Comeback Kid / Bane / FC Five / FTX / Strong As Ten /
Eine der qualitativ hochwertigsten Touren der letzten Jahre machte einen Zwischenstopp im altehrwürdigen Conne Island in Leipzig. Da im Vorfeld dieses Konzertes fast alle Europa-Dates mit durchschnittlich 400-500 Leuten restlos ausverkauft waren, lag die Messlatte für diesen Abend dementsprechend hoch. An einem nasskalten Samstagnachmittag machte ich mich mit ein paar Freunden auf den Weg in den tiefen Osten. Nach anfänglichen Problemen den Stadtteil Connewitz zu finden, hatten wir noch massig Zeit bis zur Show und durften eine geschlagene Stunde in einer riesigen Schlange bei Eiseskälte uns die Füße in den Bauch stehen.
Nun gut, endlich im Warmen, wurde der zweite Tag des von sxhc.de präsentierten HC Lives?! Festivals von den Franzosen Strong As Ten vor rund 750 [!!] Kids eingeläutet. Eigentlich überflüssig ist dabei zu erwähnen, dass der Laden mit dieser Besucheranzahl ausverkauft und proppevoll war. Kurz den Merchandise-Stand gecheckt, wurde mir deren angepisster 80's Hardcore schnell zu eintönig und es verschlug mich für eine Weile in den Vorraum…
…bis ihre Landsmänner von FTX die Bühne enterten. Mit einem schicken „New Direction“-Cover beginnend wurde mit der Show ordentlicher NYHC der Marke Backfire geboten. Zwar nichts neues, dafür wurde schon ordentlich Betrieb vor der Bühne mit Hilfe von sehr sehr viel Konfetti gemacht. Als zweites Cover wurde dann auch noch Sick Of It All's „Sanctuary“ rausgehauen, als Einheizer OK.
Als Drittes waren die Japaner von FC Five an der Reihe. Aufgrund ihrer knackigen Full Length „Come To The End“ und Erzählungen, dass sie am 2004'er Hellfest im Bane-Set 5 Minuten spielten und das Publikum zum Durchdrehen brachten, erwartete ich somit einiges von der Show und wurde keineswegs enttäuscht. Eine flotte, melodische Mischung aus Comeback Kid, Ignite und Snapcase wurde geboten. Überaus sympathisch und tight kam die noch recht junge Band daher und gewannen an diesem Abend mit Sicherheit einige Fans dazu.
Jetzt war es entgegen der eigentlichen Running Order endlich soweit für die Götter-Band von Bane! Die Herren ließen lange auf sich warten, die Spannung stieg ins Unermessliche, doch plötzlich legten sie los und entfachten ein Feuerwerk. Gleich zu Beginn wurde „Count Me Out“ und „Woulda, Coulda, Shoulda“ vom aktuellen Album „The Note“ runtergerotzt, was bewieß, dass es live ein Bombe ist. Ein Hit jagte den nächsten und zwischendurch blieb auch noch Zeit für durchaus kluge und ehrliche Ansagen. Das Highlight bildete wie zu erwarten der Übersong „Can We Start Again“ und verwandelte das Conne Island in einen Hexenkessel voller Stagediver und Fingerpointer. Zwar fehlten mir Songs wie „Ante Up“, „Ali vs. Frazier“ und „I Once Was Blind“, allerdings ist es auch schwer aus einer so großen Fülle von durchweg guten Stücken wie sie Bane aufweisen kann, die „perfekte Playlist“ zu erstellen. Der Gitarrist spielte sich in eine Art Trancezustand und mir fiel (und ich glaub auch vielen anderen) nach den letzten Songs „Both Guns Blazing“ und dem genialen „Swan Song“ einfach nur die Kinnlade runter und stellte fest, dass die fünf Amis definitiv die derzeit leidenschaftlichste HC-Combo überhaupt bilden!
Comeback Kid konnten nach so einem bärenstarken und ergreifenden Set eigentlich nur noch verlieren aber die Crowd war heiß wie frittenfett und wurde nach einem ellenlangen Johnny Cash-Intro erlöst in Form von „Partners In Crime“. Meiner Meinung nach wurden die Kanadier noch stärker abgefeiert als Bane und fegten mit einer unglaublichen Routine über die Bühne. Plötzlich meinte jedoch ein Hohlkopf, er müsse sich in bester Rambo-Manier durch den mächtigen Schweinepogo-Pit boxen und wurde prompt vom CBK-Sänger mit den Worten „…we don't need that tough guy shit“ des Feldes vewiesen. Leider waren einige Personen dieser Gattung anwesend, allerdings scheint das bei Konzerten dieses Ausmaßes unvermeidbar zu sein. Egal, weiter gings mit einer Menge Sing A Longs und Pile Ons bei „Wake The Dead“ bis Gitarrist Andrew dem Bassisten die Klampfe über den Schädel zog und damit K.O. schlug, sodass dieser stark blutend sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Mittlerweile hab ich erfahren, dass er mit sieben Stichen genäht werden musste und es ihm wieder besser geht. Nach einer kurzen Pause gab es noch zwei weitere Songs, darunter „Talk Is Cheap“, mit noch mehr Stage Dives und übereinanderliegenden HC-Kids. Trotz der viel zu kurzen Show war es eine ordentliche Vorstellung von einer Band, die binnen eines Jahres – nicht zuletzt bedingt durch einen Labelwechsel – unglaublich groß geworden ist und an Popularität gewonnen hat.
Fazit: Der faire Preis, der gute Sound und die Hammer-Bands machten den Abend trotz ein paar Abstriche zu einer DER Hardcore-Shows des Jahres!
(hst)Dieser Artikel wurde 1161 mal gelesen