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Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind auf die Erde nieder, sondern auch tausende, meist schwarz gekleideter Gestalten, über die sonst so beschauliche Gemeinde Abtsgmünd (grob im Dreieck zwischen Aalen, Schwäbisch Gmünd und Gaildorf gelegen). Grund dafür ist das Summer Breeze, das wohl größte Metal-Open Air Süddeutschlands, das sich über die Jahre seines Bestehens mehr und mehr zu einem Pflichttermin innerhalb der Szene gemausert hat. Neben dem Aalener Jazz-Festival ist es das musikalische Großereignis in der Region und manch eine Stadt würde sich sicher die Finger nach so einem Event lecken. Bereits ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Festival, das dieses Jahr vom 19. bis zum 21. August stattfinden wird, konnten wir dem Veranstalter Achim Ostertag nicht nur erste bestätigte Bands entlocken, sondern auch Interessantes rund um die Geschichte und die Organisation.

T: Wie wurde denn die Idee denn damals geboren?
AO: Ich hab damals selbst in einer Band gespielt und versucht mit der auf diversen Festivals zu spielen – was aber nicht wirklich geklappt hat. Also kam der Gedanke auf selbst so ein Festival zu veranstalten. Anfangs war das also ein kleines Zelt-Festival mit lokalen Bands, die man von gemeinsamen Auftritten her kannte. Damals waren das u.a. Apophis, Dawn of Dream, GAP, White Africans und eben meine eigenen Band Vodoo Kiss. Wir hatten an jedem der zwei Tage etwa 300 Besucher. 1997 und 1999 fand das Festival also jeweils im Zelt statt, nach und nach auch mit bekannteren Bands (Night in Gales, End of Green, Undertow, Darkseed). Ab 2000 war es dann ein Open Air und ab 2001 war es dann auf dem heutigen Level.

T: Wie ist der Name entstanden?
AO: Der kommt tatsächlich von dem gleichnamigen Song, den meisten wohl bekannt von Type o Negative, die haben das aber selbst nur von Seals & Crofts gecovert.
T: Und es stand nie ein anderer Name zur Diskussion?
AO: Nein, das war dann gleich allen Beteiligten klar, dass es Summer Breeze ist.

T: Du hast Dich ja irgendwann entschieden Dich hauptberuflich der Musik zu widmen, wie kam das, und was hast Du vorher gemacht?
AO: Ich habe beim Zeiss eine Ausbildung als Feinoptiker gemacht und war dort auch fest angestellt. Als das Festival zum Open Air wuchs ließ sich aber das Engagement für das Festival nicht mehr mit meinem dortigen Job vereinbaren, es kam eben nicht so gut, wenn man während der Arbeitszeit ständig telefonieren musste, außerdem hat mir meine Arbeit dort auch nicht mehr wirklich viel Spaß gemacht. Ich hab dann die Möglichkeit bekommen mir mit Plakatieren etwas festes Geld dazu zu verdienen, dort konnte ich mir die Arbeit einteilen und so ließ sich das gut mit der Organisation verbinden.
T: Da waren doch die Eltern sicher überhaupt nicht begeistert, als der Sohnemann den sicheren Job für eine fixe Idee hingeworfen hat?
AO: Klar, meine Mutter hat dann auch mehrmals versucht mich umzustimmen und besonders meine Kollegen beim Zeiss haben das bis zuletzt gar nicht glauben können, das man für eine derartige „Schnaps-Idee“ seinen Beruf aufgibt und ihn gegen das kaum lukrative Plakatieren eintauscht – was ja besonders im Winter nicht gerade ein lustiger Job ist. Außerdem hat auch niemand daran geglaubt, dass das Festival jemals so groß wird! Die Traurige Wahrheit ist, dass ein Großteil meiner ehemaligen Kollegen heute Kurzarbeit beim Zeiss schiebt.

T: Für die vielfältigen Aufgaben bei der Organisation warst Du durch Deine Ausbildung wohl eher nicht gewappnet, wie hast Du Dir das nötige Wissen angeeignet um ein derartiges Mega-Event sicher über die Bühne zu bringen?
AO: Ich hab viel über meine eigene Band mitbekommen. Obwohl ich dort mit Abstand der Jüngste im Team war, hab ich mich um die ganzen geschäftlichen Belange gekümmert und dort viele Kontakte geknüpft. Eine Zeit lang gabs in Dewangen (bei Aalen) das „Josefle“ (eine Live-Kneipe) wo ich mich dann schon als Veranstalter versucht habe und so kam eins zum anderen. Ich hab dann mit wenig Erfolg versucht eine Booking-Agentur aufzubauen und dadurch habe ich auch wieder viel erfahren und auch einige Bands kennen gelernt.

T: Du bist der Verantwortliche des Festivals, hinter Dir steht aber eine kleine Armee, die den reibungslosen Ablauf erst ermöglicht. Erzähl doch etwas zum Team.
AO: Wir waren schon seit jeher eine recht große Clique von etwa 30 Leuten, die sich im Anfang in Abtsgmünd im Bauwagen getroffen haben. Mittlerweile haben wir ein kleines Häusle in einem Aalener Teilort gemietet, wo wir uns regelmäßig treffen. Nach und nach hat sich dann das Team herausgebildet, neue Leute sind dazu gestoßen, weil viele auch Lust hatten was auf die Beine zu stellen und mitzuhelfen. Klar sind über die Jahre auch ein paar Leute abgesprungen, weil es dann doch gar zu sehr in Arbeit ausartete, aber wir sind ein fester Kern von ca. 30-40 Leuten. Wobei wir über die Jahre natürlich mehr und mehr Bereiche de Festivals abgegeben haben; z.B. Bühnenaufbau, Getränke und Security (wobei die vielgelobte Bühnen-Security noch immer zum größten Teil von Bekannten gestellt wird). Wichtiger Teil im Team ist auch Michael Trengert, der mir seit bald zwei Jahren zur Seite steht. Er ist der Europa-Chef von Metal Blade Records und hat dadurch natürlich viel Know-How und Erfahrung.
T: Da wird in den drei Tagen natürlich auch einiges an Material und Personal aufgefahren. Der Festivalbesucher hat da ja oft gar nicht so den Einblick hinter die Kulissen, nenn doch mal ein paar Zahlen rund ums Festival.
AO: Ohja, das ist recht interessant. Wir hatten im letzten Jahr über drei Tage etwa 42- 44000 Besucher (erstmals wurde am Samstag das „Ausverkauft!“-Schild am Eingang gehisst!). Um das Gelände, inklusive der Campingplätze, entsprechend abzusperren und zu strukturieren werden rund 12 Kilometer Bauszäune benötigt. Für die sanitäre Versorgung werden etwa 100 Dixi-Toiletten und zusätzlich zehn WC-Container und zehn Dusch-Container benötigt. Wir haben natürlich eine riesiges Müll-Aufkommen, das Gesamt-Volumen hab ich jetzt gar nicht parat, es sind aber auf jeden Fall mehrere Tonnen. Für den Transport des gesamten Materials (inklusive Bühne, Sound, Licht, Container, Bauzäune usw.) sind über 25 Groß-Lastwagen nötig. Und die gesamte Helfer-Armee, also inklusive Getränkeausschank, Bühnenauf- und -abbau, Campingplatz etc. ist über 400 Leute groß. Wenn man noch die Leute von der Händlermeile dazu zählt, die also Essen, Getränke und sonstige Waren verkaufen kommt man insgesamt auf etwa 700 Leute, die in irgendeiner Weise an der Durchführung des Festivals beteiligt sind. Ach ja, und ich bekomme über das Jahr so etwa 2000 CDs von Plattenfirmen und Bands geschickt, die gerne auf dem nächsten Summer Breeze dabei wären! Mittlerweile ist nach dem Festival auch quasi wieder vor dem Festival...

T: Das Festival zieht jedes Jahr Zehntausende von Fans für drei Tage nach Abtsgmünd, der Großteil der Ortsansässigen kann mit der Veranstaltung aber wohl weniger anfangen. Wie sind denn so die Reaktionen aus der Bevölkerung?
AO: Die sind größtenteils erstaunlich positiv und gelassen. Viele Leute sagen sich wohl, dass sie die paar Tage Trubel ganz gut aushalten. Natürlich gibts auch immer ein paar, die versuchen uns wegen Bagatellen an den Karren zu fahren. Wenn da der Gartenzaun irgendwann im Jahr kaputt gegangen ist, dann wird das natürlich nach dem Festival als Schaden gemeldet und Ersatz gefordert. Im Großen und Ganzen können wir uns aber nicht beklagen.
T: Wie siehts mit Unterstützung seitens der Gemeinde aus?
AO: Die Gemeinde ist durch das Festival natürlich auch viel beschäftigt, denn die müssen die ganzen Genehmigungen beim Landratsamt einholen usw. Finanziell werden wir nicht unterstützt, aber wir können uns glücklich schätzen, dass die Gemeinde dem Festival so positiv gegenüber steht.
T: Es geistert auch schon lange das Gerücht durch die Welt, dass das Summer Breeze zukünftig nicht mehr in Abtsgmünd stattfinden wird, denn das Gelände ist zwar sehr idyllisch am Wald und Fluss gelegen, aber viel Platz zum Weiterwachsen bietet es nicht mehr...
AO: Uns ist es gar nicht so wichtig, dass wir noch gross weiter wachsen können. Wir hatten im letzten Jahr über drei Tage so viele Besucher, dass es so gerade noch familiär war. Außerdem wissen wir mit dieser Größe gut umzugehen. Klar, man muss abwarten was die Zukunft bringt, vielleicht will uns die Gemeinde Abtsgmünd ja irgendwann auch nicht mehr haben, dann müssten wir uns da mal Gedanken machen. Die Gerüchte, die besagen, dass wir das Gelände sicher wechseln sind aber eben auch nur Gerüchte, da wird ja auch immer viel dazugedichtet und falsch zitiert...

T: So, jetzt mal zu dem Teil, der die Leser wohl am meisten interessiert: Welche Bands stehen schon fest, bzw. können hier schon preisgegeben werden?
AO: Von den großen/bekannten Bands sind bis jetzt schon Six Feet Under, Hypocrisy, Die Happy, U.D.O., Sentenced, Katatonia, Brainstorm, Sodom, Lake of Tears, Sonata Arctica, Tankard und Dead Soul Tribe (Ex-Psychotic Waltz) sicher, außerdem arbeiten wir noch mit Hochdruck an weiteren großen Namen, das ist aber noch nicht zu 100% spruchreif. Sobald das dann feststeht, kann man das auch, wie das gesamte bisherige Line-Up, auf unserer Homepage www.summer-breeze.de nachlesen.

T: Neben dem Summer Breeze hast Du ja auch noch eine Plattenfirma gegründet?
AO: Nachdem das Festival von Jahr zu Jahr immer größer wurde und ich zwischenzeitlich ja den erwähnten Versuch mit der Booking-Agentur gemacht habe, hab ich einige Bands kennen gelernt, die ohne Vertrag dastanden. So sind drei der fünf Bands, die momentan bei Silverdust unter Vertrag stehen, schon seit der Booking-Agentur-Zeit mit mir in Kontakt: Bloodflowerz (damals noch unter dem Namen Airfresh), End of Green und Undertow. Für diese Bands habe ich mich also nach Auftritten umgesehen, ich war von ihrem Potential überzeugt, sie standen jedoch alle ohne Plattenvertrag da. Da war dann recht schnell die Idee geboren ein Label zu gründen. Anfangs hatten wir wesentlich mehr Bands unter Vertrag (u.a. Ektomorf, Deep Inside Myself und Stormwitch), sind aber mittlerweile der Meinung, dass es mehr Sinn macht sich auf einige wenige Bands zu konzentrieren und die dann 200%ig zu betreuen; eben auch viel drum herum zu arrangieren (Konzerte, Touren etc.) und einfach etwas mehr als das durchschnittliche Label zu machen. Neu dazu gekommen sind jetzt gerade Sleepingodslie aus München und die Schweden Psychopunch, mit denen ich gerade dieser Tage in Schweden die Zusammenarbeit vertraglich festgelegt habe.
T: Und woher hattest Du das nötige Geschäftswissen um die ganzen Abläufe und Vorgaben beim Plattenfirmengründen?
AO: Ich hab dann kurz nach der Label-Gründung in Stuttgart eine Ausbildung zum Musikkaufmann gemacht. Wobei das sehr umfassend ist, da geht’s nicht nur um die Plattenfirmensituation, sondern auch um Veranstaltungen, Verträge, Booking, Management, Großveranstaltungen, Versicherungen usw. Da wurde also ein ganzes Paket geschnürt und z.B. auch über die Aufgaben eines A&R bei einer Plattenfirma informiert, oder wie macht man am besten Promotion, wie ist Radio aufgebaut, wie ist Fernsehen aufgebaut... alles mögliche eben.

T: Du bist seit einiger Zeit auch für die Konzerte im Aalener Rock It zuständig, wie kam denn das zu Stande?
AO: Der Pächter hat mich kurz vor dem letzten Summer Breeze angesprochen, ob ich nicht etwa 2-3 Konzerte pro Monat bei ihm organisieren möchte. Er hat noch jemand, der genauso viel Konzerte machen sollte und so wäre dann an jedem Wochenende etwas geboten gewesen. Der andere ist dann sozusagen ausgefallen und so hatte ich auf einen Schlag den ganzen Job zu tun. Mittlerweile sind die Konzerte so erfolgreich, dass der Disco-Betrieb reduziert wurde und monatlich etwa 15 Konzerte stattfinden. Das sind einerseits natürlich oft regionale Bands, die hier ein Forum bekommen (fast bei jedem Konzert bekannter Bands spielen lokale Gruppen im Vorprogramm), andererseits gastieren zunehmend auch international bekannte Bands auf ihren Touren in Aalen.
T: Da waren doch die Kontakte vom Summer Breeze zu Plattenfirmen und Bookern bestimmt recht hilfreich?
AO: Klar, aber mittlerweile kommen auch immer mehr Bands und Booker auf uns zu und möchten ihre Bands im Rock It unterbringen.

Das Interview wurde von Thomas Jentsch geführt.

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