Exodus / Apophis / Runamok /
Mei, wenn mir vor ein paar Jahren jemand erzählt hätte, dass Exodus (oder Crowbar, Katatonia usw.) in Aalen, der Kleinstadt bei mir um die Ecke spielen, dann hätte ich das wohl in den Berci des Wunschdenkens verbannt... Nun macht das Rock It aber seit Monaten regelmäßig Konzerte und es sollte wirklich wahr werden: eine der Bay-Area-Thrash-Legenden würde auf der Ostalb gastieren!
Als ich gegen 20:30 pünktlich am Club aufkreuze, ist der Vorplatz schon übersät von schwarz gekleideten Fans, die sich wohl in der Sorge, dass das Konzert ausverkauft sein würde (immerhin gibt’s nur drei Club-Shows auf der Tour!), so früh eingefunden haben. 18 Euro musste man an der Abendkasse für ein Ticket hinlegen und ob das nun teuer ist, ist relativ, Soulfly letzte Woche haben an der Abendkasse 27 Euro verlangt, verglichen damit wars also billig...
Pünktlich um 20:45 legten also Runamok los. Die kann man nur als sehr gut gewählte Support-Band bezeichnen: Old-School-Thrash von den vier Jungs aus Würzburg, die gelegentlich latent an Megadeth erinnerten und trotz technischer Probleme sichtlich Spass beim Spielen hatten. In den Ansagen von Sänger Fabs klang der Stolz und die Freude über diesen Support-Slot deutlich durch. Die Leute vor der Bühne hatten durchaus Freude und widerstanden brav der Verlockung der bei sommerlichen Temperaturen im Hof aufgebauten Bar. Nach den Songs wurde brav applaudiert und sonst munter mit dem Kopf genickt. Cool kamen auch die zweistimmigen Gesangspassagen. Die Jongens haben erst vor kurzem einen Plattenvertrag mit Metalaxe-Records ergattert und spielten u.a. auch Material (z.B. „No Rest for the Wicked“) von ihrer aktuellen CD. Der letzte Song war dann ne Nuclear Assault-Coverversion. Überzeugender Auftritt der Lust aufs Album macht. Auf www.runamok.de gibts übrigens ein ganzes Album in CD-Qualität zum Download! (Kein Witz!)
Zweite Band des Abends waren dann die Aalener Apophis, die mit ihrem Death Metal etwas aus dem Thrash Metal-Rahmen fielen aber deutlich mehr Resonanz vom Publikum bekamen - kein Wunder, war ja schließlich auch ein Heimspiel. Da zur Zeit ohne festen Sänger half der befreundete Agnes von Dawn of Dreams aus. Besonders frenetisch wurde u.a. „Welcome to my world“ aufgenommen. Danach gabs mit „The End of the Path“ auch nen brandneuen Song, der ebenso wie alle anderen mit permanentem Headbangen in den ersten Reihen quittiert wurde. Auch optisch war das durchaus imposant: links und rechts auf der Bühne die zwei kahlgeschorenen Gitarristen mit deutlich Hanteltraining-gestählten Oberarmen und in der Mitte zwei wuselige Mattenschwinger (Sänger und Basser), die den Drummer quasi über die gesamte Dauer des Gigs vor den Blicken des Publikums schützten. Da wirds wirklich mal wieder Zeit für ein neues Album, damit die Jungs ihre Knüppelbotschaft wieder flächendeckend übers Land bringen - und die Zeichen für Death Metal stehen ja grade wieder gut...
Totgesagte leben bekanntlich länger und Exodus waren ja mal richtig lang weg vom Fenster. Reunions waren ja schon immer ein zwiespältiges Thema und manche Bands täten besser daran nicht mit halbgaren Wiederbelebungsversuchen am eigenen Ruhm (so er denn je vorhanden war) zu kratzen. Bei Exodus hat die neue CD auf jeden Fall mal nicht enttäuscht und sogar überraschend nen fetten Chart-Entry hingelegt (Platz 67 wars glaube ich). Um 22:20 Uhr gings los, kein Intro, kein dramatisches Lichtgelösche, einfach eingestöpselt und los gings. Alle Fünf waren komplett in schwarz gekleidet und man sah man ihnen schon an, dass sie nicht mehr die Jüngsten sind, was sie aber nicht davon abhielt alles zu geben (besonders bei Gitarrist Gary Holt hatte man richtig Angst, dass er wegen Unterernährung/Dehydrierung demnächst von der Bühne kippt, so hohlwangig er war und mit rotgeränderten Augen wie er sie hatte). Ganz im Old-School-Charakter sass der Drummer hinter einem waschechten Double-Bass-Kit, das ist heute, dank Doppelfussmaschine, ja auch eher die Ausnahme. Vom ersten bis zum letzten Ton tobte vor der Bühne ein einziger Moshpit, es gab massig Diver und wildes Gebange. Das Publikum zeigte sich auch sehr textsicher und nahm Sänger Zetro viele Shouts ab und fraß ihm quasi aus der Hand. Die Band genoss den Auftritt sichtlich und zeigte sich mehr als spielfreudig. Sänger Zetro betonte immer wieder wie cool er es findet, dass nach fast 20jähriger Bandgeschichte die Fans immer noch so hinter der Band stehen. Auffällig auch dass auch das neue Material von A-Z abgefeiert wurde und die Band reichlich Songs von Tempo of the Damned brachte. Leider wurde das 92er-Album „Force of Habit“ komplett ausgelassen (ich bin aber wohl auch einer der wenigen, die das gut finden...), dafür gabs immerhin einen Song von „Impact is imminent“ („Only Deat decides“). Nachdem der reguläre Teil des Konzerts nach „Bonded by Blood“ beendet war, ließ sich die Band nicht lang bitten und kam fix wieder auf die Bühne um noch vier weitere Songs in die willige Menge zu ballern. Den Abschluss machte dann „Dirty Deeds“ von AC/DC, das vom Sänger als „a song of our favourite band“ angekündigt wurde und sich auch als Bonustrack auf der Digipack-Version von „Tempo of the Damned“ befindet. Gegen 0:20 Uhr war dann Ende Gelände und es bleibt eigentlich nur zu sagen: Hut ab, das ging ja gut ab!
Setlist Exodus:
Star spangled Banner
Deliver us to Evil
Blacklist
Pirahna
Till Death do us part
Fabolous Desaster
Braindead
Shroud of Urin
And then there were none
Culling the Herd
Forward March
Only Death decides
Metal Command
War is my Shepard
Bonded by Blood
Tempo of the Damned
Toxic Waltz
Strike of the Beast
Dirty Deeds
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