Cortez - Phoebus
Das Schweizer Krachtrio Cortez treibt ja schon seit geraumer Zeit sein Unwesen im metallischen Untergrund. Im zwölften Jahr ihres Bestehens lassen die Herren „Phoebus“ (ein Beiname für den griechischen Gott Apollo) vom Stapel laufen und geben sich darauf zerstörerischer als je zuvor. Mit scheinbar unbändiger Wut im Bauch wird alles aufs Korn genommen, was an Tradition und Establishment erinnert, und gnadenlos vom Himmel gepustet. Die zehn Stücke erinnern vom Ansatz her an The Dillinger Escape Plan, Converge oder Burst, wobei sie weniger mit deren Geschwindigkeit und Wildheit punkten, dafür ähnlich heftig und schwer sind, sodass kaum ein Stein auf dem anderen bleibt. Dank einem brachialen Soundgerüst wirkt die Musik der Schweizer zu jedem Zeitpunkt übermächtig und stellenweise sogar ohrenbetäubend, insbesondere wenn man bedenkt, dass hier lediglich drei Leute am Werk sind. „Au Delá Des Flots“ ist ein schönes Beispiel dafür, dass diese Krachkulisse, trotz der chaotischen Harmonien und verschachtelten Rhythmik, bestens funktioniert. „Transhumance“ wiederum ist ein vielschichtiger, komplexer Song, der über Momente verfügt, in denen sich die Band zurücknimmt, sogar soweit, dass das Stück beinahe auseinander fällt, allerdings nur um im Anschluss so richtig in die Vollen zu gehen. Nummern wie „Arrogants Que Nous Sommes“ und „Sulfure“ zeigen, dass man neben all dem Chaos aber auch so etwas wie eine ruhigere, mitunter sogar eingängige Seite besitzt. Die für die Band offensichtlich so typische Vertracktheit findet man aber in allen ihren Kompositionen. Wenn man in der passenden Stimmung ist, also richtige Scheißlaune hat, ist „Phoebus“ der ideale Soundtrack, der einen nach Strich und faden durchfönt. Allerdings liegt hier auch eine gewisse Problematik begraben, denn wenn man eben nicht in dieser Gefühlslage ist, wird die Cortez’sche Musik doch sehr schnell anstrengend und man muss sich förmlich zwingen, den Songverläufen zu folgen. Unterm Strich ist dieses Album aber ein beachtenswertes, durchaus anspruchsvolles Stück Musik, in das Genrefans auf jeden Fall reinhören sollten. (cj)