
Goodtime Boys - What
Goodtime Boys, allein bei diesem Bandnamen könnte ich schon in Jubelstürme ausbrechen, wobei die Namensgebung vor der Klasse des Erstwerks der Waliser beinahe schon verblasst. „What’s Left To Let Go“ ist ein zehnteiliges Konstrukt, welches neben der bereits früher veröffentlichten EP „Are We Now Or Have We Ever Been“ fünf brandneue Songs enthält und vom ersten bis zum letzten Akkord zu überzeugen weiß. Bridge 9 haben mit dieser, für ihre Verhältnisse eher ungewöhnlichen Verpflichtung ein klasse Gespür bewiesen. Die hier vertonte Gefühlsachterbahn aus Verzweiflung, Agonie, Wut und schierer Raserei lädt ein zu einer Reise durch unterschiedlichste Klangbilder und ist zudem intelligent genug angelegt, um auf Dauer von Relevanz zu sein. Darüber hinaus gewährleistet eine enorm dichte Atmosphäre, die sich durchaus auch bis hin zu ohrenbetäubendem Krach aufschaukeln kann, ein sehr intensives Hörerlebnis. Die Goodtime Boys experimentieren gerne mit Kontrasten, erstellen weite Spannungsbögen, lassen frisch Aufgebautes sofort wieder in sich zusammenfallen und machen sich einen Spaß daraus, den Hörer in die Irre zu führen. Dank der hier zu Schau gestellten kompositorischen Fähigkeiten katapultieren sich die fünf Briten mit einem Schlag in die erste Liga des Postcore-Genres. Eindrucksvolle Belege für diese Qualität finden sich in Form von „Bloom“, welches dem Album einen formidablen Opener beschert, dem nachdenklichen und zugleich aufgewühlten „Breathe“ und nicht zuletzt dem leicht verschachtelten „Harrow“. Abgerundet wird die ganze Angelegenheit durch die markerschütternden, sich teils überschlagenden Vocals von Alexander Pennie, der diesem Doppelalbum das Sahnehäubchen aufsetzt. Ich war ursprünglich geneigt die Höchstwertung zu zücken, habe mich aber angesichts des noch zu weckenden Potentials, das in dieser Band schlummert, dafür entschieden, ein wenig Luft nach oben zu lassen. (cj)