Obituary / Samael / Maroon /
Bevor ich mit dem eigentlichen Review starte, hier mal ein Lektion in Umsonst-auf-Konzerte- kommen. Möglichkeit A) Schreibe für ein Magazin und komme so auf die Gästeliste. Möglichkeit B) Schnappe dir einen Karton voll mit Merchandising und lasse dich von der freundlichen Security durch den Eingang winken. An dieser Stelle noch mal ein fettes Dankeschön and die TürsteherInnen der Live Music Hall. Zwar stand ich auf der Gästeliste, aber ihr habt mir echt ein langwieriges Anstehen in der bitteren Kälte erspart.
Maroon starteten pünktlich um 20 Uhr und ließen sich nicht von den etwas verhaltenen Publikumsreaktionen stören. Von Anfang drückte das Quintett aus Nordhausen das Gaspedal bis zum Anschlag durch und strotzte nur so vor Spielfreude und „Tightness“ (Wie heißt das auf das auf Deutsch???). Stimmungskanone André glänzte wieder mit hörenswerten Ansagen zwischen den Songs und schaffte es Stück für Stück das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Die Show kränkelte zu Beginn etwas am Sound, was sich aber spätestens nach drei Songs gelegt hatte. Als besonderes Schmankerl gab es noch einen sehr viel versprechenden Song vom neuen Album, auf das man echt gespannt sein darf. Ansonsten bot das Set einen guten Querschnitt durch die Maroon-Geschichte und zeigte mal wieder, dass Maroon es einfach drauf haben, egal ob Highspeed-Geknüppel oder Monster-Mosh.
Samael habe ich vor zehn Jahren schon mal gesehen und konnte mich damals überhaupt nicht mit der Band anfreunden. Gut – ich bin älter, weiser und auch offener, also warte ich erstmal ab Aber irgendwie will der Funke bei mir schon wieder nicht überspringen. Es steht völlig außer Frage was Samael musikalisch geleistet und an Klassikern haben. Aber besonders nach Maroon wirken die Schweizer etwas lustlos und unmotiviert. Jedoch sieht das der Großteil der Besucher anders und lässt die langen Matten kreisen. Für mich isset einfach nix.
Kommen wir aber nun zur dunklen Seite des „Sunshine State“ Florida. Schon beim Line-Check bekomme ich eine Gänsehaut. Der Gitarrensound ist unverkennbar und lässt schon erahnen was an diesem Abend auf Köln zukommt. Nach einem stimmungsvollen Intro – Gewitter mit schaurigen Blitzen – bricht die Hölle los. So einen Sound hat die Live Music Hall noch nicht gehört. Obituary walzen von Anfang an alles nieder. Treibendes Schlagzeug, Gitarrenwände, alles ultratight und darüber schwebt die technisch aufbereitete Stimme Tardys – wie von Platte. So was von Heavy und mächtig. Man fühlt sich sofort in die 90er Jahre zurück versetzt. Ein Hit jagte den anderen und es gab keine längen oder Schwächen - „On The Floor“, „Chopped In Half”, „Threatening Skies“ , “Turned Inside Out”, „Dying“, „Kill For Me”, „´Til Death”, “Slowly We Rot”. Bei einem Song sorgt Sänger Tardy für ein wenig Irritation, als er die Bühne verlässt und sich an die Theke stellt um seinen Kollegen bei einem Instrumentalstück zu lauschen. Die zu 2/3 bärtigen und teilweise im Pickup-Fahrer-Look erschienenen Obituary glänzen vor Spielfreude, besonders der Basser geht ab als gäbe es kein Morgen mehr. Nur Allen West macht einen etwas introvertierten Eindruck, doch auch ihm huscht bei den frenetischen Publikumsreaktionen mal ein Lächeln übers Gesicht. Keine Frage. Obituary sind zurück. Einziger Wehmutstropen sind die sehr hohen Eintrittspreise mit 22 €. Da fragt man sich schon womit das gerechtfertigt sein soll. Bei günstigeren Preisen wäre der Laden mit Sicherheit wesentlich voller gewesen. Nur so als Tipp für die Zukunft.
(jr)Dieser Artikel wurde 1372 mal gelesen