Social Distortion / Backyard Babies / Cooper /
In Stuttgart wurde die Show vom LKA in die Messehalle verlegt und in anderen Städten wurden gar mehrere Zusatzkonzerte angesetzt (in Hamburg gabs z.B. drei Konzerte)- es sieht ganz so aus, als ob die erste Tour von Mike Ness und seinen Mann seit vielen Jahren auf eine gewisse Nachfrage gestossen ist.
So gegen 20.30 Uhr bin ich in der fast ausverkauften Halle, die erste Band hab ich wohl verpasst, also mal eben das Merchandise checken: 25 Euro fürs Shirt und 15 Euro für ne CD sind wohl mittlerweile Usus...
Die Backyard Babies erscheinen gegen 20.50 Uhr an ihrem Arbeitsplatz, der mit einem riesigen Backdrop mit dem bekannten "Schädel und gekreuzte Knochen"-Design und fünf großen, roten Blinklichtern im Polizeilook dekoriert ist. Überraschend ist auf jeden Fall mal der sehr druckvolle Sound der Schweden. Das ist in der Halle alles andere als selbstverständlich und ich kann mich auch nicht erinnern hier je einen besseren Sound erlebt zu haben! Fein, das Publikum macht auch freundlich mit und taut mit jedem Song mehr auf. Als zweiten Song bringen die Herren dann auch gleich den Kracher "Making Enemies Is Good" und legen sich gut ins Zeug. Sänger Nicke Borg gibt den Vorzeigerocker mit blondierten Haaren, Stirnband und offenem Hemd und auch der ein oder anderen Klischee-Ansage a la "Stuttgart make some fuckin noise!", Dregen, der andere Gitarrist zeigt sich sehr bewegungsfreudig und erledigt auch die Backupvocals routiniert und hat ansonsten viel Spaß dabei sein Gesangsmikro immer wieder umzustoßen, so dass der Roadie es eins ums andere Mal wieder aufrichten muss. Der Basser rockt auf der linken Seite der Bühne im Nothing-Shirt einen ab und der Drummer sorgt mit ihm zusammen für ein verlässliches Groove-Fundament. Schon beim vierten Song klatscht das vordere Drittel des Publikums begeistert mit und später gibts dann auch Songs vom kommenden Album "Tinnitus". Manche der Songs im Set klangen dann doch sehr nach den Headlinern des Abends - insofern ist die gemeinsame Welttour wohl ein Geschenk für die Hinterhofbabies. Nach guten 45 Minuten war Schluss, Daumen hoch für die Jungs, da wurden am Abend und am Tag nach der Show bestimmt die ein oder andere CD von ihnen gekauft.
In der Umbaupause war dann mehr und mehr ein gespanntes Erwarten zu bemerken. Die Spannung stieg und da halfen auch die Ramones vom Band nicht viel. Aber gegen 22 Uhr wars dann auch schon so weit, das Licht ging aus, das Intro (von Dick Dale, den meisten wohl vom Pulp Fiction-Soundtrack bekannt) lief an und Mike Ness trat an sein Mikro in der Bühnenmitte - worauf natürlich schon mal riesiger Applaus aufbrauste. Der Meister war komplett in blau gekleidet, Blue Jeans, blaues Worker-Shirt und blaue Schiebermütze. Das Hemd hatte er aber nicht lange an, später zeigte er sich dann wie gewohnt im Unterhemd, in Stuttgart allerdings in schwarz statt im gewohnten weiss. Hinter der Band prangte das Social Distortion-Logo mit dem bekannten Skelett, später erschien hinter diesem Backdrop dann ein weiteres mit dem Coverartwork des aktuellen Albums "Sex, Love and Rock'N'Roll". Mit dem Opener dieses Albums wurde dann auch das Set eingeläutet. Bei einigen Songs wurde die Band zusätzlich noch von einem Keyboarder ergänzt, meist war neben Mike aber nur ein Basser, ein weiterer Gitarrist und ein Drummer auf der Bühne. Beim Headliner gabs natürlich auch keinerlei Auftau-Phase im Publikum, da wurde vom ersten Ton des Intros bis zum letzten der Zugabe frenetisch alles bedingungslos abgefeiert, gepogt und Leute über die Menge getragen. Und das obwohl der Sound zumindest über die ersten paar Songs nicht halb so gut war, wie bei der vorherigen Band. Es wurde zwar lautstärketechnisch ein ganzes Pfund draufgepackt, aber der Bass war viel zu laut und der Sound allgemein viel zu matschig-wummerig. Die Leute hats nicht gejuckt, und wenn, dann haben sie es sich jedenfalls nicht anmerken lassen.
Angemerkt hat man Mr. Ness aber die paar vergangenen Jahre seit seinem letzten Besuch, die gesamte Statur wirkte bulliger und runder, nicht mehr so kantig wie früher. Zudem kaute er permanent nen quietschgrünen Kaugummi, mit dem er dann auch fleissig Blasen produzierte.
Ein weiterer Song vom neuen Album, "Mommy's Little Monster", wurde dann mit "This next song was written a couple of years ago, maybe around 1982" angesagt, tja, die Band ist seit guten 25 Jahren im Geschäft und so mancher im Publikum war zur Bandgründung wohl noch nicht mal geplant gewesen. Ein gewisser Altersunterschied war wohl auch zwischen dem charsimatischem Fronter und seinem Giatrristen, rein optisch hätten das Vater und Sohn sein können! Die Band war aber eindeutig Nebensache, das hier war die Mike Ness-Show, die anderen Mitwirkenden somit also gerade mal Statisten. Der Sänger war offensichtlich gut gelaunt - kein Wunder bei der Kulisse - und auch zum ein oder anderen Scherz aufgelegt, so wurde "Sick Boys" z.B. als "old bavarian beerdrinking-song" angekündigt und einen Song hat er den Kids im Publikum gewidmet - schliesslich ist er ja selbst mehrfacher Vater. Vor "Don't drag me down" zog der Fronter dann ordentlich über George W. Bush vom Leder ("what's cocksucker in german?") und das Publikum stimmte ihm da natürlich nur zu gerne zu. Bei "Sometimes I do" durften dann auch noch die Backyard Babies-Gitarristen als Unterstützung auf die Bühne, die die Show schon eine ganze Zeit vom Bühnenrand aus beobachtet hatten. Um zehn nach elf ging die Band dann nach "Nickels and dimes" von der Bühne, kehrte aber nach kurzer Zeit für drei Zugaben zurück. Zunächst gabs mit "Footprints on my ceiling" nochmal nen Song vom neuen Album, dann wurde sich mit "Ring of Fire" wohl vor Johnny Cash verbeugt (wozu man aber auch einen anderen Song hätte wählen können) und mit "Story of my Life" und der integrierten Bandvorstellung ging eine fantastische Show zu ende. Mir persönlich fehlten auf jeden Fall noch "Dear Lover" und "When The Angels Sing", aber bei einem derartigen Schaffen, können bei einer Show ja auch nicht alle Wünsche berücksichtigt werden. Wollen mal hoffen, dass sowohl das nächste Album, als auch ein erneuter Deutschlandbesuch nicht wieder acht Jahre auf sich warten lassen!
Setlist Social Distortion:
Reach For The Sky
Highway 101
Under My Thumb
Mommy's Little Monster
When She Begins
Lude Boy
Sick Boys
Don't Drag Me Down
Diamond In The Rough
Don't Take Me For Granted
Prison Bound
Send Her Back
Sometimes I Do
Nickels And Dimes
Footprints On My Ceiling
Ring Of Fire
Story Of My Life
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