Caliban / God Forbid / Chi /
Tja, unverhofft kommt oft! Ich wäre ja richtig gerne zur zweiten „Through the Ashes of Empires“ Machine Head-Tour gegangen, die Dates waren aber alle über 200 Kilometer einfach von meinem Wohnort entfernt und so hatte ich mir das coole Package schon abgeschminkt. Jedenfalls teilweise wurde mein Klagen (von wem auch immer) erhört, denn vor einer Woche kam dann kurzfristig die Ansage, dass die beiden Vorbands überraschend am Samstag in Aalen, quasi vor meiner Haustür, andocken würden – sehr fein! Möglich wurde das Konzert durch den Umstand, dass die Paris-Show von Machine Head mit der von Slayer/Slipknot zusammengelegt wurde um sich nicht eggenseitig das Publikum streitig zu machen – somit war aber auch kein Platz mehr für weitere Vorbands... Und bevor die sich nen Tag auf die faule Haut legen, haben sie sich spontan für die Headlinershows entschieden.
Als Opener leiteten die Lokalmatadoren Chi gegen 21 Uhr einen – soviel sei schon mal vorweggenommen – sehr gelungenen Abend ein. Mit ihrem New Metal-Sound passten sie zwar nicht zu 100% zu den anderen Bands des Abends, aber das war somit eine willkommene Abwechslung und Bereicherung. Die Band gab sich redlich Mühe und präsentieret sich im Gegensatz zur letzten Show, die ich von ihnen am gleichen Ort vor ein paar Monaten gesehen hatte, deutlich tighter. Anfangs war der Sound noch etwas basslastig, das hatte der Mischer dann aber schnell im Griff. Wenn man mal bedenkt, dass sie eben grade ihr erstes Demo veröffentlicht haben, kann man schon von einem Achtungserfolg sprechen. Und wenn sie mit der Zeit noch etwas eigenständiger werden, dann können sie sich bestimmt auch von den ewigen Deftones-Vergleichen freischwimmen. Was den Sänger aber dazu veranlasst haben mag mit einem Kapuzenpulli samt Basecap auf die Bühne zu gehen, hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Im Club war es schon ordentlich warm und auf der Bühne und unter den Strahlern waren es bestimmt noch ein paar Grad mehr...
Nach kurzer Umbaupause gings gegen 21.45 Uhr mit einem coolen Intro (Filmmusik zu „Requiem for a Dream“) mit God Forbid weiter. Die Leute strömten interessiert nach vorne und bereiteten den fünf Mannen einen warmen Empfang. Die Band schaffte es dann auch das Publikum über die ca. 45minütige Spielzeit permanent in Bewegung zu halten, zeigte sich außerordentlich engagiert und gab keinerlei Anlass zu Kritik, sogar die gelegentlich dreistimmigen, melodischen Gesangspassagen kamen einwandfrei, der Sound war mehr als druckvoll und als sie als vorletzten Song ihren „Hit“ „Antihero“ (zu dem es auch einen Videoclip gibt) ansagten, war bestimmt nicht nur ich verwundert, wie schnell die Zeit vergangen war. Den Song widmeten sie ihrem gehassten Präsidenten George W. Bush und das Publikum zeigte auch brav die Mittelfinger für den idiotischen Texaner. Der sympathische Frontmann hatte die Crowd fest in der Hand und die Band schien streckenweise selbst überrascht, wie sehr das Publikum mitging und sogar Aufforderungen zum Mitklatschen brav nachkam. Farbige Musiker sind immer noch selten bei Metal-Bands zu sehen, und nach dieser Show fragt man sich nur umso mehr, warum das wohl so sein mag?
Nach erneut zügigem Umbau gings auch bald mit Caliban weiter. Nach kurzem Intro starteten sie erwartungsgemäß mit dem Opener „The Beloved and the Hatred“ ihrer aktuellen CD „The Opposite from Within“. Auch die fünf Deutschen gingen von der ersten Sekunde an in die Vollen, rockten und posten was das Zeug hielt und bekamen sogar noch etwas mehr Zuspruch von den Fans als ihre Vorband – sogar das zur Zeit von jeder zweiten Band eingesetzte „Wall of Death“-Spielchen klappte einwandfrei. Man merkt der Band die jahrelange Routine und Eingespieltheit von mittlerweile vier Alben deutlich an, da sitzt jedes Riff, die Breaks kommen messerscharf und sie wissen, was sie können und wo ihre Stärken sind. Und auch Elemente, die erst auf dem neuen Album derartig viel Raum eingeräumt bekommen haben, wie z.B. melodische Gesangpassagen, die mittlerweile von Gitarrist Denis Schmidt (der eine stylische weiße LTD Viper spielte) übernommen werden, stehen der Band gut zu Gesicht.
Unterm Strich haben mich
dann aber doch God Forbid mehr überzeugt, wobei es eigentlich blödsinnig
ist, hier eine Band herauszuheben. Es war ein perfekter Abend, mit drei engagierten
Bands, denen man die Freude am Spielen angesehen hat. Angenehm war auch der
faire Preis sowohl für den Eintritt (10 Euro), als auch fürs Merch
(God Forbid CDs: 10 Euro, Shirts 13 Euro, Kapus 30 Euro). Das mit dem Merch
war doppelt interessant, denn Caliban-Sänger Andy erzählte mir, dass
sie ihr Merch bei den Dates mit Machine Head an deren Preise angleichen müssen.
Nachdem sie also 28 Euro für ein Shirt und 60 Euro für den Kapu verlangen
mussten, kaufte bei den Konzerten natürlich wenig Leute ihr Merch. Sie
bekamen dann von Machine Head die Erlaubnis die Preise etwas zu senken (20 Euro
Shirts, 40 Euro Kapus), verkauften prompt mehr Merch und bekamen dann auch ebenso
prompt wieder die Ansage die gleichen Preise wie die Headliner zu nehmen...
kranke Welt!
(tj)
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