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Keith Caputo /

10.09.2009, Konstanz, Kulturladen

Keith Caputo ist ein absoluter Ausnahmekünstler, soviel steht fest. Da er mit Life Of Agony gerade einige Festival Shows in Europa absolviert hatte, lag es auf der Hand auch eine kleine Solotour einzulegen. Seine Band „The Sad Eyed Ladies“ begleitete ihn.

Im Konstanzer Kulturladen startete er seine Show ohne dass eine Vorband den Abend eröffnet hatte. Ungewöhnlich, aber für eine Show die unter der Woche stattfindet eigentlich auch ganz angenehm. Als erster Song gab es „Honeycomb“ von seinem Debütalbum zu hören. Damit stellte er auch gleich die Weichen für den weiteren Verlauf des Abends. Dieser war nämlich deutlich rockiger und lauter als man es noch von der letzten Tour im Ohr hatte. Der Schwerpunkt lag, zumindest in der ersten Hälfte der Show, eindeutig auf den lauteren Nummern. Caputo, der übrigens in einer Latzhose steckte, gab sich auch recht bewegungsfreudig und hüpfte und turnte ausgelassen über die Bühne. Der kleine Mann mit der großen Stimme schien überhaupt sehr gut gelaunt zu sein. Er feixte mit seiner Band und dem Publikum herum und lachte relativ viel.

Der Auftritt vermochte schnell zu fesseln und die Songs gingen unter die Haut. Caputo und seine Band gaben die Songs dabei bewusst nicht genauso wie auf Platte wieder. Caputo variierte seine Gesangslinien, Songs bekamen neue Gitarrensolos oder wurden mit ausufernden Jams versehen. So bekamen die Tracks neues Leben eingehaucht, was den Auftritt nicht nur für das Publikum, sondern offensichtlich auch für die Band spannend machte. Die Leistung der Sad Eyed Ladies ist besonders hervorzuheben. Die Rhythmusfraktion spielte absolut tight zusammen und der Gitarrist konkurrierte fast mit dem Meister selbst als Mittelpunkt der Show.

Letzten Endes war aber doch Keith Caputos Stimme der Dreh- und Angelpunkt der Show. Diese ist fesselnd wie eh und je und das Charisma was er ausstrahlt sucht seinesgleichen. Es wirkte, als ob Caputo die Songs bei jeder Darbietung erneut durchlebte, als habe er den Text gerade erst geschrieben. Er zeigte echtes Leiden und Frust aber auch Träumereien und Nachdenklichkeit. Neben der atemberaubenden Gesangsleistung  übernahm er aber auch schon mal die Akustikgitarre oder setzte sich selbst ans E-Piano. Letzteres beispielsweise bei einer atmosphärischen Darbietung von „Brandy Duval“.

 Die Songauswahl war recht überraschend. So lag der Schwerpunkt keineswegs wie zu erwarten gewesen wäre auf dem neuesten Album „A Fondness For Hometown Scars“, sondern war vielmehr ein Best-Of Set aus allen Alben. Auch Songs seiner eher unbekannten Werke wie „Perfect Little Monsters“ kamen zum Zuge. Überraschend war auch die Darbietung gleich zweier Life Of Agony Songs: „Tangerine“ und „Angry Tree“ wurden gespielt. Verzichtet hat er aber auf „Let´s Pretend“ ebenso wie seinen eigenen Hit „Selfish“. Ebenso überraschend wie erfreulich war die Coverversion des Alice In Chains Klassikers „Nutshell“.

Keith Caputo kann man sich immer wieder anschauen. Nicht nur, dass er mit seiner Stimme einfach immer wieder fesselt und unter die Haut geht, sondern auch weil keine Show ist wie die andere. Er improvisiert, seine Songs leben und er lässt sich immer wieder neue Details einfallen. Großartig.

Rolf Gehring

(rg)

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