Machine Head / Bring Me The Horizon / Devildriver / Darkest Hour /
„The Eighth Plague Tour“, welche diesen Winter durch Europa zog, war ein hochkarätig besetztes Tourpaket in Sachen Metal. Angeführt wurde die Tour von den Thrash Kings Machine Head, doch auch die Vorbands konnten sich sehen lassen. Mit Darkest Hour und Devildriver waren zwei gestandene Bands mit jeweils großartigen aktuellen Alben mit dabei und die Jungspunde von Bring Me The Horizon sorgten für Abwechslung im Lineup.
Den Anfang machten Darkest Hour. Die Thrash/Metalcore Truppe aus Washington konnte sich trotz des frühen Starts um 19.00 Uhr schon über ein recht gut gefülltes Haus freuen. Der riesige Backdrop zeigt das Cover des aktuellen Albums „The Human Romance“. Aufgrund der beschränkten Spielzeit von nur 30 Minuten mussten sich die Jungs beeilen und konnten letztendlich auch nur sechs Songs spielen. Dabei waren sowohl Songs vom neuen Album („The World Engulfed in Flames“ und „Your Everyday Disaster“) als auch von „Undoing Ruin“ („With A Thousand Words To Say But One“ und “Sound The Surrender”). Das Album “The Eternal Return” wurde totgeschwiegen, stattdessen gab es mit “Sadist Nation” einen echten Klassiker. Der Bandhit „Doomsayer“ durfte zum Abschluss natürlich nicht fehlen. Die Band hatte allerdings unter Soundproblemen zu leiden. So gingen die Feinheiten leider im allgemeinen Soundmatsch unter. Auch war der Band anzumerken, dass sie vor fremden Publikum zu früher Uhrzeit spielten. Sie rissen ihr Programm souverän herunter, hatten in der Vergangenheit aber durchaus energischere Sets hingelegt.
Als zweites stürmten Devildriver die Bühne. Das Publikum hatte sich nochmal deutlich vermehrt und es war zu spüren, dass auch echte Fans anwesend waren. So taute die Band auch nach dem ersten Track „End Of The Line“ auf und hängte sich ins Zeug. Optischer Mittelpunkt war natürlich Frontmann Dez Fafara, der einmal mehr souverän das Metal Monster verkörperte. Insgesamt hat man ihn schon bewegungsfreudiger gesehen und so wirkte er in Momenten wie ein jüngerer Glenn Danzig, auch was das Erscheinungsbild anging. Seine Ansagen konnten das Publikum motivieren, waren aber nicht mehr als Routine. Auch der Rest der Band gab sich keine Blöße. Technisch beeindruckend ballerten sie sich durch das Set, das sowohl aus Songs vom neuen Album „Beast“ als auch Hits wie „I Could Care Less“ oder „Not All Who Wander Are Lost“ bestand. Auch die Soundprobleme von Darkest Hour gehörten der Vergangenheit an. Ein sehr solider Auftritt, der den Weg für die Headliner auch in Punkto Stimmung perfekt vorbereitete.
Dummerweise standen zwischen Devildriver und Machine Head noch Bring Me The Horizon. Dass die Engländer die Exoten des Billings waren, war schon im Vorfeld klar. Einerseits brachten sie mit ihrem Stil deutliche Abwechslung in den Konzertabend: Statt metallischen Gitarrenschlachten bot die Band derbe Deathcore Kracher, sowie Noise und Hardcore Einflüsse. Zwischen den Songs gab es statt Ansagen elektronische Zwischenspiele, Hip-Hop und Techno Einlagen. Die heutzutage normalerweise nur der Optik wegen auf der Bühne stehenden Boxentürme wurden von der Band mit Scheinwerfern versehen, was für ein frisches Bühnenbild sorgte. Doch die Zielgruppe der Band war heute nicht anwesend. Das zeigte sich zum einen daran, dass die Reihen im Konzertsaal immer dünner wurden und viele Gäste die Zeit nutzen, um sich mit Bier für die Hauptshow zu stärken. Auch die Band selbst hatte sich offensichtlich damit abgefunden, auf dieser Tour nicht so gut anzukommen. Frontmann Oliver Sykes gab sich recht wortkarg und offensichtlich lustlos. Die Fans, die da waren, feierten die Band trotzdem ab, den Stimmungstiefpunkt des Abends mussten Bring Me The Horizon dennoch verbuchen.
Danach wurde auf der Bühne Platz geschaffen für Machine Head. Diese konnten mit ihren Leinwänden und Monitoren zu allererst optisch Eindruck schinden. Doch schon nach dem Intro von „I Am Hell“ lag der Augenmerk auf dem Sound und der Band. Machine Head machten von Anfang an keine Gefangenen. Die Lautstärke wurde im Vergleich zu den Vorbands deutlich erhöht und vor allem die Drums sorgten für flatternde Hosenbeine. Zu Beginn ist man hier sogar fast etwas übers Ziel hinaus geschossen. Die vier Kalifornier sind seit jeher eine Bank auf der Bühne und das stellten sie auch an diesem Abend wieder eindrucksvoll unter Beweis. Allen voran Frontmann Rob Flynn, der mit seiner Stimme und Gestik das Publikum von der ersten Minute an in der Tasche hatte. Die Songauswahl wurde vor allem zu Beginn von neuem Material dominiert. Das zeigt, wie viel Vertrauen die Band in das neue Material hat. Mit „I am Hell“, „Locust“, “The DarknessWithin”, “This Is The End” und „Be Still AndKnow“ wurde der größte Teil der neuen Platte gespielt. Die Songs kamen allesamt sehr gut beim Publikum an, die stimmungsvollen Höhepunkte lagen aber anderswo. Beispielsweise als die Band „Imperium“ spielte oder bei „The Blood, The Sweat, the Tears“. Letzterer war dann auch lange Zeit der älteste Song, der gespielt wurde, denn auch „The Blackening“ kam ausführlich zum Zuge. Erst als Rob Flynn mit „Old“ den ersten alten Song ankündigte, schien es endgültig kein Halten mehr zu geben. Der Saal kochte und sicher haben sich nicht wenige ab jetzt ein Best-Of der ersten Alben gewünscht. Stattdessen hat die Band erstmal wieder aktuelles Material gespielt. Zu hören gab es noch „Bulldozer“, „Ten Ton Hammer“ und zum Schluss natürlich „Davidian“. Obwohl Machine Head sicherlich keine Band ist, die nur von ihrem alten Material lebt– dafür sind die neuen Songs einfach zu stark–, hätte man sich doch insgesamt mehr Klassiker gewünscht. Zumal dann auch die Stimmung am überkochen war.
Optisch machten die Leinwände und Monitore eine gute Figur. Meist wurden Bilder aus dem Coverartwork der entsprechenden Alben gezeigt, immer wieder auch bewegt. Großartig wirkte das Flammenmeer, das während „I Am Hell“ gezeigt wurde. Insgesamt hätte man aber auch hier sicher mehr herausholen können.
Die Band gab sich technisch keine Blöße und spielte die Songs mit hoher Präzision. Gitarrist Phil Demmel hatte ein permanentes Grinsen im Gesicht, Bassist Adam Duce gab sich eher als ruhender Pol und Dave McClain hatte hinter den Drums alle Hände voll zu tun. Die Ansagen von Flynn waren immer sympathisch, aber routiniert. Er war sichtlich beeindruckt vom Schweizer Publikum, das mit aus dem Fußball Stadion entliehenen Hand-Laola-Wellen applaudierte.
Insgesamt war es also ein gelungener Konzertabend. Machine Head haben keinesfalls enttäuscht und sind nach wie vor eine großartige Liveband. Enttäuschend war für Fans der ersten Stunde lediglich die Songauswahl.
Setlist Machine Head:
I Am Hell (Sonata in C#)
Be Still and Know
Imperium
Beautiful Mourning
The Blood, the Sweat, the Tears
Locust
This Is the End
Aesthetics of Hate
Old
Darkness Within
Declaration
Bulldozer
Ten Ton Hammer
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Halo
Davidian
Rolf Gehring
(rg)Dieser Artikel wurde 1727 mal gelesen