Beastmilk - Climax
Auch ohne die vielsagenden Worte unseres Chefredakteurs wäre mir ziemlich schnell aufgefallen, dass das Debütalbum der aus Helsinki stammenden Beastmilk ein echter Hammer ist, und das nicht nur weil Mr. Kurt Ballou für die Produktion verantwortlich zeichnet. Die seit drei Jahren bestehende Band wirft uns hier einen Brocken vor, der ebenso unerwartet kommt, wie er beeindruckend ist. Climax heißt das Kind, das sich nicht nur für ein Erstwerk erstaunlich erwachsen und abgeklärt gibt. Als hätten sie noch nie etwas anderes gemacht, entfachen die finnischen Hauptstädter gleich mit dem Opener „Death Reflects Us“ ein düsteres Inferno, welches allerdings nicht durch Härte und Aggression so infernal wirkt, sondern mit wesentlich subtileren Mitteln eine unglaubliche Intensität zu entwickeln weiß. Neben der hohen atmosphärischen Dichte, insbesondere in Form der Gitarrenfraktion mit ihrem melancholisch-depressiven Anstrich, ist es die treibende Rhythmik, die den Hörer regelrecht hypnotisiert und in die dunklen Abgründe des Beastmilk-Universums hinunterzieht. Die Nordmänner wildern überwiegend in den Gefilden des Post Punk und Post Rock, irgendwo zwischen Joy Division und The Devil’s Blood, haben ein sehr ausgeprägtes Gespür für stimmige Harmonien sowie einprägsame Melodien und verfügen zudem über erstklassige Komponierfähigkeiten. Das hervorstechenste Merkmal der Band ist aber der brillante Gesang, der von Herrn Kvohst in unglaublich einfühlsamer Art und Weise beigesteuert wird. Mal filigran und beinahe weinerlich, dann wieder mächtig und hymnenhaft – sehr geil! Es ist fast schon überflüssig zu erwähnen, dass kein einziger Song als Ausfall gewertet werden muss, darüber hinaus ist es sogar ziemlich schwierig, einzelne Höhepunkte herauszustellen, da fast alle Stücke über stechende Qualitäten verfügen. Ganz besonders haben mich jedenfalls der Ohrwurm „Genocidal Crush“ und das wie ein Rausch wirkende „You Are Now Under Our Control“ beeindruckt, wobei der mitreisenste Song „Ghosts Out Of Focus“ sein dürfte. Musik wie eine Lawine, die sich langsam löst und mit schierer Intensität und majestätischer Erhabenheit ins Tal rollt. Emotional, psychedelisch, sehr eindringlich und mit überwältigender Sogwirkung ausgestattet. Beastmilk haben mich nicht nur überrascht, sie haben mich im Handstreich überwältigt. Mit „Climax“ lassen die Finnen das bisher beste Debütalbum des Jahres vom Stapel und setzen ein ganz fettes Ausrufezeichen dahinter. Uneingeschränkte Empfehlung. (cj)