Ozzy Osbourne / Bullet For My Valentine /
Ca. 15 Jahre lag mein letztes Rendezvous mit dem Prince Of Fucking Darkness zurück, damals gastierte er im Terminal 1 und die Tour hieß “Retirement Sucks“ – und selbst viele Jahre später ist an Rente für den Madman wohl immer noch nicht zu denken. Und wenn man sich seine Show so anschaute, ist das auch ganz gut so!
Wir sind pünktlich zum auf den Tickets angegebenen Beginn um 20 Uhr in der Halle und erkennen schnell, dass Bullet For My Valentine ihr Set leider (?) schon hinter sich haben – denn auf der übersichtlichen Bühne ist von ihrem Equipment nullkommanix zu sehen. Die Band ist aber offensichtlich aufgetreten, denn ihr Merch war zu haben. Stichwort Merch: da hat sich wohl in den letzten Jahren etwas in den Köpfen der Verantwortlichen getan, denn kosteten Shirts von großen Acts wie Metallica oder Slayer vor gar nicht allzu langer Zeit gerne mal bis zu 40 Euro, gab’s beidseitig vierfarbig bedruckte Ozzyleibchen schon ab 20 Euro! 20 Minuten nach Acht startet dann auch das Carmina Burana-Intro und die Ozzy-Mucker betreten von der einen und der Meister himself von der anderen Seite die Bühne. „I Don’t Know“ ist der Opener und das ist zu Anfang auch eine recht gute Beschreibung des Konzerterlebnisses. Weder Backdrop noch Videoleinwand, bis auf Boxenwände rechts und links des monströsen Schlagzeugs (inklusive riesigem Gong!) wurde absolut nix fürs Auge getan. Zudem war die Halle nicht annähernd ausverkauft, sondern gefühlt gerade mal halbvoll, erschwerend hinzu kam das viele Tageslicht, das während der ersten Songs noch ins Bild bratzte. Den affigen Hut und die Sonnebrille legte Bassist Rob Nicholson (früher u.a. bei Danzig und Rob Zombie aktiv) nach dem ersten Song auch schnell ab, bevor es mit „Suicide Solution“ weiterging. Das änderte aber nichts an seinem tuntigen, tänzelnden Stageacting, das wohl eher zu Hairmetal-Acts der 80er gepasst hätte– im aktuellen Lineup ist er also eher der Ausfall. Ganz im Gegensatz zum überragenden Gus G. an der Gitarre, der sich seinen Platz in der Reihe seiner Vorgänger Randy Rhoads, Jake E. Lee und Zakky Wylde (mal ganz abgesehen von Kurzzeitgitarristen wie u.a. Steve Vai, Jerry Cantrell und Alex Skolnick) wahrlich verdient hat. Richtig Spaß machte auch Tommy Clufetos (der in der Vergangenheit u.a. auch schon für Alice Cooper und Rob Zombie die Kessel gerührt hat), der zwar den Gong hinter sich nie berührt hat, aber eine wahrlich imposante Erscheinung und eine Bank an seinem Instrument ist. Zwischen den Songs stieg immer wieder vermeintlicher Rauch an seinem Kit auf und ich dachte schon, dass der Drummer sich mit Sharon anlegen möchte – aber es war dann wohl doch nur eine Magnesiumwolke; damit rieb er sich die Hände ein, damit ihm seine Sticks während der Songs nicht wegglitschten. Sympathisch unauffällig war Keyboarder Adam Wakeman, der bei den vielen Black Sabbath Songs auch als zweiter Gitarrist fungierte, den Mann werden die Metalheads unter unseren Lesern bestimmt auch von seinen Einsätzen für Victoria Beckham und Atomic Kitten kennen, *hüstel*. So richtig stimmig war das Ganze dann beim ersten Black Sabbath-Song im Set, „War Pigs“, den alle in der Halle (sowohl auf als auch vor der Bühne) sichtlich genossen und dem Ozzy mit „Bark At The Moon“ schlauerweise einen weiteren Hit hinterherschickte. Überhaupt war abseits vom Mondangekläffe der Stimmungspegel bei den Black Sabbath-Songs deutlich höher, wobei das offensichtlich auch nicht so im Fokus von Ozzy gestanden haben dürfte, denn die ganz großen Hits in seinem Solo-Oeuvre hat er gar nicht gezückt, so blieben „Dreamer“ (immerhin einst auf Platz 2 in den deutschen Singlecharts!) und auch „No More Tears“ außen vor, dafür fand der ein oder andere unerwartete Track seinen Weg auf die Setlist; besonders den Sabbath-Song „Fairies Wear Boots“ hat wohl kaum einer der geschätzt 6000 Zuschauer erwartet. Ich persönlich hätte außer den genannten Hits auch gerne Tracks wie „Miracle Man“ oder „Perry Mason“ gehört, aber bei so einem Backkatalog kann man es ja eh nicht jedem recht machen… Bezeichnend auch, dass er keinen einzigen Song seines – gar nicht mal so schlechten – aktuellen Albums „Scream“ spielte. Nach ca. 50 Minuten ging Ozzy verschnaufen und seine Mucker durften in wechselnden Kombinationen instrumental loslegen, Soli sind immer Geschmackssache, gerade das Gitarrensolo hätte ich nicht gebraucht, aber das des Drummers war schon sehenswert. Nach dem Soloblock gab’s dann (als Entschädigung?) „Iron Man“, und richtig hat es der eiserne Ozzy an sich schon gemacht, dank Teleprompter saßen die Texte – und die paar Mal, wo die Stimme nicht so mitgemacht hat, haben zumindest unterstrichen, dass es auf dieser Tour keinen Ghostsänger hinter der Backline gegeben hat. Trotz mittlerweile 62 Jahren hatte er sichtlich Spaß an dem ganzen Zirkus, inklusive albernem Rumposen mit BHs aus dem Publikum, permanentem Anfeuern der Massen und Befeuchten der vorderen Reihen – ob nun mit einem Schlauch oder mit diversen Eimern. Nach ca. 100 Minuten verabschiedete er sich fulminant mit dem fetten Zugabenblock „Mama, I’m Coming Home“ und „Paranoid“. Wir sehen uns also wohl auf der „Rocking The Wheelchair-Tour 2026“! (tj)
Setlist Ozzy:
I Don’t Know
Suicide Solution
Mr. Crowley
Goodbye To Romance
War Pigs
Bark At The Moon
Road To Nowhere
Shot In The Dark
Solos
Iron Man
Fairies Wear Boots
I Don’t Want To Change The World
Crazy Train
-
Mama, I’m Coming Home
Paranoid
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