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Die erste Veröffentlichung über ein Label von Ivan Drago aus Berlin war ihre kürzlich erschienen Split mit Elision für die wir hier beim Helldriver nur lobende Worte übrig hatten. Gitarristin Anna war so nett mir ein paar Fragen zu beantworten.

Kannst du zuallererst mal die Band kurz vorstellen und etwas zu eurem Werdegang sagen?

Angefangen hat es Ende 2003 mit Hanns und mir. Sommer 2004 stieß Thomas mit dazu und im Frühjahr 2005 Joe, nachdem wir uns für einen Wechsel am Bass entschieden hatten. Shows spielen wir seit Ende 2004 und haben seitdem ein Demo und eine Split mit Elision rausgebracht. Alle in der Band studieren oder gehen zur Schule und nebenher arbeiten, weil Musik ein teures Hobby ist...wir wohnen zu drei Vierteln in Ostberlin und kommen ursprünglich aus Hannover, Dresden, Reutlingen und dem berühmten Bad Liebenwerda.

Wie habt ihr euch zusammengefunden?

Glücklicher Zufall: Ich hatte damals nach einer längeren Pause wieder Lust, Musik zu machen und hab bei einer Band vorgespielt, die zwar sehr cool waren, aber irgendwie doch nicht so richtig mein Ding. Weil die kurz davor noch auf Drummersuche gewesen waren, hatten sie noch die Nummer von Hanns und uns dann sozusagen ?verkuppelt?. Das erste Mal haben wir uns auch in deren Proberaum getroffen und das war schon ziemlich die Liebe auf den ersten Takt...der Rest hat sich dann Stück für Stück und immer relativ stressfrei ergeben. Thomas war selbst auch wieder auf der Suche nach einer Band und nach den ersten zwei Proben mit ihm war klar, dass seine Stimme einfach perfekt zu uns passt. Er war dann auch derjenige, der Joe angeschleppt hat, als wir uns entschieden hatten, einen Basser zu suchen, der unseren Stil noch besser unterstützt. Insgesamt hat es ein bisschen Zeit gedauert, das richtige Line-Up zu finden, aber es ist total angenehm, eine Band nicht auf Teufel komm raus zusammencasten zu müssen.

Bei Ivan Drago handelt es sich ja eigentlich um den russischen Boxer aus dem Film Rocky IV. Warum habt ihr euch nach ihm benannt und wofür steht der Name für euch?

Warum jetzt genau wir uns so genannt haben, weiß ich gar nicht mehr genau. Es war gar nicht so einfach, einen Namen zu finden, der kein bescheuertes Satzgefüge beinhaltet, den Verweis auf Blut, Krieg, die Ehre, das Ende oder andere Dinge, von denen satte deutsche Mittelstandskiddies keine Ahnung haben. Der Name war einfach irgendwann da, klang irgendwie gut, brutal, heroisch, komisch und vor allem ...russisch? Auf jeden Fall kannten alle den Film und Dolph Lundgren ist einfach super. Der sieht ja wirklich aus wie He-Man, total übertrieben, genau wie der ganze Film. Wir haben ihn ehrenhalber auch auf unseren neuen Shirts verewigt. Rocky V danach ist übrigens scheiße. Klar, nach Ivan Drago als Endgegner kann auch nichts mehr kommen. Übrigens, der Titelsong von Rocky IV ?Hearts On Fire? ist ein großes Stück der Musikgeschichte der 80er Jahre!

Was treibt euch an Musik zu machen?

Unterschiedlich: Die Macht der Gewohnheit, der Wunsch, die Musik zu finden, mit der man sich am besten ausdrücken kann, die Suche nach Realitätsfluchten, Narzissmus, Selbstdarstellungstrieb, Komplexbewältigung...aber der Hauptgrund ist natürlich der, dass das Essen auf HC-Shows immer so gut schmeckt.

Wo liegen eure musikalischen Einflüsse

Die sind breit gefächert. Privat hört von uns keiner mehr so richtig intensiv Chaos, Mathcore und wie das alles heutzutage so heißt, auch wenn wir wohl nicht so klingen würden, wie wir klingen, hätten wir nicht Coalesce, Converge, Botch, Mastodon alte Candiria und die fantastischen The Dillinger Escape Plan gehört. Wer übrigens behauptet, dass ?Miss Machine? zu poppig wäre, hat keine Ahnung. Momentan sieht es aber eher so aus, dass Thomas abgesehen von seinen alten Helden Snapcase und Refused hauptsächlich soliden Rock á la Foo Fighters, Audioslave und Stoner-angehauchtes Zeug hört, Joe mag Nile, Nasum und melodischen Schweden-Metal, Hot Water Music, Sensefield und modernen Emo, Hanns steht auf amerikanischen Grindcore wie Pig Destroyer und Origin und ? wie ich auch ? auf Jazz, Hip Hop und Drum 'n Bass. Bei mir zuhause läuft außerdem noch viel oldschooliges, außerdem hab ich eine Schwäche für Glamrock und Chopin.

Ihr habt kürzlich eine Split mit Elision veröffentlicht. Wie kam es dazu?

Zuerst war eigentlich die Tour geplant, Thomas und Mosh kennen sich aus alten Tagen und haben das in die Wege geleitet. Da wir eh zu der Zeit ins Studio gegangen sind, was eigentlich nur als neues Demo geplant war und Elision ebenfalls Material von ihrem neuen Album übrig hatten, hat sich das angeboten...Marcel von Silentstagnation Records war sowieso an unserem Zeug interessiert und mochte die Idee, das als Split mit Elision zu veröffentlichen. Stilistisch hat das auch ganz gut gepasst ? ähnliche Richtung aber doch unterschiedlich, Elision sind auch vom Sound her eher etwas epischer und breiter angelegt, wir eher roh und kantiger. Ich finde, das passt ganz gut zusammen, ohne langweilig zu werden.

Wovon handeln die Songs von der Split? Kannst du die Texte der Songs kurz erläutern?

Die Texte sind nicht auf eine simple Message reduziert, dass sofort klar ist, worum es geht, sondern -begleitend zur Musik- assoziativ gehalten, damit Raum für Interpretation bleibt. Es gibt hier keine Aussage, Moral oder Pseudo-Straßenweisheiten zu verbreiten, höchstens Beobachtungen und Ansätze zu teilen, was für Empfindungen verschiedene Themen im Betrachter geweckt haben. ?You Are The Hero? beschäftigt sich mit Abhängigkeit, Oberflächlichkeit und Austauschbarkeit, bei ?Called The End? hingegen geht es eher um Selbstkritik, -reflexion und innere Konflikte, ?Five Days In The City Of Sorrow? handelt von Trauer, Angst vor Verlust und dem Rückzug in die innere Isolation.

Wird es von euch auch bald ein Album geben und wo wird es erscheinen?

Als nächstes ist eine EP geplant, für die wir im Winter ins Studio gehen wollen. Silentstagnation Records ist ein sehr cooles, kleines feines Label...hoffentlich denken die das auch weiterhin von uns. Aber momentan sieht's ganz gut aus. Wahrscheinlich gibt's bis dahin nochmal als reines Prestigeprojekt die Songs der Split auf Vinyl mit einem schönen neuen Artwork für alle leidenschaftlichen CD-Hasser und Sammelfreaks.

Zur Split seid ihr auf Tour mit Elision gewesen. Wie war es? Eindrücke? Erfahrungen? Begebenheiten? War es eure erste Tour?

Ich gehe jetzt nicht nochmal auf den großartigen Versuch von Elision ein, in Konstanz eine professionelle Grillsession zu veranstalten. Aber die Veggie-Schnitzel von Aldi schmecken auch kalt sehr gut. Für die meisten von uns war es die erste Tour, aber dafür haben sich alle tapfer geschlagen. Elision haben uns schon einiges an Feierkondition abverlangt. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, wir haben viele tolle Leute kennengelernt, alte Bekannte wiedergetroffen und endlich auch mal im Süden Deutschlands gespielt. Das Wetter war fantastisch, wir wären beim Treetbotfahren auf dem Bodensee fast von einem Dampfer überfahren worden, hatten ein paar sehr intensive Shows und immer ein total angenehmes Publikum. Beste Begebenheit unterwegs war eigentlich in Freiburg: Da gab es Frühstück in der Wagenburg und anschließend noch einen Tank voll Gratis-Diesel für jede Band; diese Punkrock-Umfüllaktion auf dem Wagenplatz werde ich bestimmt nicht vergessen.

Was sind eure Ziele mit der Band?

Hauptsächlich wollen wir weiter Musik machen, genug Beweggründe dafür gibt es ja, wie ja schon in Frage vier genannt. Uns weiterentwickeln, schauen, wo die Reise hingeht, viel proben, gute Songs schreiben, aufnehmen, live spielen, unser eigenes Ding machen und sich dabei nicht anbiedern zu müssen. Irgendwann mal ein gutes Album einspielen, mit dem wir länger als einen Monat zufrieden sind. Mit der Strebsamkeit, dem aufgesetzten Verhalten und dem Überfluss an schamloser Selbstvermarktung vieler Bands, der einem momentan um die Ohren gehauen wird, können und wollen wir uns nicht identifizieren. Vielleicht hat das Ganze mit Myspatz einen Katalysator gefunden, vielleicht ist es auch nur eine Verselbstständigung der Entwicklung, dass es immer mehr Bands und immer mehr Konkurrenz gibt, die es notwendig gemacht hat, sich im richtigen Licht präsentieren zu müssen. Irgendwie wird das immer durchschaubarer und langweiliger. Der Song ?Schwanzvergleich? von den Japanischen Kampfhörspielen trifft das übrigens verdammt gut.

Letzte Worte?

An dieser Stelle einen Gruß an Felix, der uns immer unterstützt, was wir sehr schätzen, an Tom und ganz Battle Royale, Gruß und Dank an die Konzertgruppe vom Komma in Esslingen, weil sie die richtigen Resourcen nutzen und damit einen wichtigen Beitrag leisten, wie natürlich auch alle anderen besetzten Häuser und non-profit Konzertveranstalter. Wir freuen uns darauf, weiter von euch gebucht und bekocht zu werden, dafür fahren wir gerne überall hin. Sonst noch was? Ach so, esst mehr braunen Reis, spielt mehr Power-Shock und M.O.T.U. war die beste Band der Welt!

Das Interview wurde von Rolf Gehring geführt.

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