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Nach dem fantastischen „Noir“ haben die Finnen dieser Tage mit dem ebenfalls überragenden „Providence“ nachgelegt. Sänger und Gitarrist Markus Myllykangas (MM) stellte sich unseren Fragen und auch Schlagzeuger Ariel Björklund (AB) hat sich kurz eingebracht.

H: So, jetzt da Euer neues Album veröffentlicht ist, wo liegen denn Eurer Meinung nach die größten Unterschiede zwischen “Noir” und dem aktuellen “Providence”?

MM: Ich denke, die cleanen Vocals sind die Hauptsache aber ich finde auch dass die Songs allgemein stärker sind – das bilden wir uns zumindest ein! Auch die Keyboards sind dominanter geworden, oder anders: Sie klingen jetzt endlich so, wie sie klingen sollen.

H: Genau, das allererste, was mir aufgefallen ist, ist, dass viel mehr gesungen wird als früher. War das so geplant?

MM: Teilweise war das durchaus geplant, ja. Schon 2006 war uns nämlich aufgefallen, dass Jani richtig gut singen kann und so haben wir überlegt, ob er nicht bei uns singen könnte. 2007 kam er dann zum Proben und dann haben wir auch schon bald gemeinsam an neuem Material gearbeitet.

H: Im Info, das mit der Promo gereicht wurde, wird im Zusammenhang mit Eurer Musik der Begriff Progressive verwendet. Das verbinde ich mit sehr versierten Musikern, die aber auch permanent zeigen müssen, wie toll sie spielen können – und dabei leider oft das eigentlich wichtige vergessen, nämlich die Seele ihrer Songs. Und das wiederum passt – abgesehen von dem großen spielerischen Können – so gar nicht zu dem Bild, das ich von Eurer Musik habe. Bei Progressive denke ich eher an Acts wie Dream Theater…

MM: Ich würde unsere Musik schon mit ruhigem Gewissen als Progressive und experimentell bezeichnen, dann aber eher im Sinn von Pink Flyod als im Sinn von Dream Theater. Es geht uns in keinster Weise darum zu zeigen, dass wir besonders tolle Techniker sind oder wie komplex die Songs sind. Die Hauptsache ist einfach der gute Song und wie wir es hinkriegen, dass diese besondere Atmosphäre unserer Songs entsteht. Ich schätze es, wenn sich eine Bands auf Songs und Stimmungen anstatt auf technisches Können und das Darstellen derselben konzentriert. Aber jetzt nicht falsch verstehen, es ist extrem hilfreich sein Instrument zu beherrschen um Musik zu machen. Aber es ist eben so, wie Du gesagt hast: „Die Seele“ ist das Wichtigste!

H: Ich fand ja schon Euer letztes Album fantastisch. Als ich es dann aber ein paar Bekannten empfohlen habe, ist es nicht bei allen gleich gut angekommen, manche haben es wohl nicht so recht einordnen können. Denen waren dann die Jazz-Einsprengsel und vielleicht noch ein paar andere, eher unkonventionelle Momente, zu viel des Guten. Ist es für Euch nicht recht schwierig Euch in eine existierende Szene einzugliedern? Ihr sitzt irgendwie ein bisschen zwischen den Stühlen…

MM: Wir wollen überhaupt nicht zu irgendeiner “Szene” dazugehören, wir machen unsere Songs zuallererst für uns und unsere Befriedigung. Entweder das gefällt den Leuten so, oder eben nicht. Es ist auch überhaupt keine Motivation für uns, dass man in dem Bereich eines bestimmten Genres bleiben muss oder Fans/Hörer unserer alten Songs nicht vergraulen darf.

H: Die Vinyl-Version von “Providence” hat ein anderes Coverartwork als die CD, warum das denn?

MM: Wir wollten, dass sich die beiden Versionen optisch etwas unterscheiden. Da ist die Ästhetik auch eine latent andere und bei der LP hat man ja auch weniger Booklet-Seiten. Die Vinylausgabe sollte etwas besonderes sein, denn am Ende ist es eh Vinyl, das bleibt, hehehe!

H: Ich habe mehrfach gelesen, dass Ihr Euch in Euren Texten mit dem Christentum beschäftigt, würdet Ihr Euch also als religiöse Menschen bezeichnen?

AB: Ich glaube nicht, dass irgendjemand in der Band sich als sonderlich religiös bezeichnen würde, jedenfalls nicht im traditionellen Sinn des Wortes, vielleicht auf spiritueller Ebene... Die Texte haben eine stark christliche Note, aber ich möchte hier auch nicht zu sehr auf die religiösen Ansichten einiger Mitglieder eingehen.

H: Als ich mich bei Wikipedia nach der Bedeutung Eures Bandnamens umgeschaut habe, wurden mir mehrere Interpretationsmöglichkeiten vorgeschlagen, u.a. etwas in Richtung griechischer Mythologie oder auch eine Schmetterlingsart. Ich denke mal, dass die Verbindung zur Fernsehserie Xena eher nicht zur Namensgebung beigetragen hat...

MM: Als wir uns um 2000/2001 für den Namen entschieden haben, war uns nur die Bedeutung als Name eines Jupitermondes bekannt. Uns gefiel aber vor allem der Klang und das Aussehen des Wortes. Später stießen wir dann auf weitere Bedeutungen, aber Du hast schon Recht, mit Xena wollen wir natürlich in keinster Weise in Verbindung gebracht werden!

H: Ein Aspekt, den Eure Songs gemein haben, ist eine gewisse Melancholie, die man ja bei vielen finnischen Bands (mit Ausnahme von Lordi vielleicht) findet. Gibt es so etwas wie den Finnland-Faktor?

MM: Das kann schon sein, ich weiß es nicht, es ist wohl einfach so, dass wir melancholische Musik mögen. Und es ist natürlich ganz offensichtlich, dass der Herkunftsort bestimmter Leute deren Musik beeinflusst. Wenn wir z.B. in Brasilein leben würden, würden wir wohl kaum solche Musik machen.

H: Das wäre meine nächste Frage gewesen, ich hätte nur nicht nach Brasilien, sondern Spanien gefragt...

MM: Hahaha! Das macht keinen Unterschied, aber es ist wirklich offensichtlich, dass das Land, in dem Du lebst, Deine Musik beeinflusst.

H: Eure Songs sind sehr vielschichtig und meilenweit davon entfernt nur 3-Minuten-Rocker nach bekannten Schemata zu sein. Wie entstehen diese Songs, nehmt Ihr alle aktiv am Songwriting teil?

MM: Ja, das tun wir. Das geht manchmal nur mit einem einzigen Riff los und ein anderes Mal kommt dann vielleicht jemand mit einer schon sehr ausgearbeiteten Songidee in die Probe, aber arrangiert und in die finale Form gebracht werden die Songs dann immer gemeinsam.

H: Da sind ja auch viele verschiedene Instrumente beteiligt, spielt Ihr selbst Oboe, Theremin und Saxophon, oder sind das fürs Studio engagierte Musiker, deren Parts Ihr dann später live sampelt?

MM: Wir haben ein paar gute Freunde, die einige der genannten Instrumente beherrschen und unser Techniker Jonas hat fürs Studio dann Profis für diese Parts engagiert. Live haben wir die Instrumente leider nicht dabei, aber das wäre natürlich fantastisch. Arto hat aber auf dem letzten Album ein bisschen Theremin eingespielt.

H: Wo wir gerade bei Instrumenten sind, ich hab mich schon immer gefragt, was diesen klagenden Sound bei “Wormwood” produziert?

MM: Hmm, ich weiß jetzt natürlich nicht genau, was Du meinst, aber ich vermute mal, dass da Artos Keyboard dafür verantwortlich ist!

H: Ich hoffe mal, dass Ihr in naher Zukunft in Deutschland tourt und vielleicht sogar ein paar Festivals spielt!

MM: Klar! Wir sind im Mai auf Europatour und schauen da auch in Deutschland vorbei!

H: Prima. Wenn Ihr es Euch aussuchen könntet, wer wären denn Eure bevorzugten Bands zum Touren?

MM: Oh, da gibts viele. Z.B. Wovenhand, Portishead, Mastodon oder auch Opeth.

H: Ich vermute mal, dass Ihr von Callisto nicht leben könnt. Was treibt Ihr denn so, um Eure Rechnungen bezahlen zu können?

MM: Nein, wir können natürlich nicht von Callisto leben. Wir haben verschiedene Jobs, drei von uns sind im sozialen bzw. Gesundheitsbereich tätig, einer macht in Grafikdesign usw.

H: Obwohl… warte: Ich hab gelesen, dass Euer Album in Finnland Top40 gechartet ist! Ihr habt jetzt also wohl alle Sportwagen und riesige Villen?

MM: Hihihi… nein, wir sind keinesfalls reich. Das war reines Glück, dass das mit den Charts geklappt hat, denn an sich bedeutet das hier in Finnland nicht viel. War aber schon auch ein gutes Gefühl und hat einem gezeigt, dass man wahrgenommen wird!

H: So, das waren jetzt meine Fragen. Ist da noch etwas, das gesagt werden sollte und ich vergessen habe? Das ist Eure Gelegenheit!

MM: Danke.

H: Oh danke, es war mir ein Vergnügen!

Thomas Jentsch

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