My Chemical Romance - The Black Parade
Die Überraschung war groß beim Erstkontakt mit dem ersten Ausblick aufs neue Album, dem Clip zu „Welcome To The Black Parade“. Und zwar weniger über die radikale neue Blondie-Kurzhaar-Frisur von Gerard Way, als viel mehr als den erneut großen Satz den die Band stilistisch hingelegt hat. Queen, Queen und noch mal Queen fasst es ganz gut zusammen. Posen, Bombast und sogar das Gitarrensolo schreit förmlich nach Freddy & Co.. Glücklicherweise kommt nach der pathetischen ersten Hälfte des Songs dann eine bekannter klingende zweite, in der man die Band dann auch wiedererkennt. Nach dem ersten Schlucken scheint es dann aber nur logisch, die Band hatte schon von ihrem Debut zum zweiten Album einen riesigen Schritt gemacht, wieso sollte sie jetzt also auf Nummer sicher gehen und trippeln, kleine Brötchen backen und auf der Stelle treten? Über die gesamte Albumdistanz wird der Eindruck dann auch wesentlich runder, die Label-Ankündigung einer Rock-Oper im Vorfeld war keinesfalls zu hoch gegriffen, denn die Jungs ziehen wirklich alle Register; Akustikgitarren, Bläser, Piano, Streicher, Orgel, Liza Minelli gibt einen kurzen Gastauftritt (passenderweise beim Track „Mama“), ab und an gerät es auch mal recht poppig und sogar Walzer wird getanzt. „House Of Wolves“ klingt irgendwie nach Green Day, „Cancer“ ist eine gefühlvolle Pianoballade, andererseits finden sich aber auch Tracks (wie z.B. das großartige „Disenchanted“), die so fast auch auf dem Vorgängeralbum gestanden haben könnten. Das bei einem Comiczeichner und Stylefetischisten wie Mr. Way auch das Cover mal wieder erste Sahne ist, ist an sich überflüssig zu erwähnen, aber mit Matt Taylor ( www.mattvarnish.com , hat unter anderem auch schon für die Chili Peppers gearbeitet) hat er genau den richtigen Mann für die opulente und trotzdem morbide Platte gefunden. Viel eingesetzt, mutig gepokert und alles richtig gemacht die Herren, das wird die Band (noch) weiter nach oben bringen. (tj)