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Anlässlich der Veröffentlichung ihrer neuen Platte "The Files You Have On Me" traf ich mich in Wil im Rahmen ihrer Tour mit Axel (guit) und Ingo (voc) von Waterdown. Das Gespräch war, trotz Schnupfen der beiden, sehr aufschlussreich.

Wie läuft die Tour?

A: Die Tour läuft den Umständen entsprechend eigentlich ganz gut. Die Tour läuft bisher drei Wochen und wir haben im Schnitt immer so 150-200 Leute von denen es einige auch immer geil finden. Aber die Reaktionen sind von Publikum zu Publikum unterschiedlich. Manchmal geht es voll ab und manchmal geht nicht so viel. Hinterher verkaufen wir aber trotzdem immer ganz gut Merch. Ich finde die unterschiedlichen Publikumsreaktionen immer ganz interessant. Manche stehen nur da und wippen nur mit dem Kopf und andere drehen komplett durch. Aber es war noch nie so dass wir überhaupt nicht angekommen sind. Es war interessant zu sehen wie wir in Italien und Spanien ankommen. Wir haben in Gijon in Spanien eine unserer besten Shows überhaupt gespielt. Da waren zwar nur ca. 100 Leute, die sind aber total abgegangen. Die konnten jeden Text und haben sich um das Mikrophon gerissen.

Wie war es mit Somehow Hollow im Vorprogramm? Sie waren es ja schließlich die euch durch Grade zum Plattenvertrag verholfen haben.

A: Eigentlich war es ja Kyle von Grade, der jetzt gar nicht mehr dabei war. Aber die Jungs waren super. Wir haben uns sehr gut verstanden. Durch ein paar unschöne Sachen kam es aber dazu, dass sie die Tour abbrechen mussten. Der eine Grund war, dass sie alle ziemlich krank waren und der andere Grund war, dass es finanziell nicht so gut gelaufen ist. Sie haben halt versucht durch Merch-Verkäufe ihr Spritgeld zu bezahlen. Aber das nicht so geklappt. Obwohl sie eigentlich ganz gut angekommen sind. Ich war am Anfang skeptisch. Ich hatte die Platte nur einmal kurz gehört und da hat sie mir nicht so gefallen. Live haben sie mich aber umgehauen.

Ja, das ging mir ähnlich.
Mit der neuen Platte habt ihr einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht. Sie klingt wesentlich reifer und besser durchdacht. Wie kam es dazu?

A: Das lag zum einen sicher an dem Besetzungswechsel, der Phillip unser Drummer ist neu dabei und ich selbst bin auch wieder eingestiegen und hab an den Songs mitgearbeitet. Ein anderes Thema ist, dass wir die Songs dieses Mal ein bisschen anders geschrieben haben. Früher sind die Songs komplett im Proberaum entstanden. Dieses Mal haben wir uns öfter mal beim Phillip im Keller eingeschlossen und uns dort vor den Computer gesetzt. Wir haben erst ein paar Beats programmiert, Riffs dazu eingespielt und einfach zusammen überlegt was man spielen kann. Also nicht einfach so, dass jeder irgendwas spielt sondern eben richtig ausprobieren und herum experimentieren was gut klingt. Das hat einerseits ganz gut funktioniert aber andererseits war es auch manchmal ein bisschen blöd. Wir haben immer erst die Songs geschrieben und unsere Sänger haben dann später versucht einen Gesang darauf zu finden. Sie waren dann mit einigen Sachen nicht einverstanden. Deshalb wurde es hinterher ziemlich knapp mit der Zeit, da der Studiotermin schon feststand. Im Nachhinein hat aber alles gut hingehauen.

Die Songs waren im Studio also komplett fertig?

Ja, eigentlich waren die Songs fertig. Ein paar Texte haben noch gefehlt und wir haben natürlich noch Feinheiten verändert, aber im großen und ganzen war alles fertig.

Wie sah der Einfluss von eurem Produzenten Uwe Sabrowski aus?

Der entscheidende Einfluss von Uwe war folgender. Wir wollten eigentlich alles straight und nach Klick einspielen. Uwe´s erster Kommentar war aber: "Nee...ist nicht euer ernst. Wollt ihr Mathe oder Musik machen?" Er hat gemeint wir sollten uns jetzt einfach mal hinstellen und die Songs Live einspielen. Wir waren da natürlich voll vor den Kopf gestoßen weil wir uns darauf gar nicht eingestellt hatten. Die Songs hatten wir auch noch gar nicht geprobt, weil sie eben anders entstanden sind. Wir haben uns dann aber hingesetzt und es einfach gemacht. Das hat dann auch super hingehauen. Ich denke das hört man auch. Die Platte klinge Live und nicht so produziert.

Warum habt ihr euch ausgerechnet Uwe als Produzenten ausgesucht?

Wir wollten einfach mal gern mit einem Produzenten arbeiten, da wir vorher keinen hatten. Guido Lukas hat beim letzten Album eigentlich nur aufgenommen. Uwe gibt aber immer seinen Senf dazu. Es ist manchmal ganz gut wenn es eine außen stehende Person gibt die eine Meinung zu den Songs hat. So wie jeder in der Band eine Meinung hat, hat auch Uwe eine. Er hat da einfach mehr Abstand dazu. Das kann ganz gut sein. Im Grunde war es das aber auch schon. Wir sind da eigentlich ganz offen. Manche Vorschläge haben wir abgelehnt, aber bei manchen kommt man doch ins grübeln. Schließlich macht er seinen Job auch schon mehrere Jahre und weiß manche Dinge einfach besser.

War er eure erste Wahl?

A: Ich glaube eigentlich schon. Oder?

I: Es war dann halt auch eine Kostenfrage. Es hätte da schon ein paar Leute gegeben mit denen wir gern gearbeitet hätten, aber das ging finanziell einfach nicht.

Wie kam es denn dazu, dass du wieder in die Band eingestiegen bist?

A: Die kamen des Öfteren mal an und haben gesagt ich soll wieder einsteigen. Außerdem proben wir ja auch bei mir zuhause und als ich bei Thumb gespielt haben, haben sie auch bei mir geprobt. Ich war dann öfter mal da und habe zugeschaut. Man kennt sich halt und da ist ja auch eine Freundschaft da.

I: Ja?

A: Ja. Bei Thumb war es auch einfach so, dass wir Songs schreiben wollten und das nicht mehr funktioniert hat. Ich hatte immer Songideen und für die Jungs war es aber immer das falsche. Ich wusste auch gar nicht mehr was sie genau von mir wollten. Ich hatte aber auch den Eindruck, sie wussten es selbst nicht. Hätte ich das gewusst, hätte ich es vielleicht noch bringen können, aber ich hatte dann auch gar keinen Bock mehr. Ich hatte den Eindruck ich war der Einzige der überhaupt was gemacht hat und es kam halt nichts dabei rum. Ich will denen aber auch nichts böses. Es war eine schöne Zeit und ich habe viel gelernt. Wir sind immer noch gute Freunde und ich gehe da nicht mit einem Hass weg. Es hat schlicht nicht mehr funktioniert. Jetzt macht mir hier wieder einiges viel mehr Spaß. Jetzt muss nur noch mein Schnupfen wieder weg gehen. Dann ist alles gut.

Eure Texte sind teilweise politisch und teilweise persönlich....

I: Das ist eigentlich schnell erklärt. Für mich sind alle unsere Texte persönlicher Natur. Es geht um Dinge die mich interessieren oder bewegen. Wir nehmen uns nicht vor eine politische Band zu sein. Wenn jemand politisch aktiv sein will sollte er sowieso keine Band Gründen. Das wäre nicht der richtige Weg. Da gibt es bessere Sachen die man machen kann. Aber wenn man die Möglichkeit hat und eine Band hat mit der man etwas aussagen kann, dann sollte man das auch tun. Das machen wir. Wobei uns die persönlichen Dinge genauso wichtig wie die Texte die als politisch angesehen werden. Mir ist es sehr wichtig, dass diese Brücke zwischen politischem und persönlichem geschlagen wird. Die meisten Leute denken, dass sie politische Dinge nichts angehen und sich andere Leute darum kümmern sollten. Das hört man oft. Aber die Dinge die in der Politik geschehen und die Entscheidungen die da getroffen werden haben eben einen Einfluss auf das persönliche Leben. Damit sind sie genauso wichtig wie irgendwelche Beziehungskisten.

Es ist euch also schon wichtig eine Message zu transportieren?

I: Für mich persönlich schon. Es gehört einfach auch zu Punk und Hardcore dazu. Das war auch eines der Dinge die mich von Anfang an daran fasziniert haben. Es gehört logisch zusammen. Ich kann es auch nicht nachvollziehen wenn Bands viel herum schreien aber nichts zu sagen haben.

Auf eurer Homepage habe ich im Forum eine Diskussion gesehen, bei der es um einen Text vom neuen Album geht. Es heißt dort ihr hättet den Text ohne Erlaubnis vom Urheber auf dem Album verwendet. (für den genauen Inhalt: http://waterdown.de/phpBB2/viewtopic.php?t=263)

I: Das ist eine ganz komische Sache. Diese Megan Flemming, ist ein Mädchen die eine Homepage betreibt auf der sie Gedichte stehen hat. Marcel ist über diese Seite gestolpert und fand einen der Texte super. Er hat sie dann gefragt ob er den Text verwenden darf. Wie genau das abgelaufen ist, weiß ich nicht, da er der einzige war der mit ihr in Kontakt stand. Jedenfalls hat sie es erlaubt den Text zu verwenden, wollte aber nicht, dass er auf einem Victory Release erscheint. Wir hatten den Song zuerst auf der Split-EP mit By A Thread. Wir waren mit dem Mastering des Songs aber so unzufrieden, dass wir den Song auch auf der neuen Platte haben wollten. Wir haben damals den Fehler gemacht die Songs zum Mastern wegzugeben und sie kamen schlechter zurück als sie waren. Laut Marcel hat er dann wieder versucht diese Megan zu erreichen um das mit ihr zu klären. Sie hat sich dann ewig nicht gemeldet. Als sie sich dann schließlich doch gemeldet hat war es zu spät und sie beleidigt. Christian hat dann aber noch mal mit ihr telefoniert und da war dann alles klar.
Das Problem ist aber, dass sie einen Freund aus Österreich hat der wohl ein Problem mit der Welt hat. Das ist halt einer von den Leuten die zuviel Zeit haben. Ich finde es ja schon gut, wenn sich Leute über so was Gedanken machen aber man muss sich mal vor Augen führen worum es geht. Wir haben ihren Text verwendet, aber auch nie behauptet er sei von uns. Im Booklet steht ihr Name und er ist auch nicht abgedruckt. Rechtlich gesehen haben wir ihre Rechte also gar nicht verletzt und wir sind von einem Indielabel zum anderen gegangen. Das ist es doch nicht wert 6-seitige Manifeste zu schrieben und daraus irgendwie so ne Propaganda Scheiße zu starten. Das ist halt jemand der damit irgendwie Szene-Punkte abstauben will. Wir selbst haben darauf noch gar nicht geantwortet. Mit Megan selbst kann man wohl reden, aber mit ihrem Typ halt nicht. Er lässt halt immer raushängen dass er Webseiten macht und Shows bucht und seit 5000-Jahren Hardcore ist. Man muss sich gefälligst nach ihm richten sonst ist man nicht Hardcore. Wir sind jetzt eben Scheiße weil seine Freundin ein Problem damit hat auf Victory zu sein.
Es ist da sicherlich von unserer Seite was verbockt worden, das gebe ich gerne zu. Es gab auch interne Diskussionen darüber. Wir waren sehr überrascht, dass sie sich überhaupt noch darüber aufregt. Sie hat sich übrigens nicht bei uns sondern bei Victory gemeldet. Als es dann zu spät war. Es ist eben dumm gelaufen und es tut uns auch leid. Wir werde so etwas sicherlich nie mehr machen obwohl wir die Idee eigentlich cool fanden weil sie ja auch aus der Szene kommt.
Ich weiß auch nicht was die sich vorstellt auf welchem Level wir arbeiten. Mal davon abgesehen was der Typ schreibt. Ich habe auch die Mails von Victory gelesen und da ging es schon auch darum, dass sie Geld wollte. Sie dachte: "Ohh.. da macht jemand Geld, da will ich was davon abhaben". Nur macht leider niemand Geld mit den Plattenverkäufen. Wir haben ihr gesagt, dass sie den Text gern bei ASCAP (die amerikanische GEMA) anmelden kann. Da muss sie das nur anmelden, es steht ja auch drin, dass der Text von ihr stammt. Sie wird sich aber wundern wie wenig Geld das ist. Ich finde das etwas albern. Sicher hat sie das Recht zu sagen, dass sie das nicht auf Victory haben will. Aber wir wussten nicht, dass es ihr so wichtig ist und sie hat sich auch einfach zu spät gemeldet.

A: Wenn der Song doch auf Victory erscheint hören es doch mehr Leute und werden dadurch auch auf ihre Homepage aufmerksam. Ich versteh das Problem nicht so recht.

Das liegt vielleicht auch an den vorbehalten in der Szene gegen Victory.

I: Wir hören auch oft, dass die Leute denken wir würden und den Arsch abverdienen mit Victory. Wir verdienen aber kein Geld mit der Band. Wenn wir jetzt vier Wochen auf Tour sind verlieren wir dadurch Geld.

A: Sie will nicht mit Victory in Verbindung gebracht werden. Aber niemand findet einen Song oder eine Band scheiße nur weil sie auf Victory ist. So denkt doch niemand.

Das gibt es schon.

A: Aber das ist doch total bescheuert.

I: Ich könnte mir schon vorstellen, dass wenn ich diesen Typ unter anderen Umständen kennen gelernt hätte ihn vielleicht sogar cool finden würde. Aber er ist dann bei solchen Sachen so verbohrt, dass er nicht auf die Idee kommt einfach mal die Band zu kontaktieren und nachzufragen. Lieber wird in 1000 Internet Foren 3 Seiten geschrieben. Dadurch dass er so viel geschrieben hatte was einfach nicht Hand und Fuß hatte, hat er sich schon selbst ins Aus katapultiert. Da braucht man gar nicht mehr antworten. Mit solchen Leuten kann man nicht diskutieren. Mit ihr vielleicht schon, aber von ihm habe ich schon ein ziemlich genaues Bild. Ich kenne solche Leute schon seit 15 Jahre, seit ich in der Szene bin. Das sind die Leute die denken sie seien die coolsten und alle müssten sich nach ihnen richten. Das finde ich arm.

Durch das Internet ist das noch verstärkt worden.

I: Ja, aber das gab es damals schon. Als ich angefangen habe diese Musik zu hören, mit 18 oder so, gab es da schon Songs darüber. Es ist einfach eine Szene die kurz nachdem sie entstanden ist total elitär geworden ist. Als ich in die Szene gekommen bin warst du der komplette Idiot wenn du mit einem Metal oder Punk T-Shirt in die Schule gegangen bist. Heute hingegen bist du der coolste. Man braucht sich mit keinem zu unterhalten der "nur" eine Lagwagon Pullover an hat. Das ist doch arm. Es gibt halt so Sachen an der Szene die nicht mehr so sind wie sie am Anfang mal gedacht waren. Eher das Gegenteil. "Wir sind die coolsten und alle anderen sind doof. Mit denen muss man sich gar nicht abgeben". Solche Sprüche eben. Man bleibt lieber in seinem kleinen Zirkel. Sobald einer von außen rein will oder sobald einer von ihnen versucht auch Leute außerhalb des Zirkels zu erreichen, ist das doof. Es muss sich alles in dem kleinen Kreis bewegen. Sobald mal hundert Leute mehr zu einer Band auf ne Show kommen, ist die Band scheiße. So ist das eben. Auch wenn man das nur denkt.

Wie fühlt ihr euch der Szene noch verbunden?

Wir haben alle schon immer Metal gehört und ich dann später auch Hardcore und hatte dann auch selber mal eine Band. Ich finde wir kommen aus der Szene und fühlen uns ihr auch zugehörig. Wir wollen uns aber auch nicht nur darauf beschränken. Ich sehe nicht den einzigen Sinn darin Musik zu machen die sich in so einem Kreislauf bewegt. Man hört ne Band, findet sie geil, macht selber irgendwas das wiederum von Leuten gehört wird. Gerade diesen Bands die mit ihrer Message auch rüberkommen wollen legen Wert darauf, dass sie das nur den Leuten erzählen die sowieso schon wissen. Es fehlt einfach in der Szene, dass die Leute mal einen Schritt zurück gehen und sich fragen: "Was machen wir hier eigentlich?". Gerade so ein Slogan wie: "Make Punkrock a threat again". Hallo. Es bewegt sich heute doch alles in diesen kleinen Kreisen und alle hacken nur aufeinander rum. Sobald eine Band erfolgreicher wird und auch Leute erreicht die es nicht eh schon wussten, sind sie scheiße und man darf sie nicht mehr hören. Warum? Das ist albern.

In Deutschland scheint es ganz gut für euch zu laufen. Wie steht es international?

A: In England läuft es eigentlich auch ganz gut. Wir haben dort eine 10-Tages Tour gespielt.

I: Für die wir nur acht Tage gebraucht haben.

A: Ähh..ja, war jedenfalls eine gute Tour. Wir hatten im Schnitt so 200-250 Leute und hat wirklich Spaß gemacht. Wir dürfen uns eigentlich nicht beschweren, Spanien und Italien waren jetzt ja auch ganz gut.

Und in den USA?

A: USA? Weiß ich jetzt gar nicht so richtig.

I: Kann man auch nicht richtig sagen. Wir waren dort nur einmal. Diese Tour sollte acht Wochen dauern, was schon der Wahnsinn war. Wir haben sie aber nach fünf Wochen schon abgebrochen weil wir alle krank waren und unser Headliner auch krank war. Alleine hätte das dann keinen Sinn mehr gemacht. Das aber gut so, denn wir wären genau am 11. September von New York aus zurück geflogen. Das hätte wohl nicht geklappt. Das ist mir aber auch erst ein paar Wochen später aufgefallen.
Es ist sehr schwer in den USA einen Fuß auf den Boden zu bekommen, weil das Land einfach so groß ist.

Ist Victory dabei nicht eine große Hilfe?

I: Das darf man auch nicht überschätzen. Auch bei Bands wie Thursday, die es jetzt auf ein Major geschafft haben und sehr bekannt sind. Das kann man mit europäischen Verhältnissen gar nicht vergleichen. Die setzten sich in einen Van, geben die Wohnung und den Job auf und fahren ein Jahr durch das ganze Land. Als wir mit denen gespielt hatten, hat man ihnen aber auch angemerkt, dass sie fertig sind. Der Sänger war nur die hälfte der Show überhaupt zu hören. Die machen sich wirklich kaputt. Wir könnten so lange gar nicht auf Tour gehen. Nicht nur wegen Dingen wie Sozialversicherung, auch einfach aufgrund des geographischen Verhältnisses. Man bekommt in den Staaten kein Bein auf die Erde wenn man da nicht mindestens ein Jahr auf Tour geht. Für uns macht das keinen Sinn solange wir nicht immer einen Headliner haben der etwas zieht. Wir versuchen aber gerade wieder eine Tour dort zu bekommen. Wir würden schon gerne wieder rüber. Wie viele Leute wir dort aber ziehen ist schwer zu sagen. In Gegenden wie New Jersey und New York würde es vielleicht ganz gut aussehen aber sonst habe ich keine Ahnung.

Wie sehen eure weiteren Ziele für die Band aus?

A: Auf jeden Fall wollen wir uns dieses mal etwas früher daran machen ein neues Album zu schreiben. Wenn wir jetzt zuhause und wieder gesund sind werden wir uns wieder in den Proberaum begeben um neue Songs zu schreiben. Hoffentlich können wir im Sommer ein paar gute Festivals spielen, das macht immer Spaß. So genau weiß ich das gar nicht.

Gibt es ne interessante oder lustige Tourgeschichte die ihr zum Besten geben wollt?

A: Marcel hat mal die Schlüssel im Bus vergessen und wir mussten ihn aufbrechen. Das war ganz lustig. Allerdings erst im Nachhinein.

I: Die Jungs von Somehow Hollow haben ihren Schlüssel auch mal im Bus vergessen und als wir gerade dabei waren den Bus zu knacken hat ihn Phillip in seiner Jacke gefunden.

A: Phillip fährt eigentlich bei uns im Bus mit und niemand weiß wie der Schlüssel dahin gekommen ist.

I: Spanien an sich war wirklich bizarr.

A: Wir hatten einen spanischen Promoter dabei, Kevin Gomez, der konnte absolut gar nichts.

I: Die kommen da normalerweise mit, dass sie dir helfen, um dir zu zeigen wo was ist und er sollte auch spanisch reden. Der hatte allerdings einen Akzent drauf den niemand in Spanien verstanden hat. Er konnte also kein Englisch, kein Spanisch das irgendjemand verstanden hat und er wusste nicht wo wir hinmussten. Er hat sich um nichts gekümmert, es ist wirklich nichts passiert er ist einfach nur mitgefahren. Das schlimmste war allerdings: Er stank. Das war sehr lustig, denn er ist erst bei uns mitgefahren und nach zwei Tagen haben wir ihn rausgeschmissen und er musst bei Somehow Hollow mitfahren. Dort hatte er keinen Spaß. Die haben sich die ganze Zeit über ihn lustig gemacht und ihn "Pu-Pu-Pants" genannt.

A: Angeblich hatte er tatsächlich Scheiße in der Hose.

I: Somehow Hollow haben ihn jedenfalls die ganze Zeit mit dummem Zeug zugelabert. "Hey, ich hab genau gesehen wie du das Schaf angeglotzt hast, du bist ein kranker, kranker Mann". Er hat natürlich immer nur die hälfte Verstanden und immer fleißig mitgelacht. Das war aber auch ein Vollidiot.
Sehr schön war auch die Szene als wir auf der Reeperbahn gespielt haben und Somehow Hollow direkt aus dem Bus gesprungen sind und in die Stripbar rein sind. Da kam dann natürlich auch gleich ein Mädchen an und wollte etwas Trinken. Die Jungs haben natürlich mitgemacht. Der Spaß kostet aber 220 Euro. Man kann das aber verstehen, da diese Sache in Kanada etwas anders läuft. Dort ist es nicht so teuer. Das dumme ist aber, dass ihnen das in Amsterdam schon mal passiert war.

Was sind momentan so eure Faves?

A: Mir gefällt die neue von "The Used" sehr. Außerdem laufen im Bus die neue AFI, Boy Sets Fire und Rise Against sehr viel.

I: Ich finde die neue Cave In sehr geil. Was mich an der aber etwas aufregt ist die Bonus-DVD. Da müssen sie natürlich gleich jedem reindrücken, dass sie mit den Foo Fighters auf Tour waren. Die ersten Einstellung der DVD zeigt den Catering Raum mit einem riesigen Buffet. Die machen da voll einen auf dicke Hose. Aber was soll das, sie hatten eben das Glück. Ich würde mich da auch nicht beschweren. Auf jeden Fall aber eine gute Band. Die Jupiter fand ich etwas langweilig.

Was sagt ihr zu der derzeitigen politischen Weltsituation mit den USA als Weltpolizei?

I: Wir sind da irgendwie raus. Seit wir auf Tour sind habe ich das nicht mehr wirklich verfolgen können. Das Ende des Krieges haben wir echt nur alle paar Tage am Rande mitbekommen, weil wir unterwegs waren und es keinen Fernseher gab.

A: Das interessanteste an der Situation ist aber, dass man schon vor Monaten sehen konnte welches Land als nächstes dran ist. Man kann genau sehen, dass alles geplant war. Mir kann niemand erzählen, dass es nicht schon vor zehn Jahren möglich war Saddam Hussein zu entmachten. Ich steh wirklich nicht auf dessen Seite. Das ist halt salopp gesagt ein Pisser. Die USA haben diesen Typ aber damals an der Macht gelassen damit da Ruhe im Land ist. Dann haben sie nur noch auf einen Vorwand gewartet den Irak alleine angreifen zu können ohne, dass die UNO dabei ist. Das ist alles schon sehr fadenscheinig. Mittlerweile machen sie sich nicht einmal mehr die Mühe so zu tun als ob sie sich an irgendetwas halten wollen. Wenn man sich diese Südkorea Sache anschaut, die wirklich offensichtlich daran arbeiten die Atomwaffe zu bekommen aber erstmal in Ruhe gelassen werden. Stattdessen fangen die USA, wenn schon mal ein Krieg bevorsteht, damit an völlig unnötig Tabus zu brechen und behalten sich vor auch Atomwaffen einzusetzen. Damit alle erstmal sagen: "Scheiß Amis" und ebenfalls anfangen mit Atomwaffen herumzuspielen. Dadurch gäbe es wieder ein Gleichgewicht.
Der Präsident ist doof. Was will man machen?
Obwohl ich eigentlich nicht glaube, dass er dort irgendetwas zu sagen hat. Völlig egal ob der doof ist. Ich habe gehört, dass der Präsident gefragt worden ist, was sein Lieblings-Kinderbuch ist. Er hat darauf geantwortet: "Die kleine Raupe Nimmersatt". Der Reporter hat danach herausgefunden, dass dieses Buch erst erschienen ist, als der schon im College war.

 

Ja, stimmt. Das steht in Michael Moores Buch "Stupid White Men".

I: Genau. Michael Moore ist auf jeden Fall ein cooler Typ. Eigentlich ist das alles schon so offensichtlich, dass man gar nicht mehr darüber reden braucht. Vielen Menschen scheint das aber alles egal zu sein. Die sehen nur: " Atomwaffen, ohh scheiße. Wenn Krieg sein muss, dann muss er halt sein". Die interessieren sich nicht für die wahren Beweggründe und die interessiert auch nicht wie viele Menschen dabei sterben. Auch an den Sanktionen sterben tausende Menschen. Das interessiert niemanden. Wenn aber mal ein Flugzeug abstürzt, bzw. zu einem Anschlag missbraucht wird, ist das jahrelang ein Thema. Ich will jetzt auf keinen Fall Terroristen oder Osama Bin Laden, der ja wirklich ganz andere Interessen wie das Volk da unten hat, in Schutz nehmen. Wenn ich mir aber mal die Situation von den Palästinensern anschaue, dann muss man sich auch mal fragen wie 21 jährige Mädchen darauf kommen sich 10 Kilo Sprengstoff umzubinden und sich in die Luft zu sprengen. Wie kommen die da drauf? Das hat nicht nur mit einem gewissen Fanatismus zu tun oder dass die dort alle nicht richtig im Kopf sind. Das allein ist es nicht.
Ich habe kürzlich etwas gelesen von Leute die mit dem Roten Kreuz nach Israel gegangen sind um dort zu helfen. Da wurde geschildert wie es als Ausländer dort ist wenn du den Palästinensern hilft. Man kann kaum eine Straße herunter gehen ohne Angst haben zu müssen, dass auf dich geschossen wird. Ich kann mir schon kaum vorstellen, dass man in einem Land in den offiziell kein Krieg herrscht bei Straßensperren mit der vorgehaltenen MG angehalten wird. Teilweise wird von israelischen Soldaten wahllos auf Leute geschossen. Die Situation da unten ist einfach untragbar. Da braucht man sich nicht zu wundern wenn Leute den einzigen Ausweg darin sehen sich in die Luft zu sprengen. Durch solche Situationen bekommen auch Leute wie Osama Bin Laden, der sich übrigens niemals Sprengstoff umbinden wird, ihre Leute. Das muss auch den Leuten im Westen einmal klargemacht werden. Das sind nicht alles Psychopaten. Die meisten Leute da untern wollen einfach in Frieden leben. Das sind nicht alles Mörder.

Was meinst du wie kann man das lösen?

I: Das ist eine schwierige Frage. Besonders die Israel Frage. Im Moment kann man ja kaum über Lösungen nachdenken. Man muss mehr über Schadensbegrenzung nachdenken. Das ist traurig. Es ist ja schon fast klar, dass Syrien als nächsten dran sind. Irgendwann werden sich die Muslime da unten, die daran glauben, auch mal überlegen ob das jetzt nicht wirklich ein heiliger Krieg ist. Wenn man sieht, dass ein arabisches Land nach dem anderen angegriffen wird, werden die sich wehren wollen bevor sie als nächstes dran sind. Die USA machen was sie wollen. Denen ist jetzt doch schon alles egal. Die wollen ihr Ding durchziehen und es scheint zu klappen.

Habt ihr noch letzte Worte?

I: Das ist immer schwierig.

A: Kommt ein Pferd in die Bar. Fragt der Barkeeper: "Was macht du denn für ein langes Gesicht?" hahaha....

I: Kauft euch die neue Rise Against Platte. Die ist wirklich gut.

A: Und vielleicht auch unsere. Die ist auch nicht so schlecht.

Vielen Dank für das Interview


Das Interview wurde von Rolf Gehring geführt.

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