Billy Talent / Julia /
Höllenheiss war es an diesem Donnerstag Abend, aber hey, man soll ja nicht meckern, schließlich war es auch wochenlang regnerisch und fucking kalt für die Jahreszeit. Aber es war schon abzusehen, dass man keine Jacke mitnehmen braucht und so war ich später auch einigermaßen verwundert, als es sich vor der Garderobe in der Halle doch deutlich staute. Aber vielleicht haben die Leute ja auch alle Rucksäcke dabei gehabt...
Vor nicht allzu langer Zeit waren wir nebenan in der kleinen Halle bei den göttlichen Thrice und trotzdem deren aktuelles Album ein absolutes Meisterwerk ist, war die Show nicht annähernd ausverkauft. Das neue Album der Kanadier kommt erst eine gute Woche später in die Läden und trotzdem ist die große Halle proppenvoll und folgerichtig auch mit 1600 Zuschauern ausverkauft.
Die österreichische Vorgruppe Julia verpassen wir (leider?), die Zeugenaussagen zu ihrem Auftritt gehen doch sehr auseinander, als um 21.30 Uhr dann aber das Saallicht ausgeht sind sich alle Anwesenden einig und strömen gen Bühne. Hinter der prangte ein riesiges Backdrop mit dem Covermotiv des neuen Albums, bis auf die bekannten roten Mikroständer wars das dann aber auch schon mit Showelementen. Aber wer braucht auch ausgefuchste Bühnenaufbauten, Pyros oder sonstigen Schmuh, wenn er ein derartiges Energiebündel wie Sänger Ben Kowalewicz in der Band hat. Der trug zur Enttäuschung seiner (zahlreichen) weiblichen Fans heute kein pinkes Haarspängchen im Haupthaar, sorgte aber mit Glitzerarmband für den Schuss Metrosexualität. Beim ersten Song trug er noch ein Shirt, das riss er sich aber dann recht schnell vom Leib und machte für die kommenden siebzig Minuten den Flummie auf der Bühne und lebt wirklich jeden Song und Text hingebungsvoll aus. Auch Gitarrist Ian D'Sa ist mit viel Hingabe bei der Sache, ist aber nicht so extrovertiert wie sein Sänger, sondern ist um exaktes Spiel bemüht und somit konzentriert bei der Arbeit – was nicht heisst, dass der Mann mit der Schuhkartonfrisur sich nicht bewegt! Der Basser und der Drummer verlegten sich aufs fettes Fundament legen und grooven – wobei der Drummer sich deutlich weniger bewegte – kleiner Witz am Rande...
Was mich sehr freute, war für die meisten der Anwesenden wohl etwas überraschend: die Band liess sich trotz erst noch bevorstehenden Veröffentlichungstermin des neuen Albums nicht abhalten und spielte ausgiebig Songs vom neuen Album – allesamt Kracher. Die beiden Opener „Devil In A Midnight Mass†und “Red Flag†eröffneten sowohl die Show, wie auch das Album und waren vielen schon vertraut (ersteres ist die erste Singleauskopplung und “Red Flag†war in ner Demoversion bereits auf dem “Taste Of Chaosâ€-Sampler zu finden), später gabs dann aber mit Songs wie z.B. „Fallen Leaves“, „Sympathy“ und „Perfect World“ noch ordentlich neues Material, das zwar freudig aufgenommen wurde, aber natürlich nicht solche Publikumsreaktionen wie die Songs vom Debut auslösten. Die wurden nämlich nach allen Regeln der Kunst abgefeiert, mitgegröhlt und beklatscht. Auch zwischen den Songs zeigten sich die Jungs sehr mitteilungsbedürftig, da wurden Songs dem kanadischen Präsidenten oder auch George W. gewidmet und immer wieder das Publikum gepriesen oder auch bekräftigt, dass man gerade nirgends lieber wäre, als eben hier in München vor 1600 Deutschen Fans. Um 22.50 Uhr war dann nach einem Zugabenblock mit drei Songs vom Debutalbum, der noch mal die letzten Kraftreserven beim Publikum aktivierte, endgültig Schluss und es strömten dann noch viele zum Merch um zum fairen Preis (Shirt 20 Euro) Devotionalien zu erbeuten. Zudem versprachen die Band auch sehr bald wieder zu kommen – wobei sie dann sicherlich in noch größeren Hallen spielen werden, denn die Band geht so was von steil, dass ich wertvolle Körperteile darauf wetten würde, dass sie zu den Gewinnern des Jahres zählen werden. Lange kein so intensives Konzert mehr gesehen!
Setlist Billy Talent:
Devil In A Midnight Mass
Red Flag
Line & Sinker
The Ex
Fallen Leaves
Cut The Curtains
Sympathy
Prisoners Of Today
Standing In The Rain
This Suffering
Worker Bees
Perfect World
River Below
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This Is How It Goes
Nothing To Lose
Try Honesty
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