
Vaulting - Nucleus
Mit Vaulting hält das Chaos Einzug. Die fünf Jungs aus dem Hessischen, die seit ihrer Gründung im Jahr 2006 die Metal-Welt unsicher machen, ziehen nun ihr erstes Album „Nucleus“ aus dem Hut, und haben es sich offensichtlich zum Ziel gemacht, Angst und Schrecken zu verbreiten. Wer diese Einleitung für überzogen hält, sollte sich zunächst mit den dreizehn Stücken auf dieser Plastikscheibe auseinandersetzen, bevor er dies als Effekthascherei abtut. Die Musik des Fünfers spontan zu beschreiben fällt nicht gerade leicht, und auch wenn Vergleiche nicht wirklich auf der Hand liegen, bewegt man sich in den Gefilden von solchen Großmeistern wie Cephalic Carnage, The Red Chord und The Dillinger Escape Plan. Derbste Brutalität und Zerstörungswut wird zusammen mit einem subtilen Gespür für ruhige Phasen in einen Topf geworfen. Eine ans Nihilistische grenzende Hemmungslosigkeit sowie exzellente technische Finessen gesellen sich hinzu und verleihen diesem Musikerlebnis sehr extreme und scheinbar völlig chaotische Züge. Death Metal trifft auf Grindcore und wird immer wieder mit Jazzelementen angereichert, wobei verschobene Strukturen und eine teils äußerst komplizierte Rhythmik das Regiment führen. Mehr als beeindruckend ist sowohl das spielerische, als auch das kompositorische Können des Quintetts, das durch vertrackte Beats, gegenläufige Gitarren-Leads, schräge Harmonien und einer beinahe schon genialen Intuition für waghalsige Songwendungen immer wieder Höhepunkte setzen kann. Die Tracklist beinhaltet schwerpunktmäßig Stücke à la „80 Gy“, „Bob’s Song“ oder „Arktis Winter“, welche sich sperrig, brachial und ungemein aggressiv geben. Im Kontrast dazu stehen die lediglich vom Piano getragenen und verhältnismäßig harmlos erscheinenden Konstrukte „Permafrost“ oder „Touched By An Unknowing“, die irgendwie jazzig, ruhig und melancholisch, aber keinesfalls belanglos klingen – echte Perlen in meinen Ohren. Langeweile ist somit ein Fremdwort und die 35 Minuten Spielzeit vergehen nicht ohne Grund wie im Flug, denn an Abwechslungsreichtum mangelt es „Nucleus“ auf keinen Fall – eher im Gegenteil: Die Zahl derer, die diesen musikalischen Tsunami in seiner Gesamtheit erfassen können, oder dies überhaupt wollen, ist sicherlich recht limitiert. Wer sich dieses Werk aber etwas ausgiebiger zu Gemüte führt, wird eine Weile beschäftigt sein, und definitiv auch seinen Spaß damit haben. (cj)