Dark Tranquillity existieren seid mittlerweile sechzehn Jahren und veröffentlichten sieben Studioalben. Das macht sie zu einer der wichtigsten schwedischen melodic Death-Metal Band. Grund genug der Band zu ihrem neusten Album „Character“ auf den Zahn zu fühlen. Gitarrist Niklas Sundin beantwortete meine Fragen per Email.
Wie würdest du der euer neues Album in eigenen Worten beschreiben?
Schneller, heavier, aggressiver, technischer und komplexer. Das ist es im Grunde schon. Wir wollten mit unserer Musik in eine extremere Richtung (natürlich relativ gesehen) gehen und das ist was dabei heraus gekommen ist.
Das neue Album scheint härter zu sein als der Vorgänger “Damage Done”. Gibt es dafür einen speziellen Grund?
Nicht wirklich. Dieses Mal war es sehr aufregend für uns die Musik in eine härtere und vertracktere Richtung zu bringen. Das lag vermutlich daran, dass „Damage Done“ ein sehr zugängliches Album war. Jedes Album das wir machen ist so eine Art Reaktion auf das Vorgängeralbum. Dieses Mal wollten wir ein etwas komplizierteres und herausfordernderes Album schreiben. Das nächste Album könnte wieder ganz anders sein.
Wie habt ihr die Songs geschrieben? Habt ihr eine generelle Vorstellung davon wie das Album klingen soll bevor ihr beginnt zu schreiben?
Nein, wir haben nie eine Ahnung davon wie das Album klingen wird bevor wir schreiben. Der Songwritingprozes beginnt damit, dass jedes Mitglied zuhause Ideen und Basisriffs entwickelt. Danach arrangieren wir alles im Proberaum.
Warum heißt das Album “Character”? Steckt ein bestimmtes Grundthema oder Konzept dahinter?
Es ist kein Konzeptalbum aber es existiert ein Grundthema das alle Songs verbindet. Der Titel gibt einen Hinweis auf dieses Thema. Im Vergleich zu „Projector“ ist es ein recht introvertiertes Album das sich mit dem „Ich“ beschäftigt und nicht mit der Außenwelt.
Wovon handeln die Texte?
Isolation und den verschiedenen Arten darauf zu reagieren.
Hatte die Veröffentlichung der Best-Of Platte “ Exposures - In Retrospect And Denial“ einen Einfluss auf die neuen Songs? Manchmal kann zurückblicken auf die eigenen Vergangenheit neue Impulse für die Zukunft geben.
Nein, ich denke nicht, dass die Veröffentlichung die neuen Songs beeinflusst hat. Nur Mikael und ich selbst haben an „Exposures“ gearbeitet. Ich habe das Artwork entworfen und geholfen die Songs zu mastern. Der Rest der Band hatte mit dem Best-Of nichts zu tun und ich weiß gar nicht genau ob sie sich die Songs überhaupt angehört haben bevor die Platte veröffentlicht wurde. Also kann es keinen Einfluss auf das Songwriting zu „Character“ gehabt haben.
Das Album wurde wieder von Fredrik Nordström produziert. Habt ihr jemals mit dem Gedanken gespielt jemand anderen diesen Job übernehmen zu lassen? Warum oder warum nicht?
Das Wort „Produzent“ ist etwas irreführend. Wir haben vor ein paar Jahren aufgehört diesen Begriff zu benutzen und auf der neuen Platte ist er nur als Mixer der Platte aufgeführt. Er hilft uns im Grunde einen guten Basissound zu bekommen. Darin ist er sehr gut. Dann verlässt er das Studio und wir nehmen die Songs einen Monat lang alleine auf. Schließlich kommt er wieder dazu und mischt die Songs ab. Die komplette Musik ist zu 100% fertig wenn wir ins Studio gehen und es gibt im Grunde nichts mehr zu produzieren.
Euer Sound ist recht progressiv und ihr habt inzwischen Erfolg damit. Glaubst du, dass die Metal Gemeinde in den letzten Jahren offener geworden ist für moderne Sounds?
Ich denke schon. In den letzten Jahren gab es viele Vermischungen unterschiedlicher Genres und mehr moderne Elemente im Metal.
Dark Tranquillity und In Flames werden of als die Bands genannt die den so genannten Göteburg-Sound erfunden haben. Wie denkst du darüber?
Ich denke wir waren die Bands die diesen Sound der breiten Masse vorgestellt haben. Also ist an diesem Statement wohl etwas dran, auch wenn es außer uns noch andere Bands gab. Ich mache mir darüber eigentlich keine Gedanken. Die ganze Sache wurde ziemlich aufgeblasen und je weniger über diesen „Göteburg-Sound“ geredet wird, desto besser.
Was ist es was euch nach all diesen Jahren im Musikgeschäft noch immer antreibt neue Platten zu veröffentlichen und auf Tour zu gehen?
Ich denke, dass der Grundantrieb der ist, dass wir einfach Musik machen wollen die uns etwas bedeutet. Das ist alles worauf es ankommt und alles was wichtig ist. Auf den ganzen Rest könnte ich einfach verzichten. Ich mag es nicht auf Tour zu gehen, ich mag es nicht Interviews zu geben und ich mag all diese Routinearbeit nicht die mit die Zeit nimmt wirklich kreativ zu sein.
Zurückblickend auf eure Kariere, an welche Momente denkst du gern/ungern zurück?
Ich weiß nicht. Die Veröffentlichung unseres ersten Demos oder unser erster Auftritt waren Meilensteine, aber das ist wohl nicht was du hören willst. Ich kann mir nicht wirklich etwas Spezielles aussuchen. Wir sind glücklich darüber Musik weiter machen zu können. Auf einem Weg stößt man immer auf gute und schlechte Momente.
Gibt es noch etwas das ihr erreichen wollt, was ihr noch nicht erreicht habt?
Nein, ich denke nicht in solchen Maßstäben. Wir haben keine Pläne einmal auf dem Mond zu spielen oder ein Album in diesem oder jenem Studio aufzunehmen. Dark Tranquillity ist ein kreatives Ventil, keine Kariere die einen großen Plan oder ein Ziel hinter jedem Schritt braucht.
Viele neue Bands, auch viele aus dem Metalcore Bereich, nennen Dark Tranquillity als einen Einfluss. Wie denkst du darüber?
Das ist schmeichelnd. Es ist großartig, dass andere Bands unsere Musik anhören und uns sogar als Einfluss nennen. Es zeigt, dass wir in den 15 Jahren in denen wir zusammen spielen, zumindest einen kleinen Unterschied gemacht haben. Zur selben Zeit ist es aber schwierig wirklich einen Bezug zu solchen Aussagen zu haben. Man kann nichts wirklich damit anfangen. Es ist auf jeden Fall nichts was dein Ego aufbläst. Es fühlt sich eher komisch an.
Welche neuen Bands hörst du dir selbst an?
Keine um ehrlich zu sein. Ich hatte nicht viel Zeit für die Musik anderer Leute im letzten Jahr. Ich habe heute kaum noch die Geduld um mir neue Bands anzuhören. Die letzte wirklich gute Band die ich gehört habe waren Nasheim aus Schweden.
Wie sehen eure Zukunftspläne aus?
Wir werden dieses Jahr viel auf Tour gehen. Am ersten Febraur geht es los. Wenn alles nach Plan verläuft werden wir sowohl eine Support als auch eine Headliner Tour sowohl in Europa als auch den Staaten machen. Dazu kommen dann noch viele Festivalauftritte. Hoffen wir das Beste.
Letzte Worte?
Vielen Dank für das Interview.
Das Interview wurde von Rolf Gehring geführt.
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Review: We Are The Void, 2010 (rg)
Review: Construct, 2013 (rg)
Live-Review: 13.12.2005, Köln - Live Music Hall