Defeater - Empty Days & Sleepless Nights
Das Debüt „Travels“ von Defeater aus Massachusetts schlug in der Hardcore Szene ein wie eine Bombe. Die nachfolgende „Lost Ground“ EP untermauerte den Ruf der Band als begnadete Songwriter weiter. Jetzt liegt das neue voll Album „Empty Days & Sleepless Nights“ vor. Defeater haben schon auf ihrem Debüt alles andere als standardisierten Hardcore von der Stange gespielt, jetzt treibt es die Band noch ein gutes Stück weiter. Musikalisch blickt die Band mehr als nur über den Tellerrand hinaus. War das Debüt noch deutlich wilder und wütender, ist das neue Album deutlich ruhiger und melancholischer ausgefallen. Gleichzeitig sind die Songstrukturen komplexer geworden. Die Band spielt gekonnte Laut/Leise Dynamiken aus und ist zwischen lauten Ausbrüchen und ruhigen Passagen hin- und hergerissen. Der Song „Empty Glass“ überrascht durch unverzerrtes Gitarrenspiel, einem treibenden Beat und eindringliche Vocals. Sehr reduziert und äußerst packend. Häufiger als bisher traut man sich an ergreifende Melodien heran. Gleichzeitig ist die Platte jederzeit klar als eine Hardcore Platte zu identifizieren. „Dear Father“ hat das Zeug zur Hymne, verzichtet jedoch völlig auf vorhersehbare Elemente. Textlich verfolgt die Band ihr Geschichten Konzept über eine Familie in den USA nach dem zweiten Weltkrieg weiter. Die meist geschrienen Vocals von Frontmann Derek sind charismatisch und voller Emotionen. Selten war moderner Hardcore so brisant, so nachdenklich und smart. Als weitere Überraschung handelt es sich bei den letzten vier Songs der Platte um komplett akustische Songs im Singer/Songwriter Stil mit klaren Vocals. Auch hier sorgen Defeater wie auch auf dem Rest der Platte für reichlich Gänsehaut. Wer auf intelligenten Hardcore steht, kommt an Defeater nicht vorbei. Großartig. (rg)