Psychopunch / Diversion / The Daredevils /
Von dem Club hatte ich in den vergangen Monaten schon ab und an gehört und Psychpunch waren dann der willkommene Anlass dann auch mal vorbei zu schauen...
Wir kamen mit Absicht erst gegen 22 Uhr am Club an, denn eigentlich wollte ich Diversion, die als Vorband angekündigt waren nicht wirklich sehen. Ich hatte sie zwar noch nie live gesehen, die CDs und ihre Promofotos mit Flammenhemden und sonnenbebrillt langten aber schon aus um mich zu erschrecken. Als wir dann im Club, der in einem Keller am Rande der Altstadt untergebracht ist, ankamen, waren wir dann aber mit die ersten Gäste und auf der Bühne tat sich noch rein gar nichts. Mal abgesehen von ein paar Jungs, die über dem Diversion Backdrop einen The Daredevils-Schriftzug anbrachten. Also noch ne Vorgruppe, toll...
Ich muss zu meiner Schande
gestehen, dass ich auch erst mal nicht geschaltet habe und erst, als ich während
der Show der fünf Würzburger dann das Cover ihrer aktuellen CD „Heavyweight“
sah, bemerkte, dass ich vor gar nicht allzulanger Zeit ein Review für dieses
Mag hier geschrieben habe – Senilität ik hör dir trapsen?
Der Club ist eine Mischung aus Kneipe und Disco. Wie so oft hat das so seine
Vor- und Nachteile. Nachteile waren in dem Fall die für fünf Leute
doch sehr kleine Bühne und die vielen Sitzgelegenheiten (Bar, gemütliche
Sofas etc.), die es einerseits der Band schwer machte sich richtig auszuleben
ohne sich gegenseitig mit ihren Instrumenten zu pfählen und andererseits
das Publikum weitestgehend davon abhielt den Arsch hoch und vor die Bühen
zu bekommen. Anyway, mit einem herzhaften „Good Moring Vietnam!“ startete Sänger
Jimmy, stilecht in ner Bluejeans-Jacke, die Show. Ich zählte zwei Entombed
und ein Cathedral-Shirt in den Reihen der Band und das weist auch schon in die
grob richtige Richtung, dreckiger Rock, schleppende, manchmal fast doomige Klänge
und dazu noch ein fetter Schuss Stoner Rock. Erinnerte mich stellenweise stark
an Black Sabbath und Corrosion of Conformity und somit trafen die Herren bei
mir voll ins Schwarze! Von Sabbath coverten sie dann auch noch „Supernaut“,
machten dabei auch noch eine gute Figur und verabschiedeten sich nach einer
guten halben Stunde mit den Songs „Fire Demon“ und „Hounds on my Trail“. Sehr
tighter Gig, bei dem bis auf die aufgezwängte fehlende Bewegung der Band,
alles passte und bei der besonders der Sänger einen sehr guten Eindruck
hinterließ.
Danach also Diversion. Tja, was will man sagen, sie sind jung... Aber ob das als Entschuldigung langt? Man kann zu ihrer Verteidigung sagen, dass sie mit ihrem Crossover-Sound nun auch wirklich nicht ins Line-Up passten, das ändert aber nicht an meinem Eindruck, dass bei der Band fast alles aufgesetzt wirkt. Zu sehr orientiert man sich an populären Sounds, kleidet und schminkt sich affig und verwurstet bei der Performance sämtliche abgelutschten New Metal Posen, gibt sich evil und sick und das nehm ich den Herren ohne Bartwuchs einfach nicht ab. Besonders unerträglich fand ich Sänger Kai, der mit seinen Posen und Ansagen sämtliche Stimmungskanonen-Register zog und sich auch nicht davon beeindrucken liess, dass außer dem eigens mitgereisten dreiköpfigen Girlie Fanclub, der tapfer die ganze Show über die Hüften kreisen ließ, kaum jemand Notiz von der Band nahm. Hinzu kam, dass die Band wohl reiche Eltern haben muss, denn was da an Equipment aufgefahren wurde, haben sich durchschnittliche Bands nach 10 Jahren nicht vom Mund abgespart. Sowohl Bassist als auch Gitarrist hatten riesige Effektboards vor sich und spielten natürlich mit Senderanlagen, die Bühne war ja auch riesig... Zudem kamen viele Sounds und auch zweite Gesangsstimmen vom Band, nicht dass ich das schlecht oder verwerflich finde, passte aber ins Bild – fehlten eigentlich nur noch Pyros... Der Gipfel war dann aber, als die Band eine Coverversion ansagten. „Power“. Von den H-Blockx. Nicht nur, dass das Original von SNAP ist und die Coverversion der Münsteraner, wie alles was die je gecovert haben (man denke nur an die unsägliche Johnny Cash-Coverversion „Ring of Fire“), gequirlte Scheiße ist, sondern auch die gerappten Parts setzten dem ganzen die Krone auf. Und dazu sei noch angemerkt, dass ich Rap und HipHop durchaus etwas abgewinnen kann, ich hab Tonnen derartiger CDs in meiner Sammlung... Es bleibt zu hoffen, dass die Band irgendwann ihre fehlende Identität entdeckt und die durchaus vorhanden technischen und gesanglichen Fähigkeiten in etwas Originäres verwandelt. Aber wahrscheinlich sind sie die nächste Band, die von nem großen Label gesignt werden und den Sinn- und Herzfrei-Faktor der Medienlandschaft konstant hoch halten. Ach ja, laut Homepage ist der Basser Onkelz- und Marienhof-Fan, wie soll bei derartigen Einflüssen auch was Gutes rauskommen?
OK, nach der Prüfung
kamen dann auch Psychopunch wieder in den Club (während der Diversion Show
hab ich keinen von ihnen gesehen, schlaue Schweden!), bauten flugs ihr Equipment
auf und starteten ihre Show, als gäbe es kein Morgen. Die Band würde
wahrscheinlich auch noch bei ner Möbelhaus-Eröffnung in Grönland
unbeeindruckt ihr Ding durchziehen und hätte am Ende wohl auch noch nen
Haufen neue Fans und ein paar Euro durch Merch-Verkäufe in der Tasche.
Herzerfrischend spielfreudig und wie immer extrem ansteckend zeigten sich die
Vier von ihrer besten Seite, klopften sich arschtight durch ihr Set in dem natürlich
auch die Highlights des kürzlich veröffentlichten „Smashed on Arrival“-Albums
ebensowenig fehlten wie viele Perlen aus ihrem umfangreichen Backkatalog. Der
Drummer sah aus, als würde er jeden Moment tot vom Hocker kippen, rockte
aber trotzdem als gäbe es was zu gewinnen. Basser und zweiter Gitarrist
glänzten nicht nur durch tadelloses Spiel sondern auch mit latentem Cowboy-Outfit.
Mittelpunkt war einmal mehr Sänger und „Mr. Punkrock“ JM, der beim Betreten
der Bühne stets sichtbar aufblüht und Punkrock lebt und atmet wie
kaum ein zweiter. Man spürt, dass hier so gar nichts aufgesetzt ist und
die Band einfach nichts lieber macht als spielen – und da verweisen sie trotz
mittlerweile mehr als 40 Kerzen auf der Geburtstagstorte manches Bandmitglieds
noch die allermeisten Youngster auf die hinteren Plätze. Der Gig ließ
nichts zu wünschen übrig, ok, der Sound war nicht ideal, aber der
Funke sprang auch so von der Bühne aufs Publikum über und ja, natürlich
haben sie wieder die Ramones gecovert, das geht aber in Ordnung, die dürfen
das!
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