Mannits / All That Remains / Terror / Unearth / Madball / Chimaira /
Der Verkehr in Zürich zur Rush Hour ist alles andere als ein Vergnügen. Verstopfte Straßen und alle paar Meter eine Ampel. Mangelnde Ortskenntnis machte das Unterfangen das Rohstofflager zu finden nicht gerade einfacher. So kam es dann auch, dass wir, als wir endlich den Ort des Geschehens erreichten, die erste Band „Manntis“ verpasst hatten und All That Remains bereits mitten in ihrem Set waren. Diese machten allerdings eine überaus gute Figur und obwohl die Metalcore Truppe in Europa ein unbeschriebenes Blatt ist, provozierten sie einige Publikumsreaktionen. Ein agiler Frontmann der sowohl bitterböse Shouts als auch schöne Gesanglinien in seinem Repertoire hat. Die charmante Dame am Bass war ebenfalls bemüht, Bewegung auf die Bühne zu bringen während die beiden Gitarristen hauptsächlich damit beschäftigt waren aufs Griffbrett zu starren. Der Sound bei All That Remains war alles andere als gut, das Ganze klang trotz recht überschaubarer Hallengröße entfernt und hallte stark. Ein Problem, das sich durch den ganzen Abend zog. Nach wenigen Songs beendete die Band bereits ihr Set und machte Platz für Terror.
Diese starteten dann auch nach einer überraschend kurzen Umbaupause direkt mit dem Titeltrack ihres aktuellen Albums „One With The Underdogs“. Während diesem ersten Song erschien die Band noch etwas steif und müde, doch schon im zweiten Kracher „Spit My Rage“ explodierten die Jungs. Und nicht nur die Band auf der Bühne, die Energie übertrug sich schnell auf das inzwischen immer zahlreicher werdende Publikum. Circle Pits, Crowdsurfen und Moshpits waren die folgenden Titel während die Band einen Kracher nach dem anderen ins Publikum feuerte. Frontmann Scott Vogel goss mit seinen Ansagen immer weiter Öl ins Feuer. Als besonderes Bonbon spielte die Band einen Song ihres bald erscheinenden neuen Albums. Es ist immer wieder beachtenswert über wie viel Energie diese Jungs und ihre Songs verfügen. Nach gut einer halben Stunde war auch der Terror Auftritt vorbei. Ein früher Höhepunkt des Abends, der lediglich wieder durch den schlechten undifferenzierten Sound getrübt wurde.
Weiter ging es mit Unearth. Sie versuchten der Soundproblematik der Halle durch gesteigerte Lautstärke Herr zu werden. Ein Plan der zunächst aufzugehen schien, sich jedoch schnell ins Gegenteil umkehrte. Gegen Ende ihres Sets, beim Knaller „Black Hearts Now Reign“ war der Sound schließlich fast unerträglich. Eine traurige Tatsache, denn der Auftritt von Unearth war definitiv einer meiner Höhepunkte in ersten Halbjahr 2006. In den 30 Minuten die der Band zur Verfügung standen, brannten die Jungs ein Metalcore Feuerwerk ab wie man es selten erlebt. Songs vom letzten Album wie „Endless“, „This Lying World“ oder „The Great Dividers“ sind ohne Zweifel nach wie vor Metalcore Referenzsongs. Besser bekommt man es kaum und das gilt auch für die energische Darbietung der Band auf der Bühne. Das Publikum entlohnte dies mit den heftigsten Reaktionen des Abends. Gespannt darf man übrigens auch auf das bald erscheinende neue Album der Band sein, von dem sie bereits eine Kostprobe gaben. Großartig, wären nur die Soundprobleme nicht gewesen.
Noch etwas herber in Punkto Sound hat es die Co-Headliner und Hardcore Urgesteine Madball erwischt. Von Freddys Stimme war am Anfang des Sets lediglich ein leises Gluckern zu hören. Aber egal, die Texte sollte man ohnehin auswendig kennen. Freddy, der übrigens wieder abolut fit ist und die Plauze voll abtrainiert hat, heizte über die Bühne wie ein bissiger Pitbull. Auffällig ist, dass Madball inzwischen so viele Hits haben, dass sie es gar nicht schaffen alle in einem 45-minütigen Set unterzubringen und dazu noch Songs vom aktuellen Album zu spielen. So beschränkte sich das Quartett auf das Nötigste und schaffte es dennoch, Songs von allen Alben zu spielen. Besonders abgefeiert wurden natürlich Songs von „Set It Off“ und „Demonstrating My Style“. Doch auch zu den Beiträgen von „Hold It Down“ und sogar „Look My Way“, welche die Band bisher in ihren Sets eher Stiefmütterlich behandelt hatten, wurde gerockt. Auch die neuen Songs von „Legacy“ fügten sich gut ins Set ein. Bassist Hoya war meist recht still und meldete sich nur einmal mit einem herzlichen „Riiikola“ zu Wort. Zum Abschluss holte Freddy Scott von Terror auf die Bühne um mit ihm zusammen „Pride (Times Are Changing)“ darzubieten. Ich habe Madball nun schon so oft gesehen, aber es lohnt ich einfach immer wieder. Da verdauen sich die Soundprobleme auch besser. Nur wenige Bands erreichen diesen Energielevel.
Insbesondere nicht Chimaira welche in Zürich die Headlinerrolle übernahmen. Die Band wirkte von vornherein etwas deplaziert auf dem Billing der Tour. Zwar hatten Chimira an diesem Abend den besten und klarsten Sound, konnten aber bei mir keinen Blumentopf gewinnen. Nicht nur bei mir, auch bei weiten Teilen des Publikums, das vorzeitig des Saal verließ, hinterließen Chimaira wohl keinen allzu guten Eindruck. Zwar spielten die Jungs ihre Songs, die ich auf Platte eigentlich gar nicht so schlecht finde, souverän herunter und warteten als einzige an dem Abend mit einer ausgefeilten Lichtshow auf, der Funke wollte und wollte aber einfach nicht überspringen. Der Auftritt wirkte insgesamt zu durchdacht, zu aufgesetzt und statisch. Nicht einmal im Ansatz konnten Chimira den Energielevel der vorangegangenen Bands erreichen. Fairerweise sei zu sagen, dass die Band vielleicht zu einem früheren Zeitpunkt eine bessere Figur gemacht hätte, aber nach Schwergewichten wie Madball, Unearth und Terror muss man schon mit anderen Geschützen auffahren. Dabei war es auch egal, ob die Songs vom neuen Album stammten oder von der Hitplatte „The Impossibility Of Reason“. Ein schwacher Abschluss für eine ansonsten großartige Show.
Abschließend bleibt zu sagen, die „Sounds Of The Underground“ Tour eine wirklich hochkarätig besetze Angelegenheit. Der Abend wurde lediglich von den duch die Halle bedingten Soundprobleme getrübt. Bleibt zu hoffen, dass sie sich auch in Europa etabliert und auch in der Zukunft ähnlich großartige Packages bietet wie in den Staaten.
(rg)Dieser Artikel wurde 1706 mal gelesen