Sehr zwiespältig sind die Reaktionen aufs zweite Album „Decimate The Weak“ der Kalifornier. In manchen Magazinen werden sie über den grünen Klee gelobt und als großes Novum gehandelt, andernorts dann aber auch eher kritisch besprochen – auch beim Helldriver gabs ja zwei Reviews, die nicht gerade zum selben Ergebnis kamen. Sänger Johnny Plagues Äußerungen im Interview sind streckenweise auch recht zwiespältig, aber was solls, die Band ist recht jung, US-Amerikaner entsprechen gelegentlich tatsächlich den kursierenden Klischees und im Endeffekt: wems gefällt...
HD: Laut Bandinfo ist deine Band aus Kalifornien, ein Ort, den wir in Deutschland mit dem Terminator als Gouverneur, durchtrainierten, gesunden Leuten und Surfen verbinden – wie passt denn eine Band wie ihr in dieses Bild?
JP: Das hast du ja quasi schon selbst beantwortet, der Terminator ist einen krasse, futuristische Muskelmaschine, und dazwischen und den NWA (Niggers With Attitude, derbe Ur-Westcoast-Gangster HipHopgruppe, Anmerk. d. Verf.) sind irgendwo wir.
HD: Gibt es ein textliches Konzept hinter dem Albumtitel? Und auf welche Schwachen bezieht ihr euch da?
JP: So ein richtiges Konzept das alle Tracks durchzieht gibt es nicht. Ich hab 'Decimate The Weak' als zweiten Teil von 'Origins and Endings' geschrieben, aber das ist es an sich auch schon. Mit dem Wort „Schwachen“ geht es mir um all jene, die eine schwache Einstellung haben. So Leute, die Angst davor haben für sich selbst zu denken und aufzustehen um etwas zum positiven zu verändern.
HD: Hast Du einen Lieblingssong auf dem Album?
JP: 'Origins and Endings' ist richtig gut geworden, wie ich finde. Mir gefällt, dass man beim Hören direkt an in den Kampf ziehende Krieger oder sonstige epischen Bilder, die einem so in den Sinn kommen, denkt.
HD: Heisst der Opener auf eurem nächsten Album dann “Decimate The Weak”, oder war das nur ein Zufall?
JP: Nee, “Decimate The Weak” ist erst der vierte Song auf dem Album, der Opener heisst 'A Cold Day In Hell'...
(was mir auch völlig klar ist, aber da hat mir der Herr dann wohl nicht folgen können, denn 'A Cold Day In Hell' eröffnet das aktuelle Album UND ist gleichzeitig auch der Titel ihres ersten Albums, deswegen KÖNNTE man ja meinen, dass das ein Running-Gag wird und das nächste Album dann mit einem Track namens 'Decimate The Weak' eingeläutet werden wird, aber egal... – Amerk. D. Verf.).
HD: Warum begleitet euch der Keyboarder, der das Album eingespielt hat, denn eigentlich nicht auch auf eurer nächsten Europatour?
JP: Seine persönliche Situation erlaubt es ihm nicht auf Tour zu gehen, aber wir werden weiterhin mit ihm zusammen neues Material schreiben während wir uns nach einem neuen Keyboarder umtun.
HD: Das Artwork der neuen CD hat Pär Olofsson gestaltet. Wurde der vom Label ins Spiel gebracht oder wolltet ihr schon immer mit ihm zusammenkommen? Er hat ja wohl auch schon für Deeds Of Flesh u.a. gearbeitet.
JP: Ich hatte eine ganz genau Vorstellung vom Artwork unserer CD. Es sollte optisch interessant aussehen und im Betrachter gewisse Gefühle hervorrufen. Ich habe endlos nach einem Künstler gesucht, bis ich dann auf Pars Portfolio gestoßen bin. Da hab ich dann sofort gewusst, dass er das Talent hat, nachdem ich auf der Suche war. Nach ein paar Wochen war das Artwork dann fertig und ich könnte gar nicht glücklicher damit sein.
HD: Für „A Cold Day In Hell“ wart ihr in Europa zusammen mit Shai Hulud auf Tour. Habt ihr euch vorher schon gekannt und was war dass beeindruckendste, was ihr auf der Tour erlebt habt?
JP: Wir waren da nicht speziell auf Tour um „A Cold Day In Hell“ zu promoten. Das Album ist mittlerweile schon gute zwei Jahre nicht mehr aufgelegt worden. Wir waren eigentlich hauptsächlich auf der Tour um bekannter zu werden und somit eine Basis für "Decimate The Weak" zu schaffen. Wir sind alle mit Shai Hulud aufgewachsen, wann immer sie für eine Show in der Stadt waren, sind wir stets hingegangen. Als Marco von Avocado Booking dann die Möglichkeit einer gemeinsamen Tour in den Raum gestellt hat, haben wir direkt zugesagt. Wir hatten vorher keinen Kontakt zu den Jungs, hab dann aber Matt Fox Mails geschrieben, nachdem das mit der gemeinsamen Tour klar war. Für mich war der verrückteste Moment auf der Tour, als wir nach einer Show in Deutschland in eine verlassene Bunkeranlage eingebrochen sind. Die wurde im Zweiten Weltkrieg von den Nazis angelegt und dann von der US-Armee übernommen. Man konnte richtig die Geschichte spüren, die in diesen Mauern steckte.
HD: Ihr kombiniert in eurem Sound Elemente von an sich recht konträren Genres, wie z.B. Hardcore und Black Metal. Spiegelt das eure eigenen musikalischen Vorlieben wieder?
JP: Jeder von uns steht auf andere Musik – was gemeinsame Fahrten zu einem einzigen Alptraum werden lässt, hat aber auch den Vorteil, dass gerne mal Genres vermischen, was dann eben zu nem interessanten Album führt. Wir arbeiten da in Sachen Sound auch gar nicht auf ein gewisses Ziel hin, die Songs werden so, wie es uns eben gerade passt. Man kann ganz gut hören, dass wir wohl ne Menge Death Metal gehört haben als wir den Song 'Decimate The Weak' geschrieben haben und dass bei 'Reloaded' mehr Hardcore gelaufen ist.
HD: War das denn in der Vergangenheit je ein Problem, als ihr meinetwegen vor einem Hardcorepublikum gespielt habt und die dann nicht ganz so begeistert von den Black Metal-Parts waren?
JP: Absolut, wir sind da auf der Shai Hulud-Tour so mache Nacht gegen Mauern gerannt. Wir haben da aber schon damit gerechnet, dass das Keyboard auf einer Hardcoretour nicht so geliebt werden wird. Ich bin mir auch sicher, dass das ähnlich laufen würde, wenn wir eine Death Metal-Tour spielen würden, weil wir eben auch nicht wirklich wie eine Death Metal-Band aussehen...
HD: Was wäre denn dann das perfekte Package für eine zukünftige Winds Of Plague-Tour?
JP: Sehr gute Frage. Da wir aber so oder so zu keinem Package passen würden, ists auch wieder egal mit wem wir spielen. Je mehr Leute kommen, umso größer die Chance, dass wir ein paar Fans dazu gewinnen. Ich hoffe, dass wir uns eines Tages ein eigenes Plätzchen in der Metal/ Hardcore-Welt schaffen.
HD: 2008 ist ja noch sehr jung, was sind denn deine Wünsche bzw. Vorsätze?
JP: Soviel Spaß wie möglich haben und dabei am besten noch ein paar CDs verkaufen.
HD: Zum Jahreswechsel sind ja auch Polls immer sehr beliebt, was waren denn so deine Highlights in Sachen CDs, Bücher und/oder Kinofilme?
JP: Mein Lieblingsalbum 2007 war 'In Sorte Diaboli' von Dimmu Borgir. Bücher? Scheiß auf Bücher! Ich kann mich gar nicht mehr so genau daran erinnern, welche Filme denn nun im letzten Jahr angelaufen sind, aber ich fand in letzter Zeit u.a. „Super Bad“, „Helloween“ und „Der Goldene Kompass“ ziemlich cool.
HD: So, zum Abschluss eine nicht ganz so ernst gemeinte Frage. Wie oft wurde denn euer Bandname in Zusammenhang mit Furzen gebracht?
JP: Das scheint besonders in Foren sehr beliebt zu sein, ähnlich wie "First post, no care ever"!
HD: Na, dann danke ich mal für das Gespräch, machs gut!
JP: Kein Problem, danke fürs Interview! Machs gut!
Thomas Jentsch
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