Bleeding Through / Darkest Hour / Beneath The Massacre / Carnifex / War From A Harlots Mouth / Arsonists Get All The Girls /
Festival Touren kommen immer stärker in Mode. Nach den Großen wie Persistance Tour oder Never Say Die stampft jede Band die was auf sich hält ihre eigene aus dem Boden. Comeback Kid haben die Through The Noise Tour, Darkest Hour nun die Trash & Burn Tour. Deren europäische Version war mindestens ebenso gut mit prominenten Bands bestückt wie ihr amerikanisches Gegenstück. Die Tour gastierte auch in Stuttgart. Darkest Hour waren hier 2007 zum letzten Mal, zusammen mit As I Lay Dying. Damals war der Club sehr gut gefüllt. In diesem Jahr irritiert schon beim Betreten des LKAs, dass der halbe Laden mit einem schwarzen Vorhang abgetrennt wurde. Dem Veranstalter war wohl schon im Voraus klar, dass nicht allzu viel los sein wird. Die bestätigte sich leider.
Die Opener Success Will Write Apocalypse Across The Sky sind mir leider entgangen. So waren Arsonists Get All The Girls für mich die erste Band des Abends. Die Band, die neben Darkest Hour die einzige Gemeinsamkeit zur letztjährigen US-Tour waren, warteten mit einem sehr ungewöhnlichen Sound auf. Schon auf ihrem Album konnte die Truppe mit ihrer ungewöhnlichen Mischung aus Deathcore und Nintendo-Sounds punkten. Live wirkte das Ganze noch bizarrer. Tonnenschwere Riffs und verrücktes Drumming werden gepaart mit schrägen 80er Jahre Keyboard Sounds. Das muss man erst einmal verdauen. Die Band wirkte sehr sympathisch und hatte auch sichtlich Bock. Ebenso wie einige Kids, die der Band schon zu diesem frühen Zeitpunkt gebannt zuhörten. Arsonists Get All The Girls hatten anfangs schwere Soundprobleme die sich im Lauf des recht kurzen Sets aber besserten. Eine Konstante, die an diesem Abend alle Band heimsuchte.
Als nächstes stand die einzige deutsche Band auf der Bühne. War From A Harlots Mouth boten mit neuem Sänger Nico eine der überzeugendsten Shows des Abends dar. Ihr abgefahrener, aber doch eingängiger und fesselnder Tech/Chaos/Jazzcore sorgte für offene Münder. Die Band war nie von schlechten Eltern, ist Live aber inzwischen wirklich unglaublich tight. Auch der neue Mann am Mikro konnte voll überzeugen und verlieh der Show einen deutlich düsteren Anstrich. Ebenfalls kamen die Jazz Einflüsse in den Songs Live besser zur Geltung. Die Jungs ließen es sich natürlich nicht nehmen, schon neue Songs von ihrer an diesem Abend noch gar nicht erschienenen Scheibe „In Shoals“ zu spielen.
Weiter ging es mit Carnifex, deren letztes Gastspiel in Europa auf der Never Say die Tour noch gar nicht allzu lange her ist. Europa muss es den Jungs sichtlich angetan haben, schließlich trugen die Mitglieder T-Shirts europäischer Bands. Selbst gaben sie ihren ultrabrutalen Deathcore ohne jegliche Kompromisse zum Besten. Die Band gab sich dabei recht agil und fegte permanent über die Bühne. Beeindruckende Technik und extrem hohes Brutalitätsniveau, allerdings treten schon nach ca. der Hälfte der 25 minütigen Show erste Ermüdungserscheinungen auf. Länger hätte es nicht dauern dürfen.
Noch härter und kompromissloser als Carnifex waren an diesem Abend nur noch die Kanadier von Beneath The Massacre. Ihr ultrabrutaler Mix aus Death-Metal und Grindcore sucht in der Musiklandschaft seines Gleichen. Der kleine aber extrem bullige Frontmann Elliot Desgagnés kotzte seine Lyrics ins Mikro und gab eine wirklich imposante Erscheinung ab. Gitarrist und Bassist flankierten ihn und waren nicht gerade auf heißen Solen unterwegs. Aber kein Wunder, technisch ist der Sound sehr anspruchsvoll. Auch der Kollege hinter den Kesseln weiß was er an diesem Abend gearbeitet hat. Gut 25 Minuten High-Speed Geballer vom Allerfeinsten.
Bleeding Through und Darkest Hour teilen sich auf dieser Tour den Platz des Headliners. In Stuttgart hatten Bleeding Through den Vortritt, weshalb Darkest Hour als nächstes an der Reihe war. Die Band stieg wie schon 2007 mit „Doomsayer“ in ihr Set ein. Ein fabelhafter Opener, der aufzeigt, wo es die nächsten 40 Minuten hin ging. Darkest Hour waren sicher die melodischste Band des Abends und eine willkommene Abwechslung. Die Songauswahl beinhaltete hauptsächlich aktuelles Material von „Deliver Us“, aber auch älteres Material wie „An Epitaph“ kam zum Zuge. Als besonderes Schmankerl bot die Truppe einen brandneuen Song ihrer am 23.06. erscheinen Platte „The Eternal Return“ dar. Der Song wurde insgesamt erst zum zweiten Mal dargeboten und nach andächtigem Lauschen war schnell klar, dass da Großes auf uns zu kommt.
Die Hauptband machten an diesem Abend Bleeding Through aus Orange County. Es ist beachtlich, wie gut sich diese Band entwickelt hat. Es ist noch gar nicht lange her, dass Sick Of It All die Jungs und das Mädel als Vorband zum ersten Mal nach Europa brachten. Drei Platten und einige Touren später sind Bleeding Through die Hauptband einer fetten Tour. Absolut verdient, denn die Band ist Live eine echte Bombe. Ihr abwechslungsreicher Sound mit meist super heftigen aber auch melodischen Momenten entfacht auf der Bühne noch mehr Energie. Vor allem die extreme Bewegungsfreude und Ausstrahlung von Frontmann Brandan „Sheep“ Schieppati trägt vieles dazu bei. Doch auch die Gitarristen turnen unentwegt über die Bühne. Ebenfalls sehr hübsch anzusehen ist Keyboarderin Marta Peterson, die heftigst mosht und jede Textzeile mitsingt. Nicht umsonst wurde sie unter die hottest women in rock gewählt.
Bleeding Through beendeten einen rundum gelungenen Konzertabend. Abgesehen von Unzulänglichkeiten beim Sound jeweils in den ersten Minuten jeder Band und des recht überschaubaren Publikums gibt es nichts zu meckern. Merchandise und Eintrittspreis waren absolut im grünen Bereich.
Rolf Gehring
(rg)Dieser Artikel wurde 1654 mal gelesen