Lange nichts mehr gehört von Entombeds kleinen Brüdern, manche dachten wohl schon, dass sie sich heimlich aufgelöst hätten. Dem war glücklicherweise nicht so, Gitarrist Benjamin bringt Licht ins Dunkel.
HD: Benjamin, Euer Letztes Album kam vor ca. vier Jahren heraus und es gab schon Gerüchte, dass es Euch gar nicht mehr gibt – was war denn los?
B: Zunächst mal bin ich froh, dass wir jetzt ein neues Album draußen haben. Die Sache ist, dass wir uns während der Aufnahmen zum neuen Album „It’s Your Funeral“ von unserem alten Label Burning Heart getrennt haben, was natürlich für einigen Wirbel gesorgt hat. Wir haben dann zwischenzeitlich die „Death Is Glorious“-EP aufgenommen und über Combat Rock veröffentlicht.
HD: Wie kams denn zu dem Labelwechsel von Burning Heart zu Spinefarm?
B: Wir hatten einfach das Gefühl das Burning Heart nicht wirklich viel tun um die Band nach vorne zu bringen. Wir haben dann um ein Treffen gebeten und ihnen unsere Sicht der Dinge erläutert. Sie haben sich dann nicht gerade überschlagen um uns mehr zu unterstützen und so haben wir uns entschieden, dass sie dann auch kein gutes Label für uns sind. Spinefarm hat das Album dann irgendwie in die Finger bekommen und sich bei uns gemeldet. Die waren total begeistert vom Material und so haben wir uns mal mit ihnen zusammengesetzt. Am Ende des Treffens klang es recht interessant mit einem reinen Metal-Label zusammenzuarbeiten – außerdem haben sie uns ziemlich abgefüllt, hahaha...
HD: Neues Label, alter Produzent – Ihr habt erneut mit Daniel Bergstrand aufgenommen, warum?
B: Einfach weil Daniel es irgendwie drauf hat uns zu Höchstleistungen zu motivieren. Er ist ein cooler Typ und hat auch immer ein paar gute Ideen auf Lager.
HD: Bergstrand ist ja recht bekannt für seine Arbeit mit z.B. In Flames, Meshuggah und Strapping Young Lad. Im Vergleich zu Euch haben die aber alle einen ziemlich anderen Sound, irgendwie mehr modern-technischer... Wie kamt Ihr ursprünglich auf die Idee zur Zusammenarbeit mit ihm?
B: Naja, wir haben uns seine Sachen angehört, und wann immer Du ein Album hörst, dass er gemacht hat, kann man eine Art roten Faden erkennen – das war uns wichtig. Wir mochten die Alben die mit ihm entstanden sind und haben auch nur Gutes über die Arbeit mit ihm gehört.
HD: Sag doch mal was zu den eigentlichen Aufnahmen, habt Ihr ein Instrument nach dem anderen aufgenommen oder habt Ihr live eingespielt?
B: Wir haben jedes Instrument für sich aufgenommen. Zuerst das Schlagzeug, dann die Gitarren und den Bass und zum Schluss den Gesang.
HD: Ist das Material über die gesamten vier Jahre seit dem letzten Album entstanden, oder habt Ihr erst kurz vor dem Studiotermin Songs dafür geschrieben?
B: Ich hab die meisten Sachen daheim mit der Akustikgitarre geschrieben. Ein paar sind auch bei Proben entstanden und einer sogar erst im Studio. Das war “Nothing left for the vultures”. Für den hatten wir schon das Schlagzeug aufgenommen und als ich dann die Gitarren draufpacken wollte fand ich den ursprünglichen Song total shitty. Ich hab dann also die Drumspur verwendet und einen total neuen Song dazu geschrieben. Und der ist wie ich finde dann auch ganz gut geworden!
HD: Hattet Ihr Gäste im Studio? Auf “Killing Angels” war doch L. G. Petrov von Entombed mit von der Partie...
B: Nee, diesmal keine Promis im Studio, haha! Ein paar Kumpel haben hier und da Kleinigkeiten beigesteuert...
HD: Was will uns der Albumtitel “It’s Your Funeral” sagen?
B: Das geht auf eine alte Redensart zurück, es heisst in etwa so viel wie „etwas machen, das an sich Selbstmord bedeutet“.
HD: Und wer ist fürs Artwork verantwortlich?
B: Der Mann heisst Andreas Pettersson aka Diaz. Er hat auch die Gestaltung des “Lights out” Albums von 2001 gemacht und war auch schon für The Haunted und Witchery tätig. Er hat immer coole Ideen…
HD: Wenn Du das neue Album mit Eurem älteren Material vergleichen müsstest, wo siehst Du die Unterschiede?
B: Naja, die Songs sind für unsere Verhältnisse recht experimentell. Ansonsten finde ich, dass die neuen Songs da anschließen, wo wir mit „Killing Angels“ aufgehört haben. Es ist immer noch der typische Nine-Sound, aber eben mit ein paar Neuheiten. Das nächste Album wird wahrscheinlich genauso angegangen...
HD: Wenn man mal vom Gesang absieht und das Riffing betrachtet könnte ein Song wie z.B. “Until Death Do Us Apart” auch von Franz Ferdinand sein. Ist das ein Einfluss oder was hört Ihr so dieser Tage?
B: Wow, das ist jetzt das erste Mal, dass das als ein Einfluss genannt wurde. Ich kann mich für eine Menge Musik begeistern, aber nicht für Franz Ferdinand. Ich hör mir ne Menge altes Zeug an, wie z.B. Pink Floyd, Led Zeppelin und so was. Dazu noch ein paar klassische und Klavier-basierte Musik. Aber natürlich ist Metal, Hard Rock, Heavy Metal, Hardcore und Punk dabei! Sogar auch etwas Indiepop, aber Franz Ferdinand doch nicht, hahaha!
HD: Die Songs “Venom” und “Bleeding Hearts” gehen irgendwie ineinander über, das klingt aber mehr wie ein Unfall als nach Absicht, was ist denn da passiert?
B: Hmm, ja. Das ist mir gar nicht aufgefallen bevor Du es erwähnt hast! Ich hab echt keine Ahnung, was da passiert ist. Ich denke mal das läuft unter „Shit Happens!“.
HD: Ne andere Sache, die mir bei der Recherche zum Interview aufgefallen ist, ist dass Euer Bandname wohl nicht so wirklich die schlauste Wahl ist wenn’s um Suchmaschinen oder auch Ebay oder Amazon ist. Bei ner entsprechenden Suche kommt Ihr immer erst unter ferner liefen, diverse Bands, z.B. die Nine Inch Nails, kommen vor Euch und man hat es nicht leicht Euch zu finden. Ich denke mal, das war zu der Zeit, als Ihr Euch für den Namen entschieden habt, einfach kein Kriterium...
B: Da hast Du natürlich recht. Wir konnten ja damals auch nicht ahnen, wie groß dieses Internetding werden würde. Insofern war das natürlich bei der Namensfindung auch kein Faktor. Aber Du hast schon recht, es ist recht mühsam uns im Netz zu finden...
HD: Witzig ist auch Euer Wikipedia-Eintrag. Wenn man da auf den Namen Eures Bassers Robert Karlsson klickt, bekommt man eine Seite über einen bekannten Golfer gleichen namens. Ich nehme mal an, das das ein Fehler ist und er sich nicht wirklich seinen Lebensunterhalt mit Golfen verdient...
B: Hahaha. Wie, das hast Du nicht gewusst? Nee Robert ist kein Golfer. Ist aber wirklich ein Brüller!
HD: So, auf dem Pressefoto seid Ihr zu viert abgebildet, ich meine aber in Erinnerung zu haben, dass Ihr zu fünft seid – wie kommts?
B: Oh, das ist ganz einfach, bei Liveshows haben wir Oskar, einen zweiten Gitarristen mit dabei.
HD: Gibts schon Pläne für eine Europa-Tour?
B: Yeah, eine 14tägige Europa-Tour ist für Ende Mai geplant.. Danach dann Festivals in Europa und im Herbst dann noch ne weitere Tour.
HD: Wenn Du es Dir aussuchen könntest, mit wem würdet Ihr dann auf Tour gehen?
B: Wahrscheinlich mit guten Freunden von uns wie Disfear oder Endstand. Aber es wär natürlich auch der Knaller mit ner Band wie Slayer oder etwas in der Liga unterwegs zu sein!
HD: Ich nehme mal an, dass Ihr nach wie vor nicht von der Band leben könnt. Was machst Du um Dein Geld zu verdienen?
B: Ich arbeite in der Bar eines Theaters und das ist sogar ein ziemlich cooler Job. Natürlich wäre es fantastisch nur von der Band leben zu können, aber ich hab nicht allzu viel Hoffnung, dass das mal so laufen wird. Aber bei Nine ging es eh nie ums Geld. Es ging seit jeher eher darum Spaß zu haben, einen drauf zu machen und ein fettes Fest zu feiern – und Ihr seid alle eingeladen!
Thomas Jentsch
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Review: Killing Angels, 2003 (rg)
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