auch nicht an feste Plätze gebunden. Gitarrist Brent Hinds, der auch viele Vocalparts übernimmt, glänzt mit Melvins-Shirt, wunderschöner grauer Gibson-Flying-V und unglaublicher Gitarrentechnik: während er mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand sein Plektrum hält, zupft er doch gleichzeitig auch noch mit dem Ringfinger! Troy lebt seine Vocals wieder extrovertiert aus, nimmt beim Spielen oft sogar die rechte Hand von den Saiten um entsprechend mit Gesten zu arbeiten, sich an die Brust zu klopfen oder sich die Haare zu raufen. Im Zentrum des Sets steht der Übersong des neuen Albums, „Sleeping Giant“ transportiert anfangs eine ruhige Stimmung, wie man sie von der Band bisher eher nicht kannte. Der Song geht sofort ins Ohr, ist eher Midtempo und mit mehr als fünfeinhalb Minuten auch der längste Song des Albums – trotzdem trägt der Song die deutliche Handschrift der Band, also nix mit Major-Anbiederung und gewolltem Singlehit oder so! Direkt auf den schlafenden Riesen folgt, wie auf dem Album tatsächlich gleich ein weiterer neuer Song namens „Capillarian Crest“. Unglaublich wie sie den hochtechnischen Mittelteil gegen Ende wieder auf den Punkt auf die Bahn bringen, Hammer-Musiker! „Megalodon“ und „Blood & Thunder“ vom „Leviathan“-Album beschliessen einen beeindruckenden Auftritt, die Band bedankt sich, kündigt ein Wiedersehen im November an, Hinds verteilt ein paar Sticks in den ersten Reihen und dann Abgang. Und trotz minutenlangem Applaus und Zugabe-Rufen kehrt die Band nicht zurück. Trotz einer gefühlten Setlänge von 90 Minuten, gabs zwar 13 Songs, de facto warens dann aber nur ca. 60 Minuten Showtime, wobei man echt nicht meckern darf, es war ein sehr fairer Eintrittspreis und außer vielleicht „Battle At Sea“ von der „Lifesblood“ oder „Colony Of Birchmen“ vom neuen Album hat mir nichts wirklich gefehlt im Set!
Setlist Mastodon:
Iron Tusk
March Of The Fire Ants
Circle Of Cysquatch
Where Strides The Behemoth
Mother Puncher
Aqua Dementia
Sleeping Giant
Capillarian Crest
I Am Ahab
The Wolf Is Loose
Crystal Skull
Megalodon
Blood & Thunder
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