Disbelief / Dead Emotions / Havoc /
Ganz im Gegensatz zum aktuellen Albumtitel erschienen leider keine 666 Leute zur seit langem ersten Headliner-Show der Hessen Disbelief im schwäbischen Aalen. Selbst als die Headliner dann auf die Bühne gingen hatte der Veranstalter unverständlicherweise nur etwa ein Zehntel der satanischen Menge auf der Haben- bzw. Zahlen-Seite, das versteh wer will, denn wer nicht da war, hat echt was verpasst.
Schon die erste Band des Abends war eine fette Überraschung. Havoc aus Ulm waren mir vorher kein Begriff, sahen optisch auch nicht wirklich nach einer sinnvollen Einheit aus (blutjunger Gitarrist mit Nirvana- UND Hammerfall-Aufnäher auf dem Gurt, dazu ein Sänger im Fleshcrawl- und ein weiterer Gitarrist im Holzfällerhemd) legten aber furios los und überzeugten nicht nur mich mit ihrem Death-Thrash, sondern hielten auch eine beachtliche Zahl der Zuschauer vor der Bühne und in Bewegung. Sie hatten mit „Thank you, fuck you“ auch einen heißen Anwärter auf den kultigsten Songtitel des Abends im Set, und eine 26sekündige, augenzwinkernde Grindcore-Granate. Hat Spaß gemacht und ich denke die vielen Elemente in ihrer Musik zeugen vom breiten Musikgeschmack der Jungs, das könnte sich mit der Zeit zu was Eigenständigem entwickeln, dranbleiben!
Danach wurde es derbe. Nicht in Bezug auf den Stil, sondern vom Level her. Hatte mich vorher im Intinet etwas schlau gemacht und wusste also, dass die Band schon ne Zeit am Werkeln ist, mehrere Veröffentlichungen vorzuweisen hat usw. „ Innovativer Death-Metal, der durch kraftvolle Riffs, packende Melodien, hohe Dynamik und Eigenständigkeit überzeugt“ (Zitat von der Startseite der Homepage) sollte also serviert werden. Es folgte aber ca. 40 Minuten grottenschlechter Death Metal, besonders der Schlagzeuger fiel immer wieder durch freejazzartige Temposchwankungen a la „Kartoffelsack fällt die Treppe runter“ auf, und ich fragte mich ehrlich, ob das die Band ist, die angekündigt war … Dementsprechend verhalten waren dann auch die Reaktionen auf die Freisinger. Gipfel der Peinlichkeit war dann aber die absolut verbotenen Coverversion von Carcass „Heartwork“, hätte ich Eintritt gezahlt, wärs Zeit gewesen einen Teil der Summer zurück zu verlangen! Wollen wir hoffen, dass bei der Show irgendwelche außergewöhnlichen Vorkommnisse am Start waren oder die Band einfach mal nen schlechten Tag hatte, sonst wüsste ich echt nicht, wo die positiven Reviews auf der Homepage herkommen.
Gegen 23 Uhr dann Disbelief. Zu beiden Seiten der Bühne waren im Hintergrund großformatige Aufsteller im Albumdesign platziert worden, ansonsten hatte sich auf der Bühne wenig getan, alle Bands benutzen die gleiche Backline und wurden auch sound- und lichttechnisch gleich behandelt. Von Anfang an hatten die fünf ihr Publikum fest im Griff, das war zwar nicht zu Hunderten erschienen, feierte die Band aber nach Strich und Faden ab. Was aber auch nicht schwer war, denn die Herren auf der Bühne legten sich hingebungsvoll ins Zeug, ließen die Rüben kreisen und bewegten sich ständig, soweit das im Rahmen der kleinen Bühne möglich war. Gitarrist Olly Lenz zeigte sich stilsicher im Cataract-Shirt und Drummer Kai behielt sein Shirt erwartungsgemäß gar nicht lange an. Sänger Jagger gab den versierten Fronter, kommunizierte viel mit den Leuten und leitete seine Mannen und das anwesende Volk durch eine Setlist, die wirklich kaum Wünsche offen ließ und durch alle Schaffensphasen der Band führte. Man sah richtig, dass sie Bock hatten nach den ganzen 40-minütigen Shows auf der „No Mercy-Tour“ über die ganze Distanz zu gehen und so bauten sie einige Perlen ins Set ein. Ich persönlich hätte sehr gerne „Democracy“ vom „Spreading the Rage“-Album gehört, aber wenn sie eine Coverversion integriert hätten, dann wohl eher einen der vier Bonus-Tracks der limited Edition ihres aktuellen Werks. Cooles Detail: Im Effektrack von Gitarrist Tommy Fritsch leuchtete „66Sick“, hatte er wohl seinen gespeicherten Sound entsprechend benannt – cool! Auch nach der Show war die Band noch lange am Merch (Shirts ab 10 Euro!!!) und im Club um mit den Fans zu feiern. Eine intensive Show von einer der besten deutschen Bands überhaupt! Respekt!
Setlist Disbelief:
66
Sick
Crawl
Spreading the Rage
Misery
No Control
For God
Lost in Time
To the Sky
Ethic Instinct
The Decline
Believer
Rewind it all
To atone for all
Follow
God Master
It's God given
Dieser Artikel wurde 1500 mal gelesen