The Ghost Inside / Suicide Silence / Stick To Your Guns / Whitechapel / Deez Nuts / Comeback Kid /
Die Jungs von Impericon haben sich in diesem Jahr nicht lumpen lassen und ihre Impericon Festivals in verschiedenen europäischen Städten weiter ausgebaut. Der Event in Zürich war wie auch die anderen mit einem starken Lineup ausgestattet das sich aus dem Who-Is-Who des hippen Hardcore/Metalcore rekrutiert. Insgesamt gaben sich elf Bands auf der Bühne die Klinke in die Hand. Jede mit einer Spielzeit um die 30 Minuten ausgestattet, startete das Spektakel schon am frühen Mittag. Leider zu früh für berufstätige Familienväter, weshalb das Helldriver Team erst am frühen Abend anreisen konnte.
Wir trafen allerdings gerade noch rechtzeitig ein um das erste große Highlight des Tages mitzuerleben. Comeback Kid wurden von dem Schweizer Publikum ausgelassen abgefeiert. Kein Wunder die Band feuert in ihrer kurzen Spielzeit locker ein Hit nach dem anderen ab. Das Publikum singt kräftig mit und sorgt zusammen mit der wie immer gut aufgelegten und energischen Band für immer wieder neue Gänsehaut-Momente. Den Abschluss macht der Song „Wake The Dead“ das aus hunderten Kehlen im inzwischen ausverkauftem Komplex 457 mitgesungen wurde. Ein grandioser Auftritt. Zwar haben Comeback Kid gerade kein brandaktuelles Album draußen, trotzdem muss man sich fragen warum die Kanadier nicht weiter oben im Billing standen.
Nach einer kurzen Umbaupause betreten die Australier von Deez Nuts die Bühne. Diese haben im Vergleich zu Comeback Kid unter einem deutlich dünneren Sound zu leiden, der nach kurzer Eingewöhnung zwar passt aber eben nicht über den nötigen Druck verfügt. Vielleicht ist das mit ein Grund warum der prollige Rap/Hardcore Mix der Aussies in Zürich nicht auf ganzer Linie zünden will. Frontmann JJ Peters gibt sich zudem eher distanziert und beschränkt seine Interaktion mit den Anwesenden auf ein Minimum. Die Tatsache, dass er trotz hoher Temperaturen seinen dicken Kapuzenpulli nicht auszieht wirkt selbst bei einer Image getriebenen Band wie Deez Nuts etwas lächerlich. Neben bekannten Songs präsentierte die Band an diesem Abend auch erstmals Tracks von ihrem neuen Album.
Als nächstes waren Whitechapel an der Reihe. Das hier keine Faxen gemacht werden war spätestens anhand der dichten Nebelschwaden welche die Bühne einhüllten klar. Zentrum der Aufmerksamkeit war Frontmann Phil Bozeman dessen bedrohlich theatralisches Auftreten die Boshaftigkeit der Band weiter unterstrich. Whitechapel waren auch die erste Band des Tages welche die Lichtanlage effektiv nutzten um ihre Show zu bereichern. Live war die ungebremste Brutalität der Band noch deutlicher als auf Platte. Vor allem war von den Melodien, die auf dem neuesten Album zumindest unterschwellig wahrnehmbar sind, nicht mehr viel zu hören. Die Fans feierten die Band gebührend ab.
Whitechapel
Die folgenden Stick To Your Guns haben sich in den letzten Jahren in die Herzen der Hardcore Community gespielt. Die Fans waren entsprechend gespannt auf die Band welche dann auch gleich mit einer Menge Energie ins Set einstiegen. Dummerweise gab es wohl technische Probleme beim Mix. Außer Schlagzeug war beim ersten Song im Publikum nämlich nicht viel zu hören. Das Soundproblem verbesserte sich von Song zu Song bis es nach ca. beim dritten Track nicht mehr spürbar war. Jetzt konnte die sympathische Truppe aus Kalifornien ihr volles Potential auf den Boden bekommen. Die eingängigen Songs funktionierten Live noch besser als auf Platte und die Band gab sich auf der Bühne sehr bewegungsfreudig. Da ließ sich natürlich auch das Publikum nicht lumpen und spiegelte die Energie gern zurück. Der emotionale Monolog von Frontmann Jesse Barnett über die Bedeutung von Hardcore und der Szene wird ebenfalls abgefeiert.
Stick To Your Guns
Dass Suicide Silence inzwischen in der Metal Szene Wurzeln geschlagen haben und inzwischen auch dieses Publikum ins Visier nehmen wird schnell klar. Die durchschnittliche Haarlänge der Bandmitglieder ist sicherlich hier am längsten und auch die dicken Backdrops und Aufsteller sprechen eine metallische Bildsprache. Der neue Frontmann Eddie Hermida erweist sich schnell als würdiger Ersatz für den tragisch verstorbenen Mitch Lucker. Er sorgt mit seiner wahnwitzigen Stimme für offene Münder. Grunzen und Kreischen im äußersten Bereich des menschlich machbaren. Die Band zockt derweil technisch makellos ihre Songs herunter. Vor allem Hermida hatte sichtlich Spaß in Zürich und sorgte trotz der äußersten Brutalität der Musik für eine ausgelassen fröhliche Stimmung.
Komplex 457
The Ghost Inside
Die Rolle des Headliners nahmen The Ghost Inside aus Los Angeles ein. Kein Wunder, schließlich erfreut sich die Band über eine immer weiter steigende Popularität. Das aktuelle Album „Dear Youth“ ist ebenfalls eingeschlagen wie eine Bombe. Entsprechend herzlich wird die Band in Zürich willkommen geheißen. Von der ersten Minute an brodelt der Pit. Die Songs sind dann auch deutlich besser verdaulich und laden eher zum Mitmachen ein als die der direkten Vorgänger. Die Band stieg mit „Between The Lines“ zwar einem älteren Song, dafür aber einen garantiertem Pit-Hit in ihr Set ein bevor sie den Titeltrack der neuen Platte nachfeuerten. In den knapp 40 Minuten lag der Schwerpunkt der Band keineswegs darauf nur die neuen Songs vorzustellen, stattdessen wollte die Band eine gute Party mit den Fans feiern. Dazu wurden mit Ausnahme vom Debüt, Songs von allen Alben gespielt. Es folgte wirklich Hit auf Hit und die Band machte klar, dass sie den Headliner Spot nicht zu Unrecht innehatten. Die Jungs hatten sichtlich Spaß und gaben sich sehr bewegungsfreudig. Frontmann Jonathan Vigil kommunizierte sehr sympathisch mit dem Publikum und hatte das fest im Griff. Auch die Lichtshow war dezent effektvoll und der eines Headliners absolut würdig. Stimmungshöhepunkt des Sets und des ganzen Abends war sicher die Abschlusskombination aus „Avalanche“ und der Hymne „Engine 45“.
The Ghost Inside
The Ghost Inside
Das Impericon Festival war ein rundum gelungener Start in die Festivalsaison. Auch die Location hat sich einmal mehr als ein starker Veranstaltungsort erwiesen. Guter Sound, genug Platz, leckeres BBQ auf der Dachterrasse. Alles Bestens. Sogar das Wetter hat mit gemacht.
(rg)
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