Wolves Like Us aus Oslo sind erst seit gut einem Jahr zusammen. Die Band besteht aus ehemaligen Mitgliedern von JR Ewing, Amulet, Infidels Forever und Silver. Mit ihrem Debütalbum „Late Love“ haben die Norweger quasi aus dem Nichts Kritiker und Fans aus den Socken gehauen. Ich habe der Band ein paar Fragen per Email gestellt.
Ihr habt alle zuvor in anderen Bands gespielt. Wie sind Wolves Like Us zusammen gekommen?
Zwei von uns, Jonas und Lars, haben in derselben Bar gearbeitet. Dann haben sich unsere anderen Bands aufgelöst und wir haben beschlossen, zusammen zu spielen um zu sehen, was passieren wird. Ganz einfach.
Wie hat sich dann euer Sound entwickelt? Hattet ihr zu Beginn eine genaue Vorstellung davon wie ihr klingen wolltet?
Nun gut, es gab keinen Masterplan oder so, aber wir alle waren uns einig, dass in der Szene in Oslo eine 90er Post-Hardcore Band fehlte. Bands wie Quicksand bedeuteten uns wirklich sehr viel und wir wollten diesem Einfluss Tribut zollen. Das ist die Art von Musik, mit der wir aufgewachsen sind.
Ihr habt euch erst 2010 gegründet, trotzdem klingt euer Sound schon sehr gereift. Wie erklärst du dir das?
Ich weiß nicht, ob ich das erklären kann. Wir alle sind Veteranen von anderen Bands. Wir machen also schon seit einer ganzen Weile Musik. Ich denke, es ist einfach eine Sache der Erfahrung.
Obwohl ihr erst so kurz zusammen seid, habt ihr schon einen Deal bei Prosthetic Records unterschrieben. Wie kam es dazu?
Duncan von Prosthetic hat uns bei einer Clubshow in Oslo gesehen. Das war vermutlich die schlechteste Show die wir je gespielt haben aber er hat uns trotzdem direkt vom Fleck weg unter Vertrag genommen. Wir haben nicht so richtig kapiert was da passiert ist, aber wir mochten es.
Was ist für dich der herausragendste Punkt von “Late Love”?
Für mich ist das die Tatsache, dass Gared O´Donnell von Planes Mistaken For Stars bei einem Song singt. Planes sind meine absolute Lieblingsband. Ich habe ein Flugzeug-Totenkopf-Tattoo und so. Für mich ist das also so ziemlich der Hammer. Davon abgesehen ist er jetzt ein Freund von uns, das ist ein weiterer Bonus.
Wofür steht der Titel des Albums?
„Late Love“ steht für die Liebe für das was du tust. Egal wie alt du bist, wie lange du es bereits machst und wie viele Leute dir sagen du sollst es endlich bleiben lassen und einen richtigen Job anfangen. Late Love eben.
Wovon handeln die Texte?
Die Themen reichen von persönlichen Dingen, die ich niemals jemandem anvertraue, bis hin zu Texten über den Kater am nächsten Morgen. „Deathless“ ist übrigens ein Beispiel für Letzteres. Aber egal, was die Leute in die Texte hineininterpretieren ist ebenso richtig. Ich möchte meine Texte niemals zu detailliert erklären.
Was inspiriert dich zum Schreiben?
Manche Songs brauchen nur drei Minuten bis sie fertig sind. Andere dauern drei Jahre. Es ist schwer, das alles auf eine einzige Methode zu reduzieren. Ich bin eigentlich fast immer am Schreiben. Ob das jetzt Texte, Riffs oder einfache Melodien sind. Ich habe eine Menge „la-la-la“ Dateien auf meinem iPhone. Die Ideen kommen oft, wenn ich gerade keine Gitarre in der Hand habe.
Ihr haben ein Cover des Afghan Whigs Song „My Enemy“ auf dem Album. Warum hab ihr euch für ihn entschieden?
Wir alle lieben die Whigs. Sie sind eine meiner Lieblingsbands. Dieser Song hat einfach gut zu uns gepasst, das ist alles. Ich habe mir überlegt „If I Were Going“ von „Gentleman“ zu spielen, aber „My Enemy“ ist einfach mehr ein Rock Song.
Was sind eure Ziele für die Band?
Ich plane nicht wirklich. Wir gehen einfach mit dem Flow. Wir wollen natürlich touren und Platten verkaufen wie jeder andere auch. Aber wir schmieden keine Pläne zur Eroberung der Welt im Van. Wir wollen einfach eine gute Zeit haben. Das ist, was wir lieben, und wir wollen es uns nicht durch zu viel Business-Scheiße versauen.
Das Album kommt bei der Presse sehr gut an. Welche Erwartungen habt ihr davon?
Wir waren ganz schön überrascht, das kann ich dir sagen. Wir wussten zwar, dass das Album irgendwie gut ist, wir sind sehr glücklich damit, aber die Reaktionen waren einfach umwerfend. Das hat uns wirklich begeistert. Erwartungen? Wie schon gesagt, einfach eine gute Zeit zu haben. Das wird natürlich einfacher wenn man gute Reviews bekommt, haha.
Euer Name wird immer wieder zusammen mit Kvelertak genannt. Nicht weil ihr klingt wie sie, sondern weil ihr nach ihnen schon die zweite Band aus Norwegen seid, die scheinbar aus dem Nichts auf der Bildfläche erscheinen und jeden begeistern. Gibt es in Norwegen eine neue brodelnde Szene?
Ich finde es okay, mit Kvelertak zusammen genannt zu werden. Wir kennen die Jungs und wünschen ihnen nur das Beste. Für uns ist das wie ein Kompliment. Eine neue Szene? Vielleicht. Das ist schwer zu sagen.
Was hast du aus deinen früheren Bands gelernt, das du heute bei Wolves Like Us anwendest?
Immer aus dem Herz zu spielen. Wenn man das macht, fließt alles andere einfach. Kreativität durch die Band, als Freunde, als Menschen. Sogar durch das Publikum. Ich schau mir lieber eine Band an, die wie Scheiße klingt aber mit dem vollen Herz dabei ist, als irgendeine überproduzierte Eyeliner-Band mit Playback Vocals. Das zum einen und zum anderen, dass man niemals Geschäfte mit Freunden machen sollte. Das ist es im Grunde.
Was sind deine Zukunftspläne?
Touren, hoffentlich ein weiteres Album aufnehmen und nicht geschieden zu werden.
Letzte Worte?
Macht nicht das was andere Leute euch sagen. Folgt den engen Pfaden, es macht sehr viel mehr Spaß.
Rolf Gehring
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Review: Late Love, 2011 (rg)
Review: Black Soul Choir, 2014 (rg)
Live-Review: 01.12.2011, Zürich - Abart