Cephalic Carnage - Xenosapien
Es ist so weit: Das sehnsüchtig erwartete neue Cephalic Carnage-Album ist da! Die fünf Musikgenies aus der Mile-High-City Denver machen ihrem Ruf alle Ehre und stellen mit "Xenosapien" ein Werk auf die Beine, welches seinesgleichen sucht. Das letzte Album "Anomalies" fiel durch eine ungewohnte Eingängigkeit deutlich aus dem bandtypischen Rahmen. Allerdings ist es von vorne herein fehl am Platz, die Amis in irgendwelche Frames und Formen pressen zu wollen, denn die Jungs machen sich einen Spaß daraus, festgefahrene Genreschubladen und vorgefertigte Musikraster zu sprengen. Die neue Richtung, die mit "Anomalies" eingeschlagen wurde, findet in der aktuellen Veröffentlichung ihre Fortsetzung und geht gleichzeitig weit darüber hinaus. Die Entwicklung, die diese Band durchlaufen hat ist ebenso einzigartig wie beeindruckend, und im Nachhinein kann man das Vorgängeralbum nur als Herantasten an das aktuelle Release betrachten. Sozusagen ein monströser Schatten, den ein musikalisches Großereignis voraus wirft. "Xenosapien" stellt eben diesen Schatten in denselbigen und wartet mit einer äußerst subtilen Komplexität auf, die eigentlich nur Bewunderung als Reaktion zulässt. Im Gegensatz zu den ersten beiden Alben, werden die sagenumwobenen technischen Finessen nicht plakativ vorgetragen sondern finden eher im Detail statt. Es erscheint unglaublich, wie ausgefeilt und perfekt die Übergänge und Breaks ausgearbeitet sind, und vor allem mit wie viel Eleganz sie vollzogen werden. Außerdem sind die Stücke wesentlich kompakter und können mit einer Tiefe aufwarten, die man selbst dem Fünfer aus Colorado nicht zugetraut hätte. Die Schwierigkeit bei dieser Art von Musik besteht oftmals darin, das hohe technische Niveau zusammen mit den unterschiedlichten Stilrichtungen und extravaganten Strukturen unter einen Hut zu bringen, sprich das ganze Gefrickel zu funktionierenden Songs zusammenzufügen. Und es ist genau das, was "Xenosapien" zu einem wahren Meisterwerk macht: Die Stücke wirken wie aus einem Guss und die Wechsel zwischen den unterschiedlichsten Parts sind extrem fließend. Math- und Chaoscore vermischen sich mühelos mit Death-/Blackmetal und Blues. Trash und Doom verschmelzen mit Stonerrock und Freejazz und das alles geschieht so selbstverständlich, dass man es gar nicht richtig mitbekommt. Man könnte sagen, Cephalic Carnage kreieren ein neues Genre, in dem verschiedenste Arten von Musik - unabhängig von Stil und Herkunft - zu einem homogenen Gesamtkunstwerk zusammenfließen. Frei von musikalischen und mentalen Grenzen rauscht diese düstere Woge durchs Ohr ins Gehirn und droht dort die Synapsen durchbrennen zu lassen! Eine extrem fette Produktion - die wieder von Otero bewerkstelligt wurde und wieder keinerlei Wünsche offen lässt - verstärkt dieses Audioereignis noch zusätzlich, sodass es mir (fast wörtlich) den Kopf abschraubt. Das alles ausführlich zu beschreiben würde mit Sicherheit den räumlichen und zeitlichen Rahmen sprengen, geschweige denn Sinn machen, weil man so etwas selbst hören muss, um es beurteilen zu können. "Xenosapien" ist aber auf jeden Fall ein Meilenstein des experimentellen Metals, der ebenso faszinierend wie anspruchsvoll ist und bestimmt für einigen Gesprächsstoff in der Musikwelt sorgen wird. Für den Titel "Album Of The Year" haben wir hier einen ganz heißen Kandidaten. (cj)