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Six Feet Under / Nile / Finntroll / Belphegor / Legio Mortis /

09.12.2007, Ludwigsburg, Rockfabrik

Was für ein Billing. Das Metalfest hält Einzug in der Rockfabrik in Ludwigsburg und wartet mit wahren Größen der Death- und Black-Metal Kunst auf. Schon der Flyer liest sich wie ein Wunschkonzert. Neben den Altmeistern Six Feet Under warten auch noch die amerikanisch Death-Metal-Pharaoen von Nile, Finntroll und der wohl blasphemischste Export der Alpenrepublik mit Belphegor auf ein euphorisches Publikum. Vorne weg darf die mehr oder minder talentierte Death-/Black-Metalcombo Legio Mortis 30 Minuten meines kostbaren Lebens beanspruchen.

Legio Mortis, die über den Gewinn eines Votings, die Ehre hatten an diesem Abend ebenfalls zu spielen, präsentierten ihre Interpretation von unspektakulärem, viel zu langsamen und kraftlosem Death-/ Black-Metal. Hätte sich das Publikum während dieser ersten 30 Minuten nicht selbst gefeiert und wäre es draußen nicht so scheißkalt gewesen, hätten die Franken wohl nicht viele Besucher zu Gesicht bekommen. Vor allem der Sänger Marco Popp gab eine äußerst enttäuschende Vorstellung ab. Ohne jeglichen Widererkennungswert, ohne ein Fünkchen Ausstrahlung, gänzlich charismafrei. Überraschender Weise klingen die Franken auf ihrem Debut wesentlich interessanter als auf der Bühne. Sei´s drum. Schließlich waren die Konzertbesucher nicht deswegen hier, und Großes sollte uns noch erwarten.

Danach betrat das erste Highlight des Abends die Bühne. Belphegor, die vermutlich böseste Band Österreichs, gaben vom Anfang bis zum bitteren Ende einfach nur Vollgas. Zwar startete man mit mäßigem Sound, der aber schnell verbessert werden konnte, so dass nichts mehr der Auferstehung Luzifers im Weg stand. Neben Klassikern wie „Lucifer Incestus“ wurde auch eine Vielzahl der Songs des aktuellen Albums Pestapokalypse VI wie „Belphegor – Hell´s Ambassador“ zum Besten gegeben. Helmut, Sigurd und Serpenth lieferten eine fantastische und berauschende Show ab und steigerten den Blutdurst der Horden ins unvorstellbare. Voller Hass, Gewalt, Wut und Bösartigkeit – ein Festival der Blasphemie. Überraschend oft wurde mit dem Publikum interagiert, man forderte Tribut für den Herrn der Unterwelt und lies sich absolut verdient, euphorisch Feiern. Das Publikum war begeistert und ich nicht minder.

Nach einer überraschend kurzen Umbauphase wurde ein finnisches Trollfeuerwerk gezündet. Zugegeben, anfangs war ich etwas enttäuscht, dass sich die Mannen von Finntroll nicht in Fell gekleidet und dreckig präsentierte, wie es sich für echte Trolle eben gehört. Man wählte ein etwas schlichteres Outfit, lieferte aber eine ansonsten überzeugende Show ab. Leider schlichen sich wieder die gefürchteten Soundprobleme ein, so dass es den nicht eingeweihten Trollopfern schwer fiel, sich in die Songs einzufühlen. Dies tat der Humpastimmung allerdings keinen allzu großen Abriss. Alle hatten einen riesigen Spass. Es wurde getanzt, gefeiert und getrunken. Zur Halbzeit bekam die Band noch ne Runde Jägermeister spendiert und bedankte sich gleich darauf mit noch mehr Energie bei den Anwesenden. Einzig der Troll hinter dem Keyboard wirkte über das gesamt Konzert etwas teilnahmslos. Ansonsten war die Stimmung aber hervorragend.

Nun ging es in die Vollen. Endlich der eigentliche Grund meines Besuches. Nile, die amerikanischen Ägyptologen, betraten die Bretter, die die Welt bedeuten. Nach ca. 10minütigem Stimmen der Gitarren (übrigens richtig fein via Notebook) konnten Karl Sanders und Konsorten endlich loslegen. Nach einem kurzen aber stimmungsvollen Intro legten Karl Sanders, Dallas Toler-Wade beide ihres Zeichens Gitarrenteutonen und der Drum-Gott George Kollias eine berauschende musikalische Leistung an den Tag. Am Bass hatte ein Freund der Band und wahrer Könner ausgeholfen. Beginnend mit dem ultrabrutalen Meisterwerk „Cast down the heretic“ über „Sacrifice unto sebek“ und eine Stücke des neuen Albums „Ithyphallic“ konnte man sämtlichen Zuschauern beweisen, dass man musikalisch zu der absoluten Spitzenklasse zählt. Noch nie flogen Finger so schnell über ein Griffbrett, noch ganz selten habe ich ein so brutales, hochpräzises und schnelles Dumming vernommen wie an diesem Abend. Nile stellte definitiv alles in den Schatten, was ich bis dato gesehen habe.

Nun warteten nur noch Six Feet Under hinter der Bühne, um auf die Welt losgelassen zu werden. Nach einer etwas längeren Pause, vielleicht kam es mir auch nur länger vor, da ich schon einige Zeit in der Menge stand, konnten sich die Herren um Kultgrunzer Chris Barnes endlich dazu bewegen, die Zuschauer mit ihrer Anwesenheit zu beglücken. Etwas erschrocken darüber, was Drogen doch aus Menschen machen können betrachtete ich erst etwas skeptisch den ehemaligen Cannibal Corpse Frontman. Mit seinen langen Dreadlocks wirkte Mr. Barnes eher wie ein verloren gegangener, durch und durch verwirrter Rasta aber das macht ja erstmal nichts. Es begann! Frisch von der Leber weg starteten die Totengräber mit „Victim of the paranoid“. Vor allem die Gitarrenarbeit von Steve Swanson hatte mich nochmals aus den Socken gehauen. Ultraschnelle Soli und virtuoses Riffing – das braucht die Welt!! Nach einer bunt gemischten Kreuzfahrt durch die Six Feet Under- und Cannibal Corpse Discographie, unter anderem auch meinem persönlichen Favoriten „Feasting on the blood of the insane“ wurde ein wirklich gelungenes Metalfest beendet.

Wenn man eines unbestritten behaupten kann, dann das, dass es hier ordentlich Value for Money gab. Noch nie konnten 29 Flocken so gut angelegt werden. Es war eine große Zeit, wir hatten viel Spass und haben uns noch auf dem Heimweg ordentlich gefeiert. (jb)

(jb)

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