Dead Poetic - Vices
Die ersten beiden Alben von Dead Poetic waren zwar gut gemacht, unterm Strich aber dennoch kaum mehr als Screamo Durchschnittskost. Jetzt veröffentlicht die Band ihr drittes Album, welches Century Media für Europa von Tooth & Nail lizenziert. Von Mittelmäßigkeit kann nun keine Rede mehr sein. Ebenso wenig von mangelnder Eigenständigkeit. Die Band scheint zu sich selbst gefunden zu haben. Mit typischem Screamo haben Dead Poetic eigentlich nichts mehr zu tun. Viel eher muss man für Vices den sehr weit gefassten Begriff „Rock“ anbringen, emotionaler wohlgemerkt. Die Band steht heute stilistisch wesentlich näher an Bands wie Stone Temple Pilots oder Perl Jam als sonst wo. Hier und da lässt sich in die Gitarrenarbeit ein Hauch von Life Of Agony hineininterpretieren und auch die großartigen Further Seems Forever haben ihre Spuren hinterlassen. Insgesamt klingen Dead Poetic jedoch völlig eigenständig. Neben großen Rockriffs, eingängigen Refrains, schönen Melodien und Vocals die unter die Haut gehen, lässt es die Band auch gern mal krachen. Sie tut dies jedoch nie vordergründig sondern immer eher subtil. Den Songs verleiht die Band auf diese Art neben dem emotionalem Tiefgang und dem Hitpotential auch reichlich Frische und Spielfreude. Mit Songs wie „Cannibal vs. Cunning“, „Self-Destruct & Die“, „Coma“ oder „Narcotic“ befinden sich ohne Frage die stärksten Rocksongs auf dem Album die ich seit längerem gehört habe. Ausnahmslos Ohrwürmer, wer sich hier nicht mitreißen lässt ist taub. Gegen Ende des Albums begibt sich die Band in ruhigere, melancholischere Gefilde, aber auch hier lässt sich nicht ein schwacher Songs ausfindig machen. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass Deftones Frontmann Chino Moreno an zwei der 14 Tracks mitgearbeitet hat. Dead Poetic liefern gleich zum Jahresanfang eine großartige Emo-Rock Platte ab. (rg)