Bei ihrer Show in Will hatte ich Gelegenheit mit Bane Frontmann Aaron ein Interview zu führen. Aaron stellte sich als überaus angenehmer und enthusiastischer Gesprächspartner heraus mit dem das Gespräch ein echtes Vergnügen war.
Wie läuft die Tour bisher?
Die Tour läuft sehr gut. Ehrlich, sie ist unglaublich. Das ist jetzt das dritte Mal, dass wir in Europa auf Tour sind und das letzte Mal liegt jetzt schon einige Zeit zurück. Es ist fast so, als ob wir neu anfangen. Deshalb sind wir auch so aus dem Häuschen. Es gab Abende, an denen unglaublich viele Kids gekommen sind um uns zu sehen. Am ersten Abend in Karlsruhe waren es 800 Kids. Als wir das letzte Mal hier waren, war es schon der Hammer für uns wenn 200 zu einer Show kamen. Es war gut, die Tour zusammen mit Comeback Kid zu machen, die ja derzeit ziemlich erfolgreich sind. Dadurch bekommen wir viele neue Gesichter zu sehen, was großartig ist. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen. Shows wie heute, bei denen wir sehr gute Reaktionen bekommen, sind nicht die Regel. Es gab auch seltsame Abende an denen es sich wirklich so anfühlte als seien wir eine Newcomer Band, die ganz am Anfang steht und erstmal das Publikum überzeugen muss. Aber diese Herausforderung nehmen wir gerne an. Außerdem ist das unsere erste Tour in einem Bus, was großartig ist. Wir haben das noch nie gemacht.
Wirklich? Auch nicht in den Staaten?
Nein, noch nie. Wir haben immer im Van getourt. Wir dachten Busse seien nur was für Snobs, haha. Aber jetzt haben wir ?the time of our lives? im Bus. Alle drei Bands Comeback Kid, Bane und FC Five sind im selben Bus. Jeder Tag ist eine Party. Außerdem muss man sich keine Gedanken mehr über die Fahrt machen und wie weit es noch zur nächsten Show ist. Man hängt einfach ab, schaut einen Film, labert dummes Zeug und geht ins Bett wann immer man will. Das ist ein Traum. Wir werden hier echt verzogen. Die Tour läuft seit drei Wochen und es kommt mir vor als hätten wir gestern erst angefangen. Die Tour dauert noch sechs Tage und die werden ebenfalls im nu vorbei sein.
Wart ihr überall in Europa?
Nicht überall. Wir waren nicht in Spanien, nicht in Polen. Außerdem hätten wir gerne etwas mehr in Italien gespielt, weil wir dort viele Freunde haben. Die Tour ist etwas kürzer als all unsere anderen Touren hier. Aber das ist nun mal so und wir müssen damit leben. Die Shows in England waren beispielsweise unglaublich. Viele Leute glauben mir gar nicht wie gut die Szene dort ist. Aber es stimmt. Dort ist es verrückt.
Lass uns ein bisschen über euer neues Album ?The Note? sprechen. Warum hat es so lange gedauert bis es erschien?
Es hat wohl alles damit angefangen, dass unser Drummer uns verlassen hat. Das hat uns einige Zeit gekostet einen neuen zu finden. Als wir Bob gefunden hatten war es erstmal unsere Priorität auf Tour zu gehen, um einfach dort weiter zu machen wo wir aufgehört hatten. Wir sind dann erstmal eine ganze Weile getourt. Danach starteten einige der Jungs ihre Nebenprojekte. Zach gründete Silent Drive und Aaron stieg bei Only Crime ein. Diese Bands machten Platten und gingen auf Tour. Bane musste da erstmal eine Weile auf die Wartebank, was aber wirklich in Ordnung war. Im letzten Jahr haben wir uns dann wieder zusammengefunden und es war schnell klar, dass wir weitermachen wollten. Wir hatten noch reichlich Sprit im Tank und wollten ein neues Album machen. Das Album selbst hat dann etwas länger gedauert als wir es erwartet hatten. Wir wollten einfach voll und ganz damit zufrieden sein. Als wir die Songs geschrieben hatten dauerte es wieder einige Zeit bis wir aufnehmen konnten. Da stauen sich einige Dinge an und bevor man es sich versieht waren es vier Jahre. Was zu lange ist.
War es jemals unklar ob ihr überhaupt weitermachen wollt?
Ja, als Nick uns verlassen hatte, war es im ersten Moment sehr seltsam. Er war so lange bei uns und wir dachten, dass die Band immer aus den ursprünglichen Mitgliedern bestehen würde. Wir haben alles gemeinsam gemacht. Alle Touren, alle Platten. Es gab da schon ein Moment in dem wir uns überlegten, ob wir weitermachen wollen. Es war allerdings schnell klar, dass wir es tun würden. Der Rest der Band war noch immer sehr enthusiastisch, auf Tour zu gehen, zusammen Musik zu machen und für mich gibt es noch immer vieles was ich sagen möchte. Es war eine schnelle Entscheidung: wir wollten jemanden finden, der gern auf Tour ist und Hardcore liebt. Wir haben schließlich Bob gefunden und er passte perfekt zu uns. Seitdem gab es keine Zweifel mehr. Ich denke es hat nie jemand in Frage gestellt nachdem er eingestiegen ist. Heute fühlt sich die Band normaler an als je zuvor. Jetzt sind wir eine echte Einheit.
Wie würdest du sagen hat sich die Band musikalisch entwickelt?
Ich finde unsere Entwicklung war sehr natürlich. Wenn man älter wird und als Band besser lernt zusammen zu spielen, ist man auch eher bereit gewisse Risiken einzugehen und einen Schritt weg von den engen Grenzen, die Hardcore steckt, zu machen. Das haben wir eigentlich immer gemacht, auch schon bei unseren älteren Sachen. Aber mit der Zeit lernt man was funktioniert und was nicht. Außerdem sind die Nebenbands der anderen Jungs musikalisch ganz anders. Only Crime geht viel mehr in die Pop-Punk Richtung und Silent Drive ist eine sehr melodische Rockband. Es ist nur natürlich, dass sich auch deren Element in unserem Sound niederschlagen. Bob hat außerdem eine ganz andere Art zu spielen als Nick. Bob spielt viel kräftiger und dynamischer. Alles passte gut zusammen. Außerdem wussten wir, dass wir etwas wagen können. Das hatten wir schließlich auch bei ?Give Blood? getan und es war ein erfolgreiches Album, auf das wir auch vier Jahre später noch sehr stolz sind. Wir haben getan was wir wollten. Dieses Mal waren wir einfach noch ein bisschen mutiger. Es war uns wichtig einfach ehrlich zu sein und das Album selbst zu mögen. Das Album ist sehr viel melodischer, hat aber auch mehr Rock Elemente und Noise Gitarren. Zach hat eine Strophe eines Songs gesungen. Wir wollten alles ausprobieren ohne dabei zu weit zu gehen, dann wäre es wieder seltsam gewesen. Wir wollten eine Platte machen die sich gut anfühlt, auch wenn dabei keine stereotype Hardcore Platte heraus kommt oder der Nachfolger zu Give Blood den jeder erwartete. Die Platte zeigt ziemlich gut wo wir uns musikalisch gerade befinden. Wir fühlen uns heute sehr viel kreativer und wollen nicht immer nur schnelle Parts und Moshparts spielen. Findest du, dass die Platte noch immer eine Hardcore Platte ist?
Ja auf jeden Fall. Die Platte ist ehrlich und hat dieses Feeling. Außerdem die Energie die eine Hardcore Platte ausmacht.
Ja, das find ich auch. Danke. Seit wir hier sind hatte ich viele Interviews mit Leuten die alle denken es sei eine zu große stilistische Änderung. Das finde ich eigentlich nicht.. Ich war überrascht wie viele Kids heute Abend die Texte mitsingen konnten. Das war cool. Normalerweise kommen die alten Sachen besser an und ich war der Meinung, dass die Kids die neuen Sachen nicht kennen.
Wovon lasst ihr euch beim Songs schreiben beeinflussen?
Das ist eine schwere Frage da unsere Einflüsse so vielfältig sind. Für mich persönlich sind die Sänger von Quicksand und natürlich Burn ein großer Einfluss gewesen. Textlich war natürlich Ian McKay ein großer Einfluss. Leute die einfach etwas ehrlicher sind und ihr inneres heraus kehren ohne sich immer hinter einem Image zu verstecken. Leute die auch mal bereit sind Risiken einzugehen. Alles was Ian McKay getan hat, hat mich fasziniert. Er war ein großer Einfluss weil er einfach vom Herz schrieb und sagt was sich für ihn richtig anfühlt. Selbst wenn niemand anderes etwas damit anfangen kann, ist es ihm egal. Das hat mir sehr viel geholfen. Von Anfang an, als ich angefangen habe Texte für Bane zu schreiben war mir klar, dass ich mir keinen Kopf darüber machen werde ob ein Text für einen Hardcore Song akzeptabel ist oder nicht. Ich habe mich nur darum gekümmert was mir selbst richtig erscheint. Außerdem waren natürlich Unbroken ein großer Einfluss. Wenn du dieselbe Frage den anderen Mitgliedern der Band stellen würdest, würdest du von jedem einen andere Antwort bekommen. Das geht dann weit aus dem Spektrum von Hardcore hinaus. Diese Jungs mögen Metal und Bands wie Radiohead oder Faith No More. Das schlägt sich sicher auch in den Songs durch. Wir sind keine Band die all ihre Einflüsse aus dem Hardcore zieht. Das macht Bane auch aus.
Was kannst du zum Artwork sagen? Es ist ja relativ untypisch für Bane ausgefallen.
Ja, vielleicht. Wir haben lange darüber nachgedacht. Artworks sind immer sehr wichig für uns. Pete unser Bassist arbeitet als Grafikdesigner und so hatten wir jemanden in unseren Reihen der das nötige Know-How hat. Er kann jegliches Konzept umsetzen. Wir wollten mit dem Artwork einen Schritt weiter gehen und etwas anderes machen als bei Give Blood. Wir wollten, dass es eben nicht wie ein typsiches Bane Artwork aussehen lassen. Außerdem hatten wir die Idee damit eine Geschichte zu erzählen. Es sollten allerdings gemalte Bilder sein und keine Fotos. Wir haben diesen Künstler gefunden und verschiedene Konzepte diskutiert. Am ende hat uns die Idee dieser Notiz am besten gefallen. Man weiß nicht genau was auf der Notiz steht, aber wann immer der Charakter sie liest stellt er sein Leben in Frage und dreht alles um. Das ist eine Sache über die die Kids die das Album kaufen nachdenken müssen und sich damit beschäftigen müssen. Was steht auf der Notiz? Wir wollten, dass das Artwork mehr ist als Bildern von Leuten die in die Luft springen, was man einmal anschaut und dann weg legt. Wir wollten, dass man es sich mehrmals anschaut und sich damit beschäftigt und zu seinen eigenen Schlüssen kommt. Wir fanden die Idee cool. Außerdem ist es sehr viel düsterer und unheimlicher als das was man von uns erwarten würde. Bei Give Blood waren die Texte sehr positiv. Es ging darum wie sehr wir es mögen auf Tour zu sein und eine Band zu sein. Was sich natürlich nicht geändert hat, aber wir mochten die Idee das etwas herum zu drehen und etwas düsterer zu sein. Es passt auch besser zu dem textlichen Konzept der Platte, was wesentlich düsterer ausgefallen ist. Wir haben in den letzen Jahren einige schlimme Dinge erlebt, wie beispielsweise den Tod eines engen Freundes. Die Dinge ändern sich eben. Egal wie sehr man bestimmte Gefühle und Zeiten bewahren will, sie verblassen einfach. Ich wusste, dass das der Unterton der Platte sein würde und hatte kein Problem damit es auch so aussehen zu lassen. Die Scheibe ist zwar nicht wütend, aber es ist sicherlich nicht die positivste Scheibe die wir je gemacht haben.
Die Texte scheinen sehr viel erwachsener und selbstreflektierender zu sein.
Ja, das trifft es ziemlich gut. Die Texte beschäftigen sich mehr mit den Dingen die man nicht ändern kann und die man sich nicht bewahren kann. Bei Give Blood hingegen war ich sehr aufgeregt und angespornt durch die Dinge die um mich herum passierten. Ich fühlte mich als ob ich es mit der ganzen Welt aufnehmen könnte. Aber jetzt, vier Jahre später, haben sich die Dinge verändert. Freunde von früher sind nicht mehr da. Ich fühlte mich sehr viel hilfloser als damals. Nicht nur, dass man Freunde wegen unterschiedlicher Umstände verliert, ich bin mir auch darüber klar geworden, dass Bane nicht für immer existieren wird. Einige von uns heiraten und kaufen Häuser. Verantwortung schleicht sich an uns heran. Ich musste mich der Tatsache stellen, dass diese Sachen nicht ewig halten. Ich habe damit große Probleme, weil ich nicht will dass die Band endet. Ich liebe es noch immer so sehr. Ich weiß auch nicht was ich danach tun soll. Ein großer Teil der Platte handelt von meinen Problemen damit.
Was hast du während den vier Jahren Pause getan?
Ich bin von Massachusetts weggezogen und habe dort Freunde gefunden. Ich habe im Grunde nicht viel getan, außer gewartet bis die Band wieder zusammen kommt und auf Tour geht. Dieses Jahr war ein Jahr in dem wir förmlich explodiert sind. Dies ist unsere vierte große Tour und das Album ist draußen. Das war sehr erfüllend für mich.
Es ist immer schwer wenn man zu viel Zeit hat, man fängt an sich einen Kopf über verschiedene Dinge zu machen.
Ja, das stimmt allerdings. Ich habe diese schlechte Angewohnheit. Wenn ich nicht auf Tour bin, spiele ich viel Poker. Ich bin ein ernsthafter Pokerspieler.
Bist du gut?
Ich weiß nicht. Manchmal denke ich dass ich wirklich gut bin, aber manchmal werde ich so wütend über mich selbst, dass ich glaube ich bin schlecht. Ich habe dieses Jahr eine ordentliche Stange Geld verdient. Aber das heißt natürlich nichts. Viele der anderen Spieler sind einfach nur grauenvoll schlecht. Da interessiert es dann nicht ob ich gut spiele oder nicht. Poker spielen ist diese andere Sache die mich davon abhält zu viel über die Tatsache nachzudenken, dass ich immer älter werde, keine Ausbildung habe und nicht weiß wie mein Leben weiter gehen soll. Poker spielen gibt mir ein ähnliches Gefühl wie touren. Ich muss mich um nichts anderes kümmern als um das hier und jetzt.
Ich würde gern etwas über die Texte von ?The Note? reden.
Klar, gern.
Fangen wir mit ?Wouda, Shouda, Couda? an?
Dabei geht es um einen ganz bestimmten Vorfall. Ich habe vor ein paar Jahren mal etwas in einem Interview gesagt worüber sich Freunde von mir, die in anderen Bands spielen, sehr aufgeregt haben. Ich möchte jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen aber was ich gesagt habe wurde falsch aufgefasst und meine Freunde haben mir den Rücken zugewandt. Es waren jedoch ehrliche Dinge und ich war nicht bereit sie zurück zu nehmen. Ich musste dadurch lernen, dass man sich nicht immer darüber sorgen darf, ob die Dinge, die man sagt anderen Leuten sauer aufstoßen könnten. Manchmal muss man einfach sagen was gesagt werden muss. Wenn das dann andere Leute nicht mögen, scheiß auf sie. Man kann nicht sein Leben lang versuchen es jedem recht zu machen. Durch diese ganze Sache habe ich auch gemerkt wer meine echten Freunde sind und wer nur mit mir rum hing weil das Timing stimmte und heute nicht mehr von Bedeutung sind in meinem Leben.
Machen wir weiter mit ?Pot Commited?.
Dabei geht es darum, dass es in den Staaten immer verbreiteter wird wirklich brutal zu tanzen ohne Rücksicht auf die anderen Kids. Wenn es zu einer echten Schlägerei oder gebrochenen Nasen führt ist das einfach so. Die Leute scheinen das immer mehr zu akzeptieren. Das war schon immer etwas gegen das sich Bane entschlossen ausgesprochen haben. Schon seit unserer ersten Show. Wir wollten immer, dass sich jeder auf unseren Shows sicher und eingeladen fühlt, ganz egal wie jemand tanzen will. Das wird aber immer verbreiteter in den Staaten und es gab Shows bei denen die Kids zu mir kamen und meinten, dass wir kein Recht haben ihnen zu sagen, wie sie zu tanzen haben und dass sie so heftig tanzen wie sie wollen. Ich musste für mich dann entscheiden ob ich das so akzeptieren würde oder eben den Kids klar mache, dass sie im Unrecht sind und sie sich scheiße verhalten. Und mit diesem Song drücke ich aus, dass ich beschlossen habe, dass ich schon zu lange für diese Sache kämpfe und zu sehr daran glaube als dass ich jetzt keinen Rückzieher mache. Wir werden den Kids weiterhin sagen, dass während Bane auf der Bühne stehen so ein respektloses Verhalten nicht geduldet wird. Mir ist egal wie viele Kids mich dann nicht mehr mögen und nicht mehr zu unseren Shows kommen.
Diese ganze violent-dancing Sache wird auch hier in Europa immer populärer und einige Bands ermutigen die Kids sogar dazu.
Ja, das hab ich auch gehört. In den Staaten ist das derzeit wirklich schlimm. Das ist so traurig. Ich habe in Deutschland ein paar Mal auf der Bühne darüber geredet und ich hatte den Eindruck, dass die Kids mochten was ich sagte und darauf gewartet haben, dass mal eine Band etwas dagegen sagt. Man muss doch nicht so tanzen, das ist bescheuert. Ein paar Kids meinten, dass sie immer so tanzen wollen, weil es ein Teil von Hardcore sei, gefährlich und angsteinflössend zu sein. Das sehe ich überhaupt nicht so. Der Ausdruck ?Pot Commited? stammt aus dem Poker. Wenn du viel Geld auf eine Hand gesetzt hast kommst du an einen Punkt wo du nicht mehr zurück kannst und auch wenn die Chancen, dass du verlieren wirst hoch sind, du auch noch die letzten paar Dollar in den Pot werfen und hoffen musst, zu gewinnen.
Hoods Up
Das ist eigentlich sehr selbst erklärend. Manchmal scheint es so, dass es einige Leute in der Szene gibt, die nicht aus den richtigen Gründen hier sind. Manchmal kommt es mir so vor als sei aus der Szene mehr eine Modeschau oder Popularitätswettbewerb geworden und man fühlt sich sehr allein darin. Ich habe bei dem Song versucht zu reflektieren warum ich anfangs in die Szene gekommen bin und was ich mir wünschte was sie immer noch ist. Ich stelle einfach die Frage, ob es hier noch immer um mehr geht als um Mode. Das ist ein Song den ich wahrscheinlich schon vier- oder fünfmal geschrieben habe seit ich in Bane bin. Ich kann einfach nicht anders als es immer wieder zu sagen.
Woher kommt der Titel?
Das ist einfach ein Ausdruck, den ich und meine Freunde immer benutzen. Das ist einfach so ein klassisches Hardcore Ding. Manchmal kommen wir alle mit Kaputze auf die Bühne und spielen so die ersten paar Songs.
Swan Song
Der Song ist recht schwer zu erklären, da er nicht von etwas bestimmtem handelt. Er macht den Eindruck, als handele er von dieser bestimmten Person ab das tut er nicht. Ich habe alles erfunden. Als ich den Song geschrieben habe, stellte ich mir vor, dass es jemanden gibt für den ich auf diese Weise fühle. Ich wollte einfach einen Song in dieser Art schreiben, weil all meine anderen Songs sehr ähnlich geschrieben sind und über ähnliche Dinge handeln. Als ich die Texte für ?The Note? geschrieben habe, kam ich an einen Punkt, an dem ich kreativ völlig blockiert war. Ich wusste nicht, was ich als nächstes schreiben sollte. Also habe ich versucht, etwas Neues zu machen und mich herauszufordern. Es sollte nicht von einer bestimmten Sache handeln, wie ein typischer Bane-Song, sondern eher etwas poetischer sein. Der Song wurde dann recht romantisch. In meinem Leben gibt es im Moment nicht diese eine Person für die ich zurückkommen würde. Aber vermutlich wird es die eines Tages geben.
My Therapy
Dabei geht es einfach um die Liebe zum Hardcore. Hardcore hat mich davon bewahrt verrückt zu werden als ich älter wurde. Ich habe in meinem Leben viele Entscheidungen getroffen die für andere Leute in meinem Alter seltsam erscheinen mögen. Diese Band zu machen anstatt einen richtigen Job. All meine Beziehungen zu Freunden und Frauen werden dadurch bis zum zerreißen auf die Probe gestellt, da ich immer viel auf Reisen bin. Ich konnte bisher keine Freundin lange halten, weil ich immer auf Achse bin. Wenn man älter wird erscheint das alles auf einmal recht kindisch und unvernünftig. Wenn ich dann aber in einen Raum wie heute Abend gehe, auch wenn ich nicht auf der Bühne bin, sondern als Zuschauer, fühle ich mich nicht verrückt. All das ist ein Ventil. Manchmal glaube ich, dass wenn ich dieses Ventil nicht hätte, hätte ich vielleicht viel dümmere Sachen getan und würde heute wirklich in der Scheiße stecken.
Kannst du dich mit den viel jüngeren Kids noch identifizieren?
Wahrscheinlich mehr als mit irgendjemand anderem in meinem Alter. Ich fühle mich immer noch wie dieses abgefuckte orientierungslose Kid, das nicht gelernt hat nach den Regeln zu spielen. Wenn ich mit Leuten in meinem Alter zusammen bin, fühle ich mich als ob ich nie das Regelbuch gelesen hätte. Das ist verwirrend. Ich kann nichts anfangen mit den Dingen über die sie reden, über die sie lachen und von denen sie denken sie seien wichtig. Das ist verrückt. Ich denke das ist das Wunderbare an Hardcore, es gibt dir eine Alternative, egal wie alt du bist.
Der letzte Song ist Wasted On The Young
Das ist schwierig. Es geht definitiv um die Straight Edge Szene. Was mich veranlasst hat diesen Song zu schreiben war, dass ich immer wieder sehe wie viele junge Kids sich sehr früh an die Straight Edge Szene binden und es ihr ganzes Leben bestimmt. Aber im Alter von 16 bis 20 macht man so viele Veränderungen durch. Während dieser Zeit findet man heraus wer man wirklich ist und man wird immer wieder auf Probe gestellt im Bezug auf Freundschaften und Überzeugungen. Mit 20 findet man dann heraus, dass Straight Edge wohl doch nicht das richtige war und man hört auf Straight zu sein. Dann stellen sich plötzlich all deine Freunde gegen dich und sagen du hättest dich verkauft. Es fühlt sich an als ob man jemanden im Stich gelassen hätte. Ich finde es ist einfach nicht gut, wenn junge Kids so früh Teil einer Szene werden die ein solch hohen Druck auf einen ausübt. Wenn man herausfindet, dass Straight Edge doch nicht das Richtige ist, ist es als ob man seine Freunde verraten hätte und man muss mit dem Schuldgefühl, etwas Schlechtes getan zu haben, fertig werden. Aber im Grunde ist alles was du getan hast, älter zu werden und gewisse Dinge über dich selbst heraus zu finden. Das ist eine absolut natürliche Sache. Ich selbst bin jemand, der Straight Edge liebt und straight ist. Ich denke es ist eine wichtige Sache in meinem Leben. Aber ich finde auch dass dieser Lifestyle erst richtig wertvoll wird wenn man älter wird. Wenn man alt genug ist um in Bars zu gehen und mit Leuten zusammen ist die trinken. Man sollte nicht straight sein um irgendwo hinein zu passen oder um Teil einer Clique zu sein. Man sollte nur dann straight sein wenn man erkennt, dass es das Richtige ist für einen selbst. In diesem Song geht es einfach darum wie sehr Straight Edge das Leben junger Leute beeinflussen kann. Im Endeffekt ist das weder für das Kid noch Straight Edge als Sache gut. Es wäre dann besser gewesen sich von Anfang an nicht damit abzugeben, sonder einfach als normaler Jungendlicher aufzuwachsen und seine Erfahrungen zu sammeln. Mach dir keine Gedanken darüber Fehler zu machen oder was deine Lieblingsband oder deine Freunde von dir erwarten. Lebe einfach dein Leben. Wenn man dann älter wird beginnen gewisse Dinge auf einmal Sinn zu ergeben für einen selbst. Dann wird Straight Edge eine wirklich wertvolle Sache, die dich den Rest deines Lebens begleiten wird. Auf der anderen Seite haben ich auch Freunde die sagen, dass ich nur scheiße rede und es bei Straight Edge eben genau darum geht 16 zu sein und zu glauben man könne es mit der ganzen Welt aufnehmen und nicht 24 zu sein und zu wissen dass Drogen und Alkohol schädlich sind. Mit 16 ist es eine echte Herausforderung bei den Trinkgelagen nicht mitzumachen. Aber wie viele ziehen es wirklich bis zum Schluss durch? Sehr wenige. Der Song ist kontrovers und ich diskutiere gern mit jedem darüber. Ich bin eben der Meinung, dass es Blödsinn ist für einen 16 jährigen einen Schwur zu schwören, egal auf was, dass für den Rest des Lebens gelten sollte. Wenn du 16 bist hast du keine Ahnung wo du sein wirst wenn du 17 bist. Ganz zu schweigen wenn du 21 bist. Und das ist doch auch das schöne am jung sein. Genau das. Daher kommt auch der Ausspruch ?Verschwendet an die Jungen? (Wasted On the Young). Das ist ein verbreitet Sprichwort in den Staaten. Die Jugend wird an die Jungen verschwendet. (Youth is wasted on the young). Wenn man älter ist würde man gern auch wieder all die Freiheiten haben die man hatte als man jung war und sich nicht um so viele Dinge sorgen zu müssen. Man erkennt das erst später, wenn man jung ist weiß man gar nicht wie gut man es hat.
Bane gibt es jetzt schon eine ganze Weile, fast 10 Jahre.
Ja fast, im nächsten Monat ist der zehnte Jahrestag der Aufnahmen zu unserer ersten Demo.
Werdet ihr feiern?
Ja sicher wir werden das feiern. Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Ich kann das kaum glauben.
Wie hat sich die Szene seither verändert?
Sie hat sich extrem verändert. Ich denke die größte Veränderung ist, wie populär diese Art von Musik geworden ist. Musik mit heftigen Gitarren, schnellen Beats und geschrieenem Gesang. Vor zehn Jahren war das der absolute Underground. Wenn da 200 Kids auf eine Show gekommen sind war es das höchste der Gefühle. Heute kann eine Hardcore Band locker vor 1000 Kids jeden Abend spielen. Hardcore Bands haben heute ihr Video im Fernsehen und ihre Shirts im Laden. Hardcore ist eine auf breiter Ebene akzeptierte Musikform geworden. Es ist noch nicht unbedingt Mainstream aber es geht in die Richtung. Das ist eine sehr seltsame Zeit. Es ist schon komisch zu sehen, wie Bands die ihre Wurzeln im Punk und Hardcore haben Millionen von Platten verkaufen und haufenweise Geld machen. Einige dieser Band haben noch immer viel Herz und Leidenschaft. Sie haben es nie darauf angelegt so bekannt zu werden. Sie haben einfach getan was für sie richtig erschien und sie waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das ist die größte Veränderung.
Wie bewertest du das?
Es ist eine sehr gute Sache, aber auch sehr seltsam. Man geht auf die Bühne und fragt sich wie viele der Kids wirklich aus denselben Gründen sind aus denen ich selbst vor zehn Jahren hier war. Ich glaube zumindest ein paar sind es. Solange man nach wie vor sein Ding durchzieht und Texte singt, die von Herzen kommen und vielleicht zwischen den Songs über die Dinge redet, kann man sich abgrenzen von Bands, die es nur tun um Platten zu verkaufen.
Es gibt derzeit viele Bands die nichts mehr zwischen den Song sagen.
Ja, stimmt. Viele sind lieber still. Sie wollen nirgends anstoßen und zu genaue Äußerungen machen. In letzter Zeit wird das aber wieder besser. Bands wie Terror oder Verse bringen das wieder ein bisschen zurück, was ich gut finde. Diese Bands scheißen auf alles und ziehen ihr Ding durch. Dadurch fühle ich mich in meinem Glauben bestätigt. Ich bin gespannt wie sich das alles noch entwickelt. Wenn man heute seine Karten richtig ausspielt und die richtigen Ärsche küsst kann keiner voraussagen wie weit man es bringen wird. Diesen Bands ist das egal und sie bleiben sich selbst treu. Das ist großartig.
Was ist für dich persönlich die größte Belohnung aus deiner Aktivität in der Band?
Das ist eine sehr gute Frage. Da muss ich nachdenken. Um absolut ehrlich zu sein, ganz ohne Scheiß, bin ich am dankbarsten dafür, Teil von etwas größerem als mir selbst zu sein. Ich habe mit dem älter werden gelernt, ein fünftel eines Kuchens zu sein. Wenn man gut zusammenarbeiten will muss man lernen, mit den Problemen den anderen umzugehen, man muss lernen Kompromisse zu machen und sich in Geduld üben. Man muss wissen wie man Auseinandersetzungen angeht und so weiter. Es ist wie in einer Beziehung mal fünf genommen. Ich finde es großartig, dass ich nach all der Zeit in der wir erfolgreich unser Ding durchziehen diese Jungs noch immer als meine Freunde betrachte, als Menschen die ich wirklich zutiefst liebe und alles tun würde. Ich lerne noch immer jedes Jahr dazu und wir werden immer besser darin, als Menschen ein abgefucktes Leben zu führen. Du weißt schon, in Vans herum fahren, in Hotels schlafen ohne richtiges Essen und mit Beziehungen die immer auf die Probe gestellt werden. Das ist schon ein seltsames Leben. Aber jedes Jahr rücken wir alle ein Stückchen näher zusammen. Das ist für mich das Beste an Bane. Aber ich liebe natürlich auch all die anderen Dinge. Ich liebe es, den Kids eine Freude zu machen, ich liebe es, wenn die Kids meine Texte singen und nach der Show jemand zu mir sagt, dass unsere Platten ihm oder ihr durch eine harte Zeit in ihrem Leben geholfen haben. Einige Kids haben einige wirklich unglaubliche Dinge gesagt. Da ist natürlich großartig. Ich habe zuhause einen Stapel Briefe von Leuten, die mir gesagt haben, dass unser Song ?Superhero? ihnen dabei geholfen hat das Rauchen aufzugeben. Ich habe eine eigene Box nur für Briefe dieser Art. Irgendwann wenn ich 40 oder 50 bin und auf mein Leben zurückblicke werde ich sagen ?Ich habe etwas bewegt?. Auch wenn nur einer von diesen Leute heute nicht mehr raucht. Es gibt viele großartige Dinge an dieser Band. Aber wenn ich mich auf eines festlegen muss, dann ist es gelernt zu haben, wie man gute Beziehungen am Leben hält. Diese Typen noch immer so sehr zu lieben wie am ersten Tag und die Gewissheit zu haben, dass wir es auch nächstes Jahr noch mit Leichtigkeit tun können.
Welchen Einfluss hatte die Hardcore Szene auf dein persönliches Leben?
Die erste Antwort die mir einfällt ist, dass die Szene mich jung gehalten hat. Ich fühle und denke noch immer so wie ich gefühlt und gedacht habe als ich jung war. Ich fühle mich nicht abgestumpft oder müde und ich ließ mich nicht durch den Scheiß der um uns herum abgeht runter ziehen. Ich denke noch immer optimistisch. Das ist das Großartige an der Jugend und an Punkrock. Es lässt dich glauben dass du es mit der ganzen Welt aufnehmen kannst und dass es nichts gibt was du und deine Freunde nicht erreichen können. Wenn ich auf die Bühne gehe und diese Texte singe fühle ich mich wirklich so als sei ich in einem Kampf. Wir gegen die und ich bin bereit, diesen Kampf zu schlagen. Das ist es für mich. Ich fühle mich als sei ich noch immer 17.
Ok, und nun was glaubst du, wie du als ein Mitglied von Bane einen Einfluss auf die Szene gehabt hast.
Das ist wieder eine schwere Frage. Natürlich gibt es diese Dinge über die wir schon geredet haben, dass unsere Songs den Leuten geholfen haben. Aber im Grunde mache ich mir keine zu großen Gedanken über unseren oder meinem Platz im Gesamtbild der Szene. Dadurch kann man schnell sehr eingenommen werden und man fängt an, Dinge von sich selbst zu erwarten. Wenn man seinen Platz kennt, will man dafür sorgen ihn zu behalten. Ich versuche einfach zu tun was sich richtig anfühlt und will ehrlich bleiben. Einfach weiter machen. Eines Tages wird das alles vorbei sein und dann ist noch genügend Zeit, zurückzublicken und zu erörtern was wir geleistet haben und welchen Einfluss wir hatten. Im Moment wäre das aber nur Zeitverschwendung und auch eine selbstsüchtige Sache. Wie wichtig sind wir? Wie groß ist unser Einfluss? Ich weiß es nicht und um ehrlich zu sein, es ist mir auch egal. Ich liebe es in dieser Band zu spielen, ich liebe die Musik und ich liebe es zu reisen. Wenn wir einen großen Einfluss haben ist das toll, wenn wir keinen hatten ist das auch egal. Wenn alles vorbei ist werde ich mir darüber Gedanken machen.
Gibt es etwas was du heute anders machen würdest?
Ja, da gibt es eine Menge Dinge die heute anders machen würde. Wenn man in einer Band mit fünf Leuten spielt muss man immer Entscheidungen treffen. Einige Entscheidungen hätte man im Nachhinein lieber anders getroffen. Eine die mir gerade einfällt ist, dass wir viel früher wieder nach Europa hätten zurückkommen müssen. Diese Tour wäre wahrscheinlich wesentlich besser für uns gelaufen, was die Reaktionen des Publikums angeht, wenn wir nur ein Jahr statt drei Jahren gewartet hätten. Aber es gibt viele Dinge wie dieses. Ich wünschte mir, wir hätten härter darum gekämpft, dass unser Album ein besseres Mastering bekommen hätte. Aber das ist einfach Teil davon in einer Band zu spielen. Im Grunde glaube ich aber, dass wir mehr gute als schlechte Entscheidungen getroffen haben.
Wie würdest du das wofür Bane steht in einem Wort zusammenfassen?
Hmm?gib mir ne Minute. Ich sage ?Eifer?. Ich bin voller Eifer, vor jeder Show, vor jeder Tour oder auch wenn es darum geht einfach nur dummes Zeug zu machen. Das trifft es ziemlich gut denke ich.
Vielen Dank für das Interview. Hast du noch letzte Worte?
Dieses Interview war toll. Es war eins meiner Besten auf der ganzen Tour. Vielen Dank dafür. Ich bin nicht so gut darin abschließende Worte zu sagen. Einfach nur danke.
Das Interview wurde von Rolf Gehring geführt.
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