Ill Nino / Dryrot /
Viel Verwirrung gabs im
Vorfeld um diesen Gig. Zuerst war er drei Tage früher angesetzt und sollte
IL NINO und P.O.D. featuren. Letztere standen recht schnell nicht mehr in den
Ankündigungen, stattdessen erfuhr ich, dass die Stuttgarter Locals OUT
OF SEASON (Ex INFECTED VOICE) eröffnen würden. Später war der
Gig dann auf den 9.6. angekündigt und ich hörte, dass DRY ROT als
weitere Band dazugekommen waren.
Als ich dann an der Röhre war dann doch wieder alles anders, OUT OF SEASON
-Sänger Nicki sagte mir, dass sie nun doch nicht spielen würden und
als ich die ersten Jungs von DRY ROT traf erfuhr ich, dass noch eine andere
Band vor ihnen spielen würde... öfter mal was neues!
Das Konzert war annähernd ausverkauft, entsprechendes Gedränge herrschte
und nachdem ich mich in den Innenraum vorgekämpft hatte bemerkte ich, dass
die erste Band schon zu gange war. Wenn ichs richtig verstanden habe, hiess
die Band STRAIGHT und kommt aus Düsseldorf. STRAIGHT haben mich voll überzeugt,
echt ne unerwartet fette Band, soweit ich weiss ohne Plattenvertrag. Die fünf
Jungs boten eine ordentliche Mischung aus Slipknot-/Death-Metal-Gitarren-Parts
und modernen New-Metal-Einflüssen, zwar nicht die eigenständigste
Band auf diesem Planenten, aber die Songs gingen gut in die Kniee und wurden
von der kompletten Band hingebungsvoll dargeboten, will sagen man bangte sich
die Nackenwirbel zu Brei. Würd ich ja gern mal was auf CD hören. Live
war das echt ne Bank!
Danach das Chaos-Quartett aus Erlangen. DRY ROT hatten in den letzten Jahren
ja leider diverse Umbesetzungen zu verkraften, was auch diverse stilistische
Neuorientierungen mit sich brachte. In der neuen Besetzung ist den Jungs aber
hoffentlich etwas mehr Konstanz vergönnt, denn die knallt ordentlich! Von
der musikalischen Ausrichtung hat die Kombination IL NINO und DRY ROT ideal
gepasst (New-Metal, der zwar nicht sehr eigenständig ist, aber dafür
umso euphorischer vorgetragen wird), man sah den Jungs auch an, dass sie sich
freuten wie die Schneekönige hier dabei sein zu dürfen und in ihrer
halben Stunde Spielzeit alles gaben und mal abgeshen vom Drummer wie wild über
die Bühne wuselten. Im Gegensatz zu früher steuert der Basser nun
Backup-Vocals mit bei und das tat ein Weiteres um einen dichten, wuchtigen Sound
zu produzieren, der die Anwesenden offensichtlich ansprach, denn nach anfänglich
etwas undiffernziertem Sound und verhaltenen Reaktionen änderte sich das
schnell und die Franken hatten die Meute hinter sich, sogar erste Diver liessen
sich nicht nehmen durch die Menge zu kraulen. Daumen hoch für nen überzeugenden
DRY ROT-Gig.
So; 22.00 Uhr, Support-Bands waren ohne Zeitverzögerung durch, ein Rudel
Stagehands machte die Bühne frei und dann hätte es eigentlich gleich
weiter gehen können, eigentlich... Denn de facto liessen sich die Herren
Headliner ne gute Dreiviertelstunde Zeit mit dem Beginn ihrer Show, warum auch
immer. Es staksten zwar ab und an irgendwelche Roadies über die Bühne,
nölten mal hier mal da ein "Check onetwo" ins Mikro, oder schrammelten
ein bisschen auf nem Instrument rum, wenn man aber weiss, dass die Band am Nachmittag
ausgiebig Soundcheck gemacht hat und an diesen Einstellungen üblicherweise
nichts mehr verändert wird, dann konnte man sich ob des Theaters schon
etwas ärgern...
Der Ärger verflog aber augenblicklich als das Saallicht erlosch und die
sechs US-Amerikaner enthusiastisch die Bühne betraten und loslegten. Die
Röhre hüpfte fast im Kollektiv mit und stand voll hinter der Band,
ich hab selten mehr Leute und Action in diesem Club gesehen (vielleicht bei
den Deftones vor ein paar Jahren)! IL NINO liessen sich auch nicht lumpen, hüpften
und sprangen sehr motiviert über die Bretter und feuerten einen Hit nach
dem anderen auf die Meute ab. Die aktuell munter von den Fernsehsendern rotierte
Single kam schon als dritter Song und ich begann mich zu fragen, womit die Herren
denn ihre Setlist füllen werden, wenn sie derart losballern. Ende letzten
Jahres waren sie ja schon als Support von MACHINE HEAD in Stuttgart und haben
damals als Support-Band, mit knapper Spielzeit, schon ne Cover-Version von Eye
for an Eye von SOULFLY gebracht, fand ich, auch aufgrund der stilistischen Nähe
zu SOULFLY, damals schon nicht so schlau. Auch in der Röhre setzten sie
wieder zur Verbeugung vor Max und Konsorten an, leiteten den Song aber mit allerlei
angespielten und veralberten Songs anderer Bands ein: Painkiller (JUDAS PRIEST),
Run to the Hills (IRON MAIDEN), SLAYER, Stairway to heavan (LED ZEPPELIN), FEAR
FACTORY und SLIPKNOT wurden verwurstet bevor dann mit dem erwähnten SOULFLY-Song
gestartet wurde. Die Band zeigte sich also durchaus humorvoll und sympthisch
(es wurde auch munter Wasser in die ersten Reihen verteilt bzw. verspritzt),
als dann gegen 23.30 Uhr aber schon Sense war und wieder die Musik aus der Dose
zu hören war, wäre ich, wenn ich Eintritt gezahlt hätte, doch
etwas verstimmt gewesen, scheint aber niemand so richtig gestresst zu haben...
(tj)
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