Taking Back Sunday / Anti-Flag / Underoath / Senses Fail /
An diesem Samstag luden die Jungs von Leech Records zur Taste Of Chaos Tour in die Cityhalle nach Winterthur. Das Lineup war mit großen Namen der Emo/Punk Szene exzellent besetzt. Leider schafften wir es erst recht spät zur Show und verpassten so die beiden lokalen Opener sowie Saosin, die erste Band des Tourtrosses. Dies empfand ich als sehr schade, da die Emo Newcomer Saosin mit ihrem kürzlich erschienen Debüt ein wirklich starkes Werk vorgelegt hatten.
Die erste Band für uns waren Senses Fail, die nach einem kurzen Intro mit coolen Lichteffekten in ihr Set starteten. Die Band um den charismatischen Frontmann Buddy bemühte sich das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Wie alle Bands an diesem Abend hatten allerdings auch Senses Fail unter einem recht schlechten, matschigen Sound zu leiden. Dennoch konnten die Jungs mit einer guten Mischung aus alten und neuen Songs die vorderen Reihen des Publikums schon zum tanzen animieren. Was der Band vielleicht an echten Hits fehlte machte sie durch Bewegungsfreude und sympathischer Ausstrahlung wieder wett. So wurde die Band ihrer Rolle als Anheizer durchaus gerecht.
Nach einer relativ kurzen Umbaupause standen Underoath auf der Bühne. Die Band kann wohl ohne Zweifel als der geheime Headliner der Tour gelten. Die Christen Screamocoreler wurden zu ihrem ersten Auftritt in der Schweiz begeistert empfangen. Optisch hat die Band einen Schritt Richtung Metal gemacht. Lange Haare und Metal Shirts bestimmen das Bild. Vom ersten bis zum letzten Ton gleicht der Auftritt einer Explosion. Die Band macht ihrem Ruf als energiereiche Liveband alle Ehre. Hier wird gehüpft, gemosht und Gitarren durch die Luft gewirbelt. Selbst Drummer Aaron, der den melodischen Gesang übernimmt, hält es nicht auf seinem Sessel. Ganz nebenbei feuert die Band dann auch zielsicher ihre Hits ins Publikum wobei insbesondere die Songs vom letzen Album „They're Only Chasing Safety“ deutlich besser beim Publikum ankommen als das neue Material von aktuellen Album. Underoath können sich über heftige Publikumsreaktionen freuen, müssen ihr Set aber leider schon nach einer guten halben Stunde beenden. Viel zu kurz. Bevor sie sich vom Publikum verabschieden bedankt sich die Band natürlich noch bei Jesus persönlich.
Das kommt bei den Polit Punkern von Anti-Flag natürlich nicht in die Tüte. Die Band sind bereits alte Bekannte in der Schweiz und werden von entsprechend vielen Fans freundlich begrüßt. Stilistisch fällt die Band etwas aus dem Rahmen der Tour, sind sie doch die einzigen die straighten Punk-Rock bieten. Gleichzeitig sind Anti-Flag auch die einzige Band des Abends die mit dem Sound kaum Probleme haben. Die Band liefert einen sehr routinierten Auftritt ab. Sie spielen alle Songs die das Publikum hören will und machen ihre kämpferischen, aber auch oft gehörten, Ansagen. Die Band macht einfach immer Spaß und regt gleichzeitig zum Nachdenken an. Auch die neuen Songs, obwohl deutlich poppiger, passen sich perfekt in das Set neben Songs wie „Die For Your Government“ ein. Eine Besonderheit bot die Band in Form des selten gespielten älteren Songs „Indie Sux, Hard-Line Sux, Emo Sux, You Suck!“, bei dem Senses Fails Buddy einen kurzen Gastauftritt hatte. Ansonsten waren Anti-Flag ganz wie man sie kennt und liebt. Mitreisende Punk Hymnen, sympathisches aber wütendes Auftreten. Anti-Flag wissen ganz genau wie man das Publikum auf seine Seite zieht, das gelang der Band auch dieses Mal, auch wenn es teilweise sehr routiniert erschien.
Die Hauptband des Abends waren die Emo Kings Taking Back Sunday. Eine Band auf die ich mich sehr gefreut hatte, da ich sie zuvor immer verpasst hatte. Als die Band die Bühne betrat stellte sich nach anfänglicher Freude allerdings schnell Ernüchterung ein. Die Sangeskunst von Frontmann Adam war alles andere als gut. Er schien mehr damit beschäftigt zu sein das Mikro möglichst Effektvoll durch die Landschaft zu schleudern als damit einen Ton zu treffen. Überhaupt lieferte er eine sehr gekünstelte, auf gutes Aussehen bedachte, Vorstellung ab. Sein Stageacting erinnerte nicht selten an Depeche Modes Dave Gahan und wirkte reichlich aufgesetzt. Seine distanzierten, Rockstar Ansagen die er stehts mit „Ladys and Gentleman“ einleitete gaben den Herren vollends als Unsymapth preis. Den dunklen Schatten den Adam somit über den Auftritt warf konnte der Rest der Band durch gekonntes Spielen der Songs leider nicht mehr retten. Im weiteren Verlauf des Sets hat sich Adam dann offensichtlich warm gesungen und seine Leistung verbesserte sich deutlich. Auch ist natürlich nicht zu verleugnen, dass die Band über großartige Songs verfügt aus denen sie ein Best-Of Set boten. Der Schwerpunkt lag dabei natürlich auf Songs vom aktuellen Album „Louder Now“, doch auch Songs der ersten beiden Platten kamen zum Zug. Vom ersten Album jedoch leider viel zu wenig. Wenn man sich an dem lächerlichen Auftreten von Adam nicht stört oder es ausblenden konnte wurde also durchaus gut unterhalten. Von den frenetischen Publikumsreaktionen zu schließen waren dazu viele der Anwesenden in der Lage.
Insgesamt war die Taste Of Chaos Tour in Winterthur eine sehr gelungene Angelegenheit. Lediglich die Soundprobleme welche alle Bands mal mehr, mal weniger hatten fielen negativ auf. Diese sind aber vermutlich auf die baulichen Gegebenheiten der Halle zurückzuführen. Man darf gespannt sein, welche Bands im nächsten Jahr ihren Weg nach Europa finden. (rg)
(rg)Dieser Artikel wurde 2343 mal gelesen