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Youth of Today sind ohne Zweifel eine der ganz großen Hardcore Legenden. 2003 haben Ray Cappo, Porcell und Sammy zusammen mit Ken Olden am Bass zu einer Reunion Tour in Europa zusammengefunden. Ich lies mir die Gelegenheit natürlich nicht entgehen den Jungs ein paar Fragen zu stellen. Porcell gibt eine kleine Geschichtsstunde und nimmt Stellung zu kritischen Fragen.

Erzähl doch erst einmal etwas von der Geschichte von Youth Of Today?

Es hat alles im Haus von Mrs. Cappo angefangen. Es hat eigentlich schon vor Youth Of Today angefangen. Ray war in einer Band namens "Violent Children". Wir kannten uns schon länger, waren Freunde und wahrscheinlich die einzigen Straight Edge Kids in der Szene. Die Gitarristen von Violent Children sind aus der Band ausgestiegen um aufs College zu gehen. Also hat Ray mich gefragt ob ich nicht in die Band einsteigen will. Ich habe also angefangen Gitarre zu spielen und bin in die Band eingestiegen. Wir konnten uns auch einen Namen erspielen und haben mit 7 Seconds gespielt. Kevin hat sogar ein T-Shirt von uns angehabt, was uns total freute. Die Musik die Ray und ich sehr mochten war SSD oder DYS. Wir mochten den harten Sound von Bands wie Negative Approach aber waren auch sehr inspiriert von Bands wie 7 Seconds die positive Texte hatten uns Straight Edge waren. Unsere Vision der perfekten Band war es die Intensität von Negative Approach mit der positiven Message von 7 Seconds zu mischen. Die anderen in der Band meinten es aber nicht allzu ernst damit, sie wollten nicht touren, was unser Traum war. Wir haben also die Band aufgelöst und einen Tag später Youth Of Today gegründet. Zu dieser Zeit hatten sich gerade viele Bands wie SSD, DYS oder Minor Threat aufgelöst oder haben sich in Richtung Metal entwickelt. Die Musik die wir aber liebten war Hardcore auf dem Punkt. Wir wollten eine Band haben die zurück zu den Wurzeln geht. Wir wollten einen Namen haben der so einfach ist, dass ihn sich jeder merken kann und unsere Einstellung am besten transportiert. Wir haben uns für Youth of Today entschieden. Wir haben in der ersten Probe die Songs "Take A Stand", "We Just Might", "Expectations" "Can´t Close My Eyes" ?wir haben im Grunde die erste EP in den ersten zwei oder drei Proben geschrieben. Das verrückte Ding an Youth of Today war, dass sofort als wir die Band gegründet hatten plötzlich alles funktioniert hatte. Unsere erste Show war eine große Show mit Agnostic Front, die zweite spielten wir im gefüllten Anthrax und unsere fünfte oder sechste Show war mit 7 Seconds. Kevin Seconds kam zu uns und wollte uns sofort für sein neues Label unter Vertrag nehmen. Es war unglaublich, alle unsere Träume wurden plötzlich wahr. Die "Can´t Close My Eyes"EP wurde schließlich auf Kevin´s Label veröffentlicht. Dann wollten wir Youth Of Today zu einer ernsthaften Fulltime Band machen. Es war uns wirklich ernst mit dem Touren, der Message und dem Straight Edge Revival. Ich und Ray sind schon seit Jahren nach New York auf Shows gegangen und wir kannten einige Leute dort. In New York gab es die lebendigste Szene an der Ostküste. Ich habe das College geschmissen und wir sind dorthin gezogen um mit der Band von dort aus zu agieren.

Wie alt warst du damals?

Ich war 18. Nur ich und Ray sind nach New York gezogen. Die ersten Leute in der Band war Tom und Craig, der später bei Agnostic Front, Rest In Pieces und Sick Of It All spielte.

Wart ihr euch damals dem Einfluss bewusst den ihr auf die Szene hattet?

Zu dieser Zeit gab es keine Szene. Es gab natürlich eine lebhafte Hardcore Szene, aber eben keine Straight Edge oder positive Hardcore Szene. Das erste Mal als wir im CBGB´s gespielt haben war das auch mit Agnostic Front und da waren fast nur Skinheads die alle absolut Gewalttätig drauf waren. Noch bevor wir gespielt haben gab es jede Menge Schlägereien. Wir haben uns Backstage überlegt ob wir unsere Hände Xen sollen oder nicht, weil es wirklich gefährlich war. Wenn man auf das Klo gegangen ist, waren da Leute die Heroin spritzen oder Klebstoff inhalieren. Es war wirklich schlimm. Die Zeit war einfach reif für diese positiven Ideen. Die Leute hatten von den Drogen und der Gewalt einfach die Schnauze voll. Straight Edge verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Sogar Raybeez von Warzone kam mit einem X auf der Hand ins CBGB´s. Es geriet ein wenig außer Kontrolle. Zu dieser Zeit haben auch Gorilla Biscuits und Side by Side angefangen zu spielen. Wir alle wurden Freunde und waren so etwas wie ein Kontra-Szene zu der Gewalt-Szene. Es wurde populär, das war cool.

Warum habt ihr euch schließlich aufgelöst?

Es ist schon seltsam. 1989 waren wir an dem erfolgreichsten Punkt in unserer Karriere. Wir haben gerade "We´re in this alone" veröffentlicht, eine gute US Tour gespielt, in Europa getourt. Wir haben damals jede Menge Geld für eine Show bekommen, was damals unvorstellbar war. Wir haben uns entschlossen die Band aufzulösen. Wir waren auf unserem höchsten Punkt, wir hatten alle unsere Ziele erreicht. Wir dachten es wäre besser die Band auf diese Weise zu beenden. Obwohl wir erfolgreich waren wollten wir alle etwas anderes machen. Wir haben noch die letzte EP aufgenommen und das war es.

Es gab also keinen Streit?

Nein überhaupt nicht. Ich und Sammy haben beide in Judge gespielt, Walter meinte es mit den Gorilla Biscuits ernst und Ray hat schließlich Shelter gegründet. Wir haben uns einfach in diese Richtung entwickelt.

Hattet ihr untereinander noch Kontakt nach dem Split?

Überhaupt nicht. Speziell jetzt sehen wir uns kaum noch. Ray lebt in Kalifornien. Ich und Sammy haben uns von Zeit zu Zeit getroffen. Er war in New York City und in Upstate New York. Walter habe ich ewig nicht mehr gesehen. Jeder hat seine eigenen Bands gehabt und war beschäftigt und unterwegs. Als ich natürlich bei Shelter eingestiegen bin haben Ray und ich uns öfter gesehen.

Wie kam die Idee zur Reunion zustande?

Es gab schon mal eine kleine Reunion 1995. Sammy hat kurz bei Shelter am Schlagzeug ausgeholfen. Wir (Shelter) haben in New Jersy mit Sick Of It All gespielt. Wir haben Walter getroffen und ihn zu der Show am nächsten Tag in New York eingeladen. Am nächsten Tag kam dann Walter nach der Show von Shelter aus dem nichts, was niemand erwartet hätte, und wir haben fünf Youth Of Today Songs gespielt. Jeder ist völlig ausgerastet.
Das zweite Mal war in 1999. Wir sollten eine Show in Conneticut spielen. Das war absolut schlecht organisiert. Der Club in dem es eigentlich stattfinden sollte hat die Genehmigung am Tag zuvor zurück gezogen. Der Veranstalter hat es aber niemandem gesagt sondern die Show in einen kleinen Club verlegt. Wir mussten zwei Sets spielen, weil nicht alle Leute hinein passten. Die Show war anstrengend, aber cool. Schließlich wurden wir zwar mit dem Geld verarscht aber es hat dennoch Spaß gemacht. Ein paar Wochen später haben wir in Spanien gespielt auf einen riesigen Festival mit Metallica. Das war wie ein bezahlter Urlaub. Aber sehr seltsam auf einer riesigen Bühne.
Bei dieser Reunion hat uns unser Booking Agent in Europa aus dem Blauen heraus angerufen und uns gefragt ob wir Lust hätten es zu tun. Wir fanden die Idee cool, speziell nachdem wir uns eine Weile nicht mehr gesehen hatten.

Gab es eine große Diskussion in der Band darüber?

Nein eigentlich nicht.

Kenneth Olden, der eigentlich gar nicht zum Original Line-Up gehört, aus dem Hintergrund: Ich war eigentlich total dagegen!!!

Wie fühlt es sich an diese alten Songs wieder zu spielen?

Es ist großartig. Ich habe festgestellt, dass jetzt wo ich älter bin, die Songs mehr denn je ein Teil von mir sind. Ich versuche immer noch diese positive Message, den Vegetarismus und Straight Edge mit meinem Leben zu vereinen. Heute stehen die Songs mehr für was ich bin anstatt Teil einer Szene zu sein. Es ist mehr mich. Ich habe festgestellt, dass ich die Songs noch nach über 15 Jahren noch cool finde und immer noch danach lebe. Diese Feststellung ist sehr erfrischend.

Wie kommt es bei den Fans an?

Bis jetzt wirklich sehr gut. Wir spielen zwar auch große Festival Shows aber eben auch kleinere Shows wie heute Abend die intimer sind und besser zu Youth of Today passen. Die Atmosphäre ist dann immer sehr gut, die Kids singen mit und haben Spaß.

Welche Relevanz haben Youth Of Toady im Jahr 2003 noch?

Ich denke die Message ist immer noch Zeitgemäß. Ich weiß nicht genau wie es hier in Europa ist, aber in den Staaten gibt es immer noch sehr viel Gewalt einige schlechte Dinge in der Szene. Die Dinge scheinen nicht immer so positiv zu sein. Deshalb denke ich, dass auch nach 15 Jahren die Message immer noch relevant ist.

Kennen die jüngeren Kids überhaupt noch die Songs?

Klar, bei fast jeder Show kommen Kids zu mir und sagen mir, dass sie damals noch nicht geboren waren und sich total über die Reunion freuen und uns noch mal Live sehen können. Youth of Today ist eine dieser verrückten Bands die wie die ganzen klassischen Bands wie Led Zeppelin die man auch noch in 100 Jahren im Radio hören wird. Youth of Today sind so etwas für die Hardcore Szene geworden. Das ist cool.

Werdet ihr neue Songs schreiben?

Nein, es ist kein Comeback. Es ist lediglich eine Sache die wir aus Spaß ein paar Wochen machen.

Wie jede Reunion hat auch diese ihre Gegner.

Wirklich? Jede Show bis jetzt war sehr positiv. Die Kids sind sehr dankbar für die Reunion weil sie uns früher nicht sehen konnten.

Ich habe im Vorfeld schon einige negative Statements gehört die ich dir jetzt einfach mal an den Kopf werfe.
"Die machen das doch nur wegen dem Geld", wäre das erste.

Warum machen die ihre Jobs? Das ist unser Job, wir sind Musiker. Natürlich wollen wir davon leben. Das ist aber gar nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass wenn wir wirklich viel Geld verdienen wollten, wären wir weiter aufs College gegangen und hätten uns irgend einen Job bei einer Firma gesucht. Dann würden wir wahrscheinlich fünfmal so viel Geld verdienen wie wir es jetzt tun. Wir machen das aber weil wir es lieben.

Ray: Man kann in jedem Job viel Geld verdienen, außer als Musiker.

Ein weiteres Statement ist: "Ihr zerstört mit der Reunion die Legende."

Wie denn? Weißt du was? Ich habe so lange in verschiedenen Bands gespielt uns eines gelernt. Egal was man tut, es wird immer Leute geben die dich dafür kritisieren. Wenn du poppige Musik machst wirst du kritisiert, wenn du Hardcore machst wirst du kritisiert. Egal was man macht, man kann nicht alle zufrieden stellen. Deshalb muss man einfach das machen was sich für dich selbst gut anfühlt und was du weißt dass richtig für dich ist. Man muss einfach weiter machen, eine dicke Haut haben und die Kritik an sich herunter laufen lassen. Wenn man sich vornimmt die Armen der Welt mit Essen zu versorgen wird sich immer einer melden der nichts bekommen hat. Da kann man nichts dagegen machen.

Welche Rolle spielt Hardcore noch in deinem Leben?

Im Moment eigentlich eine sehr große. Ich mache gerade ein neues Label. Es heißt "Fight Fire With Fire". Alle Bands die ich bisher veröffentlicht habe sind Straight Edge Bands. Es läuft bis jetzt sehr gut und ich bin auf diese Weise noch in der Szene involviert. Außerdem mache ich eine Website www.truetilldeath.com . Es ist eine Straight Edge Site mit der kompletten Geschichte von Straight Edge, viele Bilder, News und Interviews. Es soll die ganze Straight Edge Szene weltweit etwas näher zusammen bringen.

Was wirst du nach der Tour machen?

Ich werde nach Hause gehen und meinem zweieinhalb Jahre alten Sohn in den Arm nehmen und ihm den größten Kuss geben den ich kann. Ich vermisse ihn und meine Frau sehr.

Hast du noch abschließende Worte?

Hmm.....letzte Worte?
Go Straight Edge. Drugs Suck.
Hahaha..

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