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Defeater haben sich mit ihrem neuen Album selbst übertroffen. Gitarrist Jake beantwortete mir ein paar Fragen zu den Hintergründen der Platte.

Euer neues Album wirkt deutlich komplexer als der Vorgänger. War das ein bewusstes Ziel?

Immer wenn wir ein Album aufnehmen geben wir unser Bestes und lassen immer wieder einige Überraschungen einfließen. Auf einem Album hat man dafür sehr viel mehr Freiräume. Darum denke ich, dass „Empty Days & Sleepless Nights“ komplexer ausgefallen ist als “Lost Ground”.

Ihr habt einen sehr eigenen Stil, der trotzdem noch immer sehr klar als Hardcore identifizierbar ist. Ist euch das wichtig?

Einen eigenen Stil zu haben ist uns sicherlich wichtig. Als Hardcore identifizierbar zu sein aber eigentlich gar nicht.

Die Atmosphäre der Platte ist sehr düster und melancholisch. Wie kam es dazu?

Wir haben mit einer sehr traurigen Storyline gearbeitet und wollten, dass die Musik das reflektiert.

Der Song “White Oak Doors” hat ein sehr abruptes Ende. Zuerst dachte ich an einen Fehler bei der Promo-Pressung, aber auch die Verkaufsversion hat dieses abgeschnittene Ende. Wie kam es dazu?

Wir wollten den Tod des Hauptcharakters irgendwie in der musikalischen Komposition widerspiegeln. Jay hatte während des Endmixes diese Idee und wir alle mochten sie. 

Die letzten vier Songs auf der Platte unterscheiden sich grundlegend vom Rest der Platte. Warum habt ihr diese Akustik-Tracks mit auf die Platte gepackt?

Wir wollten schon lange mal ein Folk Album machen. Wir alle stehen total auf Musik außerhalb des Hardcores, auf viel Folk von Leuten wie Robert Johnson, Bob Dylan oder Ryan Adams. Es hat einfach auf dieses Album gepasst, die Erinnerungen des älteren Bruders in der Story auf diese Weise zu vertonen.

Euer lyrisches Konzept basiert auf Erzählungen einer amerikanischen Familie nach dem Krieg. Das gleiche Konzept auf dem schon „Travels“ und „Lost Ground“ basierten. Wie kam es zu dieser Idee und warum habt ihr sie über drei Platten verwendet?

Jay hatte damals die komplette Musik für „Travels“ geschrieben und aufgenommen. Er wollte, dass die Texte eine zusammenhängende Story bilden. Als Derek sich als Sänger vorstellte, hat er sich von dieser Idee anstecken lassen und kam mit dem ganzen Konzept inklusive Setting, Charakteren und Ereignissen an. Ich glaube nicht, dass wir damals ernsthaft geglaubt haben noch ein zweites Album zu machen aber als wir dann aber mit den Arbeiten zu „Lost Ground“  anfingen, haben wir das Konzept einfach beibehalten und die Charaktere weiterentwickelt. Für dieses Album wollten wir nun eine Re-Interpretation von „Travels“ durch die Augen des älteren Bruders machen. Das alles gibt der Band einen zusätzlichen Kontext und es macht Spaß, mit diesem zu arbeiten.

Im Hardcore sind die Texte und wie der Hörer sich in ihnen wiederfindet sehr wichtig. Wie, denkst du, funktioniert das mit eurem Konzept, das ja eine vermeintlich vergangene Zeit darstellt?

Das funktioniert auf jeden Fall. All die Ereignisse in der Geschichte sind Episoden aus unseren eigenen Leben. Wir passen sie lediglich so an, dass sie in den Rahmen passen. Daher haben wir eine enge persönliche Beziehung zu jedem Ereignis und ich denke, das gilt zum Teil auch für den Hörer. Ich hoffe es zumindest.

Wie schreibt ihr die Texte und was inspiriert euch?

Wir verbringen sehr viel Zeit im Van und reden über das Konzept, wie ein bestimmter Charakter sich entwickeln soll oder wie unterschiedliche Ereignisse in die Story passen könnten. Wie gesagt ziehen wir die Inspiration dafür aus persönlichen Erlebnissen und Themen mit denen wir konfrontiert werden oder für die wir uns interessieren. Die tatsächlichen Texte werden dann von Derek geschrieben. 

Das Artwork der Platte ist absolut herausragend. Gratulation dafür. Was hat euer Label Bridge 9 gesagt als ihr ihnen dieses aufwendige Artwork vorgeschlagen habt?

Chris Wrenn, der Besitzer von Bridge 9, hat uns selbst vorgeschlagen das Album so umzusetzen. Wir haben ihm von unseren Ideen erzählt und dass dieses Album mehr noch als der Vorgänger eine umfangreiche Story hat, die viel Text beinhaltet. Wir machten uns Sorgen darüber, all den Text in ein normales Booklet zu packen. Er hat dann vorgeschlagen, wir sollten doch ein echtes Buch daraus machen. Wir fanden die Idee super und nachdem wir mit Designs experimentiert haben war klar, dass es funktionieren kann. Im Endeffekt hat sich das von den Herstellungskosten auch nicht von einer normalen Pressung unterschieden.  Die Doppel-LP mit dem Kupferstich allerdings ist eine andere Geschichte. Keine Ahnung wie sie sich das leisten konnten. Sie ist großartig, aber auch sehr teuer.

Eure Beteiligung bei der Van-Vermietung Greenvans ist eine sehr direkte Aktion um mit der Band Gutes zu bewirken. Wie ist die Idee entstanden?

Es hat alles als eine Wette zwischen Mike und Andy begonnen. Ihre frühere Band wollte im Sommer auf Tour gehen, aber das Benzin war in diesem Sommer sehr, sehr teuer. Andy hat zu Mike gesagt, wenn er es schafft eine Zwei-Monats-Tour zu buchen, würde er sich darum kümmern einen Van zu kaufen und umzubauen. Ich bin mir sehr sicher, dass er dachte, Mike würde es nicht schaffen. Ein paar Tage später hat er dann angerufen und ihm gesagt, dass er schon die halbe Tour gebucht hätte und er sich besser nach einem Van umschauen sollte. Sie haben dann diese Tour gemacht und viel über Bio-Diesel Systeme gelernt. Ein paar Wochen nach der Tour wollten unsere Freunde von I Rise den Van ausleihen, also hat Andy ihn an sie vermietet. So wurde Greenvans geboren.

Seid ihr an anderen Organisationen oder Aktionen beteiligt?

Wir versuchen alle unser Bestes. Derek kümmert sich eher um Tierrechte, Andy ist stärker umweltorientiert. Ich selbst war ein Berater und Englisch Lehrer in einem Flüchtlingslager bevor ich zur Band gestoßen bin. Wir alle unterstützen nachhaltige, lokale Landwirtschaft und einige von uns haben aus Überzeugung kein Auto. Wir haben keine echte große Agenda die wir pushen, wir stehen eher dafür, ein nachhaltiges und umsichtiges Leben zu führen. Wir sind auch nicht wirklich eine politische Band. Wir möchten aber unseren Teil dazu beitragen, die Leute zu ermutigen für sich selbst zu denken.

Die 90er New-School Bewegung war stark von Aktionen für die Umwelt, kritischem Konsum und politischen Aktionen geprägt. Heute scheint es für viele Kids wichtiger zu sein möglichst böse auszusehen, viele Tattoos zu haben und schnelle Riffs zu spielen.  Was denkst du darüber?

Ich glaube, ich weiß was du meinst. Immer wenn ich das beobachte, finde ich das schrecklich. Böse auszusehen macht keinen Spaß. Es gibt aber noch immer viele Bands, die sich in ihre Gemeinschaft einbringen und auf lokaler und nationaler Ebene für ein besseres Leben für uns alle kämpfen. Wo das passiert, sollte man es unterstürzen. Wenn es das in deiner Szene nicht gibt, fang damit an.

Glaubst du, Hardcore kann die Welt verbessern?

Hardcore bietet Raum um negative Emotionen auf positive Weise auszudrücken und sie in der Gemeinschaft auf gesunde Art zu verarbeiten. Bei einer Show Spaß zu haben wirkt sich positiv auf den Rest der Woche aus. Die Welt zu verändern ist eine sehr dramatische Sache. Aber wenn du meinst, einzelne Menschen Stück für Stück glücklicher zu machen, dann ist die Antwort definitiv „ja“.
                                                                      
Ihr seid relativ viel auf Tour gewesen in den letzten Jahren. Was waren deine persönlichen Highlights?

Wir haben so viele Menschen überall auf der Welt kennen gelernt und so viele tolle Orte gesehen. Das war unglaublich. Es gibt so viele Momente und Menschen, die man aufführen könnte. Wenn ich mich aber für einen Tag entscheiden müsste, wäre es der Tag vor der letzten Show in Neuseeland mit Miles Away. Wir waren Bungee jumpen, sind dann in einer heißen Quelle baden gegangen und haben anschließend eine tolle Show in diesem Jugendclub in Hamilton gespielt. Es war beinahe surreal.

Letzte Worte?

Checkt unsere Freunde von All Theeth ab. Sie sind im Juli mit The Carrier in Europa. Vielen Dank für das Interview. Wir sehen uns bald.

Rolf Gehring

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Review: Travels, 2009 (rg)
Review: Empty Days & Sleepless Nights, 2011 (rg)
Review: Letters Home, 2013 (rg)