Pro-Pain / Gurd / Days Of Betrayal / Junkhead / Crisis Never Ends /
Wir sind um kurz nach 20 Uhr am Venue, vor dem Club treffen wir auch gleich auf den Mischer von Pro-Pain, begrüßen uns herzlich und ich frage ihn, ob das die erste Band ist, die da gerade im Inneren rockt. Wir sind dann sehr überrascht zu hören, dass das nicht die erste, sondern bereits die dritte (!) von sechs Bands ist! Es war wohl als kleines Festival geplant und wir waren im Glauben, dass nur drei Bands spielen „erst“ auf 20 Uhr angereist... Fuck! Also nix wie rein und schauen, wer da denn nun gerade auf der Bühne ist.
Wir erleben dann gerade noch 2 1/2 Songs von Junkhead. Die Frankfurter Band agiert mehrheitlich in Camouflage, Basecaps und Fototapete auf den Armen, überzeugt durchaus mit ihrem Asicore und vor allem dank der Rampensauqualitäten von Sänger Justin. Der trifft zwar nicht immer sauber die Töne, weiß aber wie er mit dem Publikum umzugehen hat. Beim letzten Song setzt er ein Mädel, das wohl vorher am Bühnenrand irgendwie genörgelt hatte, auf den Drumriser, versorgt es mit nem Fläschen Wasser und legt mit seinen Jungs ein feines Finale hin nach dem aus dem Publikum sogar vereinzelt Zugabe-Forderungen kommen. Drummer und Gitarrist kamen mir irgendwie bekannt vor und beim Recherchieren nach der Show stieß ich dann auch drauf warum: die waren früher bei Hassmütz (denen ich nicht wirklich hinterhertrauere). Bei dem üblichen Dank an die anderen Bands des Abends, erfahren wir dann auch, was wir verpasst haben: die Newcomer Ink und die regionalen Metalcore-Recken Crisis Never Ends.
Crisis-Drummer Sascha läuft mir auch prompt kurz darauf über den Weg und ist sichtlich schlecht gelaunt bzw. angepisst. Ihnen wurde nämlich im Vorfeld wohl gesagt, dass sie als vorletzte Band direkt vor Pro-Pain spielen würden und nicht um 19 Uhr bei geschätzten 40 Anwesenden – bitter das! Vor allem auch, weils wohl auch Probleme mit dem Catering usw. gab –. Wobei die Opener Ink bestimmt noch schlechter dran waren um 18.30 Uhr...
Nach einer kurzen Umbaupause legten dann Days of Betrayal los. Die Belgier haben es mit ihrem Death Metal-lastigen Metalcore, der auch immer mal an die frühen Unearth erinnert, in der Folge sehr schwer Leute auf ihre Seite zu ziehen. Der barfüßige Sänger ist zwar ein bewegungsfreudiger und souveräner Shouter, aber stilistisch sind sie einfach etwas zu weit abseits des Focus an diesem Abend und so zogen viele Leute in Richtung Theke und Merch ab. Der Basser glänzte mit lecker Fafner-Amp und 5Saiter, war aber leider im matschigen Sound nicht auszumachen. Keine Ahnung obs am Pegel oder dem ungewohnten, weil fremden Kit lag, der Drummer hatte jedenfalls keinen guten Tag, holperte durchs Set und blieb immer mal wieder an seinen Becken hängen.
Danach dann die Schwüzer Gurd. Die sind wohlähnlich lange, wie die Headliner des Abends am Start und somit auch eine routinierte Live-Band. Auch der Sound passt endlich, beste Voraussetzungen also und so machen die Mannen auch was draus und haben das Publikum schnell auf ihrer Seite, die erste Band mit richtig guten Publikumsreaktionen und ersten Pit-Bewegungen. Die Ansagen von Sänger V.O. Pulver erinnern mich vom Akzent ständig an DJ Bobo, vielleicht sind die ja irgendwie aus der selben Ecke... Neue Songs fanden ebenso ihren Weg auf die Setlist wie ganz alte Sachen (z.B. „Get Up“, der Opener des Debuts von 1995). Auch von der Shirtwahl ließen die Mucker nichts anbrennen, Pulver glänzte im Exodus-Leibchen und der andere Gitarrist Pat trug Fear My Thoughts-Wear - Basser Franky überzeugte mit coolem Rickenbacker-Bass. Die Eidgenossen wärmten die Menge also schon mal richtig auf für den Headliner. Songtitel wie „Bang (that Head, That Doesn't Bang)“ sind sicher nicht jedermanns Sache, aber trafen beim Publikum wohl ins Schwarze.
Pro-Pain begannen ihre 15-Jahre-Jubiläumssause dann um ca. 22.50 Uhr. Die Band weiß, was sie kann und kann es sich sogar leisten in der Umbaupause Pantera laufen zu lassen... Vom ersten Song an stimmte der Sound und die Band startete kompakt ins Set. Man hielt sich auch kaum mit Ansagen und Pausen auf, viele Songs wurden am Stück gespielt und die Gitarristen zeigten sich wie immer gewohnt bewegungsfreudig; besonders Eric Klinger, der im Gegensatz zur letzten Tour deutlich abgenommen hat und durch den neuerdings schwarz gefärbten Bart gleich ein paar Jahre jünger aussah, sprang viel beim Spielen. Die Energie schwappte auch sofort aufs Publikum über, es bildete sich ein quirliger Pit, der sich auch nichts schenkte und so manche blutige Lippe/Nase hervorbrachte. Sogar die brandneuen Songs kamen sehr gut an, insgesamt drei wurden gespielt und gleichmäßig aufs Set verteilt („The New Reality“ war glaub ich unter den ersten Songs, im Mittelteil gabs „Impeach, Indict, Imprision“ und im Zugabenteil dann „All For King George“ (mit dreistimmigen Gesangspassagen von Gitarrist Klimchuck und Drummer JC sowie diversen Vorgruppenmuckern). Schade, dass „Beyond The Pale“, der überraschendste Song des aktuellen Albums, es nicht ins Set geschafft hat. Die heftigsten und euphoristischen Reaktionen gabs aber nach wie vor auf die Songs vom Debut, von dem u.a. der Titeltrack „Foul Taste Of Freedom“ gespielt wurde. Letzter Songs vor dem Zugabenblock mit satten sechs Songs, war „Make War Not Love“, danach ging die Band von der Bühne und liess sich mit ordentlich Applaus wieder zurückbitten. Direkt bei der ersten Zugabe „Implode“ gabs dann technische Probleme mit der Fussmaschine von Drummer JC Dwyer. Die Gitarristen retteten die Situation dann aber spontan und so haben das wohl viele gar nicht gemerkt und für einen gestreckten Anfangsteil gehalten. Ich hatte schon gehofft, dass die Herren sich die Geste mittlerweile sparen, aber der allerletzte Song nach u.a. „I Remain”, dem oben schon erwähnten “All For King George” und “State Of Mind” wurde dann tatsächlich wieder die Onkelz-Coverversion „Terpentin“ (diesmal mit gesanglicher Unterstützung vom Junkhead-Sänger) gespielt. Es wäre mal interessant zu wissen, wie viele Leute weniger dagewesen wären, wenn Pro-Pain nie mit den Onkelz gespielt hätte, denn es waren wirklich tonnen Shirts der umstrittenen Frankfurter im Publikum. Wie auch immer, man muss den US-Recken eine starke Show und Karriere attestieren. Zudem spielen die allerwenigsten Bands noch an die 100 Minuten – und das bei fairen Preisen, sowohl beim Eintritt (17 Euro für sechs Bands) als auch beim Merch (Shirts 20 Euro und ein Hemd 30 Euro).
(tj)Dieser Artikel wurde 3166 mal gelesen