Against Me! / Crazy Arm /
Against Me! haben sich in der Vergangenheit nicht unbedingt durch exzessives Touren in Europa einen Namen gemacht. Zumindest in Süddeutschland, abseits der Hauptstädte, traten sie kaum auf. Auf ihrer aktuellen Tour macht die Band aus Gainsville in Zürich halt. Der dortige Abart Club ist eine gute Adresse, um Bands in intimer Clubatmosphäre zu sehen, die eigentlich schon zu groß sind für kleine Venues wie dieses. So auch im Fall Against Me, die längst kein Underground Tipp mehr sind, sondern sich im Gegenteil schon haltlose Sell-Out Vorwürfe anhören müssen.
Der lokale Opener Überyou (mit ex-Snitch Mitglieder) fiel leider wiedermal dem Verkehr/Berufstätigkeit zum Opfer. So waren die Engländer von Crazy Arm, welche Against Me! auf dieser Tour begleiten, die für uns erste Band des Abends. Diese haben das Publikum und mich selbst nach relativ kurzer Zeit von sich überzeugt. Live wirkt die Truppe aus Plymouth wie eine Mischung aus Hot Water Music, The Clash und eben Against Me!. Eine recht raue und energische Mischung aus Punk, englischem Folk und Americana. Die Band trat in klassischer Rock Besetzung auf. Bei einzelnen Tracks sprang ein weiteres Bandmitglied ein, um Keyboard (eher unnötig) oder Violine (cool) zu spielen. Der Fixpunkt der Band ist aber eindeutig Sänger und Gitarrist Darren Johns, der mit seinem charismatischen Auftreten Sympathiepunkte sammelt. Die Züricher ließen sich recht schnell von der Band anstecken und feierten schon ausgelassen.
Den Umbau und Soundcheck erledigten Against Me! gleich selbst und hielten ihn angenehm kurz. Ohne viel Schnick-Schnack, wie Intro oder so, legte die Band einfach los. Ohne „Hallo“ zu sagen oder gefühlt auch nur Luft zu holen, spielte sie vier Songs am Stück runter. „Cliche Guevara“, „White People For Peace“, “I Was A Teenage Anarchist” und „New Wave“. Die Tracks gingen dabei nahtlos ineinander über. Erst dann setzte die Band kurz ihre Instrumente ab. Eine Begrüßung gab es noch immer nicht. Erst nach der Hälfte des Sets machte Tom Gabel eine kleine Ansage: „Wir haben außer diesen Songs nichts zu sagen, also spielen wir für euch.“Statt viel zu quatschen rocken die Jungs lieber. Doch auch ohne viel zu sagen wirkte die Band sehr sympathisch. Frontmann Tom Gabel grinste permanent zufrieden, Bassist Andrew Seward gab sich sehr aktiv und hatte sichtlich Spaß am Spiel, Drummer Jay Weinberg ließ Erinnerungen an das Tier der Muppet Show aufkeimen – und Gitarrist James Bowman war eher der ruhende Pol der Band. So spielten sich Against Me! durch sämtliche Schaffensphasen. Überraschend oft wurden Songs von den ersten beiden Alben gespielt. Diese kamen beim Publikum zwar gut an, die echten Stimmungshöhepunkte keimten aber erst bei Songs von „New Wave“ und „White Crosses“ auf. Insbesondere letzteres wurde überraschend Stiefmütterlich behandelt. Hits wie „Bamboo Bones“, „High Pressure Low“, „Rapid Decopression“ und natürlich der Titeltrack wurden zwar gespielt, das war‘s dann aber auch schon. Stimmungsvoller Höhepunkt war sicherlich das düstere „Violence“ und auch die anderen Tracks von „Searching For A Former Clarity“ sorgten für Gänsehaut. Das Ende des Sets kam dann gefühlt auch viel zu früh, aber die Jungs ließen sich nicht lange um eine Zugabe bitten und spielten unter anderem noch „Thrash Unreal“, das The Clash Cover „Janie Jones“, sowie das abschließende „We Laugh At Danger (And Break All The Rules)“.
Nach ca. 90 Minuten Spielzeit verließ die Band die Bühne und hinterließ zufriedene Fans. Der eine oder andere dürfte sich über die Songauswahl gewundert haben und dass insbesondere der eine oder andere wichtige Track der neuen Alben fehlte. In diesem Punkt ist es aber besonders schwierig es jedem Recht zu machen – schließlich ist die Spielzeit begrenzt.
Rolf Gehring
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