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Ich steige ins Interview ein mit einem Zitat von Euch: “Our life is a sidekick in your face, against society , against ignorance in your face!” Bei der Vorbereitung zu diesem Interview habe ich lange überlegt, wie und wo fange ich an. SIDEKICK. Ihr habt euch jetzt aufgelöst. Am 8. Januar 2005 war die Abschiedsshow mit FINAL PRAYER, BEATDOWN, BLACK FRIDAY 29 und CATARACT. Ich war selbst dabei und muss sagen, dass das ein richtig geiler Tag war. Ich denke als Band kann man sich keinen besseren Abschied wünschen, oder?

Ja, definitiv.

Es waren super viel Leute da, die ihr durch SIDEKICK über die Jahre hinweg kennen gelernt habt, sei es durch Shows, befreundete Bands, Labels, Distros, Fanzines und Freunde. Aus Berlin sind glaub ich die Leute von MAD MOB oder...von MAD, genau...die sind mit einen Reisebus angerauscht, innerhalb weniger Tage war die Show ausverkauft, es gab nur noch 50 Karten an der Abendkasse....was für ein Gefühl ist das? Gab es für dich persönlich Highlights an diesem Abend? Hat dir was gefehlt? Wie geht´ s Dir jetzt nach dieser Abschiedshow?

Hm, gute Frage. Jetzt, wo du so resümierst.....also wir kennen uns jetzt schon ein Weilchen Conny, muss ich sagen, dass der Tag so ziemlich an mir vorbeigezogen ist, da ging alles sehr schnell irgendwie.... und ich konnte da eigentlich nicht so wirklich resümieren, bis zum jetzigen Zeitpunkt. Jetzt gerade, wo wir auch das Interview machen, kommt alles so in mir hoch, weißt du... die Worte die du da gesprochen hast, was es eigentlich war – Sidekick und wie crazy der Abend war, was da eigentlich alles los war und dass es jetzt vorbei ist. Ich habe ein lachendes und weinendes Auge, was die ganze Sache angeht. Also Sidekick hat mir persönlich verdammt viel bedeutet. Es hat mich einfach...das was in mir so schlummert zum Ausdruck gebracht, ich konnte einfach auf die Bühne gehen, irgendwas sagen, ich konnte meiner Energie freien Lauf lassen auf der Bühne, ich konnte `ne Message rüberbringen. Ich konnte mit vier guten Freunden, die meine Brüder und Freunde sind vor allem sechs gute Jahre erleben, mit ihnen auf Tour sein, mit ihnen viele coole Shows spielen, nette Leute kennen lernen. Ich hab` so einige meiner besten Freunde durch Hardcore und durch Sidekick kennen gelernt. Also ich will Dir jetzt bewusst keine Namen nennen, weil ich wahrscheinlich eh wieder irgendwelche vergessen würde, aber so ...da sind einfach so wahnsinnig viele, so wahnsinnig dick ist alles geworden...und es bedeutet mir verdammt viel, und hat mir verdammt viel bedeutet und es wird mir immer in mir sein und es wird immer ein Moment sein, den ich in meinem Herzen trage. Das lachende Auge ist, dass ich weiß, wir sind genau an der Spitze des Berges gestorben, oben am Gipfel. Das war immer das, was wir machen wollten, wir hatten `ne zeitlang so gedacht: „ Ey, haben wir den Bogen jetzt überspannt?“ Ich weiß nicht, wir hatten ein wenig mit dem Line Up Probleme, die Jungs hatten alle keine so richtige Zeit mehr. Wir hatten im Sommer, als wir das auch so beschlossen haben , gedacht: „Au Mann, haben wir uns jetzt quasi irgendwie tot gespielt oder ist jetzt die Luft raus?“ Dann, als der Entschluss gefasst wurde, war sehr schnell klar, dass das genau der richtige Moment war. Wir sind stolz drauf, was wir damit erreicht haben. Wir sind stolz drauf, dass wir Stuttgart mit formen durften, so dass es jetzt, wenn wir uns „Hardcoredeutschland“ anschauen, (beide lachen) auf jeden Fall so `nen Fleck ist , der auf jeden Fall respektiert wird. Wir haben da immer versucht, nie ein egozentrisches Ding zu machen. Wir haben immer versucht Leute mit einzubinden

Das haben wir ja gesehen.

Ja, das heißt einfach: wir wollten immer den ganzen „Oldschoolgedanken“ - zusammen gegen `ne Sache da draußen kämpfen; wir werden immer Punks und Skins auf Shows bringen, wir haben immer versucht Veganer und Biertrinker auf Shows zu vereinen – (stutzt) Veganer und Biertrinker – Straightedger (lacht) und Biertrinker oder whatever, weißt Du? Verschiedene Gruppierungen, die es gibt im Hardcore, die wollten wir zusammenbringen. Ich denke es ist uns ein stückweit auf jeden Fall auch gelungen, ich denke auch, dass es so ein bisschen ein Mahnmahl ist oder wie nennt man das? Es ist einfach so, dass es funktionieren kann, wenn man nur an eine Sache glaubt, wenn man eine Sache pusht. Und hier in Stuttgart ist es auf jeden Fall gut geworden und ich wünsche mir wirklich, und das - ich möchte jetzt einfach das Medium hier auch nützen - ohne Sidekick die Flagge quasi weiterweht und nicht untergeht. Wir sind da - immer noch, und werden die ganze Sache pushen. Wir sind irgendwie älter geworden, sind weiter gegangen, einige Schritte in unserem Leben, aber mir persönlich bedeutet Hardcore immer noch wahnsinnig viel und ich denke es wird in Zukunft bestimmt auch in irgend einer Form etwas kommen.

Darauf werde ich auf jeden Fall später noch mal zurückkommen.

Okay, ja.

Du hast schon jetzt `ne Menge erzählt. Noch ein Punkt, bevor wir jetzt das Thema abschließen: Hat dir etwas gefehlt bei der letzten Show oder würdest Du sagen, es war wirklich ein perfekter Tag? Danach würde ich gerne einen Rückblick machen - also praktisch ins Jahr 1998 zurückgehen, wo alles angefangen hatte...

Es war ein perfekter Tag, glaube ich fast. Es war ein perfekter ...(überlegt)

Also fällt Dir nichts Negatives ein? Irgendetwas, wo du sagen würdest...

Nee, definitiv nicht, aber ich bin sowieso immer ein Mensch, der generell die positiven Dinge im Leben sieht und... ich weiß nicht, also wie ich vorher schon gesagt habe, der Tag ist einfach so an mir vorbeigeschwirrt. Auf einmal standen wir auf der Bühne, dann ging´ s los.....(überlegt)...es war einfach der Hammer, ja es hat mir mit Sicherheit was gefehlt. Ich hätte mir eigentlich gewünscht, dass irgendwie DISRESPECT oder TRUE BLUE quasi ne Reunion da spielen, das wäre gut gewesen, weil ich muss dazu einfach sagen, dass die zwei Bands so die prägendsten Bands gewesen sind, mit denen wir zusammen gespielt haben, wo einfach wahnsinnig viel war, die wahnsinnig tight waren. Wir haben mit DISRESPECT gerade in den Anfangstagen so viel zusammen gespielt. Wir hatten da eine sehr, sehr starke Connection zu Berlin und ich hab den Felix Heiduk vermisst an dem Tag, der normalerweise für FINAL PRAYER Bass spielt. Wenn, dann wäre das natürlich die einzigste Sache, die ich vermisst habe, und natürlich Natzelito und Patrick Kitzel.

Okay. Der ist ja in New York.

Ja, der hätte ein wenig weit fliegen müssen. (beide lachen)

Okay. 7 Jahre Sidekick, ja?

Ja.

Ich würde gerne mit Dir einen Rückblick machen jetzt und erst mal ins Jahr 1998 zurückgehen. Du hast ja schon ein wenig erzählt, dass ihr Freunde seid. Trotzdem noch mal möchte ich einfach dieses Interview nützen, um einfach noch mal so ne richtig große Zusammenfassung zu machen. Wie fing damals alles an mit Sidekick? Also ihr fünf : Heiko, Pädde, Timo , Fabi und Du - seid ihr schon immer Freunde gewesen? Oder wie habt ihr Euch gefunden?

Ja, also Heiko, Fabi und ich sind definitiv zusammen groß geworden. Wir kennen uns im Prinzip seit der ersten Klasse. Pädde kam irgendwann mal später dazu, frag` mich bitte nicht wann. Wir sind irgendwie ....wir hatten hier so unsere Gang, mit Hansi, Timo Dunkel und so – die ganzen Jungs. Wir hängen schon seit Jahren ab und Pädde hatte aus dieser Crew mal `ne Freundin und, dann ist er so mit uns in Berührung gekommen. Es war irgendwie so ganz schnell klar, dass wir auf einer Wellenlänge ticken und dass wir irgendwie so...wir sind innerhalb kürzester Zeit einfach sehr, sehr gute Freunde geworden. So, Heiko und ich hatten zu der Zeit noch in `ner anderen Band gespielt- TARGOST hieß die Band damals.

Wie hieß die?

TARGOST. (lacht) also „T-A-R-G-O-S-T“. Damit Du ´s auch gut abtippen kannst, okay? (beide lachen). Ja, und ich hatte da Schlagzeug gespielt in der Band. Ich sag mal...das war so nen bischen Metalcore, ganz am Anfang war´ s Deathmetal. Es war cool für mich zu spielen, weil ich irgendwie gefördert wurde mit dem Schlagzeug spielen. Dennoch war es mir zu wenig, weil ich schon immer ein Hardcorekid war. Ich mag Metal irgendwie schon, aber ich bin ein Harcorekid, weil ich mich einfach mehr mit dem Denken identifizieren kann. Heiko hat in der Band gespielt.

Ich möchte gerade an der Stelle noch mal einhaken, weil mich interessiert, wie Du eigentlich zu Hardcore gekommen bist, Du ganz persönlich? Das kannst Du jetzt gleich mit einfließen lassen...

Ja. Okay.

Oder später...

Später. Und...ja rrrrrrrrrr (überlegt)...wo war ich stehen geblieben? Irgendwie hatten Heiko und ich halt einfach mal Bock, weil der Heiko auch ein Hardcorekid ist: „Ey, lass uns mal ne Hardcoreband machen!“ Ich wollte einfach singen in `ner Hardcoreand , ich wollte einfach irgendwie das, was in mir schlummert freien Lauf lassen und ein aktiver Part sein. Damals war in Stuttgart schon soviel Potential da, es sind viele Leute wieder auf Shows gegangen und so, und da war einfach so `ne Energie da und wir wollten das halt irgendwie so puschen das ganze, und ja wir haben dann angefangen. Damals hat dann die erste Probe noch Schoko mitgespielt, das war ein guter Freund von uns, der Hume - kennen vielleicht noch einige alte Stuttgarter so- der war die erste Probe...(überlegt...) mit dem haben wir auch so das erste Lied geschrieben und....

Kannst du dich noch erinnern wie das hieß?

Das war „For the crew”, ja das haben wir an der letzten Show gespielt. Das kam damals nur auf OUR WORLD auf ein 50 Stück limitiertes Tape...“Commitment“...auf dem „Commitment – Tape“ genau. Da gab´ s noch mal ein Extratape, wovon es nur 50 Stück gab, und da ist der Song drauf. Das Lied haben quasi nur 50 Leute zuhause sozusagen. Das hat man auch deutlich gemerkt an der Show, dass es einfach niemand gekannt hat, da wir das einfach schon Jahre nicht mehr gespielt haben. Das haben wir bestimmt fünf Jahre nicht mehr gespielt, aber wir wollten einfach mit dem Song irgendwie sagen, „Yo, den gibt´ s einfach auch noch, weil mit dem irgendwie alles begann.“ Anyway, da war halt Schoko dabei, Pädde kam dann irgendwann in die Probe. Der sollte ursprünglich eigentlich Bass erst spielen und hatte dann aber seine Gitarre mitgebracht, wir haben weitergespielt und dann gab` s mit Schoko irgendwie so `nen „Beef“, auf den ich jetzt auf jeden Fall nicht näher eingehe. Der hat sich in der Zwischenzeit auch gelegt.....(überlegt) und er war dann halt auch irgendwie raus. Das heißt, wir haben zu viert weitergemacht. Pädde an der Gitarre, Heiko an der Gitarre, Fabi am Schlagzeug und ich Gesang. Genau. Wir haben die ersten zwei Shows auch ohne Bass gespielt, weil wir einfach keinen Bassisten hatten. Und Timo war witzigerweise so die ersten zwei Shows oder drei Shows ...ich weiß gar nicht mehr wie viel es war ..war er so als Typ quasi im Publikum und irgendwann mal hat er uns angesprochen, ich weiß es, das war die Show mit VISION in Metzingen, oder neee ENSIGN hätten da spielen sollen, und er „Hey, ich kann Bass spielen, wie sieht´ s aus?“ Wir „Hey, yo let´s go. Bist dabei und es war irgendwie ganz cool. Genau.

Also ihr kanntet ihn vorher nicht?

Doch, wir kannten ihn auch, aber eher so flüchtig.

Flüchtig?

Also, wir sind quasi erst dann in der Band gute Freunde geworden.

Habt ihr auch privat viel zusammen gemacht oder habt ihr euch nur zum Musikmachen getroffen?

Nee, voll...eine Crew. Definitiv, was auch immer noch so ist. Wir sind immer noch sehr, sehr gute Freunde. Das war einfach auch etwas, was uns immer so wahnsinnig verbunden hat, dass wir einfach irgendwie Familie waren. Es war nicht nur eine Band, es war SIDEKICK FAMILY.

Auf eurer Homepage habe ich gelesen, dass ihr ein aktiver Teil der Hardcoreszene sein wollt, um Hardcore das zurückzugeben, was euch Hardcore gegeben hat. Kannst Du mir sagen, was das genau war? Kannst Du mir beschreiben, was Hardcore Dir gegeben hat? Vielleicht kannst du dann auch gleich mit erzählen, wie du zu Hardcore gekommen bist.

Okay. Also was Hardcore mir gegeben hat: ich habe angefangen Punk und Metal zu hören und...

Wie alt warst du da?

Das weiß ich nicht. Das war so mit 13, 14. Das war irgendwie so belanglos, aber dann irgendwann, als ich in die Lehre gekommen bin, da war so ´nen Typ, der hat mich auf AGNOSTIC FRONT und CRO-MAGS gebracht. Der meinte so : „Hey Mann, das ist genau die Mischung. Das ist der Anteil Punk und der Anteil Metal. Ab dem Moment wurde einfach mein Interesse für Hardcore geweckt und ich bin immer weiter reingewachsen. Wir haben uns einfach informiert, uns Platten bestellt und CDs bestellt und uns Tapes irgendwie gegenseitig überspielt. So ist unser Interesse gewachsen, dann haben wir irgendwann mal - das ist Urjahre her - die ganzen Leute, wie Matze Our World, Captain Crap, Dunkel, Höfle, Hondo und so weiter auf Shows kennen gelernt. Wir haben dann eine Crew gegründet, mehr oder weniger und hatten` s irgendwie schon ganz wichtig so mit diesem „Unity - Ding“ : zusammen halt , denn wir haben uns gesucht und gefunden. So ist dann diese ganze „SFC – Crew“ entstanden mit Hansi und Höfle und so, die ganzen Jungs. Ich meine, das sagt jetzt hier nur Stuttgarter Leuten was (lacht)...und es sind einfach immer noch meine besten Freunde, die ich einfach durch Hardcore mitunter gefunden habe und....

Was meinst Du mit „SFC- Crew“? Meinst Du damit die Southside.....

Nee, das heißt „Screaming for Change“ also....

Screaming For Change Crew???

Wir haben am Anfang ein wenig versucht so lächerlich ein paar Platten zu verticken, und wir haben dem ganzen einen Namen gegeben und dann haben wir einfach gesagt: „ Hey, lass uns Screaming For Change nennen.“ Also nicht nur, weil wir alle UNIFORM CHOICE mögen und das ein supergeiler UNIFORM CHOICE Song ist , sondern weil es einfach auch bezeichnend ein Stück weit für unser Leben ist, und bezeichnend für Hardcore. „Always screaming for Change”. Niemals still stehen. Stillstand ist der Tod, heißt es so schön. Ich denke für Hardcore ist es wichtig, weiter zu gehen, aber ohne den Blick auf die Wurzeln zu verlieren, sondern nur, weißt Du....man ist nie zufrieden, wenn man Hardcorekid ist, ich war...ich denke, deshalb sind wir alle Hardcore, weil wir was bewegen wollen. Hardcore ist eine Bewegung und es heißt, was bewegen. Und das ist uns auf jeden Fall wichtig, und da knüpfe ich auch an: wir wollten was bewegen. Wir wollten einfach...ich denke, wir haben so unterschwellig das Potential in Stuttgart irgendwie gespürt , wir haben so die richtige Crew im Nacken. Ich hab vorher noch - du hast mich kurz unterbrochen - einen wichtigen Namen vergessen: Matze Our World- ja, das waren einfach auch so Leute, die ich schon relativ früh kennen gelernt habe, der mir persönlich viel „geteacht“ hat, was Hardcore angeht. Auch so Leute wie Rene Beat Down und...Jochen Beat Down, das waren immer so ältere Leute, die mir viel Tipps gegeben haben. Das finde ich einfach wichtig und das ist ja auch das, was ich jetzt irgendwelchen Leuten weitergeben will, weißt du so meine „Hardcoreknowledge“, nenne ich das jetzt mal: einfach an jüngere Kids, die kommen und das ist für mich einfach so `ne Freude zu sehen, wenn ich einfach die TEAMKILLER Jungs als Beispiel sehe oder die CRISIS NEVER ENDS Jungs. Oder jetzt auch hier den Hulkster, der mir so wahnsinnig ans Herz gewachsen ist, zu sehen, einfach „Yo, die machen das irgendwie, die bewegen das weiter!“ Die tragen den Namen Hardcore weiter und so...es gibt natürlich zigtausend, tut mir jetzt leid, wenn ich irgendwelche Namen vergessen habe, aber das soll ja keine Aufreihung von Namen und kein „scheissnamedropping“ werden. Das ist wichtig und ich denke wir wollten diesen ganzen Ursprungsgedanke an Hardcore zurückgeben, dass es nicht `ne Fashion ist, weißt du, so Mitte der 90er war Hardcore ja einfach „big“, ja? Und wir wollten einfach lokal Support sein. Jungs von der Straße für die Straße, mehr oder weniger. Einfach unsern Jungs was geben, so „Hey, wir sind da, wir sind einer von euch!“ Und wir sind immer auf jeder Show, wir haben alles gepusht und die Leute haben uns supportet und irgendwann mal hat es sich so bewegt. Ich habe auf der letzten Show so gesagt: „Wir sind mit wenigen gekommen, und haben als Armee das Feld verlassen“. Irgendwie war es so. Unsere erste Show, ich kann mich erinnern....

Genau das wollte ich dich jetzt fragen...Kannst du dich an die erste Show erinnern?

Ja, super. Auf jeden Fall kann ich mich erinnern. Das war irgendwie so ganz, ganz witzig so...das ist ja auf Matzes Video drauf, wo auch das eine - wer´ s schon gesehen hat - da sind so Bilder drauf, das war in unserm alten Proberaum. Das war eigentlich nur so `ne Spontanshow, die wir gespielt haben. Da war bei einem damaligen Freund von uns eine Lady aus Italien zu Besuch für `ne längere Zeit. Für sie wollten wir einfach eine Abschiedsshow machen, weil die irgendwie auch down mit Hardcore war und so...und wir haben da einfach nur so allen rumtelefoniert: „Mann, wir spielen unsere erste Show, Samstag Mittag: Esslingen Proberaum, kommt alle vorbei - yo let´s go!“. Und damals haben SHOWDOWN noch gespielt. Das war Päddes und Fabis Band, die haben da gespielt. Hakan hat gesungen, und oh Mann...wie hieß der Freak am Bass? Naja, vergiss es...egal, unwichtig. Der ist nicht mehr hier, aber war immerhin auf der letzten Show. So, wenn du das liest: „Probs“ raus an dich! (beide lachen) Ey Spaß, das war einfach irgendwie crazy. Ich glaube, wir waren irgendwie...wir haben mehr Coversongs gespielt, wie sonst was.

Was habt ihr denn gespielt?

Ich weiß, dass wir halt „Life of my own“ gecovert haben von CRO-MAGS. Das haben wir schon immer gecovert, ich weiß dass wir „United Blood“ gecovert haben von AGNOSTIC FRONT, ich glaube „It´s my life“ von MADBALL, beziehungsweise von den ANIMALS, ja. Das auf jeden Fall. Ich weiß, dass es den Song „Rawpack“ gab und „For the crew“ und mehr weiß ich nicht mehr. Das war auf jeden Fall crazy. So, es war irgendwie `ne coole Show, es waren so 50, 60 , ja 50, man weiß es nicht genau.... Leute da.

Das ist schon ne ganze Menge für ne erste Show.

Vielleicht waren` s auch weniger...ich weiß es nicht, aber es war auf jeden Fall cool. Und es ging gleich ab. Wir haben einen Ton gespielt und es war geil, ich kann mich daran erinnern und....ja, es war geil und ab da ging´ s dann irgendwie los, wir haben relativ viel im Süden gespielt. Damals war die Szene auch irgendwie... da war weniger der Focus auf Stuttgart.

Wo lag der Focus?

Ich weiß nicht, der war überall. Es war wahnsinnig viel am Bodensee, Ravensburg und so. In Biberach gab ´s einige Bands. Da gabs damals BROTHERS JUSTICE und so...zu der Zeit sind so einige so aus dem Boden gesprossen. Und ich glaube irgendwie so, dass da so die Grundlagen für die europäische Szene gelegt wurden.

Sprichst Du jetzt gerade auch von der SOUTHSIDE COMMUNITY ? Also, die es damals gab?

Ja, ich denke das ist das, was daraus entstanden ist.

Da werde ich später noch mal drauf zurück kommen.

Okay, das ist jetzt hier vielleicht ganz interessant für das Ding. Ich weiß nicht genau, wie das alles entstanden ist , also es ist wie im Süden, es war so ne Dynamik die irgendwo entstanden ist, so wie gesagt, einige Bands sind gegangen, einige sind weiter gegangen. Es gab REGRET, die damals sehr, sehr legendär waren , es gab BROTHERS JUSTICE aus Biberach .

Genau darauf wollte ich eingehen.

Und ich nehme Dir alles voraus....aber wir können später ja gerne Sachen...

Ja können wir gerne später wiederholen...

Ja, die sehr legendär waren, da wurde auf jeden Fall was bewegt und ja, es ist einfach so: wir haben immer versucht alle Elemente so mit reinzubringen, wenn Leute irgendwie ein Label gemacht haben, um sie zu pushen. Wir haben unsere erstes Demo bei OUR WORLD natürlich rausgebracht, später die Splitsingle beim verrückten Hansi CRAP CHORD und so weiter... wir haben immer versucht die Leute zu pushen.

Euer erstes Demo hast du ja bereits angeschnitten, „Commitment“, erschien auf OUR WORLD RECORDS, wo u.a. auch der Song „Face the Fact“ zu finden ist, den ich ganz am Anfang zitiert habe. Ihr seid in Deutschland von Anfang an ziemlich schnell akzeptiert worden in der Hardcoreszene, u.a. habt ihr Shows mit MURPHYS LAW gespielt, mit SLAPSHOT...gab es für Dich Highlights in der ersten Zeit?

Puh (überlegt)... ja es gab sicherlich Highlights. Also, wie gesagt, was ich gut fand, war diese ganze Dynamik und diese ganze Bewegung und dieses Feuer, das hier in Stuttgart, bzw. im Süden gebrannt hat. Damals hatten wir eine ziemlich legendäre Show gespielt auf diesem SOUTHSIDE REBUILDING FSTIVAL und ich fand´ s einfach geil, was da passiert ist zu dieser Zeit, dass da einfach irgendwie so `ne Bewegung da war, dass wirklich viele verschiedene Leute für einen gemeinsamen Traum gekämpft haben und so.

Was war der Traum?

Einfach zusammen, ich sag jetzt mal so latent, also vielleicht bin ich auch ein wenig zu enthusiastisch oder vielleicht zu verträumt, oder vielleicht in manchen Dingen zu blind, aber ich glaub´ trotzdem, dass wir uns eine Welt in dieser Welt aufgebaut haben, und es war immer irgendwie unser Traum so `nen Fick drauf zu geben, was die Leute da draußen denken, und es besser zu machen und auf jeden Fall nicht den Focus auf Amerika zu legen, sondern Europa oder unserer Stadt ein Gesicht zu geben. Und das finde ich jetzt so ganz wichtig. Für Hardcore zählt eigentlich Eigenständigkeit. Ich finde es scheiße, wenn irgendwelche Leute ankommen und irgendwelche Amis „biten“ und die irgendwie nur so einen auf : „Was ist der neueste Trend aus Amerika?“ machen. Scheiß drauf!!!! Ich bin der Meinung, dass wir sicherlich nicht eine supereigenständige Band sind, die jetzt den Hardcore neu erfunden hat, also musikalisch usw. und sofort. Man hört ganz klar CRO-MAGS raus, man hört AGNOSTIC FRONT raus, um das geht´ s aber auch irgendwie nicht. Das ist so : Yo- egal! Was ich trotzdem sagen muss ist, wir haben trotzdem diesen NY - Hardcore - Style gespielt, bevor er irgendwie cool war in Deutschland. Definitiv.

Zu dieser Zeit gab es eine wachsende SOUTHSIDE COMMUNITY. Du hast das schon erwähnt mit den Bands, nämlich REGRET, BROTHERS JUSTICE , BEATDOWN, um hier nur ein paar zu nennen. Hat das etwas mit dem SOUTHSIDE – COMMUNITY BOARD von Marc zu tun oder ist es ein Überbleibsel aus diesr Zeit ? Gab es diese „SOUTHSIDE COMMUNITY - Zeit“ wirklich und wie entstand die oder war das einfach nur so ein Traum?

Ich glaube, das war eine Zeit, in der wir sowieso irgendwie alle zusammengehangen sind. Ich würde das auch immer noch für mich so sehen: ich habe mit niemand „beef“ oder irgendwas, ich meine mit Sicherheit gibt’s irgendwelche „Hater“, aber die können mich überall und immer am Arsch lecken, und es gibt Leute, die wissen irgendwie, wie ich über sie denke und wie sie über mich denken. Dann ist es cool. So Porno, aka Marc, aka Moderator von dem Board, war einfach auch schon immer ein Mann, der immer loyal an unsrer Seite stand und der immer da war auf jeder Show und der immer so sein eigenes Ding gemacht hat, und ich erinnere mich auf jeden Fall an ein Gespräch bei uns auf der Terrasse, bei dem ich auf jeden Fall mit Danny da saß und mit Marc, bei dem wir gesagt haben: Hey, lass uns doch da was machen. Lass uns doch auch irgendwie so `nen Board - es gibt irgendwie so „scheiss Poison Free“ und weiß der Teufel was für `nen Rotz - ja, lass uns doch irgendwas für Stuttgart machen. Und so ist der Gedanke dann irgendwie gekommen. Es sollte irgendwie weitergehen und deshalb finde ich das jetzt wahnsinnig gut, dass einfach Du anfängst auch Interviews da rein zu puschen und Reviews und so weiter und so fort...dass jetzt endlich nach den Jahren, in denen wir uns das vorgenommen haben ....es waren bestimmt fünf an der zahl (lacht) oder vier oder so was...dass es jetzt endlich mal zur Vollendung kommt. Ich weiß, dass am Anfang ....(überlegt)...das haben diese Biberacher gemacht. Da gab´ s noch dieses -wer kennt das Shirt noch- „ Strike Back“ stand drauf, und dann so „Southdistrict Hardcore Crew“ (lacht )und irgend so `nen Shit. Ja, aber das war cool. Ich denke, dass da so `nen Grundstein gelegt wurde. Wir wollten es nicht Stuttgart nennen. Ich denke jetzt unter einem Stand von 2004 können wir es „STUTTGART - COMMUNITY“ nennen, weil jetzt ist es einfach so, da sagt man nicht mehr - 2005 haben wir mittlerweile- ...aber ich denke, dass 2004 auch schon wahnsinnig viel auf Stuttgart war, wahrscheinlich auch schon 2003. Am Anfang war es noch mehr so „Southside“, da war es so ganz wichtig, dass der Focus einfach ein wenig breiter gelegt ist. Und jetzt denke ich mal, hier sagt mittlerweile jeder Stuttgart. Also jeder, der 50 km um Stuttgart herum wohnt sagt einfach wir sind STUTTGART HARDCORE, was ich eigentlich auch cool finde irgendwie, aber ja ...also ich denke, dieses ganze SOUTHSIDE ist vielleicht ein wenig der Punkt, der sich verlagert. Aber ich finde es immer noch eine coole Sache, und ich finde, man merkt immer noch die ganzen positive Vibes, dass es hier schon so ein gegenseitiges supporten ist. Natürlich sind viele gekommen, viele...noch viel mehr gegangen, aber es gibt irgendwie echt einen konstanten Haufen, der irgendwie schon seit Jahren...

bleibt...

...und wahrscheinlich auch bleiben wird. Man weiß es nicht.

Da werde ich später noch mal drauf eingehen. Gehen wir mal ins nächste Jahr, 1999 . Im Jahr 1999 habt ihr eine Split 7“ mit DISRESPECT aus Berlin aufgenommen, und die erschien dann bei CRAP CHORD RECORD. War das für euch damals auch gleich mit ein Einstieg bei MAD, bzw. erste Berührungspunkte mit Berlin, weil ihr habt später dann auch im Sommer 2002 mit Skarhead getourt oder habt ihr einfach auch viel Shows über MAD bekommen?

Also das hatte nichts mit...

Ja, ich weiß schon, dass es nichts damit zu tun hat, aber es ist einfach so, ich hab einfach nach der Lokalität gekuckt...ja Berlin... kamen in der Zeit einfach schon erste Kontakte zustande?

Ja, also wie gesagt es bestand nicht über DISRESPECT der Kontakt, weil „Berlin- Connection“ war einfach schon davor da, also bevor ich Felix kennen gelernt habe von DISRESPECT. Das ist jetzt also ein sehr, sehr langer und guter Freund von mir, den ich auch schon lange vor Sidekick kannte. Aber ich glaube so einer der ersten Berliner war David von MAD MOB RECORDS. Mit ihm habe ich früher einfach immer geschrieben, Briefe. Ja da gab es noch Briefe. (Conny lacht). Und ja keine Ahnung ...wir reden manchmal noch darüber, ich glaube, dass war 1995 oder 1994, hat er mal letztens irgendwann mal gemeint: „Oh Mann Jogges, ich hab` da noch so `nen Brief von Dir gefunden“...wie geil das war und so. Weißt Du, es ist irgendwie 10 Jahre her, ich find´ s echt richtig geil! Also David war schon immer die Connection und er hat auf jeden Fall schon immer beobachtet, was mit uns geht, also die Beobachtung und der Support von MAD und so war schon da, aber die kannten uns schon einfach davor. Das war einfach so: „Yo, die Jungs haben jetzt eine Band. Cool, lass uns mal was machen. Und die haben uns auf jeden Fall schon immer fett gepusht. An der Stelle möchte ich auf jeden Fall auch Probs an die Leute raushauen und ich finde einfach man sollte nie vergessen, auch wenn jetzt diese ganzen kleinen Bookingagenturen kommen und denken, was weiß ich wie geil sie Hardcore sind, nur weil sie den neuesten „Shit“ - ich mache Anführungszeichen- aus Amerika kennen, ....darf man einfach nicht vergessen, was MAD für Deutschland und für Europa gemacht hat hardcoremäßig. Ohne sie, sag ich jetzt ganz frech und dazu stehe ich, wäre Hardcore einfach nicht so groß in Europa. Die haben ´s einfach rübergeholt und ich finde irgendwie so, dass sollen die ganzen „New Kids on the Block“ nicht vergessen, dass die Jungs den Block rocken seit was weiß ich...Ey, Anfang der 90er, und Respekt dafür zollen, so. Ich bin sowieso der Meinung, dass Respekt irgendwie ´ne Sache ist, die sehr verloren ging in Hardcore in den letzten Tagen.

Ja, okay auf das Thema „ Respekt“ komme ich auch noch zurück. Das funktioniert hier wunderbar mit Dir. (beide lachen).

Ja? So ist es super.

2001 kam dann „0711“ bei OUR WORLD RECORDS, CRAP CHORD RECORDS: Soweit ich weiß, gibt es da Songs drauf, die ihr insgesamt mehrmals veröffentlicht habt Warum kam das so? Hat sich das einfach so ergeben oder ist das Zufall?

Also diese CD, die wir da rausgebracht haben, diese „Papp- CD“, das sollte ursprünglich nur `ne Promo - CD werden, mit der wir uns dann überall bei Labels bewerben wollten, weil da ging` s dann drum: wo kommen wie raus? Mit David hatte ich noch nicht wirklich gesprochen gehabt, ich wollte einfach abchecken, was können wir überall kriegen. Wir wollten diese CD rumschicken. Da wir schon immer irgendwie „united and strong“ waren, haben wir natürlich mit Matze und Hansi das gemacht. Die kamen einfach automatisch an: „Hey, lass uns das Ding zu dritt machen, wir verkaufen noch ein paar, machen wir irgendwie....weiß was ich wie viel, weiß man wie viel wir gemacht haben? Wir haben uns die Kohle geteilt, dann haben wir einfach gesagt: „Hey, lass uns das auf so Pappding drucken, wir schicken- was weiß ich- 500 weg oder was...“. Scheiß drauf, auf die Zahl! Und den Rest verkaufen wir. Und dann war irgendwie (lacht)...das Ding kam irgendwie einen Tag aus dem Presswerk und es war schon klar, David nimmt uns. So. dann haben wir einfach das Ding rumstehen gehabt, und dann haben wir einfach das Demo noch mal mit drauf gemacht, weil das ausverkauft war. Und dann haben wir einfach gedacht: so für die ganzen Kids, die das Demo nicht haben, weil das gab es 500 mal, und jeder der einfach so zwei Jahre ...es war ja innerhalb einem halben Jahr weg...jeder der einfach 2 Jahre später ankommt, der hat es nicht mehr und da wollten wir einfach, weil wir das Demo irgendwie immer noch mögen....haben wir einfach gesagt: „Hey, lass uns das einfach noch mal rausbringen und für billig Geld verkaufen. Oder einfach mal, wenn jemand ein paar Shirts nimmt verschenken“... und so weiter und so fort.

Okay, jetzt verstehe ich auch. 2002 erschien „Amistad“ auf MAD MOB RECORDS, was soviel wie „Freundschaft“ heißt. Dann hat es also geklappt mit David? Im selben Jahr war auch die Tour mit SKARHEAD. Ich würde auch behaupten, dass „Amistad“ für Euch so richtig ein ganz, ganz großer Schritt nach vorne war. Kannst Du dich noch daran erinnern, an damals? Auch an das Konzept dieses Albums? Freundschaft – ich glaube, ich habe auch ein Interview dazu gelesen, dass da auch wirklich ...da habt ihr glaub ich auch mal was dazu gesagt??? Oder?

(beide lachen)

Okay, da könnte es viel dazu geben.

(Conny lacht).

Ich weiß es nicht mehr genau, aber auf jeden Fall ist das eine Platte, die für Euch eine ganz besondere Bedeutung hat, Amistad ?

Also mit Sicherheit Ja. Ich glaube, ich würde jetzt rückblickend einiges anders machen. Wir haben irgendwann mal auch nicht mehr alle Songs da gespielt, ich unterschreibe nicht alle Songs, die auf der Platte sind, sag ich jetzt mal. Wir hätten noch bessere Songs schreiben können mit Sicherheit, aber wir sind so wie es Heiko auch sagt: „Wir sind fünf Läuse.“ und wir waren immer fünf Läuse, wir haben uns immer so ewig Zeit gelassen mit dem Scheiß schreiben, so dass wir am Endeffekt dann noch „The hard way“ von OUTBURST drauf machen mussten, dass wir immerhin mal zehn Lieder hatten. (lacht). Aber ich würde einfach am Layout auch einiges anders machen, aber den Titel würde ich nie ändern. Ich finde das ist ein geiler Titel, Amistad auf Spanisch Freundschaft. Wir haben damals bewusst etwas anderes gewählt, weil wir einfach nicht irgendwie einen englischen Titel haben wollten. Wir wollten einfach ein Wort haben, dass uns beschreibt, dass aber nicht so typisch ist. Weil wir immer versucht haben „against the grain“ zu sein, immer gegen den Strom zu gehen und ah...pfff, klar - Mann, wir sind jetzt nicht irgendwelche Batikhemdenexzentriker (beide lachen) .........einfach irgendwie ein wenig andere Denkanstöße geben: „New York Style“ zu machen und trotzdem von der Bühne – was weiß ich - „End Rascismn“ zu predigen. Ich will jetzt nicht sagen, linke Parolen, weil das wäre das Falsche - aber einfach „attitude“ zu haben .

Ja, Einstellung.

Was nicht unbedingt so typisch ist, und so wollten wir das auch – Freundschaft ist einfach auch eines der tragenden Elemente, die uns immer verdammt wichtig waren. Das ist vielleicht etwas untergegangen, dann greif ich ´s hier noch mal auf, dass uns einfach diese ganze Unity Ding verdammt wichtig war, unsere Freundschaft nach außen zu kehren, und einfach zu sagen: „Hey, wenn man einfach dran glaubt, fünf Freunde, die schaffen` s.!“ und einfach auch an dieses ganze ...auch einfach was zu sagen und zurückzubringen. Weißt du, weil für mich war Hardcore immer Ausdruck, der einfach irgendwas zu sagen hat, bei dem einfach eine latent politische Basis da ist. Wenn jemand sagt : „Ich bin Harcore und ich bin nicht politisch“, dann soll er sich verpissen , weil es passt nicht zusammen, weißt du so...dann braucht er irgendwie nicht so einen rum machen, und wenn´ s einfach nur so „Fuck you!!!“ ist. Ich bin der Meinung, dass BLOOD FOR BLOOD auch auf eine gewisse Weise politisch sind. Wenn du „Anti – Society“ bist, dann ist es trotzdem eine politische Einstellung, in irgend einer Form.

Da drauf werde ich später noch mal zurückkommen. Jetzt weiter im Jahr 2003: ich bin mir nicht ganz sicher, wann stieg Heiko aus? Wann war das? War das Ende 2003?

Nö...ja irgendwann...

2003, 2004?

Ja, so was.

Wie kam es dazu? Timo stieg dann auch noch aus. Micha Hafner von CRISIS NEVER ENDS hat daraufhin Bass bei Euch gespielt, Felix Grammer von TEAMKILLER Gitarre, wie kam es dazu?

Wie vielleicht einige wissen, hat Heiko mit einer Tättoowiererausbildung angefangen, und das hat einfach bedeutet, dass er da wahnsinnig viel Zeit investieren musste. Zeit und auch Energie, was ihn letztendlich zu dem Entschluss treiben musste, die Band zu verlassen, weil er irgendwann mal...uns war allen klar, dass wir nie von Sidekick leben werden, können oder irgendwas, wir können ne gute Zeit haben - aber er hatte einfach dieses Ding vor sich und es ist sein jahrelanger Traum gewesen , und er hat ihn einfach verfolgt. Wir haben zusammen lange überlegt, blablabla, dann kam letztendlich in einem langen Gespräch heraus, okay er „quittet“ es. Dann haben wir einfach gesagt, okay Timo spielt Gitarre und Hafner spielt Bass als Aushilfe. Das heißt wir können im Extremfall immer rumwechseln und eigentlich war´ s auch nicht so, dass Heiko richtig weg war. Wir haben immer gesagt: „Hey Alter, wenn du Bock hast ne Show zu spielen, dann spiel sie einfach. So war´ s dann auch letztendlich. Fakt ist, dass er nie dazu gekommen ist, eine Show zu spielen, weil er einfach super „busy“ war.
Dann hat es einfach mit Timo auch wahnsinnig angezogen, in dem Jahr zweitausend...was haben wir gehabt ?-vier letztes Jahr, so dass er einfach auch gesagt hat : „Hey yo, die Band, ich muss sie verlassen, mehr oder weniger, weil mein Studium ...mich einfach zu sehr fordert“. Dann hatten wir einfach schon den zweite Mann gehabt, der weg ist. So im Sommer auf jeden Fall haben wir überlegt: „Oh Gott, was machen wir jetzt? Fuckin`ey..“ Dann haben wir halt den Felix gefragt, ob er nicht Bock hätte die Shows zu spielen so...das war dann okay und zeitgleich, wo wir ihn gefragt haben, ist dann eigentlich der Würfel gefallen für uns, als wir beschlossen haben, lass uns Sidekick zu Grabe tragen. Wir haben Hafner nicht involviert, wir haben Felix nicht in diesen Gedanken involviert. Wir haben einfach nur wir vier das beschlossen, weil Heiko war eh so mehr oder weniger raus zu der Zeit, der war einfach so ..der hatte soviel um die Ohren, und Matze war involviert, unser sechstes Member. Er war immer so in die ganze Sache integriert. Und wir haben es niemandem gesagt, wir haben die ganzen Shows gespielt, im Sommer hatten wir einige mit Terror und überall...und dann irgendwann mal nach einer der Shows haben wir´ s denn Jungs offenbart, und wir wussten es eigentlich zu dem Zeitpunkt: „Oh Mann, ey shit, war´ s die richtige Entscheidung oder nicht?, weil ich muss einfach sagen, dass wir mit Hafner und mit Felix , dem verrückten Vogel, echt ein gutes Team hatten. Und es war echt ein richtig geiles „Summerjam- Team“. Wir haben echt richtig geile Shows gespielt, haben sehr viel Spaß gehabt. Für uns als Sidekick war immer wichtig, das hinter den Kulissen, also dass wir irgendwo hinfahren, so `nen: „Here comes trouble!“.... so ei rollendes Fahrmobil mit Leuten, die immer irgendwie ihren Scheiß bauen...(beide lachen) Es war für uns sehr, sehr wichtig, und wir dachten immer, das können wir mit niemand anders mehr hinkriegen, das war einfach auch der Punkt. Fakt ist einfach, dass wir mit den zwei Jungs dann Leute drin gehabt haben, und ich möchte das jetzt hier einfach so auch aussprechen, dass die Jungs definitiv OUR SIDEKICK FAMILY waren. Die haben einfach sehr gut reingepasst. Der Punkt letztendlich war: CRISIS NEVER ENDS; TEAMKILLER starten durch, was ich den Jungs super gönne, weißt du es ist super. Ich freu mich für die, aber da war einfach klar, das wird nicht parallel gehen und das hat uns letztendlich zu dem Entschluss wirklich noch getrieben: „ Hey, lass uns wirklich die letzte Show machen. Es wäre mit den Jungs echt perfekt gewesen, wären die Bands nicht, aber die Bands sind – so: FACE THE FACT - wir legen es zu Grabe, weißt Du; und so war es dann auch.

2004 „Words & Action“, kam auf DEAD SERIOUS heraus, auf STEP OFF RECORDS gab es Vinyl. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Ben DEAD SERIOU, ihr seid ja dann von MAD MOB zu DEAD SERIOUS, TAMKILLER sind auch dort gelandet. Ging das über eine Connection von TEAMKILLER oder wie kam es dazu?

Also damals gab es Teamkiller noch gar nicht, als der Entschluss schon kam. Ich weiß nicht, wir wollten glaub` ich erst ursprünglich nur so Vinyl. Wir sind sowieso so Typen, die eigentlich nur Vinyl machen würden, aber das geht ja irgendwie heutzutage nicht mehr, weil es hat ja niemand mehr einen Plattenspieler von den ganzen Kids. (lacht) Ja, dann haben wir halt Tim, also das mit Tim war auf jeden Fall erst da und es war klar, er macht ein Label, und wir so: „Yo Alter, bring unsere Platte raus!“ Super ey, weil wir wollen Freunde pushen, damit kommt das einfach wieder hoch. Ich weiß nicht wie die Connection mit Ben zustande kam, ich glaub wir haben mit BLEED INTO ONE gespielt und da haben wir einfach so angefangen darüber zu reden, und er war sofort „stocked“ und sagte: „Hey, cool klar, ich hab Bock das rauszubringen. Let´s go!“ und dann war die Connection da. Wir haben auch bevor wir irgendetwas mit DEAD SERIOUS geredet haben , mit David geredet. Ich habe mit David geredet, weil er ein sehr guter Freund ist. Und ich einfach sage, ich würde niemals eine Businessentscheidung, also ich nenn ´s jetzt Business, wobei ich das Wort Business und Hardcore eigentlich hasse, aber ich würde das nie machen, und einen Freund damit anpissen. Wenn der David gesagt hätte: „Yo Alter, ich wäre echt angepisst, wenn Du´ s machen würdest...“, dann würde ich von meiner Seite aus alle Hebel in Bewegung setzen, dass wir es dann nicht gemacht hätten. Aber es war für ihn einfach völlig easy, er so: „Hey, lass es uns tun, einfach das checken, weil wir finden dass Ben und Jessi ´ne verdammt gute Arbeit machen mit DEAD SERIOUS. Und wir wollten sie damit einfach auch pushen. Einfach auch durch den Namen, den wir zu der Zeit hatten. Ich weiß einfach, dass wir den letzten Schub auch nicht ohne die gekriegt hätten.

Ich habe mal gehört, dass es mehr Jessi ist, die sich um DEAD SERIOUS kümmert. Stimmt das?

Weiß ich nicht.(Schweigen)

Also beide? Ich frage so genau, weil ich oft nur Ben DEAD SERIOUS höre, und Du bist einer der wenigen, der Jessi mit in einem Atemzug nennt....

Ich möchte das einfach auch betonen, weil ich finde, dass sie manchmal ein wenig untergeht, wer jetzt DEAD SERIOUS ist, das sage ich natürlich.....das weiß ich nicht, und ich möchte mich auch in keine Nesseln, Fettnäpfe oder sonstige Töpfe setzen(lacht).

Textlich habt ihr Euch sehr mit dem Thema Freundschaft auseinander gesetzt, wie schon der Albumtitel „Amistad“ sagt. War das für euch schon immer Basis von Hardcore? Ich muss an dieser Stelle noch etwas weiter ausholen: habt ihr als Band eine Botschaft gehabt? Du hast ja schon ein wenig darüber gesagt. In eurer Biografie steht unter anderem auch, dass ihr eine VOICE sein möchtet- eine Stimme- einer positiven Bewegung und Alternativen bieten, was Gesellschaft betrifft. Ich habe es am Anfang so gesagt: „Our life is a sidekick in your face, against society against ignorance in your face!“ Mir ist dann dazu ganz spontan ein Song von SLAPSHOT eingefallen, der da heißt „I´ve had it with unity“. Ich weiß nicht, ob Du den kennst. Auf jeden Fall handelt er davon, dass wir immer alle nach Veränderung schreien, dass sich immer neue Bands formieren, und dass es unrealistisch ist, nach UNITY zu schreien und eine Gesellschaft zu verändern, weil wir alle sehen, es passiert schlichtweg nicht. Und jetzt frage ich Dich, einfach ganz persönlich, was denkst Du: sind SLAPSHOT einfach superpessimistisch über die Jahre hinweg geworden, also entspricht es der Realität, was sie sagen, einfach dass Hardcore doch im Endeffekt nicht soviel verändert, oder hängt Dir dieser Themenkomplex : Hardcoreszene, politisch sein, „etwas bewegen wollen“, zum Halse heraus? Es war klar, dass ich auf dieses Thema irgendwann mal kommen musste, einfach angesichts dessen, dass im Moment eine Menge an Leuten abkotzen, wie scheiße sich doch die Szene entwickelt hat, wie kommerziell sie geworden ist, usw. Denkst du dieses „Screaming for change“ macht noch Sinn und wenn ja, was müsste sich verändern?

Also ich denke, dass SLAPSHOT sowieso eine sehr zynische und pessimistische Band sind. Ich möchte jetzt auch nicht irgendwie wie ich schon gesagt hab so...New York ist New York, Boston ist Boston und Stuttgart ist Stuttgart.

Genau.

Und ich sage es einfach so: ich kehre vor meiner eigenen Haustüre, bevor ich irgendwo anders etwas mache. Ich kann es verstehen, ich sag auch UNITY funktioniert nicht. Das wäre dann mal so was, was ich hier in Raum stelle, weil ich glaube, es liegt einfach in der Natur des Menschen, dass er „hatet“, und dass er immer neidisch ist. Neid ist einfach etwas, das Menschen auffrisst, und was einfach aber da ist. So und von daher denke ich mal wird eine wirkliche UNITY nicht funktionieren.

Aber was mach ich...

Lass mich mal ausreden.

Sorry.

Okay, dann ähm...jetzt hab ich den Faden verloren Conny, ( macht „pff pff pff pff“ ins Diktiergerät und lacht dabei)...

Das gehört jetzt nicht hier rein...

Doch , doch.

Ich kann´ s reinmachen.

Neee, mir egal, ich schlag Dich nicht. (lacht) Ich persönlich bin ein Mensch , der positiv ist, ja. Das heißt, ich bin nicht ein Kerl der resigniert, ich bin nicht einfach so jemand der, wenn er niedergeschlagen ist, so liegen bleibt und nicht wieder versucht auf zu stehen. Das bedeutet einfach wenn ich irgendwas für mich im Herzen trage, und ist es einfach UNITY z.B., dann habe ich einfach diesen Traum, auch wenn es „cheesy“ klingt, weil ich denke, gemeinsam sind wir stark. Das ist so `nen dummer Slogan , der schon eine Million mal für irgendwas verwendet wurde, aber da steckt für mich irgendwie soviel Wahrheit drin und Kraft. Ich weiß, dass es im großen nicht geht, das ist richtig. Das weiß ich, aber ich finde es ist einfach wichtig, dass man Leute motiviert und ich finde es einfach wichtiger, die positiven Dinge zu pushen, anstatt so negative Scheiße, und so „Suizidscheiße“, weil für mich war Hardcore immer etwas positives, weißte so? CRO MAGS haben „Survival of the streets“ und „Streeet justice“ oder so gesungen und „We gotta know“....wir wissen was Sache ist, weißte so und die Sache positiv zu pushen, immer positiv „mental attitude“ zu haben und nicht irgendwie so „Negativscheiße“. Das ist einfach etwas, das ich kritisiere im Hardcore, so AMERICAN NIGHTMARE – ROTZ und so, die nur über Arme aufschlitzen oder irgend so ne Scheiße singen, finde ich nicht gut. Ich finde es einfach wichtig, den Kids eine positive Message zu geben, die Welt da draußen ist so kalt, die Welt da draußen ist so beschissen, und weißte so, du wirst so oft getreten von irgendwelchen Leute, wenn Du irgendwie anders bist. Ich meine heutzutage ist das was anderes, heutzutage sind Hardcorekids keine Rebellen mehr, aber ich sage jetzt mal vor 10 Jahren mit bunten Haaren rumzurennen oder mit einem Iro ist einfach was anderes, wie heutzutage. Oder mit weiten Hosen, oder wie auch immer und seine Meinung zu schreien. Und ich finde es ist einfach wichtig als Band, wie du gesagt hast, wenn du eine VOICE bist, ein Sprachrohr bist, das einfach auch nach außen zu tragen und Leute in einer positiven Weise zu pushen.

Mir hat jemand mal vor kurzem gesagt, dass Hardcore schon immer etwas war, das sich mit Kommerz beißt. Hardcore hat immer etwas damit zu tun, am Rande der Gesellschaft zu stehen. Aber heutzutage sieht es ja so aus: kuck dir als Beispiel nur mal VIVA an, kuck Dir MTV an ! Inzwischen läuft da auch Hardcore und noch mehr Metalcore , v.a. auf VIVA 2. Ich frage mich da manchmal: Ist das einfach eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung, dass die Menschen einfach stumpfer werden, und dass sie nicht mehr wirklich politisch sind, denn ich denke Hardcore war einfach immer politisch oder ist es einfach so, dass die Leute wieder neues „Teaching“ brauchen, einfach wieder jemanden brauchen, der sie neu an die Sache heranführt? Neue Inputs? Und wenn ja, wie ist das möglich?

Okay, also ich denke schon, das beißt sich. Hardcore und Business, wie ich es vorher schon gesagt habe passt für mich nicht zusammen. Allerdings gibt es auch positive Beispiele, die dann die gesamte Bewegung nach vorne bringen. Wenn ich jetzt zum Beispiel so...ich sehe es jetzt mit den Jahren...ich bin 30, da sehe ich es einfach ein wenig anders, als noch vor fünf oder vielleicht sogar 10 Jahren oder so. Bands wie HATEBREED oder so, die tun auch wahnsinnig viel für die Szene, oder auch Bands wie TERROR, die jetzt echt fett sind, machen viel, die zeigen den Kids einfach: das ist Hardcore.

Ja, damit einfach eine breite Masse mit Hardcore in Berührung kommt. ..

Nicht dieser lackierte „Fingernagel- Metal- Gedöns“, was einfach viel Kids (beide lachen) von heute darunter....versuchen als Hardcore zu identifizieren. Ich meine, letztendlich kann jeder machen, was er will, das ist auch richtig. Hardcore heißt für mich auch ganz stark, seinen eigenen Weg zu gehen. Seinen Idealen zu folgen, und sein Ding zu machen, egal ob ich jetzt vegan mit...wenn ich einfach VEGANSTRAIGHTEDGE bin, dann bin ich das aus Überzeugung. Ich selbst war noch nie SXE und ich bin da überzeugt davon, aber dennoch respektiere ich SXE ohne Ende. Also ich hasse Leute, die einfach jetzt einem SXE - Trend nachrennen, dann ist SXE nicht mehr cool und dann rennen sie irgend einem ...dann saufen sie sich die Hucke zu und kiffen sich zu so...das soll jetzt auch kein „Diss“ an alle irgendwie EDGEBREAKER sein, es ist mir irgendwie auch scheißegal. Aber ich denke einfach so, Leute sollen ein wenig reflektieren, sollen hinterfragen. Das ist für mich Hardcore schon immer gewesen, zu hinterfragen. Deshalb auf jeden Fall ganz klar die „Roots“ zu sehen, wo kommt Hardcore her. Dass es einfach aus dem Punk kommt, dass Hardcore von der Straße kommt, dass Hardcore rau, dreckig und angepisst ist, und ich weiß es nicht.... angepisst, rau und dreckig hat nichts mit VIVA / MTV zu tun, weil das ist Kommerz, Glamour und schön. Ja, ich verurteile es nicht, ich finde es aber auch nicht gut und deswegen bin ich froh, dass ich vielleicht nie in die Versuchung gekommen bin so was zu haben. Wir hatten nie einen „really big Deal“, und da bin ich auch irgendwie froh drum. Auf der anderen Seite würde ich´ s vielleicht auch machen...ich weiß es nicht, also es ist okay. Ich denke, du kannst auch groß sein, ohne dich auszuverkaufen.

Ihr habt euch immer stark gemacht gegen Nazis, z.B. mit der ANTI FASHIST ROCK ACTION, habt auch Shows organisiert. Kannst du mir da noch mehr darüber erzählen? Es gibt dazu ja auch die T- Shirts: „Good Night white Pride “...

Also diese GOOD NIGHT WHITE PRIDE Bewegung, denke ich mal, sagt jedem etwas, und es ist jetzt einfach auch schon seit Jahren so, dass hat einfach irgendwie jeder so gemacht, seine Flyerchen und so...wir haben dann ,weil wir irgendwie schon eh viel mit Punks und Skins einfach schon abgehangen sind immer , haben war einfach so gesagt, weil einfach politisches Interesse da ist, also `nen Linkes , weil wir einfach gegen Nazi sind, weil es uns einfach verdammt wichtig ist. Wir sind auch zusammen auf Demos oft gefahren und wir haben einfach gesagt: „Hey, lass uns doch irgendwie zusammen ONE VOICE machen, eine Stimme, die dagegen schreit. Punk, Skins und Hardcorekids. Wir kommen so aus einem Ding, Lass uns ein machtvoller Block sein, der einfach alles niederwalzt, und das war so der ganze Ursprungsgedanke. Wir haben angefangen immer an Weihnachten, damals mit den EUGENS noch, die auch eine wichtige Koalition in der Geschichte von SIDEKICK waren - das möchte ich auch nicht untergehen lassen- haben wir dann ein paar mal an Weihnachten gespielt, einfach ein wahnsinniges, mächtiges Ding, das auf jeden Fall so einiges sich bewegt hat. Es war mal echt so `ne Zeit, in der viele Faschodemos einen Bogen um Stuttgart gemacht haben, weil sie einfach wussten, da sind sie nicht willkommen. Punkt.

Wie geht es für Dich jetzt weiter nach Sidekick? Gibt es schon neue Pläne?

Ne, nicht wirklich. Also ich hab ja mit dem Jochen so ne Coverband , also mit dem Jochen Beatdown, also MAD - MAGS heißt die, und da covern wir nur CRO MAGS Sachen. Wir haben jetzt einmal gespielt vor anderthalb Jahren (lacht), das werden wir jetzt wieder so ein wenig aufgreifen. Ich will und würde sehr gerne eine Band machen. Ich weiß noch nicht, wie und wo, und was. Also WAS, weiß ich: Hardore! Und WO weiß ich auch: in Stuttgart. Aber mit WEM so konkret (lacht), weiß ich nicht. Es gibt so ein paar Gespräche, aber das möchte ich einfach zu dem jetzigen Zeitpunkt noch nicht rauslassen....

Welche Bedeutung hat für dich Stuttgart?

Also das ist erstens die Stadt in der ich lebe( grinst), in der meine Freunde leben, in der ich mich auch verdammt wohl fühle, weil ich einfach denke; es ist hier irgendwie herzlich, crazy und trotzdem nicht so „Heulsusenstyle“, sondern es ist irgendwie cool. Für mich ist es irgendwie schon ein Stückchen Hardcore und ich weiß auch wieder von Leuten, die hierher kommen zu Besuch oder auf Shows waren, die echt sagen: „Mann, hier ist es echt irgendwie schön“. Also „schön“ ist ein dummes Wort, aber hier kann man sich wohl fühlen, das ist irgendwie...also mir bedeutet Stuttgart da sehr viel...

Sehr viel. Ich glaube, ihr habt es auch immer wieder sehr betont in Interview, auf Shows, einfach überall.

Immer Stuttgart „represented“. Lieber einmal mehr Stuttgart sagen, als einmal zuwenig (lacht).

Ich habe es auf jeden Fall schon mitbekommen. Folglich kennt inzwischen jeder Stuttgart in Deutschlands Hardcorelandschaft. Wie geht es denn weiter mit Stuttgarts Hardcorszene Deiner Meinung nach? Es gibt TEAMKILLER; CRISIS NEVER ENDS.....gibt es da noch andere Bands, bei denen Du denkst, dass die noch was reißen können?

Also es gibt ja auch MORE THAN EVER, die ich denke auf ihre Weise, was bewegen werden. Die sind ja jetzt auf GUIDELINE. Hey yo, Conny ist nicht bei GUIDELINE dabei, neeeeee, ich mach hier keine Schleichwerbung! Sie zwingt mich mit dem Messer dazu (lacht), damit sie weiterkommt....(lacht). Ne, aber mal im Ernst: MORE THAN EVER ist nicht meine Musik, da brauchen wir keine Hehl drum machen, aber das was die Jungs machen, das ist gut. Und ich freue mich, wenn die Jungs Gas geben. Es gibt diese OPPOSITION OF ONE hier, es gibt SINCE SUMMER, und ich freu mich wenn Tim mit RIGHT HERE aus dem Arsch kommt. Ich hoffe echt, dass da was geht.

RIGHT HERE

RIGHT HERE. Es gibt bis jetzt nur einen Song, aber ich denke und ich hoffe, dass sie auf jeden Fall live spielen werden.

Und wer ist da dabei?

Ich weiß nur, dass die Oswaldbrüders das machen....man weiß es nicht, aber es gibt nur einen Song zum Downladen, müsstest du doch wissen als Internetjunkie. (beide lachen).

Weiß ich leider noch nicht. Jetzt müssen wir noch mal hier ein Resümee ziehen: Deutschland und Europa. Du hast schon ganz am Anfang gesagt, wir sollten auf Deutschland und Europa schauen und uns nicht immer nach Amerika ausrichten .

Genau. (Jogges lacht und macht eine eine eindeutige Handbewegung, in dem er die rechte Hand zum Gruß ansetzt...)

Ich werde jetzt diese Geste nicht ins Interview mit einfließen lassen..... Wie sieht es im Gegensatz zu den USA aus: Hättest du gerne auch mal in den Staaten getourt: Ich frage Dich das jetzt, weil viele Amibands eigentlich ziemlich glücklich sind hier in Deutschland, bzw. Europa zu touren, denn das Essen ist hier viel besser, es gibt Pennplätze, es gibt nette Promoter, es gibt immer genügend zu trinken, und so weiter und sofort.... Hättest du trotzdem irgendwie mal Lust, in den Staaten zu spielen, was denkst du? Was ist der größte Unterschied zwischen Amiland und Europa?

Keine Ahnung. Ich höre immer, dass es schon ganz gut ist da drüben, ich hätte vielleicht da auch schon mal gern gespielt, aber (überlegt lange)...ich glaube nur, wenn du einen wirklich coolen Promoter im Rücken hast, der dir einfach gute Shows bucht, sinnvoll und nicht mit 27 Stunden fahren (beide lachen), und so scheiße, ja?? Und was weiß ich, was für `nen Rotz, oder vielleicht mit einer Band, wir sind z.B. mit Terror befreundet , da drüben zu touren. Es wäre geil gewesen, wenn dann wirklich auch was geht. Ich weiß einfach, dass die Typen da drüben auf , also die meisten, einfach auf Europa und Deutschland scheißen, dass sie vielleicht einfach uns nicht ernst nehmen, und allein aus dem scheiß so sage ich mir einfach: „Respektiere niemand, der dich nicht respektiert.!“ Weißt du wie ich das meine?

Ja.

Das soll kein „Gehate“ sein über Amerika, bin ich nicht Mann, ey. Ich höre fast nur Amerikascheiß. Mich flashen immer nur die ganzen alten Bands und so, mich flasht wenig neues. Ich bin da ganz ehrlich. Alle meine Heros, falls es so was überhaupt gibt - ich bin Antihero- kommen aus Amerika. Ich wäre schon mal gern da gewesen.

„Life of my own“ ist so ziemlich der wichtigste Song für dich oder? Kannst Du mir sagen, was er für Dich bedeutet?

Also erstens mal ist CRO MAGS so für mich die Band überhaupt. Mit den Jahren ist es jetzt so, dass auf einmal jedes jedes Kätzchen CRO - MAGS hört und es gut findet. Für mich war CRO MAGS wahrscheinlich meine Einstiegsdroge, wie so` nen Scheißjunkie rauchen, Haschisch rauchen oder so..(lacht) so `nen Junkie war ich mit CRO - MAGS! Und hey, ich weiß nicht, der Song...ich weiß nicht, das war irgendwie so der Song, der mir einfach am meisten bedeutet, die Message einfach. Allein der Titel: „Life of my own.” Ey, das is für mich schon so der Hammer. Dann finde ich den Song einfach deep. Allein diese Zeile: “You come into this world with nothing, except yourself-. We leave this world with nothing except yourself!” Das finde ich einfach einen wichtigen Satz, das einfach irgendwie so
„Hey egal, was du tust und was du machen wirst, du bist einfach allein. Und da gibt ´s nochmal eine Zeile.: „...if it feels right go out and do it!“ Das ist für mich auch eine elementare Zeile, die einfach mein Leben bestimmt. Wenn ich einfach ganz ehrlich vor mir selber sage, „Hey Alter, das ist in Ordnung , was du da tust.!“ Ich in Spiegel kucken kann, mir in die Augen kucken kann und mir sagen kann: „Hey, es ist in Ordnung.“ , dann kann ich es tun, verstehst Du? Und das ist wichtig! Wenn du wirklich auf die innere Stimme in dir hörst, wenn die einfach sagt: Ja, cool.

Du hast ein CRUCIFIED Tattoo. Wie stehst du da inzwischen dazu? Immerhin hast du Dir das Bandlogo tätowieren lassen.

Ich finde, dass THE CRUCIFIED auch eine sehr gute Band sind. Das ist eine christliche Hardcoreband - für Leute, die das nicht wissen. Als ich 13 war, und in der Jungschar war (beide lachen), da gab dieser Freak mir das Tape, das Demotape von denen und hat es uns überspielt. Es war auf jeden Fall so mit die erste Hardcoreband, die ich gehört habe. Ich hab´ s da noch nicht so richtig gerafft, was das alles ist. Ich kann mit diesem ganzen Christenmetall und Hardcorezeug auch nicht wirklich viel anfangen. Ich fand das auf jeden Fall auch gut, es hat mich geprägt, bin dann aber auch relativ schnell wieder davon weggekommen, und hab dann eben so Metalbands gehört, was weiß ich wie SLAYER, SEPULTURA und den ganzen Scheiß und so...aber das ist einfach irgendwie eine bedeutende Band in irgend einer Weise. Also ich finde die sind gut, und für mich symbolisiert es nicht unbedingt die Band jetzt so sehr, sondern für mich symbolisiert es einfach ein Symbol für Jesus. Also ich sage auch für mich, ich glaub auf meine ganz eigene Art und Weise definitiv an Gott und an Jesus, und ich denke, das ist so der Ursprung und das soll es einfach irgendwie symbolisieren, einfach dass der Freak am Kreuz gestorben ist.

Okay wir kommen zum Schluss. Erst einmal DANKESCHÖN...

Schon vorbei???

Ich danke Dir für das Interview. Du hast sehr, sehr viel geredet und eine Menge erzählt. Das war superinteressant.

Ja? Cool.

Gibt es noch ein paar abschließende Worte? Etwas, das ich vergessen habe, Dich zu fragen? Willst du irgendwas noch loswerden?

Ne, ich glaub nicht wirklich. Ich weiß es nicht....einfach noch mal so ein pauschales DANKE an der Stelle, auch noch mal an die ganzen Leute, die uns einfach supportet haben vom ersten Tag an, auch an Leute, die nicht mehr dabei sind, aus diversen Gründen, von denen ich einfach weiß, die sind so im Herzen ganz krass mit dabei gewesen, an der letzen Show als Beispiel, und haben` s im Herzen so mit zu Grabe getragen. Das ist mir auf jeden Fall wichtig. Ich habe im Nachhinein so einige Stories von Leuten erfahren, was Sidekick für sie bedeutet hat, auch wenn ich es nur aus zweiter oder dritter Hand erfahren habe, die mich definitiv so berührt haben, wo ich nie gedacht hätte, dass wir irgend jemand soviel gegeben haben, das wir für manche Leute so die erste Hardcoreband waren, die er gehört hat oder so, als Beispiel oder...die manche Leute zu Schritten bewegt haben, was in ihrem Leben aufzugeben, und sagen: „Hey Mann , ich kann das nicht machen, ich bin Punkrock und Hardcore. Ich muss einfach einen anderen Job machen. Das finde ich irgendwie Wahnsinn so, dass das wohl authentisch für so viele Menschen war. Da sage ich einfach : „Wow!“. Und ich sage einfach so: „ Hey, ich war immer ein Hardcorekid und ich werde immer ein Hardcorekid bleiben!“ Und ich glaube einfach, dass wenn du an Dich glaubst und an das, was du tust glaubst und wenn du es aus voller Überzeugung machst, egal was es ist, dass du dann auch irgendwie etwas erreichen kannst, und dass es dann vielleicht sogar Früchte trägt. Und ich denke einfach, wenn sich viele Leute nicht immer unbedingt so `nen Druck machen...Ich glaube man sollte ne Band nicht starten, um irgendwann mal `nen scheiß Video auf VIVA 2 zu haben, man sollte einfach eine Band machen, weil man Hardcore liebt. Punkt.

Punkt.

Das Interview wurde von Cornelia Schmitt geführt.

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