Unsane / Harmful /
Im Feierwerk war ich das
letzte mal so gegen 1995, da spielten Shihad ne Headlinershow und seither hat
keine Tour, wegen der ich die zwei Stunden nach Minga gegondelt wäre, im
Feierwerk Station gemacht. Dementsprechend „schnell“ hab ich auch wieder hingefunden,
grummel...
Anyway, der Club gehört in die Kategorie klein aber fein, würd mal
sagen, dass er bei Vollbelegung wohl so an die dreihundert Leute gefasst hätte,
aber da wärs dann auch schon eng geworden. Das wars an diesem Abend keinesfalls,
die 12 Euro Eintrittspreis würde ich mal als akzeptabel bezeichnen, immerhin
sind Unsane ja aus den Staaten und das will ja auch alles bezahlt werden mit
Flügen, Steuern, Reisekosten, Unterkünfte etc.. Geschätzte 80
Zahlende hatten sich an diesem kalten Sonntagabend eingefunden um zweimal Noise-Core
vom Feinsten serviert zu bekommen. Los gings gegen 22 Uhr mit Harmful, die mit
dem letzten Song („Deliverance“) ihres aktuellen Albums ins Set einstiegen (der
mit den leicht orientalischen Harmonien) und gleich einen weiteren Song von
„Sanguine“ nachschoben: die Singel-/ Video-Auskopplung „Open End“. Bassist Chris
war vom ersten Ton an in seinem ganz eigenen Stil mehr als engagiert am Tänzeln
und Bangen und überhaupt drängten sich einem erneut Vokabeln wie Hingabe,
Leidenschaft und authentisch auf beim Anblick der entfesselten Hessen. Entgegen
den Erwartungen gabs auch ordentlich Material von zurückliegenden Veröffentlichungen
(„Vault!“, „You asked for“, „Noxious“ und zum Schluss sogar das traditionelle
„Fliessband“), überraschenderweise wurde aber einer der stärksten
Songs auf dem neuen Album diesmal nicht dargeboten „I Remember you“ habe wohl
nicht nur ich vermisst... Aber so sind sie eben, immer dem eigenen Kopf nach
und wenns auch manchmal nicht für alle nachvollziehbar ist. Im Gegensatz
zu den zwei Headliner-Shows die ich in den letzten Monaten gesehen habe fehlten
auch die liebgewonnene „Johnny Cash“-Ansage vor „Daresay“ und überhaupt
hat Sänger Aren für seine Verhältnisse nicht viel mit dem Publikum
geredet – wer wollte hatte aber nach der Show wie üblich genügend
Möglichkeit mit dem Trio zu quatschen.
Nach zügiger Umbaupause
gings dann auch bald mit den drei New Yorkern Unsane weiter – wobei die Bands
eigentlich nicht groß hätten umbauen müssen, sah eigentlich
kaum verändert aus die Bühne! Das Schlagzeug war ähnlich dimensioniert,
der Bass-Platz wurde mit dem Gitarristen getauscht, der fast genau dieselbe
Gitarre wie Aren spielte... Unsane waren vor allem eins: laut wie Hölle!
Selbst mit Stöpseln fast schmerzlich... Über die gesamte Länge
ihres Auftritts waren sie mir aber zu eindimensional. Harmful haben mit ihren
ersten beiden Alben fast genauso angefangen wie sie, haben sich aber über
die Jahre weiterentwickelt und das fehlt mir bei den US-Boys eben. Sie gingen
ebenso engagiert zu Werke wie die Vorband, die Mütze vom Sänger tropfte
schon nach wenigen Songs vor Schweiß und sogar die Mundharmonika war mit
dabei um die Songs vom vorletzten offiziellen Album „Scattered, Smothered &
Covered“ akkurat umzusetzen. Das Problem ist, dass der Anlass der Tour, die
Re-Union und die veröffentlichung der Best-Of CD „Lambhouse“ mit kaum Promotion
verbunden war und deswegen die Tour auch nicht auf so viel Interesse gestoßen
ist, wie man es dem Package gewünscht hätte... Ach ja, funny auch,
dass Harmful als Support-Act etwa fünfmal soviel Merch am Start hatten
wie Unsane, bei denen konnte man nur nen Kapuzenpulli, ne Picture-LP von „Occupational
Hazard“ (für latent überteuerte 20 Euro) und die Best-Of CD kaufen.
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