Southside Festival 2002 /
Gestern noch
im Hörsaal, heute schon mitten im Festivaltrubel. Meine Anreise von Zuhause
nach Neuhausen dauert ca. 10 Minuten. In Neuhausen erwartet mich allerdings
erst mal Stau. Für den einen Kilometer von der Ortseinfahrt Neuhausen bis
zum Festival brauche ich ca. 45 Minuten. Ärgerlich, aber nicht weiter tragisch.
Kaum war ich auf dem Gelände angekommen läuft mir auch schon Larissa
von Roadrunner in die Arme. Nachdem ich mit ihr die Details für das Soulfly
Interview an diesem Tag abgesprochen habe, mache ich mich auf den Weg zum Pressezelt.
Dort steht schon eine Schlange Journalisten um ihren Pressepass abzuholen. Auch
ich stelle mich an. Auf der Hauptbühne nebenan spielen schon "Union
Youth", die ich mir während dem Warten anschaue. Die mir bisher
unbekannte Band erweist sich als gelungener Einstieg in ein schönes Festivalwochenende.
Sie spielen rotzigen Alternativrock mit heftigen Noise Einlagen und Wutausbrüchen.
Gefällt mir gut.
Endlich bin auch ich an der Reihe und bekomme meinen Pass überreicht. Im
Zelt noch kurz ein Bier abgegriffen und dann ziehe ich los das Gelände
zu erkunden.
Die Sonne strahlt schon jetzt gnadenlos auf Neuhausen herunter, unweigerlich
erinnere ich mich an meinen Sonnenbrand vom letzten Jahr und ziehe die Mütze
tiefer ins Gesicht.
Auf der Zeltbühne bekomme ich gerade noch den vorletzten Song von "Zornik"
mit. Auch dieser gefällt mir recht gut. Klingt sehr episch und interessant.
Der letzte Song, die Single, kommt mir aber hingegen etwas belanglos vor. Schön
ist aber zu sehen, dass die Veranstalter aus ihrem Fehler aus dem letzen Jahr
gelernt haben. Die Seiten des Zeltes sind nicht wie im vergangenen Jahr verschlossen,
sondern offen. Dadurch gerät das Zelt nicht zur Sauna. Im Gegenteil es
erweist sich im Lauf des Wochenendes als gern besuchter Schattenplatz.
Gegen 13.30 Uhr treffe ich mich wieder mit Larissa, die mich für das Interview
mit "Soulfly" abholt. Leider verpasse ich dadurch "The
Promise Ring", die ich gern gesehen hätte. Aber ein Plausch mit
Max Cavalera hat natürlich auch seine Vorzüge. Lest am Besten selbst
nach.
Danach traf ich jede Menge Bekannte, weshalb mir der Auftritt von "Gluecifer"
leider entgeht. Laut Augenzeugenberichten war der aber wirklich gelungen.
Ich selbst finde mich erst wieder zu "The (International) Noise Conspiracy"
vor der Hauptbühne ein. Die Band um ex-Refused Sänger Dennis Lyxzen
gefällt mir auf Platte wirklich gut. Auf der großen Hauptbühne
des Southsides wirken sie aber trotz riesigem Backdrops und engagiertem Stageacting
etwas verloren und kommen kraftlos rüber. Die Hits "Smash it up"
und "Capitalism stole my Virginity" lassen zwar Freude aufkommen.
Insgesamt aber ein eher enttäuschender Auftritt.
Den Auftritt von "Such a Surge" bekomme ich nur zur Hälfte
mit. Die Band hat das Publikum fest im Griff und wird entsprechend abgefeiert.
Ältere Songs wie "Gegen den Strom" und "Schatten" gefallen,
im Gegensatz zu neuerem Material, auch mir. Ebenso wie der Ausflug zu "Pain
in the ass". Das Set wird schließlich mit "Ist gut jetzt"
inklusive Slayer Mittelteil beendet. Hätte schlimmer kommen können.
Anschließend tritt die von mir meisterwartete Band des Tages auf. "Soulfly".
Die Band steigt schwungvoll mit "Back to the Primitive" in ihr Set
ein. Leider haben die Brasilianer/Amerikaner anfangs unter gravierenden Soundproblemen
zu leiden. Gitarren sind kaum zu hören und das Schlagzeug wälzt alles
nieder. Erst im späteren Verlauf des Sets wird das Problem einigermaßen
in den Griff bekommen. Schade eigentlich. Soulfly liefern ein absolut souveränes
Set ab, das einen guten Querschnitt durch die drei Alben, inklusive dem obligatorischen
"Roots Bloody Roots", bietet. Auch die Songs vom neuen Album "3",
das zu diesem Zeitpunkt nur die wenigsten gekannt haben dürften, wurden
vom Publikum dankbar aufgenommen. Soulfly waren zu diesem Zeitpunkt die beste
Band des Festivals.
Die "Queens of the Stone Age" sind sicherlich keine schlechte
Band. Auf ihren drogengetränkten Wüstenrock konnte ich aber an diesem
Mittag keinen rechten Zugang finden, was vielleicht auch daran lag, dass die
Sonne mir schon den ganzen Tag auf den Pelz brannte. Ich bummelte ein bisschen
über die Händlermeile, auf der es außer den üblichen Schmuck,
T-Shirts, Pfeifen- Buden nicht viel zu holen gab.
Schließlich habe ich mich zum "Ärzte"-Boykott ans
Zelt zurückgezogen.
Erst zu den "Red Hot Chilli Peppers" machte ich mich auf den
Weg zur Bühne. Ich war nie ein Feind der Band, aber auch kein großer
Fan. Nach diesem Auftritt aber, bin ich aber zum Fan geworden. In astreinem
Sound (wo war der bei Soulfly??) bot die Band einen Hit nach dem andern dar
und machten mir endgültig klar, dass "Blood Sugar Sex Magik"
und "Californication" zu den ganz großen Rock-Platten zählen.
Die Show wurde mit coolen Effekten auf Videoleinwände untermalt. Als bei
der ersten Zugabe "Under the Bridge" ca. 20.000 Leute jedes Wort mitsangen
lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Damit hatten die "Chillis"
den Auftritt von "Soulfly" getoppt. Ein schöner Abschluss des
Tages. Den folgenden Absturz auf dem Zeltplatz möchte ich hier nicht weiter
erörtern.
Am Sonntag
waren die "Beatsteaks" die erste Band die ich sehen wollte.
Davor vertrieb ich mir die Zeit damit über das Gelände zu streifen
und mit Leuten zu quatschen. Pünktlich um 14.00 Uhr betraten die mächtigen
"Beatsteaks" aus Berlin die Zeltbühne. Was folgte war
ein absoluter Siegeszug. Die Band bot alle Hits von "Launched" und
"Living Targets" dar. Die Stimmung im Publikum kochte und auch Sänger
Anim zeigte sich in bester Form. Die Knieverletzung schien endgültig Schnee
von Gestern zu sein. Dieser Auftritt gehörte für mich zu den Besten
des Festivals.
Gleich anschließend betraten "...and you will know us by the Trail
of dead" die Bühne. Auf diesen Auftritt war ich besonders gespannt,
weil ich die Platten der Band sehr verehre und gespannt war ob die Texaner auch
Live ihre Magie versprühen können. Ja, sie können es. Der Auftritt
war packend und interessant. Die meisten Stücke stammten vom aktuellen
Album "Souce Tags & Codes". Munter tauschten die Bandmitglieder
ihre Rollen als Gitarrist, Drummer und Sänger reihum. Der Sound war astrein.
Leider schien das Publikum etwas überfordert.
Der nächste Höhepunkt lies nicht lange auf sich warten. "Rival
Schools" entern die Zeltbühne. Auch sie spielten nahezu alle Songs
ihres genialen Albums "United by Fate". Mainman Walter Schreifels
hatte sichtlich Spaß an dem Auftritt und bedankte sich beim Publikum mit
einer energiegeladenen Performance. So, legte er öfter mal mitten im Song
die Gitarre bei Seite um ins Publikum zu springen. Die anderen Bandmitglieder
wirkten aber leider etwas Steif. Trotzdem ein gelungener Auftritt.
Nach "Rival Schools" musste ich leider die Heimreise antreten.
Das war aufgrund meines Desinteresses am restlichen Programms aber nicht weiter
schlimm.
Abschließend bleibt zu sagen, dass das Soutside 2002 wiedereinmal sehr
gelungen war. Negativ fielen eigentlich nur die hohen Preise für Getränke
und Essen und der teilweise schlechte Sound vor der Mainstage auf. Auch der
Eintrittspreis von fast 80 Euro liegt meiner Ansicht nach über der Schmerzgrenze.
Die Organisation war beispielhaft. Es gab kaum lange Schlangen, der Zeltplatz
lag direkt neben dem Festivalgelände und war mit guten Sanitären Anlagen
ausgestattet. Auch das Billing hat mir besser gefallen wie beim letzten Mal.
Nicht nur, dass mit den Chilli Peppers ein richtig cooler Headliner am Start
war, auch die Tatsache, dass mehr Underground Bands auftreten konnten war sehr
gut. Mit "Soulfly" gab es auch erstmals einen Auftritt einer etwas
härteren Band.
(rg)
Bilder mit
freundlicher Genehmigung von Scorpio Konzertproduktionen GmbH.
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