Pretty Girls Make Graves / JR Ewig /
Wenn Du Deine Punkdetermination in gimmligen Jugendhäusern, autonomen Zentren und besetzten Häusern was Konzerte betrifft bekommen hast, würde Dir das Wild At Heart in Berlin genauso komisch anmuten wie es bei mir der Fall war. Einer dieser Hipclubs, die aufzeigen wo Hardcore und Punk angekommen ist: bei Trendgeficke, Hippness und neoliberaler Freakness. Angepaßte und akzeptierte Rebellion für Coole und In-Menschen. Genauso verhielt es sich dann auch mit dem Publikum und Manuela und ich waren immer noch am Kopfschütteln, als Jr Ewing schon Ewigkeiten spielten. Das lief so nebenher, konnte nur ab und zu ein Wippen entlocken, ansonsten passierte da nichts... auch hier hippe, freake, aktuellen Hardcoreäußerlichkeitentrends entsprechende verwöhnte norwegische Kids, die rumzappelten und in ihrem "wie-packe-ich-möglichst-viele-Riffs-in-einen-Song"Geficke keinerlei Innovationspreise gewinnen konnten. Ansonsten passierte nicht viel; zappelten rum wie es derzeit alle tun (gibt es eigentlich Einheitsbewegungen für HC-Bands? Ein "wie-halte-ich-die-Gitarre-oder-den-Mikroständer"Codex?)... spielen das rockende Gefrickel, wie es derzeit alle tun und auch ansonsten kommt da nichts rüber. Irgendwann können wir uns das nicht mehr geben und gehen erst mal eine Falafel essen. Und kommen dann auch genau rechtzeitig wieder: Jr Ewing haben aufgehört zu spielen und Pretty Girls Make Graves betreten die Bühne. Die bisherigen Outputs fand ich gut und auch der Vorläufer Murder City Devils konnte mich überzeugen. So war ich doch relativ gespannt und hatte hohe Erwartungen an die Livedarbietung. Diese plätscherte dann nur so an mir vorbei... irgendwie lief alles nebenher... zu dem war - ausnahmsweise mecker ich da auch mal - der Gesang total leise abgemischt, kaum wahrnehmbar und die Band hatte auch nicht wirklich Lust, weil die Scheinwerfer denen fett in die Fresse leuchteten... lies brannten... auch mehrere Versuche von denen dies dem Techniker beizubringen, schlugen fehl... so wurden alle Kracher des Fulllengths, der 12" und ein Song der aktuellsten 7" runtergerissen und das war vor allem instrumental - eines muss mensch den Musikerbuben lassen: sie beherrschen ihr Handwerk vorzüglich - fein anzuhören, aber vom Gesang war halt fast nichts mitzubekommen und der hat bei Pretty Girls Make Graves hohen Bedeutungswert. Und was uns die Sache dann völlig verdorben hat, waren - nein, nicht die freaky zappelten sich darstellenden Scenepeople - die doof dämlichen Ansagen wie ich sie fast nur - ganz ohne bescheuerten unreflektierten Anti-Amerikanismus - von Bands aus den Staaten kenne... "das beste Konzert auf der Tour", "yippie, yeah wir haben hier alle Spaß zusammen", "kommt alle näher zum Tanzen", "fühlt ihr Euch so gut wie ich es tue"... total platt und einfach nur zum Kopfschütteln. Schnell raus hier. Denke mal, dass die Geschichte mit X-Mist rein musikalischer Natur ist und ein kleiner Patzer aus Nagold war. (ml)
Dieser Artikel wurde 2419 mal gelesen